Ein geschichtlicher Abriss zur Grube Freiung I
- 1921 kaufen die "Süddeutsche Flußspatwerke GmbH", Nabburg von Georg Reichhart die Grube Reichhart-Schacht mit den Abbaurechten.
- 1922 stellen die "Süddeutsche Flußspatwerke GmbH", eine 15 PS Dampfmaschine auf und teufen östlich der Straße des Reichhart-Schachtes, auf PlanNr. 1970 1/3, einen neuen Schleppschacht ( tonnlägiger Schacht, d. h. im Gang abgeteuft ) vorläufig bis auf 32 m ab, der fortan Gottessegenschacht genannt wird. Josef Barnickl aus Nabburg wird Betriebsleiter.
- Zum Heben der Grubenwässer wird ein Pulsometer aufgebaut und auf der 32 m Sohle der Flußspatgang aufgefahren und mit der Flußspatförderung begonnen. Im Niveau von 20 und 28 m gab es Zwischensohlen. Die von Wilhelm Reichhart eingeführte Abbaumethode mit Zwischensohlen wurde zunächst beibehalten.
- 1923 ist laut einem Befahrungsbericht der Schleppschacht bis 40 m abgeteuft. Beschäftigt werden 10 - 12 Arbeiter die täglich bis zu 8 Tonnen Flußspat und 1 bis 2 Tonnen verkäuflichen ( weißen ) Schwerspat, der mit der Hand aus der Fördermasse sortiert wird, fördern.
- Der weiße Schwerspat findet als Ersatz für Bleiweiß oder in der Chemischen Großindustrie zur Bereitung von Lithopone, Barium-Präparaten und Chemikalien, von Ba O2 zur Darstellung von Wasserstoffsuperoxyd und Sauerstoff Verwendung.
- 1924/25 wurde der Gottessegenschacht bis zur 60 m Sohle verlängert. Bei 41 und bei 50 m wurden zwei weitere Sohlen aufgefahren. Die 41 m Sohle wurde nach Westen, circa 50 m über den Reichhart-Schacht hinaus, aufgefahren. Der Reichhart-Schacht wurde bis zu diesem Niveau weiter abgeteuft und als Wetterschacht eingerichtet.
- ab 1925 wird der Bruch der Süddeutschen Flußspatwerke Grube Freiung I genannt, da östlich auf PlanNr. 1970 1/5, Lanzenholz, die Firma Hochscheidt im gleichen Jahr ebenfalls eine Grube, die Grube Freiung II anfängt.
- 1925/26 mußte auch die Abbaumethode geändert werden, da nach der Teufe zu das Gebirge nicht mehr die Standfestigkeit der oberen Abbaubereiche aufwieß. So wurde auch hier der im Gangbergbau übliche Firstenstoßbau mit Versatz eingeführt. Die für die Fahrung, Förderung und Bewetterung benötigten Rollen wurden im Versatz ausgespart. Der Ausbau dieser Rollen erfolgte in Holzrahmenzimmerung oder aus Granitbrocken gebildeten Trockenmauern. Der Firstenstoßbau hatte neben der Beherrschung des Gebirges - im Bedarfsfalle konnte zusätzlich Türstockzimmerung eingebracht werden - noch den Vorteil der Aussortierung des Spates vor Ort; der Abfall wurde gleich als Versatz verwendet. Die neben dem Abfall noch benötigten Bergemengen zum Auffüllen des Abbaus wurden aus Bergemühlen ( in das Nebengestein getriebene Kammern zur Versatzgewinnung ) hereingewonnen. Auf die Weise wurden mache Nebentrümer des Hauptganges entdeckt und zum Abbau vorgerichtet. Der Nachteil dieser Abbaumethode war die geringe Leistungsfähigkeit und die damit verbundenen hohen Gewinnungskosten.
- 1928 wird in der Statistik folgendes angegeben: Grube Freiung I, Besitzer Süddeutsche Flußspatwerke GmbH, verwertbare Förderung 3.000 Tonnen, Belegschaft 11 Beschäftigte.
- 1929 zwang die Weltwirtschaftskrise die "Süddeutsche Flußspatwerke GmbH" dazu, Konkurs anzumelden. Die Grube wird stillgelegt. Georg Reichhart läßt das Ausbeuterecht und die Maschinen für nicht mehr geleistete Zahlungen pfänden.
- 1933 erwarb Anton Kallmünzer aus Schwarzenfeld die Flußspatgrube mit den noch vorhandenen Maschinen und Geräten, samt Ausbeuterechte von dem Gutsbesitzer Georg Reichhart in Freiung. Zu der Grube gehört der Gottessegenschacht als Hauptschacht und der Reichhart-Schacht als Wetterschacht und Anton Kallmünzer erwirbt auch die im Osten anschließende Flußspatgrube Grube Freiung II mit den Schächten Marie, Cäcilia I und einem Luftschacht. Die Grube wird fortan Grube Kallmünzer genannt.
Die Lagerstätte
- 1923 fällt der Gang mit circa 75 Grad ein und zeichnet sich durch eine stark wechselnde Breite aus. Interessant ist dieser Gang dadurch, daß ein Teil der Gangmasse zueinander senkrecht geschichtet ist. Dies dürfte seinen Grund darin haben, daß nachträglich der Gang sich erweiterte und diese Kluft durch weit langsameres Auskristallisieren der die Kluft nicht ganz füllende Lösung ausfüllte. Bei der Erweiterung wurde ein Teil des Hangenden ( Granit ) abgerissen, dieses Trum steht jetzt als Granitlinse mitten im Gang.
Mineralogie
- 1923 wird von eine 1 m breite Flußspat - Schicht gesprochen, die sehr reines, grobstengeliges, farblos bis hellgrün gefärbtes Material liefert, der daran anstoßende großblätterige Baryt fast reinweiß erscheint, ist die darauf stoßende 0,4 m breite Fluoritschicht feinkörnig bis erdig, stark verunreinigt durch Ton und intensiv gefärbt durch Eisen und Mangan. Ein bunter Wechsel von 1 - 10 mm breiten Streifen von Fluorkalzium, tritt ein, um dann in eine 0,3 m breite großblätterige Barytader mit viel Brauneisen und Ton überzugehen. In Hohlräumen ausgebildete Baryttafeln sind fast immer mit Fluorit oder durch Eisen rötlich gefärbtem Quarz überzogen. Die Barytkristalle zeigen buntgefärbte Schichtung und enthalten oft Einschlüsse von Ton, Quarz, Kupferkies und Pyrit.
- 2010 ist mir in einer alten Sammlung eine hellgrünliche Fluoritstufe mit auskristallisierte Fluoritwürfel bis circa 25 mm Kantenlänge, mit aufsitzende Barytxx, von Grube Freiung I bekannt geworden.
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