https://www.mineral-bosse.dehttps://www.geolitho.eu/finanziell-unterstuetzen/https://www.mineraliengrosshandel.com

Autor Thema: Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden  (Gelesen 14535 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
Bei den „Melker Sanden“ handelt es sich um marine Sedimente (Oligozän), die mit den oberösterreichischen „Linzer Sanden“ parallelisiert werden können. Sie sind zeitgleich zur fluviatilen St. Marein-Freischling-Fm (SMFF) des Waldviertels und vermutlich auch mit dieser verzahnt (Roetzel u. a. 1999; Nehyba und Roetzel 2010, 52.)
Die folgenden Informationen sind großteils der Arbeit von Roetzel 1983 entnommen.

Verbreitung der „Melker Sande“:
Niederösterreichische Molassezone, Randgebiete des Dunkelsteiner Waldes, in etwa zwischen St. Pölten/Krems im Osten und Melk/Wieselburg im Westen.
Abfolge:
Die Sedimentation beginnt mit dem „Pielacher Tegel“, dieser ist limnisch-terrestrisch und wird ins untere Oligozän gestellt.
Infolge einer einsetzenden Transgression werden die Sedimente brackisch, dann marin = Melker Sande (mittleres bis oberes Oligozän).
Pielacher Tegel und Melker Sande wurden von Roetzel 1983 zur Melk-Fm zusammengefasst.
Infolge weiterer Transgression wird über der Melk-Fm der „Ältere Schlier“ abgelagert, dieser datiert auch noch ins Oberoligozän (und nicht, wie früher angenommen, ins Miozän).

Fossile Hölzer liegen in der Melk-Fm sowohl verkieselt als auch limonitisiert vor.
Kieselholz: dieses kommt hauptsächlich (nur ?) im nordöstlichen Verbreitungsgebiet der Melk-Fm im Nahbereich der Mündung des „Horner Flusses“ (SMFF) vor.
Hier fand auch einmal in einer der Sandgruben eine Grabung des Instituts für Paläontologie der Univ. Wien statt. Dabei wurde der Teil eines verkieselten Baumstammes geborgen, der dort schon länger auswitterte und dessen übrige Teile in diversen Privatsammlungen verteilt sind (sh. Abb. 1; Foto dankenswerterweise von Reinhard Roetzel zur Verfügung gestellt, dem ich auch viele mündliche Informationen verdanke).
Diese Grube wurde mittlerweile wieder aufgelassen und großteils verfüllt, womit die Fundmöglichkeiten weitgehend erloschen sind.
Das Foto zeigt auch, warum sowohl in der Melk-Fm als auch in der SMFF meist nur relativ kleine/kurze Kieselholzstücke gefunden werden: die Hölzer weisen Querbrüche auf, welche nach der Verkieselung bereits während der originalen Lagerung im Sediment (wohl durch Druck der auflagernden Sedimente, eventuell in Zusammenhang mit Bewegungen des Sediments) entstanden sind. Werden Hölzer durch Erosion oder durch landwirtschaftliche Tätigkeit an die Oberfläche gebracht, zerfallen sie natürlich sofort in die einzelnen Teilstücke.

Weitere Fotos von Kieselholz der Melk-Fm im Netz:
http://mineralienzimmer.heimat.eu/VersteinertesHolz-01.htm (Bild 9+10)
und
http://members.aon.at/eseitz/page_9_1.html (Bild 4)

Limonitisiertes Holz: folgt im nächsten Beitrag !

Literatur:
• Nehyba und Roetzel 2010: S. Nehyba und R. Roetzel, Fluvial deposits of the St. Marein-Freischling Formation – insights into initial depositional processes on the distal external margin of the Alpine-Carpathian Foredeep in Lower Austria. Austrian Journal of Earth Sciences 103/2, Wien 2010, 50 ff.
• Roetzel 1983: R. Roetzel (mit Beiträgen von P. Hochuli und F. Steininger), Die Faziesentwicklung des Oligozäns in der Molassezone zwischen Krems und Wieselburg (Niederösterreich). Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 126/1, 129 ff.
• Roetzel u. a. 1999: R. Roetzel, O. Mandic und F. F. Steininger, Lithostratigraphie und Chronostratigraphie der tertiären Sedimente im westlichen Weinviertel und angrenzenden Waldviertel. In: R. Roetzel (Hrsg.), Arbeitstagung geol. BA Retz 1999, Wien 1999, 40 ff.
• H. Neußner 2002: Geografie der Marktgemeinde Wölbling. In: Wölbling - einst und jetzt. Heimatbuch, Hrsg. Marktgemeinde Wölbling, 2002, 361 ff.
« Letzte Änderung: 11 Jun 14, 14:59 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Limonitisierte Hölzer aus den Melker Sanden

