Ein unscheinbarer aber aufschlussreicher FundSeit ich mich intensiver mit Kieselholz beschäftige, stellt sich für mich die Frage der Datierungssicherheit und damit diejenige nach möglichen Umlagerungen. Konkret für die Laa-Fm habe ich ja ohnehin schon mehrmals geschrieben, dass ich vermute, dass hier bei den Hölzern solche Umlagerungen am Zustandekommen der Fossilvergesellschaftung beteiligt waren.
Ich habe das, neben theoretischen Überlegungen bezüglich der Genese der Schottersedimente, vor allem aus der Kombination von abgerollter / schwach abgerollter / nicht abgerollter Oberfläche und unterschiedlichen Erhaltungszuständen bzw. Überlieferungsformen / Verkieselungsarten zu erschließen versucht. In letzter Zeit war ich da allerdings wieder ziemlich verunsichert, da mit zunehmender Fundanzahl die Grenzen verschwammen und sich eher stufenlose Übergänge anzudeuten schienen.
Das hier vorzustellende Kieselholz kann aber nun als ziemlich unumstößlicher Hinweis darauf gelten, dass in der Laa-Fm auch deutlich ältere Hölzer enthalten sind (was ja ohnehin nicht verwunderlich ist). Es handelt sich nur um ein unscheinbares kleines Stück, das zudem noch rezent vom Pflug beschädigt bzw. zerbrochen ist. Wo aber die Oberfläche erhalten ist, weist sie eine tief schwarze, glänzende „Wüstenpolitur“ auf.
Eine solche ist öfters bei mesozoischen Hornsteinknollen, die in marinen miozänen Ablagerungen resedimentiert sind, zu beobachten, z.B. bei den südmährischen Hornsteinen vom „Typ Krumlovsky les“.
(
Mateiciucová 2008, 44 f.;
Přichystal 2012, 73 ff.; siehe auch:
http://flintsource.net/nav/frm_namelist.html --> Krumlovský Les; und jeweils dort angegebene Literatur.)
Derartige Hornsteine, zumindest teilweise ebenfalls mit „Lackpatina“, kommen auch in der Laa-Fm vor. Sie bildeten sich in marinen Sedimenten, die im Mesozoikum die böhmische Masse zumindest randlich bedeckten und mittlerweile völlig erodiert sind. Als diese Gebiete landfest wurden, verwitterten die kalkigen Sedimente, während die Silizite übrig blieben, und (aufgrund ihrer Gerölloberfläche anscheinend nach einem mehr oder weniger intensiven fluviatilen Transport) in einem „Wüstenklima“ durch chemische und physikalische Verwitterung ihre schwarze Patina erhielten. (vgl. dazu – für in der etwas älteren Fels-Fm resedimentierte, vermutlich jurassische Silizite – auch:
Steininger & Roetzel 1999). Die Verwitterung und Abtragung der mesozoischen Sedimente und die Bildung der „Wüstenpolitur“ auf den Silizitgeröllen wird üblicherweise ins Paläogen datiert. Bei der darauf folgenden globalen miozänen Transgression wurden die Silizite in marinen Ablagerungen resedimentiert.
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich für dieses Stück konkret auch eine mesozoische Datierung annehme, es dürfte aber eben offenbar zumindest vor-Karpatium-zeitlich sein, bzw. jedenfalls bereits als „wüstenpatiniertes“ Kieselholz in die Schotter der Laa-Fm gelangt sein. Mir ist nicht bekannt, ob im Untermiozän, für das in unserem Gebiet zumindest abschnittsweise ein subtropisches Klima belegt ist, wieder Bedingungen herrschten, unter denen die Bildung einer „desert varnish“ (
http://minerals.caltech.edu/FILES/VARNISH/ ) möglich war – möchte diese Möglichkeit aber zumindest in den Raum stellen. Da hier aus dem Untermiozän nach der SMFF – also aus dem Eggenburgium, Ottnangium und Karpatium – nur die marinen bis brackisch-paralischen Sedimente der Paratethys (bzw. ihrer Küstenregionen) erhalten sind, aber keine rein terrestrischen Ablagerungen, kann wohl nicht ausgeschlossen werden, dass in manchen Bereichen des Festlandes (z.B. in höher gelegenen Gebieten der Böhmischen Masse) eventuell kleinräumig aride Bedingungen herrschten.
Lassen wir diese Spekulationen aber außer Acht und halten uns an die „üblichen“ Datierungen, dann dürfte das Fossil also vermutlich zumindest paläogenen Alters sein, und dabei wiederum – aufgrund der klimatischen Bedingungen, die mit Beginn des Oligozäns (nach anderen Angaben erst im Mitteloligozän) wechselten – wohl aus dem Paleozän oder Eozän. Denn es muss einer terrestrischen Verwitterung unter ariden Bedingungen ausgesetzt gewesen sein, bevor es in den marinen Schottern seine vorläufig „letzte Ruhestätte“ fand.
• Mateiciucová 2008: I. Mateiciucová, Talking Stones. Diss. Arch. Brun. Prag. 4, Brno 2008.
• Přichystal 2012: A. Přichystal, Lithic Raw Materials in Prehistoric Times of Eastern Central Europe, Brno 2012.
• Steininger & Roetzel 1999: F. F. Steininger & R. Roetzel, Mesozoikum (Erdmittelalter). In: F. F. Steininger (Hrsg.), Erdgeschichte des Waldviertels, SchrR. Waldviertler Heimatbund 38, Horn-Waidhofen/Thaya 1999
2, 73 f.