Hinweis zum Fundort
- In der bisher erschienen Literatur, durch Mineraliensammler und sonstige Informationsquellen ist immer wieder von einem Verbundbergwerk Marienschacht/Johannesschacht die Rede, Mineralstufen werden entsprechend so angeboten oder sind auch so beschriftet, aber einen Verbund hat es zwischen der Grube Marienschacht und der Grube Johannesschacht nicht gegeben, denn von einem Verbund wird nur dann gesprochen, wenn zwei noch tätige Bergwerke miteinander verbunden werden und das war hier nicht der Fall, weil die Grube Johannesschacht bereits stillgelegt war und die Tagesanlagen abgerissen wurden. Eine Umfahrung des Baufeldes der Grube Johannesschacht fand deshalb statt, weil sich die Grundstücke und somit auch das untertägige Grubenfeld der Grube Johannesschacht bereits im Privatbesitz von Wolfgang Forster, Wölsendorf, befunden hatten.
Ein geschichtlicher Abriss zur Grube Marienschacht/Baufeld Staatsbruch
- 1970 am 1. Januar wird die Grube Wölsendorf-Marienschacht an die Firma "Flußspatwerke Schwarzenfeld GmbH, vorm. Anton Kallmünzer" verkauft.
- Geschäftsführer ist Direktor Paul Kottwitz, Nabburg. Die Flußspatgrube wird jetzt unter dem Namen Grube Wölsendorf weitergeführt. Betriebsleiter ist Obersteiger Linus Kestel.
- Die (alte) Gewerkschaft Wölsendorf wird daraufhin aufgelöst.
- Ab 1970 wurde durch die Firma "Flußspatwerk Schwarzenfeld GmbH, vormals Anton Kallmünzer", von der 150 m Sohle der Grube Marienschacht, eine Richtstrecke im Gestein, um das alte Baufeld der Grube Johannesschacht aufgefahren, um in das Altfeld der Grube Staatsbruch zu gelangen.
- 1972 wird im Baufeld der Grube Staatsbruch der Rolandgang abgebaut und der Barbaragang für den Abbau vorgerichtet.
Zur Bewetterung des Baufeldes Staatsbruch wird der Naabrankenstollen, ab Stollenmundloch, durch zwei Bergbau-Pensionäre aufgewältigt. Im Naabrankengang konnte dabei eine kleine Druse mit Quarz vorgefunden werden, in der sich violette Fluoritwürfelchen befunden hatten (siehe dazu Fotos unter (SNr. 0744)).
- Hinweis dazu: Zur besseren Übersicht führe ich die Grube Wölsendorf unter Grube Marienschacht weiter und nicht unter Grube Wölsendorf, zumal in den 70iger Jahren die Grube dann wieder Grube Marienschacht genannt wird.
- 1973 am 01. September kauft die Firma "VAW Flußspat-Chemie GmbH", Stulln, die Grube Marienschacht. Die Bergbauleitung hatte Dipl. Ing. Karl Weiss.
- In der Folgezeit wird der vorgerichtete Barbaragang dann durch die "VAW Flußspat-Chemie GmbH", Stulln, abgebaut.
- 1978 wird darüber berichtet, daß die wirtschaftliche Lage im Flußspatbergbau sehr angespannt ist. Nach Auskunft der "VAW Flußspat-Chemie GmbH" war das aus der eigenen Rohspatförderung gewonnene Konzentrat um 20 bis 40 DM je Tonne teuerer als das auf Basis von Fremdspat gewonnene Konzentrat, daher wird aufgrund der hohen Gestehungskosten
- 1979 am 30. Juni wird der Betrieb der Grube Marienschacht, einschließlich der Baufelder der ehemaligen Gruben Staatsbruch und Pfeiffer, eingestellt und umgehend mit den Stillegungsarbeiten begonnen. Am 13. Juni 1979 wurde bereits die letzte Produktionsschicht verfahren.
- 1979 am 29. November wurde der Marienschacht mit einer Stahlbetonplatte verschlossen und am 31. Dezember waren die Stillegungsarbeiten weitestgehend abgeschlossen.
- 1980 sind die Abschlußarbeiten für die Schließung der Grube beendet. Die Gebäude sind abgerissen, die Schächte verfüllt, Wald bedeckt die ehemaligen Bergbaustätten.