Außer den Kieselhölzern kommen in der Melk-Fm – und zwar deutlich häufiger – auch limonitisierte Holzreste vor. Dabei handelt es sich jedoch um dünne/flache Reste in Limonitkrusten, die nicht annähernd so massiv sind wie die Kieselhölzer. Sie zeigen aber teilweise sehr schön die Holzstruktur (Abb. 2).
An Brüchen an solchen Stücken ist zu sehen, dass es sich dabei nicht nur um Holz-Abdrücke in den Limonitkrusten handelt, sondern dass – wenn auch geringfügig – doch ehemalige Holzsubstanz körperlich erhalten ist.
Diese Limonithölzer weisen häufig Bohrgänge der Teredo-Bohrmuschel auf, die steinkernartig verfüllt/limonitisiert sind (vgl. Roetzel 1983).
Abb. 3 und 4 (= Bild 1) zeigen solche Teredo-Spuren. An einer aufgebrochenen Füllung ist zu sehen, dass diese ursprünglich aus Hämatit bestanden (innen rot, sh. Abb. 4) und anscheinend erst sekundär zu Limonit umgewandelt wurden. Dieses Phänomen ist auch oft bei „Eisennieren“ bzw. allgemein eisenhältigen Konkretionen aus marinen wie fluviatilen tertiären Schottern und Sanden zu beobachten.

Weitere Fotos von Teredo-Spuren in limonitisiertem Holz im Netz – leider ohne Fundortangabe, sehen aber so aus wie die Stücke aus den Melker Sanden:
http://www.steinkern.de/steinkern-de-galerie/tertiaer-und-juenger/Bohrmuschel%20Teredo%20sp.%20Unteres%20Miozaen.html
und
http://www.steinkern.de/steinkern-de-galerie/tertiaer-und-juenger/Bohrmuschel%20Teredo%20sp.%20Unteres%20Miozaen%202.html#joomimg

Andere Makrofossilien aus der Melk-Fm sind ziemlich rar. Aufgrund der sekundären Entkalkung kommen in den Melker Sanden nur äußerst selten fossile Mollusken vor, häufiger sind Spurenfossilien in Form von Wohn- und Freßbauten von Krebsen. Sehr vereinzelt können in siltigen Sedimenten der Melk-Fm Blätter (Ulmus, Comptonia, Daphnogene), Gräser und Koniferenzapfen auftreten (Roetzel 1983, 135 f. und 169).

Österreich/Niederösterreich/Sankt Pölten, Bezirk/Obritzberg-Rust/Winzing/Sandgrube
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Letzte Änderung: 04 Mar 14, 23:11 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
aktuelle Korrektur-Anmerkung von Reinhard Roetzel:
" ... der Ältere Schlier geht aber wahrscheinlich schon ins Untermiozän (oberstes Egerium) hinein, wie neue Foraminiferen-Untersuchungen in vergleichbaren Aufschlüssen in OÖ gezeigt haben."

p.s., für die Nicht-Ösis:
OÖ heißt Oberösterreich.
« Letzte Änderung: 16 Feb 13, 08:51 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Sandgrubenimpressionen aus der Melk-FmTeil 1:
Aus dieser Grube westlich von Herzogenburg kamen früher viele limonitisierte Holzreste mit Teredo-Spuren. Heute ist sie aufgelassen und bis auf die senkrechten Abbauwände völlig zugewachsen – die Fundchancen sind derzeit gleich Null.
Ich war kürzlich dort und habe nicht die Spur eines fossilen Holzes gefunden …  :(

