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Autor Thema: Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression  (Gelesen 13487 mal)

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Offline oliverOliver

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Das ganze Jahr 2014 hatte ich kein einziges Eggenburgium-Kieselholz gefunden – weder bei Retz, noch zwischen Eggenburg und Maissau, obwohl ich in beiden Gebieten oft unterwegs war.
Daher, aus aktuellem Anlass, jetzt wieder zurück zum Fundraum zwischen Maissau und Eggenburg - ich hätte zwar noch was zu den Retzer Hölzern zu schreiben, aber dazu später.

Also, ich habe ja oben erwähnt, dass R. Roetzel im Oktober 2012 bei der Kartierung einen „neuen“ kleinen Fundbereich Kieselholz in Eggenburgium-Brandungsgeröllen (vermutlich Äquivalent zur Zogelsdorf-Fm) entdeckt hatte. Seither – also seit fast 2 ½ Jahren – bin ich unzählige male, sobald eines der dortigen Felder gepflügt bzw. in einem halbwegs begehbaren Zustand war, dort herumgelaufen. Immer mit dem gleichen Ergebnis: nichts, nichts, und wiederum nichts.
Ich habe demzufolge schon nicht mehr daran geglaubt, dort jemals noch was zu finden, und bin daher, als wir am Wochenende Mitte Jänner 2015 in dieser Gegend einen Spaziergang machten, eigentlich nur noch aus Gewohnheit übers Feld gelaufen. Und habe dabei – endlich ! – mein erstes Kieselholz dort gefunden. Es sieht zwar nicht viel gleich, ist für mich aber trotzdem ein „Superfund“ !
Einige Strukturen an der Oberfläche sehen zudem so aus, als ob es Reste von ehemaligen Bohrgängen wären, aber ganz sicher bin ich mir da nicht (am besten am letzten Bild zu erkennen).

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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression
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« Letzte Änderung: 27 Jan 15, 23:53 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Jetzt, Mitte Dezember - also nach fast einem Jahr - habe ich endlich wieder mal eines der raren Kieselhölzer aus dem Oberen Eggenburgium gefunden. Bezüglich des ästhetischen Wertes ist es zwar ganz am unteren Ende der Skala angesiedelt  :(, aber besonders erfreulich ist, dass es aus einem Fundgebiet stammt, in dem ich bisher noch kein Holz gefunden hatte - nämlich aus der Umgebung von Kühnring.
Auch dort liegen in einigen Bereichen direkt auf dem Kristallin bzw. den Metamorphiten Reste von Brandungsgeröllen, die der ZOF zugeordnet werden (und in der Nähe auch solche der Burgschleinitz-Fm, aus welcher aber bisher keine Kieselhölzer bekannt wurden).

Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression
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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression


Das führt uns zu der interessanten Frage, warum in allen anderen (älteren) Formationen / Abschnitten der Eggenburg-Gruppe hier keine Kieselhölzer vorkommen, sondern nur im obersten Eggenburgium bzw. am Übergang zum Ottnangium (auch die Retz-Fm entspricht ja nur dem hangenden Teil der ZOF), obwohl dieses Gebiet in der fraglichen Zeitspanne immer ein Küstenbereich war.
Das muss mit der Verfügbarkeit von ausreichend gelöstem SiO2 im Meerwasser zu tun haben, die offenbar nicht immer gegeben war. Ich denke mal, dass das vermutlich mit einzelnen vulkanischen Ereignissen zu tun hat - ein solches wird bereits für die Diskordanz an der Basis der ZOF angenommen (siehe oben den ersten Beitrag), aber auch in der Retz-Fm kommen vereinzelt tuffitische Lagen vor (sh. z.B. Roetzel 2010), und vermehrte vulkanische Tätigkeit ist auch fürs Ottnangium nachgewiesen (z.B. Roetzel et al. 1994 & 2006).

