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Autor Thema: Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression  (Gelesen 13490 mal)

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Niederösterreich: fossile Hölzer des Eggenburgiums bis zur / inklusive der Ottnang-Transgression -
Funde aus der "Eggenburg-Gruppe" und der Retz-Formation


Das Thema behandelt in etwa das Gebiet entlang der Linie von Retz im Nordosten über Eggenburg und Maissau bis Langenlois im Südwesten, also grob gesagt die heutige Grenze von Wald- und Weinviertel, bzw. die damalige Grenze zwischen dem Festland der Böhmischen Masse und dem Eggenburger Meer bzw. der Paratethys. Genau entlang dieser Linie verläuft auch die sogenannte „Diendorfer Störung“.

Vorbemerkung:
Aus dem niederösterreichischen Eggenburgium bzw. konkret aus den marinen Sedimenten der „Eggenburg-Gruppe“ waren bisher kaum fossile Hölzer bzw. allgemeiner Fossilien von Höheren Pflanzen (Gefässpflanzen / Kormophyten; vgl. http://www.biologie.uni-ulm.de/lehre/botanik/ ) bekannt.

Zwar wurden früher die Kieselhölzer der SMFF (siehe: http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,31745.0.html) allgemein ins Eggenburgium datiert, doch hat sich mittlerweile herausgestellt, dass diese zum weitaus überwiegenden Teil ins Oligozän und ins Tiefste Untermiozän gehören, und nur die allerjüngsten Anteile der SMFF noch mit der beginnenden Transgression im Unter(st)en Eggenburgium (Fels-Fm, Mold-Fm) zu parallelisieren sein dürften, bevor große Teile der SMFF-Flusslandschaft infolge fortschreitender Transgression (Loibersdorf-Fm) unter dem Meeresspiegel verschwanden.

Kürzlich hat jedoch unser Mitglied „joho24“ zwei Fundstücke entdeckt, welche diese Lücke schließen, und zwar einen Koniferenzapfen (-abdruck), bisher nur allgemein als Pinus sp. bestimmbar, aus der Gauderndf-Fm von einer Fundstelle bei Eggenburg, und einen Splitter verkieseltes (?) Holz im Kalksandstein der Zogelsdorf-Fm oder der Retz-Fm (Zitat Joho: „Eigentlich ist das dort eher Retz-Formation, wobei das aber nicht so gut abzugrenzen ist, denke ich. Faziell ist die Hangende Retz-Fm. der Zogelsdorf-Fm. sehr ähnlich.“) in der Nähe von Retz. Letzterer steckt in einer Matrix aus dichtem feinkörnigem Kalkandstein, die Erhaltung des kleinen Holzrestes scheint kieselig, eventuell mit kalkig-limonitischen Anteilen, zu sein. Das Stück ist ziemlich flachgedrückt, aber eindeutig als Holz zu identifizieren.
Joho24 hat mir zugesagt, hier die Fotos einzustellen – seien wir also gespannt !
(Literatur zur Geologie und zu den Fossilien der Retz-Fm allgemein: Kroh & Harzhauser 1999; Mandic & Harzhauser 1999; Lukeneder & Harzhauser 2009.)

Kurze Einleitung zur Eggenburg-Gruppe:
Diese gehört (no na !) dem Eggenburgium an (Untermiozän, unteres Burdigalium). Die stratigrafische Abfolge im Raum Eggenburg bzw. im Gebiet der Eggenburger Bucht – und zwar nur dort; im Westen, Süden und teilweise auch im Norden dieses Gebietes (auch) andere und teils ältere Formationen des Eggenburgiums ! – stellt sich folgendermaßen dar:
1 - Kühnring-SubFm (beginnende Transgression, ältestes Ober-Eggenburgium)
2 - Burgschleinitz-Fm
3 - Gauderndorf-Fm (v. a. Sande und Silte)
(- jüngeres Ober-Eggenburgium: kurze Regressionsphase, Diskordanz, vulkanisches Ereignis)
4 - Zogelsdorf-Fm
Danach erfolgte bereits die Ablagerung der Zellerndorf-Fm („Zellerndorfer Schlier“; Pelite, hochmarine Beckenfazies) des Ottnangiums (mittleres Burdigalium), welche nicht mehr zur Eggenburggruppe gezählt wird. Sie liegt einerseits über den Kalksandsteinen der Zogelsdorf-Fm (neuerliche Transgression = Unterottnang-Transgression), ist andererseits aber teilweise auch lateral mit dieser verzahnt – die Ablagerung der Zellerndorf-Fm im offenen Meer bzw. im tieferen Wasserbereich beginnt also (im Osten) bereits parallel zur Zogelsdorf-Fm.
(Steininger & Roetzel 1991; Steininger & Roetzel 1999; Roetzel u. a. 1999)

