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Autor Thema: Niederösterreich: miozänes Kieselholz aus der Hollabrunn-Mistelbach-Formation  (Gelesen 24202 mal)

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Offline oliverOliver

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Hab am vergangenen Wochenende bei 37 Grad oder mehr (im Schatten !) fast einen ganzen Nachmittag in der prallen Sonne auf einem gerade erst abgeernteten und frisch gegrubberten, staubtrockenen Feld verbracht – leicht geneigter Südhang, wo sich die Sonne so richtig reinlegt, und kein noch so kleines Wölkchen am Himmel – da wurden Erinnerungen wach an Südfrankreich, wo ich vor 30 Jahren in den „badlands“ der Provence bei ähnlichen Temperaturen Pyritammoniten gesammelt habe !
Hat sich aber ausgezahlt – endlich mal wieder ein vernünftiges Stück (L. ca. 20 cm) aus der HMF, mit einem Astloch, das diesen Namen ausnahmsweise auch verdient.
Der Rest waren aber leider lauter landwirtschaftlich zerhäckselte Mini-Stückchen ….

Offline Geomaxx

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Hi Oliver,
das ist ja ein Lehrbuchstück! Kannst Du das Teil anhand der Holzstruktur im Querbruch ggf. einer Pflanzenfamilie zuordnen?
Grüßle und Glück Auf!
GEOMAXX

Offline oliverOliver

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Hallo Maxx,
nein, leider (noch) nicht – hab`s noch nicht unterm Mikro gehabt, es liegt derzeit in NÖ bei meiner Freundin (wieder mal das „Sammlung-wegen-Platzmangel-auf-mehrere-Standorte-verteilt-Problem“).
Sieht bezüglich Bestimmung auch nicht sehr vielversprechend aus – an einem Ende ist der alte Querbruch verwittert, in solchen Fällen sind sonst oft schon mit freiem Auge oder zumindest unter der Lupe deutliche Strukturen zu erkennen (siehe z.B. Foto 2 in AW #15), bei diesem Teil aber leider nicht. Das andere Ende ist ein frischer Querbruch, da seh ich mit der Lupe außer einer sehr homogenen Kieselmasse auch nichts. (Rein nach „Bauchgefühl“ kommt`s mir irgendwie „eichenartig“ vor – das heißt aber natürlich gar nix.)
Mal abwarten bis ich das Stück in Wien habe, vielleicht ist unterm Bino ja doch was zu erkennen …

Offline oliverOliver

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„Rostholz“ aus der HMF – Teil 1

Neben den nur bereichsweise etwas häufiger anzutreffenden Kieselhölzern gibt es im gesamten Gebiet der HMF limonitisierte Holzreste in unterschiedlicher Erhaltung. Meist handelt es sich nur um Abdrücke in Limonitkrusten, es kommen aber auch limonitisierte Holzfasern (meist schlecht erhaltenes bröseliges Zeugs) und Kiesel-Limonit-Mischfossilisationen vor (siehe dazu auch schon oben).

Hier als erstes Beispiel einmal limonitisierte Holzreste aus einer aufgelassenen Schottergrube an der Ostseite des Schmidatals. Es handelt sich dabei um Abdrücke in Limonit bzw. Limonitkrusten von vergangenem Holz.
In der ehemaligen Abbauwand befinden sich unterschiedlich dimensionierte „Löcher“ bzw. Hohlformen, die mit Limonit „ausgekleidet“ sind – also Limonitkrusten um ehemalige Hölzer, die aber völlig vergangen sind. Manchmal ist dabei nur zu erahnen dass es sich ursprünglich um Holz handelte, manchmal sind aber die Abdrücke der Holzstruktur gut erkennbar. Teils sind in sehr geringen Resten auch Holzfasern erhalten, diese sind aber nicht fest und sehr fragil – beim Waschen bleibt meist nur die glatte „Schale“ übrig.
Diese Krusten gibt es auch in geringer Dimension, also von Zweigen, sie sind dann aber meist durch den Sedimentdruck gequetscht, so dass kaum noch ein Hohlraum vorhanden ist, und im Querschnitt flachoval.
Diese Art der Fossilisation scheint ziemlich häufig zu sein und dürfte in der HMF eher die übliche Erhaltungsform darstellen, während Verkieselung oder Mischformen anscheinend nur ausnahmsweise auftreten.