Literatur:
• Roetzel, R., 2010: Geologie und Geomorphologie im Nationalpark Thayatal-Podyji. Wiss.Mitt. NÖ Landesmus. 21, 35-66, St. Pölten 2010. pdf: http://www.zobodat.at/pdf/WM_21_0035-0066.pdf
• Roetzel et al. 1994: Roetzel, R., Ottner, F., Schwaighofer, B. and Müller, H.W., Tertiäre Tone am Ostrand der Böhmischen Masse. In: E.E. Kohler (ed.), Berichte der dt. Ton- und Tonmineralgruppe e.V.. Beiträge zur Jahrestagung Regensburg, 13.-14. Okt. 1994, pp. 111-122, Regensburg 1994.
• Roetzel et al. 2006: Roetzel, R., Ćorić, S., Galović, I. and Rögl, F., Early Miocene (Ottnangian) coastal upwelling conditions along the southeastern scarp of the Bohemian Massif (Parisdorf, Lower Austria, Central Paratethys). Beiträge Paläontologie, 30, 387-413, Wien 2006.
« Letzte Änderung: 19 Dec 15, 15:44 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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In diesem Zusammenhang erscheint es mir interessant, dass ich im Frühjahr 2012 etwas nördlich von Eggenburg ein Vorkommen von plattig ausgebildeten Kieselkalken in der ZOF entdecken konnte (das war noch nicht einmal den kartierenden Geologen bekannt  :D). Die teils sehr großen Platten scheinen einen regelrechten Ausfällungshorizont im Zogelsdorfer Kalksandstein (biogenreicher, karbonatisch gebundener Quarzsandstein) gebildet zu haben, ihre Stärke schwankt von etwa fingerdick bis zu über 5 cm, teils weisen sie eine feine kontrastreiche Bänderung auf, teils sind sie ziemlich homogen. Das Wasser scheint hier also zu einem bestimmten Zeitpunkt mit SiO2 regelrecht übersättigt gewesen zu sein (wenn man nicht eine nachträgliche Ersetzung bzw. Verdrängung von feinklastischen Komponenten durch SiO2 annehmen will – so sieht es mir aber nicht aus: die Kieselkalklagen weisen an Ober- und Unterseite gleichmäßige Krusten an den Grenzen zu den gröberen Komponenten des Kalksandsteins auf, deutliche Fossilreste sind nur in diesen Randbereichen erkennbar, etc.).

Foto: Kieselkalkplatten aus der Zogelsdorf-FM

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Nach (viel zu) langer Pause endlich wieder einmal ein Eggenburgium-Hölzchen.
Zwar auch keine Schönheit, und zudem ein kleines Stückchen vom Pflug abgesprengt - trotzdem etwas ganz Besonderes für mich!

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"Verluste" und "Zugewinne" bei den raren Eggenburgium-Hölzern / sedimentgeologisches update:

Seit einiger Zeit gibt es die geofast-Karte Blatt 21 Horn online bzw. als pdf-download - mehr als erfreulich!
Und nach diesem aktuellen Forschungsstand gibt es - im Vergleich zum bisherigen - einige "Verschiebungen" bei den Eggenburgium-Hölzern.

Einerseits werden die "Brandungsschotter" / unverfestigten Kiese und Gerölle der Zogelsdorf-Fm westlich von Maissau (wie die ZOF insgesamt) nun nur noch der Eggenburg-Gruppe, aber nicht mehr dem (obersten) Eggenburgium im geochronologischen Sinn, sondern bereits dem (untersten) Ottnangium zugeordnet.
Damit werden aber auch die entsprechenden fossilen Hölzer "um eine Stufe jünger" - und ich hab plötzlich (fast) keine Eggenburgium-Hölzer mehr in der Sammlung (außer vielleicht das eine aus der Retz-Fm - ob die als Äquivalent der ZOF diese chronologische Verschiebung auch mitgemacht hat, oder im Eggenburgium verblieb, muss ich erst recherchieren).
Dafür wurden die früher der SMFF zugeordneten Sedimente bei Rodingersdorf (und damit die in ihnen enthaltenen Kieselhölzer) deutlich jünger - sie gehören nach aktuellem Stand ins Obere Eggenburgium (sh. auch https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php?topic=31745.msg398947#msg398947).

Man könnte also scherzhaft sagen, "insgesamt bleibt der Bestand an Eggenburgium-Hölzern annähernd ausgeglichen"  ;D - in meiner Sammlung aber nicht, denn von Rodingersdorf hab ich leider nix. Was allerdings als Ansporn dienen könnte, dort doch wieder mal genauer nachzuschauen - als die Hölzer noch unter SMFF liefen, war meine Motivation dazu eher gering ....
« Letzte Änderung: 25 Feb 24, 18:39 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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p.s. zur neuen geochronologischen Stellung der ZOF:
Aufgrund der altbekannten (zumindest teilweisen) lateralen Verzahnung von ZOF und ZEF (die ja immer schon dem Ottnangium zugerechnet wurde) ist das ja nur irgendwie logisch. Und dass die ZOF in der Eggenburger Bucht bald von der ZEF transgressiv überfahren wurde, ist auch kein Widerspruch: wenn die ZOF (jetzt) am Anfang der Ottnang-Transgression steht, kann die überwiegend grobklastische, seichtmarine bis küstenfazielle (z.T. Brandungsgerölle) ZOF eben als Ergebnis genau dieses Transgressionshorizontes, bzw. als Transgressionsfazies zur ZEF (oder als die jeweils „aktive“ Transgressionslinie der ZEF) verstanden werden, während sich die pelitische ZEF („Zellerndorfer Schlier“) darüber ablagerte, als die Küstenlinie bereits weiter „landeinwärts“ gewandert war.

 

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