„Problemhloz“ östlich von Maissau / Altfund:
In diesem Zusammenhang gewinnt auch eine schon länger bekannte Fundstelle eines Kieselholzes (der Aufbewahrungsort ist mir leider unbekannt) östlich von Maissau wieder an Bedeutung. Dieses Holz wurde bisher nicht dem Eggenburgium zugeordnet – auf der GK sind dort junge Kolluvien und Zellerndorff-Fm (ZEF) verzeichnet, es wäre also auch möglich, dass das Stück aus wegerodierten Karpat-Schottern stammt, die ehemals über der ZEF lagen.
Aber unmittelbar anschließend sind dort auch Brandungsgerölle des Eggenburgiums (zur Zogelsdorf-Fm) aufgeschlossen. Kieselholz-Neufunde von Reinhard Roetzel im Herbst 2012 anlässlich seiner Begehungen zur geologischen Neukartierung des Gebietes (westlich von Maissau, demnächst mehr dazu) machen eine Zuordnung der Holz-Fundstelle östlich von Maissau zu diesen Eggenburgium-Hölzern sehr wahrscheinlich, einerseits da doch eine gewisse Entfernung zu den nächstliegenden Fundstellen sicher datierter Karpat-Hölzer besteht, andererseits aufgrund der allgemeinen (paläo-)geografischen / geländemorphologischen Situation.
Dazu ein Originalzitat von Reinhard Roetzel (schriftliche Mitteilung; danke !) zum neuesten Forschungsstand, was diese Vermutung zu bestätigen scheint:
 „Wie sich durch die neuen Aufschlüsse […..] gezeigt hat, liegen dort unter der (auf der Karte verzeichneten) Zellerndorf Fm. sehr kaolinreiche Sande mit Geröllen, wahrscheinlich ein Äquivalent der Zogelsdorf-Fm. Das Holz von dort gehört daher wahrscheinlich auch ins Eggenburgium bzw. Eggenburgium-Ottnangium.“

Erster Eigenfund:
Bei meinen Begehungen im Frühling 2013 hab ich nun, ebenfalls westlich von Maissau, mein erstes eigenes Kieselholz der entsprechenden Zeitspanne bzw. geologischen Zuordnung gefunden – sogar mit einem kleinen Astloch (Fotos siehe unten).
Etwas südlich des Fundpunktes steht Zogelsdorf-Fm an. An der Fundstelle selbst liegt am Feld überwiegend Kristallinschutt, aber vereinzelt auch Gerölle, die ich als letzte Erosionsreste ehemaliger Brandungsgerölle deute (was mir R. Roetzel bestätigt hat). Deutlicher ist diese Brandungszone etwas nordöstlich davon ausgebildet. Dort liegen auf den Äckern ebenfalls Schotter, die aufgrund der Zusammensetzung (neben etwas Quarz vor allem anstehendes Kristallin und wenig Zogelsdorfer Kalksandstein) ebenfalls als Brandungsgerölle zu deuten sind, und auf einer von SW nach NO ziehenden Böschung/Kante auch große, schön gerundete Blöcke des anstehenden Kristallins.

Dazu Originalzitat RoeRei (Auslassungen und Ergänzungen meinerseits sind durch  […] gekennzeichnet):
Nach meiner Begehung […] kommt dort eine Übergangsfazies von Zogelsdorf-Fm. (ZOF) und Zellerndorf-Fm. (ZEF) vor, die anscheinend auf einer höheren Bruchstaffel dort liegt. Die Hauptstörung liegt etwas tiefer, ca. 130 m weiter SE […] und nördlich […][davon] geht die ZOF nach Norden auch in die ZEF über bzw. wird  [von dieser] überlagert.
[…] nordöstlich davon […] habe ich noch nicht kartiert, ich nehme aber an, dass dort auch die Geröllfazies, die zur ZOF gehört, auftritt.
[…] Die Höhenlage spielt dabei nicht so eine große Rolle, da die Sedimente ja nicht vollkommen gleichzeitig abgelagert sein müssen und zusätzlich auch tektonische Verstellungen möglich sind.
Die Geröllfazies in dieser Gegend verzahnt sehr oft lateral mit der Zogelsdorfer Kalksandsteinfazies. Aus diesem Grund kann ich die Gerölle auch „relativ“ datieren und mit der ZOF parallelisieren.
Das Alter der ZOF ist allgemein oberstes Eggenburgium – Ottnangium und die ZOF verzahnt in dieser Gegend auch oft mit der ZEF, die ins Ottnangium gestellt wird. Anhand dieser Kriterien und der relativ hohen und südlichen Position der Ablagerungen nehme ich an, dass diese Ablagerungen schon ins Ottnangium gehören: soll heißen, das Holz ist eventuell Ottnangium
.“

Soweit ich das nach den (manchmal durchaus etwas divergierenden) Angaben aus der Literatur und den wertvollen ergänzenden Infos von RoeRei verstanden habe, beginnt einerseits die Sedimentation der Zellerndorf-Fm bereits im obersten Eggenburgium parallel zur Zogelsdorf-Fm, andererseits wird ZOF auch noch im beginnenden Ottnangium (Ottnangium-Transgression) – also parallel zur ZEF – abgelagert. Holz aus Brandungsgeröllen des entsprechenden Abschnitts des Miozäns kann daher anscheinend nur allgemein in diesem Rahmen (Oberstes Eggenburgium bis Unteres Ottnangium) datiert werden