Meine Bergungsversuche waren ziemlich enttäuschend – auch die fest wirkenden „Schalen“ sind sehr fragil und zerbrechlich, teils sogar bröselig – beim Herauslösen bleiben nur kleine Fragmente übrig. Das müsste in einer größer angelegten Aktion angegangen werden, die Äste müssten dabei Schritt für Schritt freigelegt und vor Ort gehärtet werden, was in den vertikalen ehemaligen Abbauwänden aber nur schwer möglich ist - aber das lohnt wohl auch den Aufwand nicht.
Ein Foto mit dem Zustand der Funde nach dem Bergen möchte ich euch ersparen …. eigentlich könnte ich das Gebrösel auch wegschmeißen.
« Letzte Änderung: 05 Sep 13, 13:00 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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„Rostholz“ aus der HMF – Teil 2

Hier jetzt Beispiele aus einem anderen Teilgebiet der HMF – dem nördlichen Hollabrunner Wald, wiederum Abdrücke.
Dort sind aber die Limonitkrusten mit den Abdrücken meist ziemlich stark und weitaus stabiler als die Beispiele im obigen Beitrag – und auch die Abdrücke sind manchmal weitaus detailreicher, teils auch beinahe „dreidimensional“ bzw. fast schon „Ausgüsse“, wenn sich die Krusten in größeren Spalten oder Hohlräumen des Holzes bildeten, bevor dieses endgültig vergangen ist. Ein solches Beispiel – mein bisher bestes Fosssil in dieser Erhaltung – zeigen die Fotos 1+2. Das Stück hat einen dreieckigen Querschnitt, wobei auf zwei Seiten deutliche Holzabdrücke zu erkennen sind (L = 13 cm).

Das zweite Beispiel (Fotos 3+4) stammt aus dem gleichen Fundgebiet, allerdings nicht aus den Schottern und Grobsanden, sondern aus dem Ton. Es gibt in der HMF immer wieder Einschaltungen von Peliten bzw. tonigen Sedimenten, welche in Stillwasserbereichen abgelagert wurden. Oft sind das nur schmale Bänder oder Linsen im Schotter, manchmal aber auch mächtige Schichtfolgen. Während also erstere in nur temporär ruhigeren Zonen des dynamischen Flusssystems abgelagert worden sein dürften, stammen zweitere offenbar von großen und tiefen Altarmen bzw. Totarmen/Verlandungszonen, oder überhaupt aus eher lakustrinen Millieus innerhalb des weitverzweigten Flusssystems.
Das gezeigte Stück stammt aus einer kleineren Tonlinse im Schotter, es handelt sich um Holzreste / Zweige in Limoniterhaltung. Wie auf den Fotos (hoffentlich) deutlich zu erkennen ist, liegen diese Reste als ziemlich bröseliges Zeug im durch die Austrocknung rissigen Ton vor – ich habe das Stück daher nur fotografiert und nicht geborgen. Dazu wäre eine komplette Blockbergungs-Ausrüstung nötig, samt Härtung vor Ort – es ist aber ein interessantes Beispiel für eine weitere Limonit-Erhaltungsform.
« Letzte Änderung: 05 Sep 13, 13:00 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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„Rostholz“ aus der HMF – Teil 3