Mineralogie
siehe dazu auch unter Grube Staatsbruch
- Die Grube Marienschacht, Baufeld Staatsbruch, hat ab circa 1972 bis zum 31.08.1973, unter die Firma "Flußspatwerk Schwarzenfeld GmbH, vormals Anton Kallmünzer", die besten Stufen im Wölsendorfer Revier geliefert. Aus dem Baufeld sind erstklassige Honigspatstufen (Foto 01 und 02), auch mit Hämatitüberzug (Foto 03 bis 05), aus dem Abbau im Rolandgang und Stinkspatstufen (Foto 06 bis 08) aus der Vorrichtung in dem Barbaragang in die Sammlungen gelangt, die oftmals Museumscharakter aufgewiesen haben und so in den Mineralienausstellungen von Nabburg und Schwarzenfeld zu sehen waren und zum Teil immer noch sind.
- Ab 01.09.1973, bis zur Stilllegung am 30.06.1979, hat die Firma "VAW Flußspat-Chemie GmbH", Stulln, den vorgerichteten Barbaragang dann abgebaut. Stufenfunde aus dieser Zeit sind bekannt, erreichten in vielen Fällen allerdings nicht mehr die Qualität wie unter die Firma "Flußspatwerk Schwarzenfeld GmbH, vormals Anton Kallmünzer".
- Tendenziell kann heute insgesamt die Aussage getroffen werden, dass die Gruben Hermine, Gisela und Erna, später noch Roland und Marienschacht, unter die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Stulln (VFG-Stulln), später "VAW Flußspat-Chemie GmbH", Stulln (VAW-Stulln) genannt, im Verhältnis zu den Gruben Cäcilia mit der Außenanlage der Grube Heißer Stein und Max, später noch Marienschacht und Erika von die Firma "Flußspatwerk Schwarzenfeld GmbH, vormals Anton Kallmünzer", um ein vielfaches schlechteres Stufenmaterial für die Sammlungen geliefert hat.
- Honigspat ist im Wölsendorfer Flußspatrevier eine Farbvariante des Flußspates die nur für dieses Revier gilt und von Bergleuten aufgrund der Farbe so genannt wurde. Im Schwarzwald, in der Grube Clara, wird zu einer Barytvariante ebenfalls Honigspat gesagt, wobei sich beide Farben von der Grube Clara und des Wölsendorfer Flußspatreviers aber unterscheiden. Bei allen anderen Stufen aus dem In- und Ausland handelt es sich um honigfarbene Stufen.
- Eine Ausnahme war eine Kluft am nordwestlichen Ende des Rolandganges, die fast unter der Naab (ein Fluss) gelegen hatte und während der Vorrichtung angetroffen wurde. Die Kluft war vollständig mit Kaolin ausgekleidet und laut Aussage durch den damaligen Betriebsleiter Linus Kestel von daher nicht gleich als Kluft mit auskristallisierten Mineralien auszumachen gewesen. In dieser Kluft sind nach dem letzten Wissensstand lediglich drei größere und einige kleinere Stufen geborgen worden, die dem Anschein nach nicht ohne weiteres dem Wölsendorfer Revier zugerechnet werden können, weil sie von ihrer Farbausbildung bzw. Farbzusammenstellung (Foto 09 und 10) so gar nicht in dieses Revier reinpassen. Die Farben, so wird vermutet, sind vermutlich durch das massive Auftreten des Kaolins und oder durch eine Kaolinlauge entstanden, Kaolinlauge wird vermutet, weil viele Kristalle angelöst, abgerundet (Foto 11 bis 14), in ihrer Kristallstruktur nebelig weiß aussehen.
- Honigspatstufe (Foto 01 und 02)
- Stufenbeschreibung: Die Rückseite der Stufe besteht aus ein circa 55 mm starkes Quarz-Fluorit-Gemisch. Auf der Ansichtseite ist die vorliegende Stufe vollständig mit bis zu 30 mm große Honigspatwürfel auskristallisiert. Die Honigspatwürfel sind in- und aufeinander, mehr oder weniger verschachtelt, wobei sie meist seitlich weggekippt auf der Stufe aufliegen. Die Würfel weisen unterschiedlich intensive und nicht intensive honigfarbene Bereiche auf. Die Würfel zeigen eine gewisse Transparenz, bei einem teils sehr lebhaften Innenleben, wodurch das Tageslicht in einigen Würfeln schön gebrochen wird, sodass, wenn man die Stufe hin und her kippt, schöne Lichteffekte in den Honigspatwürfeln zu sehen sind. Die Oberflächen sind im Randbereich spiegelglatt und zur Mitte hin ganz eben Parkettartig. Die Kanten sind insgesamt scharfkantig. Das typische, weiße Begleitmineral Kaolin fehlt bei dieser Stufe vollständig, daher ist davon auszugehen, dass sie aus einer Fiederspalte der Hauptkluft geborgen wurde, da nach Auskunft von dem damaligen Betriebsleiter Linus Kestel in den Fiederspalten kaum, bis kein, Kaolin aufgetreten ist.
