Hallo Carcharias,
es sieht leider so aus, als ob sich Deine Funde nicht so gut bestimmen lassen.
Ich habe mal die Fachliteratur durchgestöbert und festgestellt, daß es zu den Bryozoen des Mainzer Beckens nicht so viel gibt. Neuestes, was ich habe, ist der Aufsatz "Bryozoen aus dem Unteren Meeressand (Mitteloligozän) von Eckelsheim (Mainzer Becken, Bundesrepublik Deutschland)" (1983) von Dr. Norbert Vavra. Vavra ist Österreicher und hat sich auf Tertiärbryozoen spezialisiert (die in Österreich wohl auch recht gut zu finden sind), während die wenigen deutschen Bryozoenspezialisten (wie der vor kurzem verstorbene Prof. Voigt aus Hamburg) sich vor allem mit Kreidebryozoen beschäftigt haben.
Vavra schreibt, vor ihm habe sich mit den Bryozoen des Mainzer Beckens zuletzt Reuss 1864 befaßt, der wohl 6 Arten festgestellt hat. Vavra kommt auf 30 Arten und einen unbestimmbaren Rest, allerdings scheinen die von ihm bearbeiteten Exemplare überwiegend isoliert gewesen zu sein (nicht inkrustierend).
Berenicea als zu findende Gattung erwähnt Vavra nicht, zeitlich ist ein Vorkommen von Berenicea aber möglich, da es wohl noch rezente Vertreter gibt. Bei Lichenopora ist der von ihm hauptsächlich gefundene Vertreter der Gattung eine Art Lichenopora hispida (Fleming, 1828). Nach den Abbildungen scheint diese Art sehr viel Ähnlichkeit mit "Bryo3" zu haben. Bryo 2 kann ebenfalls Lichenopora sein; Vavra schreibt, daß von Eckelsheim über 40 weitere Funde vorliegen, die aufgrund schlechter Erhaltung und weil es sich z. T. um nicht voll entwickelte Kolonien handelt, nicht genauer als bis "Lichenopora sp." bestimmt werden könnten.
Also möglicherweise: Bryo1 - Berenicea sp.; Bryo2 - Lichenopora sp.; Bryo3 - Lichenopora hispida.
Beide Gattungen gehören zu den Cyclostomata, was die Sache noch zusätzlich verkompliziert, da sich die o. g. deutschen Bryozoenspezialisten vor allem mit den entwicklungsgeschichtlich jüngeren Cheilostomata befaßt haben. Aus einer schwedischen Arbeit über Cyclostomata aus der Kreide von Skandinavien meine ich herausgelesen zu haben, daß man sich heute nicht mehr ganz sicher ist, ob Berenicea eine eigenständige Gattung ist oder nur eine besondere Wuchsform, die auch "bifoliat" vorkommen kann. Die Abbildungen, die ich (glaube ich) im alten "Treatise" (1953) von Berenicea gesehen habe, scheinen mir aber Ähnlichkeit mit Bryo1 zu haben, vor allem durch den feinen Saum, der bei Deinem Stück vor allem am oberen Rand gut erkennbar ist.
Mehr kann man wohl erst einmal nicht sagen, tut mir leid. Falls Du Deinen 3 Bryozoenfunden noch weiter nachgehen möchtest - das von Vavra bearbeitete Material soll sich im Naturhistorischen Museum der Stadt Mainz, Reichklarastraße 1, unter den Inventarnummern NHM-Mz-PWL 1980/... befinden und als Autorenadresse ist angegeben: Universitätsdozent Dr. Norbert Vavra, Institut für Paläontologie der Universität Wien, Universitätsstraße 7/II, A-1010 Wien.
Mit freundlichen Grüßen
Bryozoenfreund