Wie oben schon angedeutet gibt es in der HMF das komplette Erhaltungsspektrum von Hohlform / Limonitkruste mit Abdruck (oft) über die Kiesel-Limonit-Mischerhaltung (eher selten, nur in manchen Teilbereichen anscheinend häufiger) und von sehr schwach silifiziert bis hin zu gut verkieselt (ziemlich selten).
Aber eine reine Limoniterhaltung bei körperlich überlieferten Fossilien ist mir, entgegen meiner obigen Vermutung (AW #10), noch nicht untergekommen – wenn die Fossilien körperlich, also dreidimensional, erhalten sind, spielt in der HMF (im Gegensatz zu anderen Formationen, vgl. z.B. die Melker Sande) die Kieselsäure anscheinend immer zumindest eine gewisse Rolle. Auch bei dem oben gezeigten Limonit-Beispiel aus den Peliten handelt es sich ja nur um flachgedrückte, abblätternde Reste.
Manchmal gibt es aber doch sehr kleine Holzfaser-Stückchen in limonitischer Erhaltung, die sind aber, soweit mir bekannt, immer in einem äußerst miesen Zustand – ziemlich weich, bröselig und kaum erhaltungsfähig.
So auch bei dem hier vorgestellten Beispiel aus dem südlichen Manhartsberggebiet. Auch hier  gibt es im Schotter Hohlformen von Stämmen und/oder stärkeren Ästen mit Abdrücken in Limonit, auch hier sind es – wie im Schmidatal – sehr dünne brüchige Krusten, aber teilweise mit mehr erhaltener „Substanz“ (in Auflösung begriffene, schwach limonitisierte, „mulmige“ Holzfasern).
Foto 1 zeigt eine solche Fundsituation – ein durch Erosion freigelegter Holzrest, durch die Verwitterung schon ziemlich zerlegt.
Hier wäre eine chemische Behandlung (eventuell zuerst Rostumwandler/Phosphorsäure, dann Härtung mit Paraloid, oder hat jemand andere Vorschläge ?) erwägenswert, möglicherweise könnte man dann manche der Fragmente zu größeren Stücken zusammensetzen. Wegen des Aufwands und des Platzbedarfs für eine „Chemiewerkstatt“ hab ich die Idee aber noch nicht umgesetzt. Daher hier nur mal zwei Fotos von kleinen Fragmenten aus einem solchen „Scherbenhaufen“ – eines davon (Bild 3) zeigt anscheinend auch (undeutliche) Abdrücke von Insektenfraßspuren.

Offline oliverOliver

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„Rostholz“ aus der HMF – Teil 4

Wie oben angedeutet, kommen Limonithölzer bzw. –abdrücke offenbar im gesamten Gebiet der HMF vor: sowohl im Schmidatal (siehe Vol. 1) und im Bereich zwischen Schmidatal und Hollabrunner Wald (AW # 10), als auch im Nordteil des Hollabrunner Waldes (Vol. 2) und im südlichen Manhartsberggebiet (Vol. 3), sowie im Südteil des Hollabrunner Waldes (hier, unten). Es ist daher anzunehmen, dass solche Erhaltungsformen auch weiter im Osten, im Gebiet von Mistelbach und darüber hinaus, vorhanden sind – dort war ich aber bisher noch nicht recht aktiv.
Hier nun, wie gesagt, zum Abschluss des „Rost-Themas“ ein Beispiel aus dem südlichen Hollabrunner Wald.

Besagter Holzrest steckt in einer der massiven, kompakten und oft sehr bunten Hämatit-/Limonitknollen. Diese haben meist innen einen roten Hämatitkern, und außen eine – durch Oxidation in feuchtem Milieu sekundär umgewandelte – gelbliche bis braune oder fast schwarze Limonithülle (Goethit etc.), welche z.T. fast metallisch wirkt – eventuell aufgrund nachträglicher Reduktion durch organische Säuren im Boden ? Ein besonders farbenfrohes und typisches Beispiel einer solchen Knolle (ohne Holz) zeigen die Fotos 1 und 2.
Solche Knollen sind in manchen Teilbereichen der HMF ziemlich häufig (oft aber weicher und toniger oder bröseliger als im hier besprochenen Gebiet), meist enthalten sie aber keine erkennbaren organischen Reste. Das folgende Beispiel (Fotos 3+4) zeigt aber, dass auch diese Konkretionen zumindest teilweise um einen Holzkern entstanden sind – es ist ein wenig spektakulärer Fund, den ich aber äußerst interessant finde.