- Honigspatstufe mit Hämatitüberzug (Foto 03 bis 05)
- Fundortbeschreibung: Die vorliegende Stufe wurde um 1972, oberhalb der 150 m Sohle der Grube Marienschacht, im Baufeld der Grube Staatsbruch, im Abbau des Rolandganges, durch einen Bergmann in mühevoller Kleinarbeit geborgen. Zu dieser Zeit wurde das Baufeld von die Firma "Flußspatwerk Schwarzenfeld GmbH, vormals Anton Kallmünzer" ausgebeutet.
- Die hier vorgestellte und beschriebene Stufe ist ein Einzelstück, mit 80 mm Würfelkantenlänge weist sie die größte bekannte Kantenlänge für diese Kluft auf und ist von ihrer Ausbildung eine Stufe die ohne Umschweif Museumscharakter aufweist.
- Honigspatstufen mit Hämatitüberzug werden auf dem Mineralienmarkt gar nicht so selten angeboten, aber fast alle Stufen weisen im auskristallisierten Würfelbereich Beschädigungen auf, da bei der kleinsten Erschütterung, bei Bergung mit Hammer und Meißel, Würfelabplatzer entstanden sind und zum Teil so massiv waren, dass Bergleute die Stufen gleich unter Tage ließen. Zwischen 1974 und 1976 wurden dann noch mal Stufen, jetzt unter die Firme "VAW Flußspat-Chemie GmbH", Stulln, die ab 01. 09. 1973 im Baufeld Staatsbruch tätig waren, geborgen, wo Bergleute den Meißel weit unterhalb des auskristallisierten Bereiches angesetzt hatten um die Beschädigungen so gering wie möglich zu halten. Nachteil, alle Stufen haben dann relativ viel „Fleisch“ unter dem auskristallisierten Bereich, die Würfel sind im Verhältnis dazu „relativ klein“ und die Stufen weisen ein immenses Gewicht auf.
- Stufenbeschreibung: Die Großstufe besteht vollständig aus honigfarbenem Fluorit, der im Wölsendorfer Revier Honigspat genannt wird. Auf der Ansichtseite ist die Stufe dabei vollständig mit bis zu 80 mm !!!! große Fluoritwürfel auskristallisiert, die allesamt von einer dünnen Schicht mit rötlichem Hämatit überzogen sind. Zu der Würfelgröße wäre zu erwähnen, dass Kantenlängen über 50 mm im Wölsendorfer Revier eher sehr selten waren und Würfelgrößen ab 70 mm zu den Raritäten zählen. Die Würfeloberflächen sind überwiegend glatt und dadurch teils spiegelnd, wobei einige Oberflächen leicht stufig sind. Die Kanten sind relativ scharfkantig, teils rau, aber auch leicht in sich gebogen.
- Stinkspatoktaederstufe (Foto 06 bis 08)
- Seltenheit: Aus dem Baufeld der Grube Staatsbruch sieht man immer wieder mal Stinkspatoktaederstufen, die allerdings fast durchweg mit Eisenkiesel überwachsen sind und daher stellt die hier vorgestellte und näher beschriebene Stinkspatoktaederstufe, aus dem ehemaligen Bestand von dem Betriebsleiter Linus Kestel, einen Ausnahmefund dar, da sie nicht nur perfekt ausgebildet ist, sondern auch frei von jeglichem Eisenkiesel war. Es gibt Stinkspatoktaederstufen in den Sammlungen, die mit Flußsäure behandelt wurden, um den Eisenkieselquarz entfernen zu können. Da der Eisenkieselquarz allerdings auch im Kristallgitter der Oktaeder zu finden war, sind derartig behandelte Stufen auf den Oktaederflächen meist unansehnlich klüftig bis kraterartig.