Dass bisher hier (fast) keine Eggenburgium-Hölzer bekannt waren, liegt vielleicht auch daran, dass manche Altfunde eben nicht eindeutig dem Eggenburgium zugeordnet werden konnten – eine exakte Einstufung ist in diesem Gebiet, in dem auch andere tertiäre holzführende Formationen auftreten, bei nicht stratifizierten Oberflächenfunden immer ein Problem. Zum Beispiel tritt die Laa-Fm des Karpatiums ( http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,30395.0.html ) teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft der Zogelsdorf-Fm bzw. von Brandungsgeröllen, die vermutlich dieser zuzuordnen sind, auf. Zudem sind die häufigen Trans- und Regressionen in der miozänen Paratethys zu berücksichtigen – unterschiedlich alte Küstenlinien liegen teilweise direkt übereinander bzw. wurden von nachfolgenden wieder „ausradiert“.
Ähnlich problematisch ist die Situation im westlichen Abschnitt des behandelten Gebietes – dort stehen die fluviatilen Sedimente der reichlich Kieselholz beinhaltenden SMFF an, die transgressiv vom Eggenburgium-Meer überlagert wurden. Eventuell wurden in dieser „Überschneidungszone“ (Ostrand / Ostteil des Horner Beckens) manche Kieselhölzer automatisch der SMFF zugeordnet, ohne eine Zugehörigkeit zur „Eggenburger Gruppe“ überhaupt in Erwägung zu ziehen. Zudem habe ich – allerdings nur sehr vereinzelt – abgerollte miozäne Austernfragmente und Kalksandsteingerölle auch schon im Westen des Horner Beckens gefunden – ich weiß aber nicht, wie weit das „Eggenburger Meer“ zur Zeit des Meeresspiegel-Höchststandes – über den SMFF-Sedimenten – nach Westen reichte, und ich weiß auch nicht, ob das überhaupt bekannt ist (spätere Erosion).
Es könnten sich eventuell also unter den anders datierten bzw. zugeordneten Hölzern durchaus noch solche des Eggenburgiums „verstecken“ – das herauszufinden ist derzeit aber wohl unmöglich. Jedenfalls eröffnet sich hier eine bislang weitgehend unbekannte Kieselholz-Fundlandschaft, aus der wohl zukünftig (hoffentlich !) noch einiges Spannendes ans Tageslicht kommen wird.

Abschließend herzlichen Dank an Johannes für die Infos zu seinen Funden und fürs Herzeigen, und auch nochmals danke an Reinhard Roetzel für seine unendliche Geduld mit meinen ewigen Fragen zu noch unpublizierten geologischen Details !

Literatur:
• Kroh & Harzhauser 1999: A. Kroh & M. Harzhauser, An Echinoderm Fauna from the Lower Miocene of Austria: Paleoecology and Implications for Central Paratethys Paleobiogeography. Ann. Naturhist. Mus. Wien 101A, 145 – 191, Wien 1999.
http://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/harzhauser/2000/Kroh_Harzhauser_1999_ANHM.pdf
• Lukeneder &  Harzhauser 2009: A. Lukeneder &  M. Harzhauser, Aturia aturi – Schalenanhäufung in der Retz Formation (Miozän, Niederösterreich). Berichte Geol. B.-A., 81 –15. Jahrestagung ÖPG Stetten 2009, Wien 2009, 19 ff.
https://opac.geologie.ac.at/ais312/dokumente/BR0081_019_A.pdf
• Mandic & Harzhauser 1999: O. Mandic &  M. Harzhauser, Pectiniden (Bivalvia) als Faziesindikatoren im Eggenburgium der Retz-Formation. - Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt 1999. Retz - Hollabrunn, Posterzusammenfassungen, p. 231, Wien.
• Steininger & Roetzel 1999: F. F. Steininger & R. Roetzel, Jüngeres Tertiär. In: F. F. Steininger (Hrsg.), Erdgeschichte des Waldviertels, SchrR. Waldviertler Heimatbund 38, Horn-Waidhofen/Thaya 19992, 79 ff.
• Roetzel u. a. 1999: R. Roetzel, O. Mandic & F. F. Steininger, Lithostratigraphie und Chronostratigraphie der tertiären Sedimente im westlichen Weinviertel und angrenzenden Waldviertel. In: R. Roetzel (Hrsg.), Arbeitstagung geol. BA Retz 1999, Wien 1999, 40 ff.
• Steininger & Roetzel 1991: F. F. Steininger & R. Roetzel, Die tertiären Molassesedimente am Ostrand der Böhmischen Masse. In: R. Roetzel & D. Nagel (Hrsg.), Exkursionen im Tertiär Österreichs. Österr. Paläont. Ges., Wien 1991, 59 ff.

p.s.:
Zu Altfunden teils eher unklarer Zuordnung aus der Umgebung von Retz, die zum Teil ebenfalls aus dem Eggenburgium stammen, zum Teil nur diesem zugehörig sein könnten / dürften, demnächst ein eigener Beitrag.
« Letzte Änderung: 12 Apr 21, 21:55 von oliverOliver »

Offline joho24

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Danke, Oliver, erstmal für den Bericht.
Bilder werde ich so bald als möglich einstellen.
Nach ordentlicher Präparation werden weitere folgen.

