Mineralienatlas - Fossilienatlas
Steckbrief
Deutschland / Saarland / Regionalverband Saarbrücken, Landkreis / Saarbrücken / Dudweiler / Brennender Berg | ||
Von der A 6 kommend (aus Richtung Mannheim oder Saarbrücken) fährt an der Abfahrt "St. Ingbert West" auf die L 126 (rechts) Richtung Dudweiler/Saar über Rentrich. Von Dudweiler aus geht es Richtung Neuweiler, weiterhin auf der L 126. Die Brennender Berg Straße nehmend, durchquert man Neuweiler bis zum westlichen Ortsende und erreicht dort einen Parkplatz am Waldrand. Nach ca. 15 Minuten, gemütlich und leicht bergab, erreicht man den Geländeeinschnitt Brennender Berg, mit einer ungefähren Länge von 500 Metern und einer Tiefe um die 20 Meter. Die kleine Schlucht entstand durch den Abbau der gebrannten Schiefer für die Alaungewinnung. |
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Naturdenkmal |
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keine; öffentlich zugänglich. Naturdenkmal. |
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November 2007 |
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Brennender Berg (N 49° 17' 16", E 7° 3' 11") WGS 84: Lat.: 49.28777778° N, Long: 7.05305556° E WGS 84: Lat.: 49° 17' 16" N, Long: 7° 3' 11" E Gauß-Krüger: R: 2576652, H: 5461727 Regionale Wetter Information, Macrostrat geologische Karten |
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1 : 25 000, Blatt Nr.: 6708 St. Johann, Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen, Auflage 2006 |
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Verkürzte Mineralienatlas URL |
https://www.mineralienatlas.de/?l=3741 |
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Verkürzte Pfadangabe |
Brennender Berg, Dudweiler, Saarbrückenalverband Saarbrücken, Saarland, DE |
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Wichtig: Vor dem Betreten dieser wie auch anderer Fundstellen sollte eine Genehmigung des Betreibers bzw. Besitzers eingeholt werden. Ebenso ist darauf zu achten, dass während des Besuches der Fundstelle die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und eingehalten werden. |
Weitere Funktionen
Ausführliche Beschreibung
Der brennende BergNördlich von Saarbrücken, zwischen Sulzbach und Neuweiler liegt der Brennende Berg. In seinem Inneren schwelt schon über 300 Jahren ein brennendes Kohleflöz. Je nach Wetterlage zeugt heute schweflig-modrig riechender Rauch, wenn auch längst nicht mehr so intensiv wie früher, von diesem unterirdischen Brandherd. An zwei bis drei Spalten tritt noch erkennbarer Wasserdampf aus. Die anzuteffenden pyritreichen, gefritteten Schiefertone, die eine rötliche Färbung aufweisen, gehören dem Westfal an. Es handelt sich hierbei um das Landgruberflöz, später dann in Flöz Nr. 13, oder auch "Blücher" bzw. "Aster", umbenannt. Flöz Nr. 13 wird den Sulzbacher Schichten zugeordnet. Diese reichen von Leittonstein 5 bis zu Flöz Stolberg und erreichen Mächtigkeiten bis über 700 m und sind die kohlenreichste Schicht des Saarkarbon. Die Kohlenlager dieses Schichtkomplexes liegen bei über 100; davon sind 23 Flöze bauwürdig. Für die Ursache des Brandes existieren verschiedene Theorien:
Anfängliche Versuche, den Brand mit Wasser zu löschen, blieben ohne Erfolg. Später fand man über dem schwelenden Flöz alaunhaltige Stücke, die sich durch die mittels Regenwasser erfolgte Auslaugung des gerösteten Schiefers gebildet hatten. Dieses bildete die Basis für die Alaungewinnung in Dudweiler im 17. Jahrhundert. In diesem Sinne versuchte man sogar zeitweise, die Feuer in bestimmte Richtungen zu lenken und zu unterhalten. Der ehemalige Dudweiler Volksschuldirektor Ludwig Brückner (21.12.1888 - 22.5.1955) berichtet in seiner "Dudweiler Heimatgeschichte" über den Brennenden Berg das Folgende: Im reichsten Kohlental des Saarlandes zwischen Sulzbach und Dudweiler liegt mitten im Wald der "Brennende Berg". Hier tritt ein Kohlenflöz zu Tage, das 1668 in Brand geriet. Nach einer alten Überlieferung soll dieser Brand dadurch entstanden sein, dass ein Hirt an einem Baumstock Feuer gemacht und sich dieses dann unter dem Einfluss eines heftigen Windes an den Wurzeln des Baumes hinab in die Tagekohlen und in eine alte Kohlengräberei, auf dem Flöz ausgehend, gezogen habe. In Wirklichkeit dürfte vielleicht die Entstehung dieses Brandes auf eine Zersetzung und Selbstentzündung der Produkte jener alten Gräberei zurückzuführen sein, wie ja heute derartige Bände von Grubenhalden sehr zahlreich vorkommen. Anfänglich versuchten die Bewohner von Dudweiler den Brand zu löschen, jedoch ohne Erfolg, denn die schwelende Glut fraß sich immer weiter in das Innere des Berges hinein. Um aber ein Übergreifen des Feuers aus diesem Tagesflöz auf das darunter liegende "Blücherflöz" zu verhindern und somit einen gefährlichen Grubenbrand zu verhüten, wurde das 4 m starke "Blücherflöz" durch eine Brandmauer abgeschlossen. Und trotzdem brennt der Berg noch. Später suchte man jedoch aus dem Brande Nutzen zu ziehen. Man fand nämlich, dass die Schieferlager, welche das Hangende des Flözes bilden, alaunhaltig waren. An dem vom Feuer gerösteten Schiefer entdeckte man Stücke von Alaun, der durch Regengüsse aus dem Schiefer ausgelaugt worden war und sich durch geschwinde Ausdünstung zusammengesetzt hatte. Dieser Vorgang führte dazu, den gerösteten Schiefer zu gewinnen, um daraus Alaun zu finden. Im Gegensatz zu früher suchte man jetzt das Feuer zu erhalten und es nutzbringend zu leiten. Aber dieser Versuch misslang, da sich der Feuerherd immer mehr nach der Tiefe zog. Man senkte zwar einen Schacht bis auf den Feuerherd hinab, bezweckte aber dadurch nichts. Nun wollte man dem Feuer unbedingt Luft verschaffen. Es wurde ein Stollen angesetzt und "ins Feld" getrieben, doch bald musste der Stollenbau eingestellt werden wegen der immer stärker ausströmenden Schwaden von Grubengasen. Dazu hatte sich das Feuer bald durchgefressen und kam mit solcher Heftigkeit zum Ausbruch, dass die Flamme 6-8 Klafter lang aus dem Stollen herausschlug. Dieser Stollenbrand dauerte solange, bis das Dachgestein durchgebrannt war und der Stollen einstürzte. Das Feuer fand auch jetzt noch genügende Nahrung an den, in den alten Gruben stehen gebliebenen Pfeilern und in den weichen angebauten Bühnkohlen. So kam es, dass sich die ausgebrannten Klunsen vergrößerten und heute noch, besonders nach Regenzeiten, vermehrte Schwefeldünste ihnen entsteigen. Noch im ersten Viertel dieses Jahrhunderts konnte man in den kleineren mit Wasser gefüllten Spaltlucken frische Eier sieden lassen. Eine an der Felswand angebrachte Gußtafel macht auf Goethes Besuch im Jahre 1770 aufmerksam. In seinem Buche "Dichtung und Wahrheit" hat der große Dichter eine anschauliche Schilderung des "brennenden Berges" als Wahrzeichen des Ortes Dudweiler aufgezeichnet. Der Besuch Goethes
