Allgemeines
- 1859 Eröffnung der zweigleisigen Bahnstrecke von Regensburg nach Schwandorf.
- 1863 am 1. Oktober Eröffnung der zweigleisigen Bahnstrecke von Schwandorf bis nach Weiden.
Vorwort
- Es ist zu "vermuten", was andere Autoren in der bisher erschienenen Literatur schon geäußert haben, dass relativ zeitnah nach Eröffnung der Bahnstrecke bis nach Weiden der unternehmerische Flußspatbergbau im Wölsendorfer Revier begonnen hatte. Der Bauunternehmer Peter Weiß aus Weiden wird nach der Eröffnung der Bahnstrecke im Jahre 1863 den Entschluß gefaßt haben im Wölsendorfer Raum zwei Flußspatgruben in Betrieb zu nehmen, nämlich die Weiß'sche Grube am Lehenbühl, FlurNr. 915 und die Grube Kuppelholz am Kuppelberg, auf FlurNr. 1103. Auf beiden Flurstücken befinden sich relativ breite Flußspatgänge. Als Bauunternehmer hatte er auch eine gewisse Kenntniss um an Sprengstoff zu kommen und die Erfahrung damit umzugehen.
- um 1865 wird daher "vermutlich" auf FlurNr. 1103 der erste Schacht eingeteuft und im Laufe der nächsten Jahre die ersten Strecken im Streichen des Flußspatganges aufgefahren worden sein.
Ein geschichtlicher Abriss zur Grube Kuppelholz
vermutlich um 1881 läßt Peter Weiß, Baumeister zu Weiden, eine Mutung für die Bleierzgrube "Peterszeche" in der Markung Schwarzach, BA Nabburg, mit der Laufzeit 1882 bis 1883, eintragen.
- Hinweis zum Ort: Der Ort Wölsendorf gehörte zur Markung Schwarzach.
- Hinweis zur Mutung: Die Mutung ist auf den "Fundpunkt Bleierz" zurückzuführen.
- Hinweis zum Name der Grube: Da in vielen Fällen die Namen der jeweiligen Gruben nirgendwo überliefert sind habe ich diesen Gruben einen Namen gegeben der sich an den namentlich genannten Flurnummern, Landschaftbenennungen, Gebäuden etc. in diesem Bereich richtet.
- Hinweis zum Name Kuppelholz und Peterszeche: Die Daten dieser Mutung sind mir erst in 2013 bekannt geworden, es besteht die Möglichkeit das die Grube Kuppelholz, Peterszeche genannt wurde.
- 1883 am 7. Dezember stellt der Bauunternehmer Peter Weiß in Weiden einen Antrag an das Königliche Bezirksamt Nabburg, auf Errichtung einer Pulverkammer auf PlanNr. 1103 Kuppelholz. Die Eintragung "Fundpunkt Bleierz" in dem auf dem Antrag beigegebenen Plan auf der Flurnummer 1103 und der gestellte Antrag auf Errichtung der Pulverkammer lassen darauf schließen, daß hier bereits seit längerer Zeit Bergbau betrieben wurde.
1884 am 27. Februar schreibt der Bauunternehmer Weiß aus Weiden an das königliche Bezirksamt Nabburg folgendes: "Der gehorsamst Unterzeichnete zeigt hiermit dem kgl. Bezirksamt ergebenst an, daß die Pulverkammer neben bezeichneten Betreffs seit 14 Tagen schon fertig entsprechend hergestellt ist, welches der Unterzeichnete dem dortigen Herrn Distriktstechniker bereits mündlich in Schwarzenfeld mitteilte."
- Hinweis dazu: Für die Abnahme einer Pulverkammer zur damaligen Zeit mußte ein Techniker, hier von der Gemeinde Nabburg, die Bauabnahme machen und die Polizeibehörde, hier Gendarmerie Station Schwarzenfeld, eine Genehmigung bezüglich der Sicherheit und des Lagerns von Sprengstoff geben.
