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Niederösterreich: untermiozänes Kieselholz aus der Umgebung von Maissau
oliverOliver:
Zwei nette Neufunde vom Oktober – auch nicht wirklich aufregend, aber für Maissauer Verhältnisse gar nicht so übel.
Das erste ( ca. 11 x 6 cm) mit beidseitig gut erhaltener, schöner Holzstruktur (Fotos 1 + 2).
Das zweite ist zwar auch nicht groß (ca. 24 x 10 x 4 cm), aber immerhin mein bislang größtes aus diesem Fundgebiet (Foto 3).
Und vor allem: beide mit nur kleineren (ganz) frischen Beschädigungen – das ist hier wirklich die Ausnahme !
oliverOliver:
Erst vor wenigen Tagen wurden von Reinhard Roetzel (Danke für die Mitteilung !) in einer Zone mit Brandungsgeröllen des Eggenburgiums (tiefes Untermiozän) westlich von Maissau verkieselte Hölzer entdeckt.
Das relativiert die Überlegungen zur Herkunft der stark abgerollten und daher vermutlich asynchron allochthonen (sekundär verlagerten) Kieselhölzer in der Laa-Fm (sh. AW #4) natürlich ganz entscheidend, da sich dieses Vorkommen in unmittelbarer Nähe der Karpat-Fundstellen befindet ! Und ähnliche Brandungszonen (z.T. wieder wegerodiert) waren ja in diesem Gebiet entlang der gesamten Küste des Eggenburgium-Meeres verbreitet – nur dass bisher nicht bekannt war, dass diese Sedimente ebenfalls Kieselhölzer führen können (bzw. keines der Hölzer aus diesem Bereich als eindeutig dem Eggenburgium zugehörig bestimmt war). Die Küstenlinie des jüngeren Karpatium-Meeres dürfte hier weitgehend parallel zu (und - aufgrund der häufigen Trans- und Regressionen im unteren Miozän - eventuell teilweise sogar deckungsgleich mit) jener des Eggenburgiums verlaufen sein. Es steht somit eine weitere – und sehr wahrscheinliche – Quelle für vermutlich verlagerte Hölzer der Laa-Fm zur Verfügung.
oliverOliver:
Wie eingangs dargelegt, sind verkieselte Hölzer in der Laa-Fm östlich des Fundgebietes in der Umgebung von Maissau – zumindest nach derzeitigem Wissensstand – deutlich seltener.
Beachtung verdient aber, dass aus dem Bezirk Mistelbach ein verkieseltes Palmenstück aus der Laa-Fm beschrieben wurde (Thenius 1961).
Dafür wurden östlich des Fundgebietes „Umgebung Maissau“ in der Laa-Fm mehrfach auch Blattabdrücke von Laubhölzern (v. a. von zimtbaumartigen Lorbeergewächsen; weiters Pappel, Weide und Ulme) gefunden, so z. B. in der eponymen Tongrube von Laa/Thaya (Berger 1968).
Im Osten kommen manchmal in Peliten auch inkohlte Holzreste in submarinen Massenstromsedimenten vor, die anhand von Harzresten als Nadelholzgewächse (Cupressaceae oder Taxodiaceae) identifiziert werden konnten (siehe: Roetzel 2009; allgemein zu den Karpat-Sedimenten: Roetzel 2003).
Literatur:
• BERGER 1968: Walter BERGER, Pflanzenreste aus dem Mittelmiozän (Laaer Schichten) von Laa an der Thaya in Niederösterreich. – Mitt. Geol. Ges. Wien, 61, 1–5, 1 Taf., Wien.
• ROETZEL 2003: Reinhard ROETZEL,The Karpatian Sediments in the Alpine-Carpathian Foredeep in Austria. In: BRZOBOHATÝ, R., CICHA, I., KOVÁČ, M. & RÖGL, F. (eds.): The Karpathian – A Lower Miocene Stage of the Central Paratethys, 97–100, 1 fig., Brno (Masaryk University).
• ROETZEL 2009: Reinhard ROETZEL, Geol. Karte der Republik Österreich 1 : 50000, Erläuterungen zu Blatt 23 Hadres, Wien 2009.