Wie auch Brückner feststellt, besuchte selbst Goethe den "brennenden Berg" im Jahre 1770. Er war fasziniert und schrieb dazu in Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit (zweiter Teil, zehntes Buch): Wir hörten von den reichen Dudweiler Steinkohlengruben, von Eisen- und Alaunwerken, ja sogar von einem brennenden Berge, und rüsteten uns, diese Wunder in der Nähe zu beschauen. ...Nun gelangten wir zu offnen Gruben, in welchen die gerösteten Alaunschiefer ausgelaugt werden, und bald darauf überraschte uns, obgleich vorbereitet, ein seltsames Begegnis. Wir traten in eine Klamme und fanden uns in der Region des brennenden Berges. Ein starker Schwefelgeruch umzog uns; die eine Seite der Hohle war nahezu glühend, mit rötlichem, weißgebrannten Stein bedeckt; ein dicker Dampf stieg aus den Klunsen hervor, und man fühlte die Hitze des Bodens auch durch die starken Sohlen. ...Mehrere Bäume standen schon verdorrt, andere welkten in der Nähe von andern, die, noch ganz frisch, jene Glut nicht ahndeten, welche sich auch ihren Wurzeln bedrohend näherte. Auf dem Platze dampften verschiedene Öffnungen, andere hatten schon ausgeraucht, und so glomm dieses Feuer bereits zehen Jahre durch alte verbrochene Stollen und Schächte, mit welchen der Berg unterminiert ist. Impressionen und Einblicke
Die Alaungewinnung im 17. JahrhundertIm 17. Jahrhundert waren ganze Berufszweige auf Alaun angewiesen. Die Gerber z.B. brauchten Alaun zur Gerbung und zum Färben des Leders. Die Ärzte, auch Bader genannt, schätzten Alaun wegen der zusammenziehenden Wirkung auf Wunden, sowie der entzündungshemmenden und blutstillenden Eigenschaften. Was die Römer als Flammschutzmittel benutzten, wurde auch in dieser Zeit als Feuerschutzmittel für Balken beim Hausbau angewandt. Wenn der Schreiner dem Leim 10% Alaun zumischte erreichte er eine wasserfeste Verleimung bzw. Grundierung. Ferner benötigte man Alaun in der chemischen Industrie und Malerei. Heute noch wird Alaun in der alternativen Heilkunde benutzt. Im Saarland wurden 1691 die ersten Alaunhütten gegründet. Später folgten noch zwei weitere Werke. Das lukrative Geschäft wurde auch von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau Saarbrücken 1765 gefördert, indem er ein neues Alaunwerk mit gleichzeitiger Färberei bauen ließ. Eine Frankfurter Firma übernahm die Fabrik 1761 schließlich zur Pacht. Als Frankreich das Land besetzte, wurden die Gruben aufgegeben. Später, um 1796, pachtete Carl Philipp Vopelius die Alaungewinnung, die er Dank eines kaiserlichen Dekretes von 1807 gewinnbringend fortführte. Als sich die natürlich gerösteten Schiefervorräte erschöpften, ging man zur künstlichen Röstung über. Die Folge davon war eine enorme Steigerung der Herstellungskosten, sodass schließlich 1840 die Alaunherstellung endgültig eingestellt wurde. Heute wird Alaun großtechnisch auf der Basis von Bauxit und Aluminiumsulfat hergestellt. Ablauf der AlaunherstellungDer Schiefer mußte zunächst in Handarbeit, oder aber auch in trockenen Pochwerken zerkleinert werden. Dann wurden die Bruchstücke zusammen mit Holz so aufgeschichtet, dass der ganze Haufen, ähnlich wie ein Kohlenmeiler, nach dem Entzünden, ohne große