Glück Auf!
Über die Wachstumsgeschwindigkeit der Quarzkristalle mag man streiten, aber seit vielen Millionen Jahren warten die Quarze äußerst geduldig auf ihre Bergung, um noch Jahrzehnte vom Finder bestaunt zu werden, wenn man nur nicht nach all der Rast nun in chemischer Überhast den Frust auf den Rost versucht einfach aufzulösen.
Mineral Räuber, Deinen Eifer und Enthusiasmus bei der Mineraliensuche in allen Ehren, aber eines solltest Du Dir unbedingt aneignen bei der Mineralpräparation: Geduld!
Solange man die Quarzform unter der Limonitschicht noch sieht, ist der Limonit nicht so dick. Meine Erfahrung reicht aber bis hin zu Quarzstufen, bei denen die Quarzspitzen unter Limonitmassen nicht einmal mehr zu erahnen sind - da greife ich dann auch manchmal zur Salzsäure, um den Limonit in die KNIE (Kärchern Nach Intensivchemischer Einwirkung) zu zwingen. Oxalsäure löst recht viel Limonit auf, auch wenn der Limonit deutlich Richtung hämatitische Zusammensetzung geht. Ein abgedeckter, säurefester Behälter an einem sonnigen, ungestörten Platz, in dem die Oxalsäurelösung für zwei/drei Wochen in Ruhe ihr Werk verrichten kann, ist effektiv genug und angesichts des Aufwands auch sehr effizient. Die Lösung wechselt man dann und wiederholt das so lange, bis das Ergebnis gefällt. Die Prozedur kann Monate dauern, aber der eigentliche Arbeitsaufwand ist minimal. Je nach technischer Ausstattung kann man das Oxalsäurebad auch bei erhöhter Temperatur halten. Einen wichtigen Nachteil von erhöhter Temperatur hat loismin schon genannt: Bei Einschlüssen besteht die deutliche Gefahr, dass die Quarze partiell oder komplett ihre strukturelle Integrität verlieren. Selten, aber manchmal eben doch, blieb bei Vorversuchen mit Versuchskaninchen nur noch KRÜMELKomplettAussChussKatEgorie übrig. Quarze aus der Region Aue gehören aber bisher nicht dazu.
Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Salzsäure dem Limonit schneller zu Leibe rückt. Allerdings hat Salzsäure erst einmal ganz allgemein ein deutlich größeres Potenzial für Kollateralschäden. Quarze aus vielen Vorkommen im Erzgebirge haben in ihrem zonaren Aufbau derart (mikro)poröse Zonen, dass nun im Speziellen die Salzsäure dort offensichtlich problemlos reinmarschiert und sicher später jedem Neutralisierungsversuch widersetzt und immer wieder für Verfärbungen sorgt. Ich habe für einige Fundstellen den direkten Vergleich der Ergebnisse von reiner Oxalsäurebehandlung (zimmerwarm, sonnig warm und technisch nachgeholfen warm) und Salzsäurebehandlung. Für einige Fundstellen sieht das Ergebnis gleich gut aus. Bei anderen Fundstellen sieht das Ergebnis der Oxalsäurebehandlung besser aus. Eine durch Salzsäure gebleichte Matrix lässt eine Stufe insgesamt weniger natürlich erscheinen. Häufig erziele ich das Ergebnis einer Salzsäurebehandlung mit mehr Geduld auch durch Oxalsäure gleich gut oder besser. Die Liste an Ausnahmen und fundstellenspezifischen Fallstricken ist sehr lang.
Mit freundlichen Grüßen
Das Felsenmammut