Hallo zusammen,
es handelt sich sicherlich um einen Crustaceen-Grabgang. Das dieser hohl ist, kommt zwar seltener vor, ist aber auch in meiner Sammlung zu finden. In den Jahren 1985 bis 1986 sammelte ich im Ohmgebirge/Südharz (unterer Muschelkalk mit gelber Grenzbank über Buntsandstein) einige Kalkstein-Fossilien, von denen die meisten Grabgänge sind. Fast immer liegen harte massige Kalksteinausfüllungen bei den Gängen vor. Anbei ein Bild mit 3 Ausnahmestücken.
Der Grund dieser Aushöhlung in den abgebildeten Gangstücken (oben und unten links) sind massenhaft kleinster Röhren (ca. 0,3 bis 0,6 mm Durchmesser x 2 bis 3 mm Länge), die scheinbar regellos im Sediment liegen. Die Röhren sind gerade gestreckt und zeigen keine Windungen oder Bögen. Mitunter sind feine Längsriefen erkennbar. Ob es sich um Hohlräume von Calcitkristallen, Wurmröhren oder andere nadelförmige Skelettteile handelt, wurde noch nicht geklärt.
Großes Gangstück (oben): Der Gang führt direkt durch eine schluffige Kalksteinschicht, die viele nadelförmige Röhren enthält. Nach der Stilllegung des Ganges durch den Erzeuger wurde selbiger mit dichtem Kalk und einzelnen, von der Wandung in den Gang gefallenen ?Röhren ausgefüllt. Wenn es sich um längliche Hohlräume aufgelöster Calcitkristalle handelt, dann bildeten diese sich aus aufgelösten Skelettelementen (Muschelschill, Kleinschnecken usw.), die in den Grabgang geraten sind.
Das hohle Gangstück (unten links) stammt aus der selben Schicht. Hier ist die Lösungsverwitterung in den porösen Gangabschnitten stark vorangeschritten. Durch Auflösung der kleinen Röhren bildeten sich große Hohlräume mit verwaschenen Rändern.
Im Querschnitt unten rechts sind keine Röhren, sondern kleinste Calcitkristalle und nach Herauslösen selbiger, deren Hohlräume die Ursache von beginnendem "Lochfraß". Eventuell können die nadelförmigen Röhren der vorher besprochenen Stücke auch Hohlräume aufgelöster Calcitkristalle sein.
Bemerkung zu Ophiomorpha und Thalassinoides.
Beide Spurenfossilien müssen nicht zwangsläufig von verschiedenen Erzeugern stammen. In meinem Untersuchungsgebiet (Sächsische Kreide, vorwiegend mariner Sandstein) kommt es im Strand-Vorstrand-Bereich zu Bildungen von sog. "Zusammengesetzten Spurenfossilien". Wegen Änderung der Substratkonsistenz wird aus Thalassinoides saxonicus an einigen Stellen der Gänge Ophiomorpha nodosa. Der Decapode musste also in einigen Gangabschnitten Wandverstärkungen wegen zu lockerem Sand einbauen. Die Verstärkung besteht hier aus kleinen Ton-Sand-Kügelchen. Charakteristisch für Ophiomorpha ist die Höckerskulptur der Wandauskleidung, die bei Thalassinoides fehlt. Letztere Gänge sind meist glatt oder besitzen lokal Striemen/Furchen.
Herzliche Grüße
Timo