• THENIUS 1961: E. Thenius, Ein Palmenholz aus dem Miozän von Niederösterreich. – N. Jb. Geol. Paläont., Mh., 177–182, 1 Abb., Stuttgart 1961.
oliverOliver:
Auch ein interessantes Stück – wohl eine Art Verzweigungssituation (Neufund von Mitte November; L. ca. 25 cm).
Die „schräge“ Fläche (am ersten Foto die „Standfläche“) war anscheinend ein Teil der ehemaligen Hauptachse, davon abgehend zwei gegenläufig gerundete „Abzweigungen“, beide leider nur sehr unvollständig bzw. ansatzweise erhalten (Foto 2 + 3 – die „Vorder-„ und die „Rückseite“).
Und es gibt zudem Anlass, unterschiedliche Erhaltungen von Holz aus der Laa-Fm anzusprechen.
Das Stück wurde beim Tiefpflügen offenbar frisch aus dem Anstehenden (Quarzschotter in kalkiger Matrix mit hohem Tonanteil) geackert – es war allseitig mit einer dicken Sinterkruste überzogen, was ein Entsintern unumgänglich machte.
Dabei zeigte sich aber, dass im Fossil zum Teil kalkige Zwischenlagen (mit Holzstruktur !) bzw. spindel- bis schuppenförmige Verkieselungen in kalkiger Matrix vorlagen.
Beim Entsintern – obzwar schonend in lediglich 5-prozentigem Essig – lösten sich klarerweise auch die kalkigen Fossilanteile auf, wobei sich eine größere Anzahl der „Kieselschuppen“ ablöste, und das Stück jetzt etwas „zerfressen“ wirkt.
Das ist natürlich ein gewisses Problem – im Originalzustand ist wegen der Kalkkruste wenig vom Holz zu sehen, aber nach dem Entsintern fehlt auch viel von der ursprünglich erhaltenen Fossilsubstanz.
Und durch die Auflösung der kalkigen Anteile ist das Stück auch sehr empfindlich geworden - immer noch bröseln bei jedem Angreifen Teile davon ab, eigentlich müsste ich es mit Paraloid härten, was ich aber nur ungern mache, weil die Hölzer dann immer irgendwie „unnatürlich“ aussehen.
Das erklärt auch die „zerfressen“ wirkende Erhaltung mit vielen Hohlräumen anderer Höizer aus diesem Fundgebiet, wie beim Stück aus AW #1 bzw. beim Stück auf dem ersten Foto im ersten Beitrag zu diesem Thema – dort allerdings nicht vom Entsintern, sondern durch natürliche Verwitterung entstanden.
Allgemein sind die Hölzer hier z. T. sehr grobkörnig verkieselt, die Zellstruktur ist oft schlecht erhalten bis kaum noch erahnbar. Manche sind aber auch sehr dicht / feinkörnig verkieselt, dort ist die Strukturerhaltung aber oft sogar noch schlechter: manchmal sind diese Stücke nur an der Außenseite als Holz erkennbar, im Querschnitt (Bruch) zeigt sich dann eine völlig homogene Kieselmasse ohne eindeutig erkennbare Holzstruktur.
Auffällig ist, dass gerade die stark abgerollten Stücke gut und dicht verkieselt sind, und zwar mit meist gut erhaltener Zellstruktur. Dies könnte eventuell ein weiterer Hinweis auf eine sekundäre Verlagerung sein. Allerdings überstehen auch nur gut bzw. dicht verkieselte Stücke die Beanspruchung bei einem +/- synchronen Transport (also bei Umlagerungen innerhalb des Karpatiums), das relativiert also alles wieder.
Wichtiger erscheint die Beobachtung, dass die schlechter verkieselten – und eindeutig primär (synchron allochthon) gelagerten – Hölzer meist wenig bis kaum kompaktiert sind, während bei den abgerollten und dicht verkieselten oft eine starke Kompaktion auftritt. Das scheint mir nun doch ziemlich sicher darauf hinzuweisen, dass hier unterschiedlich alte Hölzer – sowohl erst im Karpatium verkieselte, als auch ältere, aus wieder aufgearbeiteten Sedimenten stammende – gemeinsam abgelagert sind.
oliverOliver:
Nun, beim nochmaligen Betrachten der Fotos von AW #8 hab ich bemerkt, dass da eine Seitenansicht gut wäre, welche die etwas komplizierte Beschreibung nachvollziehbarer macht.
Wird somit nachgeliefert (samt erläuternder Grafik – ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte …).
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