Offline oliverOliver

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So, genug von dem Rostzeugs (das hält ja auf Dauer niemand aus !) – jetzt wieder „schöne“ Sachen ……
Anfang September hab ich endlich mal wieder zwei etwas massivere Kieselholzstücke in der HMF gefunden.
Das erste – und bislang größte von hier (ca. 25 x 20 x 15 cm) – hat leider einen rezenten Querbruch (es muss ursprünglich ein „wirklich“ großes Teil gewesen sein !), aber dafür schöne Strukturen an der Oberfläche (Foto 1+2) – z.T. handelt es sich dabei anscheinend um die Negative ehemaliger Astabgänge. Leider ist es jedoch ziemlich schlecht bzw. grobkörnig verkieselt, so dass die auf der Bruchfläche sichtbaren Holzstrukturen nicht sehr beeindruckend sind – also nichtmal ein kleiner Trost für den Bruch ist mir gegönnt ….  :(
Das zweite ist etwas kleiner (ca. 20 x 15 cm) und ebenfalls rezent gebrochen, ist aber im Gegensatz zum ersten sehr gut verkieselt mit – soweit erkennbar – guter Strukturerhaltung.
Und wiederum mit einem eindeutigen Abdruck eines ehemaligen Astabganges – es handelt sich dabei aber maximal um ein „viertel Astloch“ – das sieht daher nicht viel gleich (Foto 3+4).
Es scheint sich dabei um alt ausgeackerte Stücke zu handeln, die wohl schon vor Jahrzehnten vom Feld entsorgt und auf eine Feldwegböschung geworfen worden waren. Dieser Weg scheint kürzlich saniert bzw. verbreitert worden zu sein, und dabei wurde die alte Böschung angeschnitten, wobei die Stücke zutage kamen – aber leider auch das größere nochmals ganz frisch beschädigt wurde. Direkt auf den Feldern sind die Fundchancen für solche Stücke mittlerweile äußerst gering, da durch die hier derzeit vorherrschende Bearbeitungstechnik (Grubbern und „Häckseln“ bzw. Fräsen, schwere Scheibeneggen) die spröden Kieselhölzer völlig zersplittert werden. Aber man soll ja bekanntlich die Hoffnung nie aufgeben – vielleicht gelingt mir ja auch in der HMF doch noch einmal ein „Megafund“ …..
« Letzte Änderung: 16 Sep 13, 11:02 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Um bei den erfreulicheren Funden zu bleiben, hier wieder mal zwei Astansätze / Astabgänge aus der HMF. Neufunde von Anfang Oktober – leider alles zerstückelter „Ackerschrott“ mit frischen Brüchen (auch das im nächsten Beitrag).
(erstes – 2 x Foto unterschiedliche Blickwinkel: L = 8,5 cm; zweites – Vorder- und Rück- bzw. Innen- und Außenseite: L = 14 cm)

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Und als drittes noch ein eher unklarer Astansatz / Ast“wirbel“ (ca. 10 x 8 cm) – eindeutig ist hier nur, dass da irgendwas angesetzt / abgezweigt haben muss, da die Holzfasern auseinander laufen bzw. „verworfen“ aussehen. Auf dem Foto scheint es relativ klar zu sein, dass rechts ein Teil des abgehenden Astes zu sehen ist, aber in natura – u.v.a. unter Berücksichtigung der beiden anderen (nicht fotografierten) Ansichten des annähernd dreiseitigen Stücks – ist das weitaus weniger sicher.

Offline oliverOliver

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Eigentlich wollte ich ja schon längst wieder einmal einige Beiträge mit etwas wissenschaftlichem Hintergrund zur HMF einstellen. Die liegen jetzt aber teilweise schon gut ein Jahr halbfertig in der sprichwörtlichen „Schublade“, und ich bin bisher einfach nicht dazu gekommen, die fertig zu recherchieren bzw. zu überarbeiten.
Daher vorerst einmal weiter wie zuletzt: Astansätze/Astabgänge aus der HMF, aktuelle Neufunde von Mitte Oktober, wiederum leider zertrümmerte Feldfunde.
Besonders schmerzhaft schlägt die Landwirtschaft beim ersten (L. ca. 15 cm) zu Buche: das wäre unbeschädigt (für hiesige Verhältnisse) ein wahres Prunkstück gewesen, leider blieb aber nur die „Umrahmung“ des ehemaligen Astabganges erhalten, und nicht einmal die zur Gänze (Rückseite frischer Bruch).
Das zweite weist nur einen winzigen Zweigabgang auf, dieser ist dafür recht gefällig.