Österreich/Niederösterreich/Sankt Pölten, Bezirk/Obritzberg-Rust/Winzing/Sandgrube
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Letzte Änderung: 24 Feb 14, 23:34 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Sandgrubenimpressionen aus der Melk-FmTeil 2:
Auch diese Grube liegt westlich von Herzogenburg. Hier wurden - historisch interessant - Stollenanlagen des ehemaligen Braunkohlebergbaues angeschnitten (von einem Schrägaufzug - daher die in der vertikalen Wand überproportional hohen Querschnitte). Ob hier jemals fossiles Holz gefunden wurde, ist mir unbekannt. Ich nehme aber mal an, dass zumindest limonitisierte Holzreste zu finden gewesen sein sollten. Große Teile der Grube sind heute aber aufgelassen und zugewachsen oder landwirtschaftlich genutzt, im aktiven Teil ist das Suchen nicht zu empfehlen –
enorm hohe, teils überhängende Abbauwände mit riesigen Blöcken in lockerem Sediment bedeuten akute Lebensgefahr !
Ich hab daher nur in randlichen, ungefährlichen aber eher uninteressanten Bereichen gesucht - und daher auch hier nichts gefunden. ---   :'(
« Letzte Änderung: 20 Oct 13, 17:05 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Sandgrubenimpressionen aus der Melk-Fm Teil 3:
Zweites Bild: aktive Sandgrube bei Karlstetten – sieht interessant aus, ist aber eingezäunt und überaus reichlich mit „Betreten verboten“ – Tafeln bestückt.
Hoffnung für die Zukunft: vielleicht wird sie ja irgendwann mal aufgelassen und nicht sofort wiederverfüllt und begrünt ……
Erstes Bild: Eisenanreicherungshorizont in einer aufgelassenen Grube bei Karlstetten. Wirkt vielversprechend, aber ich hab nur Limonit-/Hämatit-Krusten ohne jegliches Holz gefunden …
 :'(   :'(

Österreich/Niederösterreich/Sankt Pölten, Bezirk/Karlstetten
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Letzte Änderung: 04 Mar 14, 22:52 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Die fossilen Pflanzenreste der Melk-Fm als Klima- und Umweltindikatoren

An Makrofossilien (Blätter) wurden von J. Kovar folgende Arten bestimmt (sh. Roetzel 1983, 169):
- Ulmus sp. (Ulme)
- Daphnogene lanceolata, Daphnogene cinnamomifolia („Zimtbaum“): Familie der Lorbeergewächse
- Comptonia acutiloba („Süßfarn / Farnmyrte“): Familie der Gargelstrauchgewächse

Die Gräser sind nicht näher bestimmt und werden nur als Cyperaceae (Sauergrasgewächse) oder Poaceae (Süßgräser) bezeichnet, was in diesem Zusammenhang wenig hilfreich ist. Gleiches gilt für die unbestimmten Koniferenzapfen (siehe oben AW # 1).

Die nur wenigen bislang bestimmten bzw. publizierten botanischen Makroreste aus der Melk-Fm sind also bezüglich klimatischer Fragestellungen nicht sehr aussagekräftig. Um so detailliertere Informationen lieferte dafür die Untersuchung von Pollen (vgl. Roetzel 1983, 174 f.).
    Im Rahmen des paynologischen Projekts von P. Hochuli (Hochuli 1978) wurden auch Sedimente der Melk-Fm („Pielacher Tegel“, „Melker Sande“) und der Älterer Schlier-Fm in unterschiedlichen Aufschlüssen beprobt und ausgewertet. Dies ergab Belege für eine deutliche Klimaänderung vom Unteroligozän zum Mitteloligozän, was durch die unterschiedliche Feldspatverwitterung in den verschiedenen Ablagerungseinheiten bekräftigt wurde (Roetzel 1983).
    Nach der Verteilung thermophiler, arktotertiärer und intermediärer Florenelemente (nicht nur in der Melk-Fm, sondern im gesamten Untersuchungsgebiet Hochulis) herrschte im Obereozän, Unteroligozän und unteren Mitteloligozän ein subtropisches Regenklima, während sich ab dem oberen Mitteloligozän ein kühleres, relativ feuchtes Klima durchsetzte. Ab dem höchsten Oligozän und im tiefen Miozän ist kurzfristig wieder ein Ansteigen der subtropischen Vegetationsanteile zu verzeichnen, aber nicht mehr so prägend wie im unteren Oligozän.
   Für die hier behandelten Sedimente (Paläogen - Zonen 19-20 und Neogen - Zone I) bedeutet dies ein subtropisches Regenklima für die Liegendsande (inklusive des „Pielacher Tegels“) und ein warm-gemäßigtes Klima für die hangenden Sande und den Älteren Schlier (Roetzel 1983, 177).

