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Niederösterreich: Oligozänes Holz aus den Melker Sanden

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oliverOliver:
Sandgrubenimpressionen aus der Melk-Fm – Teil 3:
Zweites Bild: aktive Sandgrube bei Karlstetten – sieht interessant aus, ist aber eingezäunt und überaus reichlich mit „Betreten verboten“ – Tafeln bestückt.
Hoffnung für die Zukunft: vielleicht wird sie ja irgendwann mal aufgelassen und nicht sofort wiederverfüllt und begrünt ……
Erstes Bild: Eisenanreicherungshorizont in einer aufgelassenen Grube bei Karlstetten. Wirkt vielversprechend, aber ich hab nur Limonit-/Hämatit-Krusten ohne jegliches Holz gefunden …
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oliverOliver:
Die fossilen Pflanzenreste der Melk-Fm als Klima- und Umweltindikatoren

An Makrofossilien (Blätter) wurden von J. Kovar folgende Arten bestimmt (sh. Roetzel 1983, 169):
- Ulmus sp. (Ulme)
- Daphnogene lanceolata, Daphnogene cinnamomifolia („Zimtbaum“): Familie der Lorbeergewächse
- Comptonia acutiloba („Süßfarn / Farnmyrte“): Familie der Gargelstrauchgewächse

Die Gräser sind nicht näher bestimmt und werden nur als Cyperaceae (Sauergrasgewächse) oder Poaceae (Süßgräser) bezeichnet, was in diesem Zusammenhang wenig hilfreich ist. Gleiches gilt für die unbestimmten Koniferenzapfen (siehe oben AW # 1).

Die nur wenigen bislang bestimmten bzw. publizierten botanischen Makroreste aus der Melk-Fm sind also bezüglich klimatischer Fragestellungen nicht sehr aussagekräftig. Um so detailliertere Informationen lieferte dafür die Untersuchung von Pollen (vgl. Roetzel 1983, 174 f.).
    Im Rahmen des paynologischen Projekts von P. Hochuli (Hochuli 1978) wurden auch Sedimente der Melk-Fm („Pielacher Tegel“, „Melker Sande“) und der Älterer Schlier-Fm in unterschiedlichen Aufschlüssen beprobt und ausgewertet. Dies ergab Belege für eine deutliche Klimaänderung vom Unteroligozän zum Mitteloligozän, was durch die unterschiedliche Feldspatverwitterung in den verschiedenen Ablagerungseinheiten bekräftigt wurde (Roetzel 1983).
    Nach der Verteilung thermophiler, arktotertiärer und intermediärer Florenelemente (nicht nur in der Melk-Fm, sondern im gesamten Untersuchungsgebiet Hochulis) herrschte im Obereozän, Unteroligozän und unteren Mitteloligozän ein subtropisches Regenklima, während sich ab dem oberen Mitteloligozän ein kühleres, relativ feuchtes Klima durchsetzte. Ab dem höchsten Oligozän und im tiefen Miozän ist kurzfristig wieder ein Ansteigen der subtropischen Vegetationsanteile zu verzeichnen, aber nicht mehr so prägend wie im unteren Oligozän.
   Für die hier behandelten Sedimente (Paläogen - Zonen 19-20 und Neogen - Zone I) bedeutet dies ein subtropisches Regenklima für die Liegendsande (inklusive des „Pielacher Tegels“) und ein warm-gemäßigtes Klima für die hangenden Sande und den Älteren Schlier (Roetzel 1983, 177).

Zudem halfen die palynologischen Untersuchungen bei der Zuweisung der Sedimente zu den unterschiedlichen Ablagerungsmilieus bzw. zu einer Fazies (limnisch-terrestrisch, brackisch, paralisch, fluviatil oder marin beeinflusst, marin) und trugen somit gemeinsam mit der lithologischen Untersuchung zur Feststellung einer zwischenzeitlichen Regressionsphase bei (Roetzel 1983).

Literatur:
• Hochuli 1978: P. Hochuli, Palynologische Untersuchungen im Oligozän und
Untermiozän der Zentralen und Westlichen Paratethys. Beitr. Paläont. Österr. 4, Wien 1978.

oliverOliver:
Die Sandgrube, aus der der Baumstamm vom ersten Beitrag kam, ist schon länger aufgelassen und wird leider als Deponie genutzt. Heuer im Frühling hab ich es endlich einmal geschafft, mir das anzusehen.
Die Grube ist mittlerweile schon großteils mit Aushubmaterial, Bauschutt etc. verfüllt. Nur in einem kleinen Bereich sind die ehemaligen Abbauwände noch (annähernd) in der ursprünglichen Höhe sichtbar (ursprünglich war insgesamt eine 50 m mächtige Schichtabfolge aufgeschlossen !). Hier sieht man, dass die feinkörnigen Quarzsande von einem deutlich erkennbaren und einigen weiteren, weniger deutlich ausgeprägten Horizonten mit gröberen Geröllen / Partikeln und Anreicherungen von Eisenoxiden durchzogen bzw. gegliedert werden (Fotos 1-3). Aus einem dieser Horizonte – ich vermute aus dem intensiver ausgebildeten – stammten auch die Kieselhölzer. Die Fundchancen sind heute leider gleich Null.
Auf der oberen Abbauebene sieht man, dass die Quarzsande der Melk-Fm – wie auch in einigen anderen Aufschlüssen – diskordant von den Schottern und Konglomeraten der Hollenburg-Karlstetten-Formation (aus dem unteren Badenium) überlagert werden. Bei diesen handelt es sich um subaquatische Deltaschüttungen einer von Süden kommenden „Paläo-Traisen“, sie sind (nord-)alpinen Ursprungs und weisen daher – neben dem obligaten Quarzanteil – einen hohen Anteil von Geröllen aus kalkigen Sedimenten auf (Foto 4).