Offline oliverOliver

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Wohnbauten von Eintagsfliegenlarven in Holz der HMF
Diesmal will ich einen besonderen Fund aus dem Gebiet östlich von Hollabrunn vorstellen. Es handelt sich um einen Holzabdruck in Limonit mit Steinkernen der Wohnbauten von Insektenlarven (Fotos 1-4). Die Oberfläche der Steinkerne zeigt zum Teil noch die Holzstruktur. Während solche Spuren in den Aufschlüssen des südlichen Wiener Beckens anscheinend relativ oft vorkamen (Papp & Thenius 1954), sind sie in der HMF meines Wissens nach nicht gerade häufig anzutreffen.
Eine Parallele bzw. ein Vergleichsstück dazu aus Hennersdorf (südlich von Wien) ist in der Schausammlung des NHM ausgestellt. Es ist eine (kalkige) Konkretion mit Holzabdruck (Holz vergangen) und Steinkernen von Spreitenbauten von Eintagsfliegenlarven (Foto 5, im nächsten Beitrag).
Dieses Stück wurde bereits von Papp & Thenius 1954 beschrieben und von Thenius 1979 ausführlich publiziert. Demnach handelt es sich um die Spuren von Ephemeropteren, die als Asthenopodichnium xylobiontum benannt wurden.

Die Spuren/Steinkerne sind zwar vergleichbar bzw. sehr ähnlich, aber anscheinend doch nicht ganz gleich (was aber auch durch die unterschiedliche Erhaltung/Fossilisation vorgetäuscht werden kann). Hennersdorf ist auch etwas jünger (Pannonium E) als die Hollabrunner Funde (Pannonium B-C, überwiegend aber C – freundliche Mitteilung M. Harzhauser). Und der Hennersdorfer Fund bzw. allgemein die Stücke aus dem Raum südlich von Wien stammen nicht aus der eigentlichen HMF (fluviatil), sondern aus dem sogenannten „Pannon-See“, in den die Paläodonau damals mündete.
Es handelt sich bei dem Hollabrunner Fund also anscheinend um Larvenbauten der gleichen Insektengruppe, möglicherweise aber einer anderen – etwas älteren – Art.
Vergleichbare Spuren kommen übrigens auch auf Knochen vor (Thenius 1988).

Literatur:
• Papp & Thenius 1954: A. PAPP  & E. THENIUS, Vösendorf — ein Lebensbild aus dem Pannon des Wiener Beckens. - Mitt. Geol. Ges. Wien, 46: 1-109, 15 Taf. - Wien.
http://www2.uibk.ac.at/downloads/oegg/Band_46_1_109.pdf
• Thenius 1979: E. Thenius, Lebensspuren von Ephemeropteren-Larven aus dem Jung-Tertiär des Wiener Beckens. Ann.NHM 82, 1979, 177–188.
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/ANNA_82_0177-0188.pdf
• Thenius 1988: THENIUS, E., Lebensspuren von aquatischen Insektenlarven aus dem Jungtertiär Niederösterreichs. – Beitr. Paläont. Österr., 14, 1–17, 3 Abb., 3 Taf., Wien.
http://www.ephemeroptera-galactica.com/pubs/pub_t/pubtheniuse1988p1.pdf

edit:
siehe auch http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,35296.msg263882.html#msg263882

Österreich/Niederösterreich/Hollabrunn, Bezirk
Niederösterreich: miozänes Kieselholz aus der Hollabrunn-Mistelbach-Formation
« Letzte Änderung: 14 Feb 14, 11:12 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Hier nun das Vergleichsstück aus dem NHM.