1884 am 4. März berichtet der Gendarm Anton Karg unter:
- K.B. Gendarmeriekorps:
- Kompagnie Oberpfalz und
- Regensburg
- Brigade Nabburg
- Station Schwarzenfeld
- Betreff: Peter Weiß, Bauunternehmer von Weiden u. Gen. wegen Übertretung in Bezug auf Lagerung von Sprengstoffen
- In dieser dienstlichen Anzeige berichtet Gendarm Anton Karg über seine Ermittlungen wegen des Lagerns und Aushändigens von Dynamit und Pulver. Er schreibt das die Aussagen von dem Verwalter Graser (Hinweis: Herr Graser ist dafür zuständig, Dynamit und Pulver für die Gruben in und um dem Ort Wölsendorf zu verwalten) und den Beschäftigten aus den verschiedenen Spatbrüchen über die Ausgabemengen von Dynamit und Pulver unterschiedlich seien. ... Anton Karg berichtet auch darüber, daß die Lagerung des Dynamits und Pulvers bei Herrn Weiß nicht Ordnungsgemäß sind. ... Herr Graser machte nämlich gegenüber dem Gendarmen Anton Karg folgende Aussage: "Ich habe meinem Herrn Weiß hiewegen (wegen der nicht getrennten Lagerung von Dynamit und Pulver) Mitteilung gemacht, welcher die noch nötige Abhilfe treffen wird." ... darüberhinaus findet man einen Hinweis von Anton Karg über die Herkunft des Dynamits und des Pulvers die da lautet: "Das Dynamit bezieht Herr Weiß nach Angabe des Herrn Graser von der Pulverfabrik Rothweidn, Hamburg / Niederlassung Deggendorf / und wird in Regensburg per Achse abgeholt und in die Pulverkammer gebracht. Der Vorrat in der Pulverkammer sei höchstens 150 Pfund Pulver und 25 Pfund Dynamit." ... weiterhin erwähnt er, daß der Bauunternehmer Weiß mehrere Spatbrüche besitzt, so auch in dem sogenannten Lehenbirl (Lehenbühl) auf der Flurnummer 915 der Gemeinde Diendorf.
- Hinweis dazu: Der Lehenbühl bzw. die FlurNr. 915 gehörten zu dieser Zeit zur Gemeinde Diendorf.
1884 am 6. März macht der Distriktstechniker Steiger auf einem Schriftstück vom 27. Februar 1884 folgende Angaben:
- 1884 am 15. März schreibt Herr Weiß: "Die beanstandeten Mängel am Zaun behoben sind. Die gesonderte Verwahrung, bin ich bereit dadurch zu bewirken, daß ich eine aufzuführende Scheidenmauer im bestehenden Magazin Dynamit und Pulver getrennt, von Pulver gelagert wird, wozu ich um polizeiliche Genehmigung bitte."
- 1884 am 24. Oktober läuft ein Schriftstück zwischen dem Spathgrubenbesitzer Wolfgang Zimmermann und dem Bezirksamt Nabburg indem W. Zimmermann mitteilt, daß der Bauunternehmer Peter Weiß ihm genehmigt habe, bis zu 50 Kilo Pulver in seinem Magazin auf Flurnummer 1103 lagern zu dürfen und bittet gleichzeitig um Erteilung der entsprechenden Befugnis.
- 1885 ist in einem Bericht folgendes zu lesen:
- "Schwarzenfeld, 25./26. Mai 1885 --- Dem kgl. Bezirksamte bringe ich nach gepflogenen Recherchen dienstlich zur Anzeige, daß der Verwalter Graser die 5 Dynamitpatronen am 19. dieses Monats in dem Steinbruch Wölsenberg hat verschießen lassen, wo zur Zeit in dem Pulvermagazin des Herrn Weiß ein Dynamit nicht mehr vorhanden ist ... Andreas Kulzer, Gendarm"
- 1885 am 13. Juni stellt das Bezirksamt Nabburg fest, daß Herrn Graser die Genehmigung zum Besitz von Dynamit nicht erteilt worden ist. Niemand anderer hat diese Genehmigung. Die Sprengungen mit Pulver allein werden noch im Juni 1885 abgebrochen, weil sie erfolglos sind (eben weil Herr Graser mit Dynamit nicht mehr umgehen darf und Pulversprengungen ohne Dynamit keinen Erfolg haben).
- 1885 am 7. November kann nach umfangreichen "Recherchen des Stationskdt. Schreyer der Gendarmeriestation Schwarzenfeld" dem am 4. April 1835 in Wölsendorf geborenen und in Brensdorf, Hs-Nr.12 wohnenden Josef Hierl, die Verwaltung des Dynamits übertragen werden.
1908 erwähnt Max Priehäußer, München, daß die höchste Ausbeute (Förderung) einem gewissen Bauer aus Schwarzenfeld gehörige Grube östlich von Wölsendorf erzielt. Dort ist ein Schacht bis zu einer Tiefe von circa 40 m abgeteuft. Der Aushieb erfolgt in drei Stollen (Strecken), die in verschiedener Höhe nach beiden Gangrichtungen aufgefahren sind und eine Länge bis zu 100 m besitzen.