Zudem halfen die palynologischen Untersuchungen bei der Zuweisung der Sedimente zu den unterschiedlichen Ablagerungsmilieus bzw. zu einer Fazies (limnisch-terrestrisch, brackisch, paralisch, fluviatil oder marin beeinflusst, marin) und trugen somit gemeinsam mit der lithologischen Untersuchung zur Feststellung einer zwischenzeitlichen Regressionsphase bei (Roetzel 1983).

Literatur:
• Hochuli 1978: P. Hochuli, Palynologische Untersuchungen im Oligozän und
Untermiozän der Zentralen und Westlichen Paratethys. Beitr. Paläont. Österr. 4, Wien 1978.

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Die Sandgrube, aus der der Baumstamm vom ersten Beitrag kam, ist schon länger aufgelassen und wird leider als Deponie genutzt. Heuer im Frühling hab ich es endlich einmal geschafft, mir das anzusehen.
Die Grube ist mittlerweile schon großteils mit Aushubmaterial, Bauschutt etc. verfüllt. Nur in einem kleinen Bereich sind die ehemaligen Abbauwände noch (annähernd) in der ursprünglichen Höhe sichtbar (ursprünglich war insgesamt eine 50 m mächtige Schichtabfolge aufgeschlossen !). Hier sieht man, dass die feinkörnigen Quarzsande von einem deutlich erkennbaren und einigen weiteren, weniger deutlich ausgeprägten Horizonten mit gröberen Geröllen / Partikeln und Anreicherungen von Eisenoxiden durchzogen bzw. gegliedert werden (Fotos 1-3). Aus einem dieser Horizonte – ich vermute aus dem intensiver ausgebildeten – stammten auch die Kieselhölzer. Die Fundchancen sind heute leider gleich Null.
Auf der oberen Abbauebene sieht man, dass die Quarzsande der Melk-Fm – wie auch in einigen anderen Aufschlüssen – diskordant von den Schottern und Konglomeraten der Hollenburg-Karlstetten-Formation (aus dem unteren Badenium) überlagert werden. Bei diesen handelt es sich um subaquatische Deltaschüttungen einer von Süden kommenden „Paläo-Traisen“, sie sind (nord-)alpinen Ursprungs und weisen daher – neben dem obligaten Quarzanteil – einen hohen Anteil von Geröllen aus kalkigen Sedimenten auf (Foto 4).

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Melk-Fm – West
Jetzt mal was aus dem westlichen Gebiet der Melk-Fm – die bisherigen Beiträge bezogen sich ja alle auf den Ostteil (Raum St. Pölten-Krems) bzw. auf den Ostrand des Dunkelsteiner Waldes.
Im Spätsommer hab ich mir dann kurz mal einiges in der direkten Umgebung von Melk angesehen, also am Westrand des Dunkelsteiner Waldes. Dort gibt es mehrere Sandgruben, teils aufgelassen bzw. mittlerweile als Deponien genutzt, teils in Auflassung begriffen oder anscheinend nur noch sporadisch genutzt bzw. im Prozess der Wiederverfüllung, teils auch noch aktiv. Eine davon zeigt Anhang-Foto 1.

Hier ist mir zwar nichts über etwaige Vorkommen von Kieselholz bekannt (auch wenn’s theoretisch möglich wäre; aber anscheinend gibt es das, wie oben schon angemerkt, vermutlich nur – oder zumindest überwiegend – im Ostteil), aber Holzabdrücke in Limonit gibt’s auch hier im Westen.
Ein winziges Belegstückchen, das ich bei meiner wenig gezielten Suche (eher einem Erkunden der Gegend) gefunden habe, zeigt Anhang-Foto 2 – es misst nur 4 cm, die „Kügelchen“ dürften wieder Teredinidae-Spuren sein. Leider ist es aber ein reiner Abdruck, ohne erhaltene Holzfasern, wie sie beim Stück in AW #1 (aus dem östlichen Bereich) vorhanden sind.

Auch hier werden die Sandgruben überwiegend mit Fremdmaterial verfüllt (Aushub, Schutt), so dass das bisschen Überkorn und Abraum darin völlig untergeht. Und leider, soweit ich das feststellen konnte, anscheinend gerade diejenigen, in denen es häufiger Limonitkonkretionen bzw. „eisenschüssigen Sandstein“ gibt, die Chancen für Holz und Bohrmuschelspuren eigentlich also gegeben wären – die Fundmöglichkeiten sind dementsprechend gering.