LG Johannes

Offline oliverOliver

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Noch ein kurzer Nachtrag zu den Fundchancen in den Brandungsgeröllen / Brandungszonen im Raum Eggeburg – Maissau:

Die Brandungsschotter dürften in diesem Raum – aufgrund der damals stark gegliederten Küstenlandschaft  –  ehemals relativ weit verbreitet gewesen sein. Heute liegen anscheinend aber – wo sie überhaupt an die Oberfläche treten – meist nur noch geringe Erosionsreste vor, oft handelt es sich um nur wenige Quadratmeter große Flecken bzw. – was in der Natur der Sache liegt – sehr schmale Streifen. Häufig sind sie anscheinend aber auch von jüngeren Sedimenten überdeckt (z.B. ZEF, Löss, …). Daher gibt es insgesamt hier nur äußerst geringe Fundmöglichkeiten für Kieselholz, welches in diesen Sedimenten zudem ohnehin nur sehr selten auftritt.
Die Schotter und damit gleichzusetzende Sedimente (kaolinisierte Sande mit Geröllen, etc.) liegen bevorzugt rings um punktuelle Granit- bzw. allgemeiner Kristallinaufragungen (Inselchen) oder entlang mehr oder weniger linearer Kristallinzüge („Hauptküstenlinie“, Landzungen etc.) bzw. an deren Flanken. Wegen dieser Position sind sie aber oft nur direkt an der Grenze von landwirtschaftlich genutzten Flächen zum Wald randlich angeschnitten, oder liegen überhaupt im Wald. Das verschlechtert die Fundchancen natürlich nochmals deutlich !
Trotz der Neufunde (von R. Roetzel und meiner Wenigkeit) bleibt Kieselholz aus den Brandungsschottern also eine Rarität, was die „Jagd“ aber umso spannender macht. Und in den (ohnehin intensiv besammelten) zugehörigen Sanden / Silten und Kalksandsteinen des Eggenburgiums (Neufunde von joho24) scheinen Pflanzenreste mindestens ebenso selten zu sein, wenn nicht noch seltener.
Aber vielleicht hat ja jemand unter seinen Eggenburgium-Fossilien nicht „nur“ Muscheln, Schnecken, Haizähne, Seeigel und anderes Meeresgetier, sondern auch weitere Pflanzenreste, und möchte sie hier vorstellen ?
« Letzte Änderung: 23 Jul 13, 19:08 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Altfunde aus der Umgebung von Retz – ebenfalls alle aus dem Eggenburgium ?

Teils etwas problematisch in der Zuordnung sind Altfunde aus der Umgebung von Retz, welche von E. Hofmann 1936 publiziert wurden. Die Zuordnung ist deswegen unsicher, weil im betreffenden Gebiet auch Ottnangium- und Karpatium-Sedimente vorkommen. Die Pflanzenreste gehören teils gesichert, teils aber nur eventuell  bis vermutlich, ebenfalls zum Eggenburgium bzw. in die Zeitspanne Ober(st)es Eggenburgium bis Unterottnangium.

Die „Retzer Sande“ bzw. die Retz-Fm entsprechen lithologisch / faziell der Burgschleinitz-Fm, sind aber biostratigrafisch / chronologisch mit der Zogelsdorf-Fm (spätes Eggenburgium) zu korrelieren. Sie werden daher dem Oberen Eggenburgium zugeordnet (Roetzel u.a. 1999, 40; Kroh & Harzhauser 1999; Mandic & Harzhauser 1999; Lukeneder & Harzhauser 2009; Roetzel 2005, 53 f.; Roetzel & Kurzweil 1986). Manchmal wird der Zeitraum für die Sedimentation der Retz-Fm aber auch bis ins Ottnangium ausgedehnt (Vgl. Roetzel u.a. 2004, Kartenlegende).
Zu beachten ist dabei, dass nicht alle Sande in der Retzer Gegend der Retz-Fm angehören – vor allem im Bereich südlich von Retz sind auch Sande und Gerölle / Kiese der Burgschleinitz-Fm vertreten. Diese Sedimente datieren hauptsächlich ins ältere Ober-Eggenburgium, reichen teilweise aber eventuell ebenfalls noch bis ins Unter-Ottnangium, wurden also anscheinend über einen längeren Zeitraum hinweg abgelagert. (Roetzel 2005, 51 ff. ; und: Zitat Roetzel, sh. unten.)