- Hinweis dazu: In alter Literatur wird für untertägige Strecken oft der Begriff Stollen genutzt. Aufgrund eines mir vorliegenden alten Grubenrisses kann weiterhin gesagt werden, dass der Schacht der Freiherrlich von Stengel'schen Grube, vorher der Schacht der Grube Kuppelholz, zu diesem Zeitpunkt bereits seine Endteufe von 45 Meter erreicht hatte, woran im untersten Niveau des Schachtes ein sehr kurzer Querschlag angeschlagen war und an diesem Querschlag ging in südsüdöstlicher Richtung eine 130 Meter lange und in nordnordwestlicher Richtung eine 90 Meter lange Strecke, die im Flußspatgang gelegen haben, ab. Darüber lag eine 33 m Sohle.
- Da mir kein vollständiger alter Grubenriß der Grube Marienschacht mit all seinen Strecken, Querschlägen, Tagesaufhauen und Schächten vorliegt, ist es nicht nachzuvollziehen in welcher Höhe 1908 die andere, 1. Sohle (oder der 1. Stollen (Strecke)) gelegen haben könnte. Meine Vermutung ist aber, dass es sich hier um eine 15, 16 oder 17 m Sohle gehandelt hat.
- Der Kuppelholz - Schacht, später Freiherrlich von Stengel Schacht genannt, diente bis zur Stillegung der Grube Marienschacht, bis zum 30. Juni 1979, als Luftschacht und war somit der Schacht, der im Wölsendorfer Revier am längsten in Betrieb war.
Nachwort
- Hinweis zur Grube: Wie lange die Grube Kuppelholz von Peter Weiß betrieben worden ist, ist nicht überliefert, aber er hat es in seiner Betriebszeit geschafft einen circa 45 Meter tiefen Schacht abzuteufen, an dem 3 Stollen (Strecken) in verschiedener Höhe nach beiden Gangrichtungen aufgefahren waren und eine Länge bis zu 100 m hatten. Diese immense Leistung für damalige Verhältnisse haben mich dazu veranlaßt, den Betriebsbeginn auf den Zeitraum um 1865 einzugrenzen.
- Die Leistungen von Georg Bauer als "Mitbegründer des Oberpfälzer Flußspat- und Tonbergbaues" wurden mit einer Gedenktafel gewürdigt, eine solche Anerkennung hätte Peter Weiß aber auf jeden Fall auch verdient.
- Hinweis zur Leistung von Peter Weiß und Leistungsberechnung von mir: Die FlurNr. 1103 wurde 1893 von Baron Freiherr Heinrich von Stengel aus Regensburg erworben und 1894 bereits an Georg Bauer verpachtet oder verkauft. Bedeutet das der Baron vermutlich den Schacht von Peter Weiß nicht tiefer geteuft und wohl auch keine weiteren Streckenmeter gemacht hat und das gleiche wird für Georg Bauer zutreffen, zumal Georg Bauer 1904 dem Bergamt mitteilt, dass in diesem Schacht "seit vielleicht 8 Jahren nicht mehr gearbeitet wurde" und von 1905 bis 1907, nach Wiederinbetriebnahme, wird bis auf den Flußspatabbau und vielleicht eines kleinen Streckenvortriebes ebenfalls nicht viel passiert sein und so kann man die erbrachten Meter-Leistungen, die 1908 von Max Priehäußer genannt werden, fast, wenn nicht sogar komplett, Peter Weiß zuschreiben. Wichtig dabei ist, dass Max Priehäußer ja nur die längste Strecke, nämlich 100 Meter erwähnt hat, insgesamt waren es wesentlich mehr, denn wenn ich für die anderen Strecken, nämlich die 15, 16 oder 17 m Sohle und die 33 m Sohle, nur 50 Meter, sowohl in südsüdöstlicher und nordnordwestlicher Richtung rechne, dann komme ich auf 4 x 50 m, gleich 200 Meter für die ersten beiden Sohlen, plus 50 und 100 m für die 45 m Sohle, nämlich tiefgestapelt auf eine Gesamtlänge von 350 Meter Strecke, plus die 45 Meter vom Schacht und das sind Ausmaße für eine Flußspatgrube die von keinem mehr unter diesen Bedingungen im Wölsendorfer Revier erreicht worden sind !!!
- weiter siehe unter Freiherrlich von Stengel'sche Grube
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