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Fossile Hölzer aus Oberösterreich - allgemeiner Überblick
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oliverOliver:
Fossile Hölzer aus Oberösterreich
Auch wenn ich jetzt hauptsächlich in Niederösterreich sammle – als geborener Oberösterreicher kann ich mein Heimatland bei den Kieselhölzern doch nicht ganz unberücksichtigt lassen ! ;)
Dazu wurde zwar schon einiges im Thema „bescheidene Hölzer …“ vorgestellt (Wolfgang, Chlamys, Andreas, …), ich möchte aber versuchen, da ein wenig System hineinzubringen und das ein bisschen übersichtlicher zu gestalten – daher hier das eigene OÖ-Thema (ist ohnehin immer noch sehr weit gefasst für ein einziges Thema !).
Einleitender Überblick:
Im Wesentlichen kommen die fossilen Hölzer Oberösterreichs aus 3 Zeitabschnitten des Tertiärs bzw. aus 3 Fundgebieten (2 + 3 sind dabei räumlich überschneidend).
1 – Mühlviertel:
limnisch-fluviatile Sedimente vermutlich einer „Ur-Moldau“,
(höchstwahrscheinlich) aus dem Oligozän.
Kieselhölzer in sehr unterschiedlichen Erhaltungszuständen.
2 – Inn- und Hausruckviertel:
mehr oder weniger küstennahe marine Sedimente aus dem
Ottnangium (mittleres Untermiozän).
Hölzer und andere Pflanzenfossilien sowohl (und vor allem) in den Grobsanden (z.B. die „Phosphoritsande“) als auch im Schlier (Koniferenzapfen, aber auch Holzreste etc.). In den Sanden liegen die Hölzer sowohl verkieselt (selten) als auch phosphori(ti)siert / phosphatisiert (häufiger) vor.
„Phosphoritsande“ kommen zum Teil aber auch am südlichen Rand des Mühlviertels vor – z.B. die bekannte Fundstelle Plesching bei Linz – dort ist (bzw. war) Holz aber meines Wissens sehr selten.
3 – überwiegend mittel- bis obermiozäne Schotter, Pelite und Kohleflöze des Inn- und Hausruckviertels:
Diese limnisch-fluviatilen bis terrestrischen Sedimente liegen z.T. diskordant über dem Ottnangium.
Sie sind v. a. dem Pannonium zuzuordnen, die Ablagerungen beginnen aber schon im Karpatium (oberstes Untermiozän).
Dabei sind zumindest die Hausruckschotter, vermutlich aber auch schon die Kobernaußerwaldschotter, dem gleichen Paläodonau-Flusssystem zugehörig wie die Sedimente der Hollabrunn-Mistelbach-Fm weiter im Osten.
Literatur dazu siehe: https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,7054.msg230195/topicseen.html#msg230195
zudem: Gerhard Brandstetter, Quarz in Oberösterreich - Ein vielfältiges Mineral. OÖ. Geonachrichten, Jg. 30 - 2015, 43 - 54. http://www.zobodat.at/pdf/OOE-GEO_30_0043-0054.pdf
ansonsten:
4 – schließlich kommt Kieselholz in pleistozänen Terrassenschottern, v. a. der Donau, vor. Die ursprüngliche Datierung und die primäre Herkunft sind dabei meist schwer bis gar nicht feststellbar.
5 – weiters können pflanzliche Fossilien – wenn auch meines Wissens bisher kein Kieselholz – in oberkretazeischen und paläogenen Sedimenten der Flyschzone gefunden werden (z.B. fossiles Harz). Da andernorts – wie etwa in den Flyschzonen-Sedimenten in der Umgebung von Wien – neben Harz etc. selten auch Kieselholz gefunden wurde, könnte dies eventuell auch für OÖ zu erwarten sein.
6 – und schließlich pflanzliche Überreste in diversen mesozoischen Kohlevorkommen der nördlichen Kalkalpen, die auch in OÖ verbreitet sind:
Lunzer Schichten (Trias), Grestener Schichten (Jura / Lias), Gosauschichten (Oberkreide).
oliverOliver:
Eine Ergänzung zur Flyschzone: Ein abgerolltes Kieselholz von Stockwinkl am Attersee (Kubart 1911, sh. auch Berger 1965) stammt angeblich aus dem Flysch – das Alter ist aber unklar. Neben den oben erwähnten Vorkommen in Wien / NÖ gibt es auch (zumindest) ein Kieselholz aus dem bayerischen Flysch vom Tegernsee (Schuster 1906, sh. auch Berger 1950), was die Vermutung bestärkt, dass es da wohl auch im zwischen diesen Gebieten liegenden OÖ mehr davon geben müsste, bzw. da mehr zu erwarten wäre!
Eine Ergänzung zum Mühlviertel: Außer den oben angeführten Schottern von Freistadt und Kefermarkt gibt es auch im westlichen Mühlviertel Schotterreste, welche Kieselhölzer führen können. Siehe dazu: https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,45529.msg316646.html#msg316646
• Berger, W., 1950: Pflanzenreste aus dem Wienerwaldflysch. Sitzber. Österr. Akad. Wiss., math.-naturw. Kl. I/159, Wien 1950, 11 ff.
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/SBAWW_159_0011-0024.pdf
• Berger, W., 1965: Die Pflanzenreste im Flysch. Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien, 58. Band, 1965, 233 – 239.
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/MittGeolGes_58_0233-0239.pdf
• Kubart, B., 1911: Podocarpoxylon schwendae, ein fossiles Holz vom Attersee (Oberösterreich), österr. Botan. Zeitschr. 61, Wien 1911.
• Schuster, J., 1906: Über ein fossiles Holz aus dem Flysch des Tegernseer Gebietes. Geognost. Jahreshefte 19. München 1906.
oliverOliver:
Noch eine Ergänzung zum Flysch - zwar wieder aus dem benachbarten Bayern, aber ebenso zur Verdeutlichung, dass auch in der oö Flyschzone durchaus mit weiteren Funden zu rechnen ist:
Alfred Selmeier (1986): Ein Kieselholzblock (Anacardiaceae) aus dem Steinbach (Flysch) bei Lenggries a. d. Isar (Oberbayern) – Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Histor. Geologie – 26: 45 - 57.
https://www.zobodat.at/pdf/Mitt-Bayer-Staatsslg-Pal-hist-Geol_26_0045-0057.pdf
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