Hofmann beschreibt zwei Funde aus dem „Retzer Tertlär“ und bildet einen dritten (leider ohne Behandlung im Text) ab (Hofmann 1936a, Abb. p. 52), ein viertes wurde von ihr irrtümlich diesem Fundgebiet zugeordnet (siehe unten). Da sie in der Einleitung davon berichtet, dass Kieselhölzer aus der Retzer Umgebung im dortigen Stadtmuseum liegen und ihr „vier davon“ zur Bearbeitung übergeben wurden, wäre es möglich, dass sich noch mehr derartige Funde im Museum Retz befinden oder damals dort befanden. Das heutige Museum Retz stellt keine geologisch-paläontologischen Funde (mehr) aus, ich konnte noch nicht eruieren, ob sich alle Hölzer noch in den Sammlungen befinden, oder zwischenzeitlich auch welche verloren gingen (aber zumindest die Palme und der „Ahorn“ sind noch vorhanden).
1. Einer der Fundpunkte liegt zwischen Retz und der mährischen Grenze („am Fuße des Manhartsberges“). Dieses Kieselholz könnte zwar eventuell bis vermutlich hier einzuordnen sein, aber in der Nähe auch steht auch die Laa-Fm des Karpatiums an (Roetzel u. a. 1999; GK 9). Ohne Kenntnis des exakten Fundpunktes (der von Hofmann leider nicht näher präzisiert wird) ist das Stück also nicht genau zuordenbar.
Hier wäre wichtig zu wissen, von wie weit unten „am Fuß“ der Fund stammt. Wenn die Fundstelle wirklich ganz unten, also unterhalb des eigentlichen Manhartsberg-Abhanges liegt, wäre eine Zuordnung ins Karpatium sehr wahrscheinlich.
Wenn sie nur etwas oberhalb am Hang liegen sollte, datiert das Holz vermutlich ins Eggenburgium und stammt eventuell aus Brandungsschottern – auf der GK sind in diesem Bereich sehr geringe Restvorkommen von Sanden und Kiesen verzeichnet.
Dieses Stück wurde von Hofmann als Ahorn bestimmt (Aceroxylon), wieweit aber die alten Bestimmungen aufrechtzuerhalten sind, bleibt fraglich.
2. Der Fundpunkt eines verkieselten Palmrestes liegt knapp nordwestlich von Retz, die ehemalige Fundstelle ist jetzt leider eine Pferdekoppel und daher nicht mehr zugänglich. In diesem Fall ist die Zuordnung zur Retz-Fm aber gesichert, wie mir freundlicherweise auch Reinhard Roetzel, der dort selbst kartiert hat, bestätigte (sh. auch: Roetzel 2005, 54). Auch bei Kroh und Harzhauser 1999 wird die Palme der Retz-Fm zugeordnet.

Dort am Hang, aber deutlich oberhalb der ehemaligen Palmen-Fundstelle, liegen ebenfalls Brandungsgerölle an der Oberfläche. Solche sind in der weiteren Umgebung von Retz – sowohl nördlich als auch südlich – an den Abhängen des Manhartsbergzuges immer wieder anzutreffen, teils in sehr schöner Ausprägung.
Theoretisch könnte man dort also auch überall Kieselholz – oder sogar Palmen ! –  finden, ich hatte jedoch bisher erst ein einziges Mal das Glück (Beitrag folgt demnächst). Hölzer dürften dort nur recht selten auftreten, wie leider allgemein im niederösterreichischen Eggenburgium / Unterottnangium.
Ob diese Brandungsgerölle aber in jedem Fall zu den Retzer Sanden gehören, ist fraglich – die feinchronologische Ansprache ist nicht immer gesichert. Dazu eine Information von Reinhard Roetzel:
„Bei den Geröllen im Raum Retz ist es nicht einfach zu entscheiden ob es Sedimente von der Transgression im Eggenburgium (Burgschleinitz-Fm.) oder schon von der Unterottnang-Transgression (Retz-Fm.) sind. Beides ist in dieser Gegend möglich.“
Es ist also anscheinend auch in der Retzer Gegend so wie weiter südlich in der Umgebung von Maissau, dass die Hölzer aus Brandungsgeröllen allgemein nur der Zeitspanne Eggenburgium bis Unterottnangium zugeordnet werden können.

3. Von Hofmann (1936a) wird auch ein als Taxodioxylon sequoianum / Sequoia bestimmter Fund abgebildet, zu dessen Fundstelle aber keine näheren Informationen publiziert sind. Seine Zuordnung muss daher ebenfalls fraglich bleiben.
4. Von Roetzel 2005 (54) wird schließlich noch ein weiterer, gesichert aus der Retz-Fm stammender Holzfund angeführt. Die Fundstelle befindet sich ebenfalls an einer Granitaufragung, nach eigener Begehung liegen dort – und in der näheren Umgebung – ebenfalls (schwach ausgeprägte) Brandungschotter (siehe Fotos unten) in der sonst eher sandigen bis sandig-pelitischen Retz-Fm. Eventuell könnte es sich dabei um das dritte, bei Hofmann unklar bzw. widersprüchlich behandelte Stück (das Nadelholz ?) handeln, ich konnte das aber noch nicht klären.

Mit Sicherheit jünger und nicht hier zugehörig ist jedenfalls das von Hofmann zu den Retzer Funden gezählte Holz aus Nappersdorf. Nappersdorf liegt nicht einmal bei sehr großzügiger Betrachtungsweise auch nur annähernd in der Umgebung von Retz, sondern nordöstlich von Hollabrunn – dort kommen marine Sedimente der Grund-Fm (Unteres Badenium) und pleistozäne Terrassenschotter vor. Das Holz könnte also dem Badenium zuzuordnen sein, eventuell (bzw. fast wahrscheinlicher) ist es aber auch aus der nur ein wenig südlicher anstehenden HMF des obermiozänen Pannoniums verlagert (siehe: http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,30292.0.html) – wenn es nicht überhaupt den Terrassenschottern entstammt und von ganz woanders herkommt.