oliverOliver:
Melk-Fm – West
Jetzt mal was aus dem westlichen Gebiet der Melk-Fm – die bisherigen Beiträge bezogen sich ja alle auf den Ostteil (Raum St. Pölten-Krems) bzw. auf den Ostrand des Dunkelsteiner Waldes.
Im Spätsommer hab ich mir dann kurz mal einiges in der direkten Umgebung von Melk angesehen, also am Westrand des Dunkelsteiner Waldes. Dort gibt es mehrere Sandgruben, teils aufgelassen bzw. mittlerweile als Deponien genutzt, teils in Auflassung begriffen oder anscheinend nur noch sporadisch genutzt bzw. im Prozess der Wiederverfüllung, teils auch noch aktiv. Eine davon zeigt Anhang-Foto 1.

Hier ist mir zwar nichts über etwaige Vorkommen von Kieselholz bekannt (auch wenn’s theoretisch möglich wäre; aber anscheinend gibt es das, wie oben schon angemerkt, vermutlich nur – oder zumindest überwiegend – im Ostteil), aber Holzabdrücke in Limonit gibt’s auch hier im Westen.
Ein winziges Belegstückchen, das ich bei meiner wenig gezielten Suche (eher einem Erkunden der Gegend) gefunden habe, zeigt Anhang-Foto 2 – es misst nur 4 cm, die „Kügelchen“ dürften wieder Teredinidae-Spuren sein. Leider ist es aber ein reiner Abdruck, ohne erhaltene Holzfasern, wie sie beim Stück in AW #1 (aus dem östlichen Bereich) vorhanden sind.

Auch hier werden die Sandgruben überwiegend mit Fremdmaterial verfüllt (Aushub, Schutt), so dass das bisschen Überkorn und Abraum darin völlig untergeht. Und leider, soweit ich das feststellen konnte, anscheinend gerade diejenigen, in denen es häufiger Limonitkonkretionen bzw. „eisenschüssigen Sandstein“ gibt, die Chancen für Holz und Bohrmuschelspuren eigentlich also gegeben wären – die Fundmöglichkeiten sind dementsprechend gering.

Das von Roetzel 1983 für den Melker Bereich im Liegenden beschriebene schmale Kohleflöz mitsamt einem Wurzelhorizont ist derzeit anscheinend nirgends mehr aufgeschlossen – zumindest ich hab`s nicht gefunden.
In den tiefsten Bereichen einer der Gruben fand ich jedoch kugelige Konkretionen (kieseliger Kalk, oder doch stark verfestigter/verkieselter „quarzitischer“ Feindsandstein ?? - das war im Gelände rein nach Augenschein und ohne Proben zu nehmen, nicht eindeutig feststellbar) – die gibt’s hier auch im feinen Sand (Anhang-Foto 3), während ich ähnliche Bildungen sonst vor allem aus dem  Schlier kenne (sog. „Schlierkugeln“). Bei Roetzel 1983 (Abb. 36) befindet sich dieser Konkretions-Horizont zwar immer noch im unteren Teil des Profils, aber doch fast 10 m über den Lignit- und Wurzelhorizonten.

Außerdem sind in manchen Horizonten auch „weiche Konkretionen“/konzentrische Limonit-Verfärbungen anzutreffen , die von weitem wie die Querschnitte von Bäumen aussehen (vor allem, da sie zum Teil in horizontalen Anreicherungen auftreten) – aber ganz offenbar nicht fossilen Ursprungs sind.

oliverOliver:
Hier noch ein Literaturnachtrag – behandelt zwar vorwiegend die Wirbeltierfossilien, erwähnt aber nebenbei auch Pflanzen:

• E. Thenius, Wirbeltierfunde aus der paläogenen Molasse Österreichs und ihre stratigraphische Bedeutung. Verh. Geol. BA 1960/1, 82 ff.
http://opac.geologie.ac.at/wwwopacx/wwwopac.ashx?command=getcontent&server=images&value=VH1960_082_A.pdf

Und was neues zur allgemeinen Geologie des Gebietes:

• R. Roetzel u. a., Haltepunkt E2/6: Untermamau – Sandgrube Spring. In: H. Gebhardt (Red.), Arbeitstagung 2013 der GBA – Geologie der Kartenblätter 55 Ober-Grafendorf und 56 St. Pölten, Wien 2013, 262 ff.
http://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/roegl/Neu/2013-GBA-Arbeitstagung.pdf

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