- Stufenbeschreibung: Die Stufe besteht vollständig aus violetten Fluorit, der durch Sauerstoffeinwirkung schwarz geworden ist und diese Art des Fluorit's wird Stinkspat genannt. An einigen Stellen auf der Stufe sind noch violette Nuancen auszumachen. Die Ansichtseite ist vollständig mit bis zu 26 mm großen, perfekt auskristallisierten, ineinander verschachtelten, Stinkspatoktaedern ausgebildet. Die Oberflächen sind leicht rau bis schlierig. Die Kanten sind scharfkantig, teils in sich leicht versetzt und aber auch in sich leicht gebogen. Begleiter ist messingfarbener Kupferkies, in kleinsten Kristallen.
- Fluorit mit sehr seltener Farbausbildung bzw. Farbzusammenstellung für das Wölsendorfer Revier (Foto 09 und 10)
- Stufenbeschreibung: Die vorliegende Stufe ist eine absolute Toprarität und ein Einzelstück, kommt aus dem Bestand des ehemaligen Betriebsleiters der Grube Marienschacht Linus Kestel und besteht auf der Unterseite vollständig aus verschiedenfarbig zart violetten, derben Fluorit, indem zart grünliche, derbe Fluoritbereiche vorhanden sind. Auf der Ansichtseite ist die Stufe mit zart rosafarbene und nur rosafarbene Fluoritwürfel auskristallisiert. Die Würfel liegen flach auf, sind dabei seitlich weggekippt und bilden eine treppenförmige, stufige Ausbildung, bedeutet das ein exakter Würfel nicht so ohne weiteres zu erkennen ist, da sie ineinander ge- und verwachsen sind. Eine Größenangabe kann daher für einen Einzelwürfel nicht gemacht werden. Die Würfel sind insgesamt trüb, bei einer sehr geringen Transparenz. Die Oberflächen sind leicht parkettartig und spiegeln und die Kanten sind in sich versetzt, wirken teils angefranzt, sind aber auch hier und da scharfkantig. Das I-Tüpfelchen ist der Begleiter, es ist hochtransparenter Mikroquarz, der teils im Ansatz als Eisenkieselmikroquarz vorliegt. Bei entsprechendem Lichteinfall schimmert, funkelt dieser hochtransparente Mikroquarz und vermitteln dadurch teils ein silbriges Aussehen. Mit der Lupe betrachtet ist darüber hinaus in und auf dem Fluorit noch kleinster Kupferkies als weiterer Begleiter auszumachen.
- Fluorit mit sehr seltener Farbausbildung bzw. Farbzusammenstellung für das Wölsendorfer Revier (Foto 11 und 14)
- Stufenbeschreibung: Die Stufenunterseite besteht aus einem kompakten Gemenge aus verschiedenem weißen, derben Quarz, weiße Gesteinskrümmel, kombiniert mit Spuren von Fluorit, der in Teilbereichen als kleine milchigweiße, gräuliche, violette oder transparente Würfel auskristallisiert ist. Zwischen diesen kleinen Fluoritwürfeln auf der Rückseite der Stufe ist in den Hohlräumen verfestigter Kaolin auszumachen. Auf diesem Gemenge folgt eine bis zu 28 mm dicke derbe, leicht violettweißgrüngräuliche Fluoritschicht, worauf sich bis zu 16 mm große Fluoritwürfel auskristallisiert haben. Die Farbe dieser Fluoritwürfel ist eben das EINMALIGE an der Stufe, denn die Farbe ist ein leichter, in verschiedenen Tönen grünlicher, violetter und gräulicher Farbton, wobei das Würfelinnere eine relativ hohe Transparenz zeigt und viele Würfel in Teilbereichen bzw. am Würfelrand mit einem Hauch einer weißgräulichen Schicht überzogen sind. Die Würfeloberflächen sind Spiegelglatt und in einem 48x48 mm großen Bereich, in dem sich leicht violette Fluoritwürfel befinden, angefressen. Die Würfelkanten sind scharfkantig, stufig bis wellig bzw. angefressen. Auf dieser auskristallisierten Fluoritschicht ist ein circa 70x40 mm großes, weißgräuliches Quarzgebilde aufgewachsen, welches in Teilbereichen einen nach oben hin schuppigen Charakter aufweist. Weiterhin sind auf der Vorderseite zwischen den Fluoritwürfeln auch feinste Kaolinspuren auszumachen und dieser Kaolin hat mal ursprünglich die komplette Stufe eingehüllt und durch eine Kaolinlauge, so wird vermutet, sind dann einige Fluoritwürfel und das Quarzgebilde angeätzt worden, die Fluoritwürfel haben dabei vermutlich farbliche Veränderungen bekommen.
|