Nachbemerkung 1:
Konsequenterweise hätte ich das Thema ja auf zwei eigenständige Themen (Eggenburg-Gruppe im engeren Sinn und die Retz-Fm) aufteilen müssen (weil ich ja auch sonst eine Trennung nach Formationen bevorzuge) – aber da es insgesamt nur wenige Funde sind, ein enger räumlicher und fazieller Zusammenhang besteht, und auch eine gleichartige Datierung der Hölzer aus der Eggenburger und der Retzer Umgebung vorliegt, erscheint mir hier eine Zusammenfassung gerechtfertigt.
Nachbemerkung 2:
Habe soeben erfahren, dass in einer neuen Ausstellung im Museum Retz wieder Hölzer gezeigt werden sollen, und auch, dass es dort doch noch einige weitere geben soll – bin gerade daran, das im Detail zu recherchieren !

Fotos: Retz, Brandungsgerölle direkt auf tiefgründig verwittertem Granit des Thaya-Batholiths.

Literatur (soweit nicht schon oben angeführt):
• GK 9: Geol. Karte der Rep. Österreich 1: 50 000, 9 Retz, Hrsg. Geol. BA, Wien 1999.
• Hofmann, E., 1936a: Verkieselte Hölzer aus dem Tertiär von Retz in Niederösterreich. „Unsere Heimat", 9. Jg., Nr. 2, Wien 1936, 57—60.
• Hofmann, E., 1936b: Eine verkieselte Palme im Tertiär von Retz in Österreich. — SitzBer. Akad. Wiss., math.-naturw. Kl. I, 145, S. 59—61, 1 Tafel. Wien 1936.
• Roetzel 2005: R. Roetzel, Geologie im Fluss. Erläuterungen zur Geologischen Karte der Nationalparks Thayatal und Podyjí, Wien 2005.
• Roetzel & Kurzweil 1986: R. Roetzel & H. Kurzweil, Die Schwerminerale in niederösterreichischen Quarzsanden und ihre wirtschaftliche Bedeutung. Arch. f. Lagerst.forsch. Geol. B.-A. 7, Wien 1986, 199 – 216.
• Roetzel u. a. 2004: R. Roetzel, G. Fuchs, P. Batik, P. Ctyroky und P. Havlicek, Geologische Karte der Nationalparks Thayatal und Podyji. GBA, Wien 2004.
« Letzte Änderung: 17 Jan 14, 11:11 von oliverOliver »

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Im Herbst 2013 hab ich nach langer vergeblicher Suche endlich mein erstes – und bislang einziges – eigenes Kieselholz in der Umgebung von Retz gefunden (erh. L = 9,5 cm). Und zwar wieder mal nicht in primärer Lagerung, sondern in einer Klaubstein-Feldwegschotterung. Leider mit rezentem Bruch, der aber erst durch das Befahren des Schotterweges entstanden ist – die Fragmente lagen direkt nebeneinander. Das ist natürlich doppelt bitter – ausnahmsweise mal ein Stück das die landwirtschaftliche Bearbeitung heil überstanden hatte, noch dazu eine absolute Rarität, und dann wird es in der Fahrwegschotterung zerlegt ! Zwei größere und zwei Mini-Fragmente hab ich gefunden und wieder kleben können, einige weitere kleine Teile waren aber nicht mehr auffindbar.
Leider ist es also wieder mal ein Stück in sekundärer Lage – daher das übliche Zuordnungsproblem: Retz-Fm (in der direkten Umgebung der Fundstelle), oder doch Burgschleinitz-Fm (in der Nähe anstehend) ?
An einer Seite hat das Stück zwar angesinterte Sedimentreste, allerdings hat mein „Lieblingsgeologe“ Reinhard Roetzel die Hoffnung, daran eventuell eine Zuordnung zu einer der beiden Formationen festmachen zu können, ziemlich gedämpft – eine eindeutige Zuweisung wird wohl nicht mehr möglich sein. Da aber die Fundstelle inmitten der Retz-Fm liegt, und noch dazu in unmittelbarer Umgebung eine Zone mit Brandungsgeröllen und Grobschotter der gleichen Art, wie er zur Wegschotterung verwendet wurde, durch die Weinberge zieht, spricht doch alles für eine Herkunft aus der Retz-Fm (auch Mathias Harzhauser vom NHM ist dieser Meinung). Die primäre Fundstelle – falls es sich wirklich um die angesprochene Schotterzone handeln sollte – läge dann typischerweise wieder am Hang einer Granitaufragung, im unmittelbaren Litoralbereich.
An einer Seite hat das Stück ein Astabgang-Negativ – sozusagen ein „halbes Astloch“ (Fotos 1+2), ein winziger Zweigabgang war zudem im Bereich einer der Bruchstellen sichtbar (da sind die Fotos aber mißglückt).

Offline oliverOliver

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Und weil es ein gar so seltener Fund ist, diesmal ausnahmsweise mehr Fotos vom selben Stück.