Das von Roetzel 1983 für den Melker Bereich im Liegenden beschriebene schmale Kohleflöz mitsamt einem Wurzelhorizont ist derzeit anscheinend nirgends mehr aufgeschlossen – zumindest ich hab`s nicht gefunden.
In den tiefsten Bereichen einer der Gruben fand ich jedoch kugelige Konkretionen (kieseliger Kalk, oder doch stark verfestigter/verkieselter „quarzitischer“ Feindsandstein ?? - das war im Gelände rein nach Augenschein und ohne Proben zu nehmen, nicht eindeutig feststellbar) – die gibt’s hier auch im feinen Sand (Anhang-Foto 3), während ich ähnliche Bildungen sonst vor allem aus dem  Schlier kenne (sog. „Schlierkugeln“). Bei Roetzel 1983 (Abb. 36) befindet sich dieser Konkretions-Horizont zwar immer noch im unteren Teil des Profils, aber doch fast 10 m über den Lignit- und Wurzelhorizonten.

Außerdem sind in manchen Horizonten auch „weiche Konkretionen“/konzentrische Limonit-Verfärbungen anzutreffen , die von weitem wie die Querschnitte von Bäumen aussehen (vor allem, da sie zum Teil in horizontalen Anreicherungen auftreten) – aber ganz offenbar nicht fossilen Ursprungs sind.
Österreich/Niederösterreich/Melk, Bezirk
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden

Über der Melk-Fm liegen hier diskordant wiederum Schotterkörper, in diesem Fall aber nicht aus dem Badenium wie im Ostteil, sondern pleistozäne Terrassenschotter der Donau (Fuchs 1964). Wegen dem 5. Foto für den Schotter fang ich jetzt aber keinen eigenen Beitrag an !

Literatur:
• FUCHS, W., 1964: Tertiär und Quartär der Umgebung von Melk. –  Verh. Geol. B. A. Wien, H. 2, 283-299, Wien 1964.
« Letzte Änderung: 05 Nov 14, 15:16 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Hier noch ein Literaturnachtrag – behandelt zwar vorwiegend die Wirbeltierfossilien, erwähnt aber nebenbei auch Pflanzen:

• E. Thenius, Wirbeltierfunde aus der paläogenen Molasse Österreichs und ihre stratigraphische Bedeutung. Verh. Geol. BA 1960/1, 82 ff.
http://opac.geologie.ac.at/wwwopacx/wwwopac.ashx?command=getcontent&server=images&value=VH1960_082_A.pdf

Und was neues zur allgemeinen Geologie des Gebietes:

• R. Roetzel u. a., Haltepunkt E2/6: Untermamau – Sandgrube Spring. In: H. Gebhardt (Red.), Arbeitstagung 2013 der GBA – Geologie der Kartenblätter 55 Ober-Grafendorf und 56 St. Pölten, Wien 2013, 262 ff.
http://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/roegl/Neu/2013-GBA-Arbeitstagung.pdf

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Re: Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Antwort #10 am: 12 May 14, 17:32 »
Da die Fundchancen für Kieselholz hier mittlerweile offenbar relativ schlecht sind, und ich immer noch keines selbst gefunden habe, habe ich vor kurzem ein ganz nettes Belegstück erstanden (ca. 13 x 6,5 x 3 cm; Fund aus 2004). Es stammt aus der hier schon mehrfach (erster Beitrag + AW #7) behandelten Grube.

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Re: Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Antwort #11 am: 21 Mar 17, 16:32 »
Und noch eine Anmerkung zu dem Bereich westlich von Melk:
Aus dem früher als „Kristallsandstein von Wallsee“ bezeichneten Sediment, welches heute der Linz-Melk-Fm zugerechnet wird, wurden, als die ehemaligen Steinbrüche im Gebiet von Wallsee und Strengberg (westlichstes Niederösterreich, Bezirk Amstetten) noch in Betrieb waren, ebenfalls pflanzliche Fossilien bekannt. Es handelt sich dabei einerseits um Koniferenzapfen in kalkiger Erhaltung, andererseits um Kieselhölzer, wobei von E. Hofmann sowohl Laub- als auch Nadelhölzer bestimmt wurden.