Österreich/Niederösterreich/Mödling, Bezirk/Hennersdorf/Tongrube Fa. Wienerberger
Niederösterreich: miozänes Kieselholz aus der Hollabrunn-Mistelbach-Formation


edit (aus gegebenem Anlass): Foto mit (Ausnahme-)Genehmigung des verantwortlichen NHM-Mitarbeiters!!
« Letzte Änderung: 24 Mar 21, 18:50 von oliverOliver »

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Auch hier mal was zur „Begleitfauna“. Wie eingangs geschrieben, sind Säugetierreste in der HMF nicht so selten. Meist handelt es sich aber nur um unspektakuläre Knochenfragmente und Einzelzähne, am häufigsten solche von Hippotherium (früher: Hipparion). Die Hippotherien aus dem niederösterreichischen Pannonium C sind anscheinend die ältesten dieser Gattung überhaupt … (Siehe: Woodburne 2009). Auch Rhino-Reste sind nicht so selten – meist handelt es sich um Aceratherium (Vgl. z.B.: Heissig 2009). Auch beim hier gezeigten Rhino-Zahn dachte ich – allein schon wegen der Geläufigkeit – an Aceratherium. Laut Mitteilung von U. Göhlich (herzlichen Dank !) ist aber eine Gattungsbestimmung aufgrund der fast völligen Abkauung nicht mehr möglich.

Bild 1: zwei Zähne von Hippotherium.
Bild 2+3: stark abgekauter Zahn eines Rhinos – leider vom Rüttler etwas beschädigt.

• M. O. Woodburne, The early Vallesian vertebrates of Atzelsdorf (Late Miocene, Austria) - 9. Hippotherium (Mammalia, Equidae). Ann. Naturhist. Mus. Wien 111 A, Wien 2009, 585–604.
http://verlag.nhm-wien.ac.at/pdfs/111A_585604_Woodburne.pdf
• K. Heissig,  The early Vallesian vertebrates of Atzelsdorf (Late Miocene, Austria) - 11. Rhinocerotidae and Chalicotheriidae (Perissodactyla). Ann. Naturhist. Mus. Wien 111 A, Wien 2009, 619–634.
http://verlag.nhm-wien.ac.at/pdfs/111A_619634_Heissig.pdf

Österreich/Niederösterreich/Hollabrunn, Bezirk
Niederösterreich: miozänes Kieselholz aus der Hollabrunn-Mistelbach-Formation
  Österreich/Niederösterreich/Hollabrunn, Bezirk
Niederösterreich: miozänes Kieselholz aus der Hollabrunn-Mistelbach-Formation
 
Niederösterreich: miozänes Kieselholz aus der Hollabrunn-Mistelbach-Formation
« Letzte Änderung: 28 Oct 16, 22:38 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Ein besonderer Glücksfall
« Antwort #29 am: 11 May 16, 08:37 »
Ein besonderer Glücksfall

Gegen Ende 2015 war am Rande (bzw. eigentlich schon knapp außerhalb) meines Lieblings-Fundgebietes für HMF-Hölzer im Hollabrunner Wald ein Streifen einer Wiese oder schon älteren Brache – erstmals seit ich das Gebiet intensiv begehe – umgeackert, und ich habe damals dort ein durchaus akzeptables Kieselholz-Stückchen gefunden (und zwar nur dieses eine) – mit lediglich einem unschönen Detail: es hatte einen ganz frischen Bruch.
Jetzt war ich Anfang Mai wieder dort, der geackerte Streifen lag noch so da wie im Winter, und was ich insgeheim erhofft, aber nicht zu erwarten gewagt hatte, traf trotz aller Unwahrscheinlichkeit ein: ich habe doch tatsächlich – und wiederum als einziges Stück – das fehlende Bruchstück gefunden !
So was kommt äußerst selten vor, und war daher für mich wirklich ein besonderer Glücksfall.
Die Bruchstelle ist zwar (leider) auch nach dem Kleben deutlich zu erkennen, aber besser ein Kieselholz mit kleinem Schönheitsfehler als ein „halbes Holz“ mit frischem Bruch (davon habe ich ohnehin schon genügend)!
Es ist zwar nach wie vor kein wirkliches Prunkstück, aber für einen Feldfund in hiesiger Gegend mit einer Länge von etwa 28 cm, „schöner“ Oberfläche und guter Strukturerhaltung doch ganz beachtlich.

Einen ähnlichen (wenn auch bei weitem nicht so spannenden) Fall hatte ich in der HMF vorigen Herbst erlebt, aber da lagen beide frisch vom Pflug zerbrochenen Fragmente direkt nebeneinander am Acker – das war also deutlich weniger spektakulär als dieses „Zusammenfinden“ nach gut einem halben Jahr.

 

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