Offline oliverOliver

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Hier ein paar Bilder aus einem Weingarten in unmittelbarer Nähe des Fundpunktes von obigem Holz. Im unteren Hangbereich einer Granitaufragung befindet sich hier innerhalb sandiger bis siltiger Sedimente der Retz-Fm eine Zone mit grobem Brandungsschotter und teils nur wenig abgerollten Kristallintrümmern. Eventuell stammt das Holz ursprünglich aus diesem Bereich – sicher ist das aber nicht.

Offline oliverOliver

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Mit Sicherheit jünger und nicht hier zugehörig ist jedenfalls das von Hofmann zu den Retzer Funden gezählte Holz aus Nappersdorf. ... , eventuell (bzw. fast wahrscheinlicher) ist es aber auch aus der nur ein wenig südlicher anstehenden HMF des obermiozänen Pannoniums verlagert

Ich war gestern in Retz im Museumsdepot - das (irrtümlich) unter "Nappersdorf" laufende Holz ist, nach den näheren Angaben auf dem Fundzettel, eindeutig aus der HMF.

Und: auch die übrigen Altfunde sind alle noch vorhanden - mehr dazu demnächst.

Offline oliverOliver

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ja, so lange kann "demnächst" manchmal dauern ...  ;D
jetzt aber:

Die Palme von Retz

Hier nun die oben bereits angesprochene Palme von Retz (aus dem Museums-Altestand). Der sogenannte „Retzer Palmenfund“ besteht aus zwei unabhängigen Teilstücken, die aber offenbar zum selben Stamm gehörten, und auch zusammen gefunden wurden.

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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression


Eines der beiden Teilstücke war zum Jahreswechsel 2013/14 kurzfristig in den Werkstätten des NHM Wien, wo ich sie Dank M. Harzhauser fotografieren konnte.
Es handelt sich dabei um ein Stück von beinahe 40 cm Länge von einem kompletten Stammquerschnitt (!!), der aber etwas gequetscht/kompaktiert (und daher im Querschnitt oval) ist.

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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression
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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression


Ein absolutes Prachtstück mit wunderbar erhaltener Oberflächenstruktur !

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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression


Wird in der neuen Dauerausstellung (bzw. längerfristigen Sonderausstellung) des Museums Retz ausgestellt! Wenn also mal wer zufällig in der Gegend ist – ein Besuch des Museums ist absolut empfehlenswert.

Nähere Infos zum Museum:
http://www.museumretz.at/
http://www.retz.gv.at/system/web/gelbeseite.aspx?menuonr=221794828&detailonr=221317024

(Fotos hier mit Genehmigung der Museumsverantwortlichen eingestellt)
« Letzte Änderung: 07 Jan 15, 15:51 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Das andere Stück der Palme (Länge um 30 cm) ist an einem Ende angeschnitten und poliert, dieses Stück durfte ich im Museum Retz aus der Nähe betrachten und fotografieren (Dank an L. Kerbler).

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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression
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Niederösterreich: fossile Hölzer vom Eggenburgium bis zur Ottnang-Transgression


Leider sind die Fotos nicht besonders gut  geworden – an beiden Tagen wurde „indoor“ bei nicht ganz optimalen Lichtverhältnissen fotografiert – aber zur Dokumentation reicht es hoffentlich halbwegs.

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« Letzte Änderung: 07 Jan 15, 15:52 von oliverOliver »

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Weiter mit den Museumsstücken – der „Ahorn“

Das von Hofmann als „Ahorn“ angesprochene Kieselholz (siehe oben AW #3) ist ebenfalls ein Superstück (kommt auf meinen Fotos aber nicht so gut rüber) – mit vielen kleinen Astabgängen !
Es ist ein Fund von 1888, Funde solcher großen Stücke sind heute aufgrund der gängigen landwirtschaftlichen Methoden – abgesehen mal von der generellen Seltenheit von Kieselholz in diesem Gebiet – kaum noch möglich.

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Das ist jenes Stück, das nördlich von Retz bei Mitterretzbach „am Fuß des Manhartsberges“ gefunden wurde. Dort liegen aber unterschiedlich alte miozäne Sedimente direkt neben- bzw. übereinander, und zwar geringe Reste der Retz-Fm (oberes Eggenburgium), der Zellerndorf-Fm aus dem Ottnangium (die hier, wie eine Kontrollbegehung im Sommer 2014 zeigte, ebenfalls in einer sand- bis schotterhältigen Ausprägung vorliegen dürfte), und der Laa-Fm (Karpatium). Eine seriöse Zuordnung des Fundes ist also ohne nähere Angaben zum genauen Fundpunkt leider wirklich nicht möglich, wie ich nun auch aus eigener Anschauung (und nicht nur, wie zuvor, aus Kartenstudium und Recherche) weiß. Und in Anbetracht der Erosions- und Verlagerungsvorgänge am Hang, zusammen mit den anthropogenen Veränderungen zwecks Weinbau, wäre wohl auch bei Kenntnis des genauen Fundpunktes eine feinere geochronologische Einordnung mit Unsicherheiten behaftet. Mehr zu sagen als "Untermiozän, Burdigalium" wäre also sehr gewagt.
Zudem dürfte das Stück nach den geologischen Gegebenheiten eher aus der heutigen KG Oberretzbach stammen – die KG-Grenze verläuft hier sinnigerweise mitten durch die eigentlich zusammengewachsene Ortschaft, die aber im Allgemeinen als Mitterretzbach bekannt ist – und man weiß ja, wie das mit uralt-Fundortangaben so ist. Leider ist keine Parzellennummer dazu überliefert.