Literatur:
• Hans Georg KRENMAYR & Reinhard ROETZEL, Die lithostratigraphische Formalisierung der Melker- und Linzer Sande: Die "Linz-Melk-Formation". Ber. lnst. Geol. Paläont., K.-F.-Univ. Graz Band 2, Graz 2000, 10.
• Elise HOFMANN, 1932: Pflanzenreste aus dem Leithakalk von Kalksburg und dem Sandstein von Wallsee. — Jahrb. Geol. B.-A., 82, S. 71—73, Taf. 3. Wien 1932.
« Letzte Änderung: 22 Mar 17, 13:03 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Re: Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Antwort #12 am: 22 Mar 17, 13:03 »
Nach diesem Ausflug in den Westen nun wieder zurück zu dem Fundgebiet am Ostrand des Dunkelsteiner Waldes.
Ich glaube, ich habe es oben schon mal erwähnt, dass die meisten (zumindest grob bestimmbaren) Hölzer hier Nadelhölzer sind. Dafür mal ein Beispiel:

Österreich/Niederösterreich/Sankt Pölten, Bezirk
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
  Österreich/Niederösterreich/Sankt Pölten, Bezirk
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden


Allerdings sind Nadelhölzer hier nicht die einzigen Pflanzenfossilien -
ein Sammlerfreund fand, als extreme Rarität, in diesem Gebiet ein einziges mal sogar ein Stück verkieselte Palme, bzw., um das allgemeiner zu formulieren, ein Fragment eines "Stammbildenden Monokotyledonen" (da anhand der fossilen Reste meist nicht zwischen "echter" Palme und anderen SBM`s zu unterscheiden ist, Dank an Werner/Sargentodoxa für diese Information).

Österreich/Niederösterreich/Sankt Pölten, Bezirk
Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Letzte Änderung: 26 Mar 17, 17:12 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Re: Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Antwort #13 am: 22 Mar 17, 13:43 »
Eine Auffälligkeit gibt’s hier noch, die mir etwas Kopfzerbrechen macht, und zu der ich noch keine wirklich schlüssige Erklärung gefunden habe: Es gibt in diesen Sanden ja – häufiger als Kieselholz – sehr schlecht erhaltene Holzreste in Limoniterhaltung mit Teredinidae-Bohrgängen, bzw. oft nur noch die Bohrgang-Steinkerne mit Holzabdrücken. Bei den dortigen Kieselhölzern hab ich aber noch kein einziges mit Teredinidae-Löchern gesehen! Die verallgemeinernde Erklärungsmöglichkeit, dass die Kieselhölzer eben aus älteren Sedimenten umgelagert seien, scheidet aber aus, weil’s eben dort auch „ganze Baumstämme“ gab, die unmöglich bereits permineralisiert sekundär in die feinen Sande eingeschwemmt sein konnten. Mein Erklärungsansatz wäre: eine feinstratigrafische Zuordnung ist bei den meisten Stücken aus den Gruben unmöglich, und, wenn doch in situ gefunden, meines Wissens nie professionell erfolgt. Da diese Gruben aber doch relativ mächtige Sedimentabfolgen aufschließen bzw. aufschlossen (siehe oben), wird wohl zwischen den Kieselhölzern ohne Bohrmuschelbefall und den Limonitresten mit solchen ein Wechsel der Sedimentationsbedingungen stattgefunden haben,  eventuell überhaupt eine stärkere Veränderung des Biotops, z.B. bezüglich des Salzgehalts.

Offline oliverOliver

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 10.162
  • klopf auf Holz !
    • naja ....
Re: Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden
« Antwort #14 am: 15 Jun 17, 13:25 »
Ich muss den vorigen Beitrag korrigieren bzw. widerrufen - natürlich gibt es hier auch Kieselhölzer mit Teredinidae-Bohrgängen, nur hab ich sie bisher nicht ge- oder erkannt.
Jetzt haben wir einen Bereich gefunden, in dem gut verkieselte Hölzer mit eindeutigen, klar erkennbaren Bohrmuschelgängen vorkommen - leider nur sehr selten, das meiste ist auch dort reines Limonitgebrösel.
Ich habe von dort erst ein einziges solches Stück, das zudem schon vom Bagger beschädigt war, und in Folge - da es eben schon "angeknackst" war - beim Präparieren weiter zerbrochen ist. Mal sehen, wie weit ich das wieder hinkriege - Fotos folgen dann irgendwann.

 

Mineralienatlas - Fossilienatlas - Info-Center

Neueste Beiträge Neueste Beiträge