Flammenentwicklung durchglühte. Wenn der Schiefer durchgeglüht war, was an der meist roten Farbe erkennbar schien, blieb Dieser eine Weile der Witterung ausgesetzt. Nach gewisser Zeit und chemischer Umwandlung gab man alles in große Holzkübel und laugte die Alaunbestandteile mit Wasser aus. Die Sole, die dabei entstand, floss ins Siedehaus, wo alles in großen Pfannen gesiedet wurde, bis eine fast gesättigte Lösung entstand, die dann weiter in separat aufgestellten Wannen eingeleitet wurde. Wurden nun Stäbe eingestellt oder hing man Fäden in die Lösung, so konnte der Alaun sauber daran auskristallisieren. Später brauchte nur noch der Alaun abgeschabt oder abgeschlagen werden. Die Verpackung erfolgte in Holzfässern. Wirtschaftsfaktor Alaun in DudweilerVom 18. bis ins 19. Jahrhundert war die Alaungewinnung ein sehr bedeutsamer Wirtschaftsfaktor von Dudweiler. Auch hierzu findet man einen Bericht in der "Dudweiler Heimatgeschichte" von Ludwig Brückner: Nach einem Bericht vom Jahre 1691 begann man mit der Gewinnung des Alauns. Ein gewisser Chr. Jeppel aus Zinnwald in Böhmen erhielt damals von der herrschaftlichen Verwaltung zu Saarbrücken die Genehmigung zur Alaungewinnung. Aber schon im Jahre 1694 schloss der Graf von Nassau-Saarbrücken mit einem Konsortium aus Belgien auf 20 Jahre einen Vertrag, wonach demselben gegen eine jährliche Pacht von 750 Gulden die Genehmigung erteilt wurde, eine Alaunsiederei zu bauen und ihm die alleinige Alaungewinnung zugestanden wurde. Nach einem weiteren Bericht vom Jahre 1728 gab es in Dudweiler bereits 2 Alaunhütten, die jährlich 600 Zentner Alaun lieferten. An beiden Hütten waren damals ein Meister und 14-15 Arbeiter beschäftigt. Der Meister erhielt einen Wochenlohn von 3 Gulden 15 Albus, je ein Arbeiter einen Tagelohn von 10 Albus. Ein Kilogramm Alaun wurde in Straßburg zu 10 Gulden verkauft. (1 Gulden = 30 Albus. 1 Albus = 8 Pfg.) Zur Alaunsiedung wurden ursprünglich nur die Schieferplatten vom "brennenden Berg" verwandt. Um nun die Röstung des Schiefers herbeizuführen, wurde alljährlich im Spätherbst der "Brennende Berg" gedeckt und während des Winters dem Einfluss des Feuers überlassen. Mit Beginn des nächsten Frühjahrs wurde der geröstete Schiefer zum Auslaugen gebracht. Außerdem wurde auch noch ungerösteter Schiefer in den alten verlassenen Stollenbauten gefunden. Dieser wurde nun auf der Halde geröstet; er bildete von 1770 ab fast ausschließlich das Material zur Alaungewinnung, das aber stetig weniger wurde. Aber noch im Jahre 1820 werden 3 Alaunsiedereien bei Dudweiler erwähnt. Im Jahre 1843 ging die letzte Alaunschiefergrube an den preußischen Staat über und damit hörte die Gewinnung von Alaunschiefer auf, weil der Staat an den Kohlengruben mehr profitierte. Abdrücke der KarbonfloraDas häufige Vorkommen der Kohle sowie der fossilen Flora des Saarkarbon lässt auf eine üppige Vegetation schließen. Vorherrschend in dieser Zeit waren die Bärlappgewächse, Farne, Schachtelhalme usw., die wir hier in Bildern, allerdings in gefritteter (gebrannter) Struktur, wiedererkennen.
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Referenz- und Quellangaben, Literatur
Literatur:
Quellenangaben: |
IDs
GUSID (Globale ID als Kurzform) | _FU6FMmKcE-ob2VrIvrIFw |
GUID (Globale ID) | 143A55FC-8AC9-4F70-A86F-656B22FAC817 |
Datenbank ID | 3741 |