Ich bin als Sammler langjähriger Besucher und die letzten Jahre auch Aussteller in St. Marie. Dadurch habe ich die Entwicklung seit Jahren mitverfolgt. Nicht erst seit zwei Jahren, sondern schon einige Jahre war von Seiten des Veranstalters immer wieder die Verlegung nach Colmar im Gespräch. Mal hieß es, die Börse ginge nach Colmar, dann blieb sie am Ende doch - stets mit einer weiteren Zunahme der Börsengröße verbunden. Meine persönliche Meinung ist, dass Herr Schwab die Drohung als Druckmittel benutzte, um bei der Stadt weitere Zugeständnisse zu erreichen - sprich: noch mehr Ausstellerflächen zu bekommen. Seit Jahren besteht der Eindruck, dass hier ein Wettstreit der Börsen St. Marie und München entbrannt ist, wer sich größte Messe in Europa nennen kann. Mit einer ständigen Zunahme der Aussteller - selbst der letzte Winkel wurde noch als Stand vermarktet - ging jedes Jahr eine deutliche Erhöhung der Standgebühren einher. Offensichtliches Ziel: Gewinnmaximierung. Es war zuletzt eine negative Entwicklung auf Kosten der Aussteller.
Davon, dass Herr Schwab ging, weil es herausgedrängt wurde, kann sicher nicht die Rede sein. Die Reaktion der Stadt erfolgte, als längst feststand, dass die Börse nach Colmar verlegt wird. Man kann es der Stadt wohl kaum verübeln, dass sie die Messe am Ort halten will. Die Messe ist über nahezu 50 Jahre dort gewachsen und ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in der Region. Vielmehr dürfte der wahre Grund sein, dass in Colmar die Möglichkeit bestanden hätte, die Börse noch größer werden zu lassen und sich damit noch mehr Gewinn erzielen liesse. Aber unabhängig davon: In St. Marie stehen die Einwohner und die Stadt hinter der Veranstaltung. Nach meinen Information wird die Messe zudem vom Landkreis gefördert, der erhebliche Summen als Zuschuss zur Verfügung gestellt haben soll. Auch soll sich der überwiegende Teil der bisherigen Börsenhelfer für einen Verbleib in St. Marie entschieden haben.
Da auch ich vor der Entscheidung stand, für welche Börse ich mich entscheide, habe ich mit vielen Bekannten und auch mir bekannten Händlern Gespräche geführt. Hierbei erklärten nahezu alle, die ich angesprochen habe, sie würden in St. Marie bleiben bzw. wieder als Besucher dorthin gehen. Lediglich ein Ausstellerkollege war noch unsicher und wollte abwarten, wo "die Tendenz hingeht". Damit war für mich endgültig, dass ich in St. Marie bleibe. Für mich bedeutet St. Marie nicht nur irgend eine Messe, sondern ich liebe diese Börse wegen der einzigartigen Athmosphäre. In Verbindung mit einer Woche Zeltplatz - hier und in den umliegenden Wirtschaften sitzt man abends mit anderen Aussttellern und Besuchern gemütlich zusammen - ist es fast wie Urlaub. Als Freiluftmesse in lockerer Athmosphäre - eingebunden in die Stadt - ist die Börse in der bisherigen Form einmalig. Wo kann man sonst mal schnell in den Supermarkt laufen, Hackfleisch, Zwiebeln Eier,... holen und dann an seinem Zelt Frikadellen zum Mittagessen Braten. Und dies soll durch eine Messe in Messehallen auf einem Messegelände ersetzt werden? Selbst mit einigen Freiluftzelten ist dies kein Vergleich. Ich war früher in München, gehe dort aber schon seit Jahren nicht mehr dort hin. Denn fünf Tage in einer Messehalle sitzen - das nervt am Ende nur noch und ist nicht meine Sache.