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Das Fossil ist irgendwann im Lauf der Aufbewahrungsgeschichte zerbrochen (bei Hofmann ist es noch unversehrt abgebildet) und wurde jetzt im NHM Wien restauriert.
Zu bewundern ist es in der neu gestalteten Dauerausstellung des Stadtmuseums Retz (Znaimer Straße 7) !

(Fotos mit Genehmigung der Museumsleute veröffentlicht)
« Letzte Änderung: 07 Jan 15, 15:54 von oliverOliver »

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Und hier nun das von Hofmann als Taxodium bestimmte Holz („Taxodioxylon sequoianum “) – leider mittlerweile ebenfalls zerbrochen, und vermutlich wäre auch hier eine neuerliche Überprüfung nötig.

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Als Fundort kann derzeit nur allgemein „Retz“ angegeben werden – es besteht aber die Hoffnung, dass das alte handschriftliche Geo-Inventarbuch des Museums, das derzeit nicht greifbar ist, im Laufe der Neuinventarisierungsarbeiten doch noch irgendwann mal auftaucht. Möglicherweise sind ja dort genauere Angaben zur Fundstelle vermerkt (gewesen), und vielleicht ja nicht nur zur Sumpfzypresse, sondern auch zu anderen Funden. Aber all zu viele Hoffnungen mach ich mir da eigentlich nicht.
« Letzte Änderung: 07 Jan 15, 15:54 von oliverOliver »

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Jetzt zu Stücken im Museum Retz, die nicht publiziert sind, und dementsprechend so gut wie unbekannt waren.

Am besten fand ich ein etwa kopfgroßes Stück, in dem dicht an dicht Teredinidae-Gänge liegen, bzw. das fast nur aus solchen besteht.

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Die Fossilien stecken in einer harten Konkretion (feiner dichter Sandstein, calcitisch verfestigt), wie sie aus der Retz-Fm gut bekannt sind, und oft die Hohlräume bzw. Abdrücke vergangener Molluskenschalen enthalten. Auch in diesem Fall sind die Teredinidae-Spuren  z.T. hohl bzw. als Calcit“röhren“ erhalten. Zum Teil ist der Calcit auch frei auskristallisiert, und manche Röhren sind vollständig mit kristalliner Calcitmasse gefüllt.

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Das eigentliche Holz ist kaum noch erhalten, sondern fast zur Gänze vergangen. Reste bzw. Abdrücke von Holzfasern sind nur noch geringfügig an manchen Außenseiten der Röhren schwach zu erkennen.

Das Stück stammt aus Unternalb, wohl aus einer der ehemaligen Sandgruben. In diesen waren äußerst schlecht erhaltene Holzreste mit ebenso dürftig überlieferten Teredinidae-Spuren nicht selten, wie mir M. Harzhauser mitteilte (dazu demnächst). Ein Exemplar wie dieses hier ist aber die absolute Ausnahme, und eine Rarität ersten Ranges. Ich habe auch noch kein zweites Stück in vergleichbarer Erhaltung von hier gesehen.

edit:
Zitat
die nicht publiziert sind
muss ich etwas abschwächen - anscheinend ist das das 4. Stück, das Hofmann zwar erwähnt, aber nicht näher darauf eingeht, und das sie auf ihrer Abb. zwar zeigt, aber ohne Hinweis in der Abb.-Unterschrift
(ich hätte das Stück auf dem alten Foto nicht identifizieren können, Dank für den Hinweis an Andreas Th. !).
« Letzte Änderung: 07 Jan 15, 15:57 von oliverOliver »

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Hier nun die oben angesprochenen schlecht erhaltenen Hölzer mit Bohrmuschelgängen.
Im Museum Retz gibt es davon einige kleine bröselige Stücke aus ehemaligen kleinen Sandgruben in der Bucht von Unternalb.

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Die vorliegende Erhaltung / Mineralisation ist (von mir) nicht ganz klar bzw. eindeutig anzusprechen, sie scheint schwach/schlecht verkieselt in Mischung mit Limonit zu sein, und eventuell ist bei manchen auch ein kalkiger Anteil dabei. Der Limonit-Anteil tritt dabei vor allem bei den Bohrgang-Füllungen zutage. Ich habe nur zwei Exemplare davon fotografiert (die Fotos sind, wie oben schon angemerkt, leider schlecht, und zudem ohne Maßstab  >:( – mea culpa !).

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noch ein kurzer Kommentar zu den Retzer Altfunden, die Hofmann publiziert hat (Nadelholz + "Ahorn"):
ich hab ja den schlimmen Verdacht, dass die Stücke nicht durch Unachtsamkeit zerbrochen sind, sondern dass vielleicht für die Probenentnahme in den 1930ern, anstatt behutsam ein kleines Stückchen abzusägen, die Fossilien einfach brutal zerschlagen wurden - es fehlt nämlich an den Bruchstellen jeweils ein Stück (siehe z.B. das dritte Foto beim "Ahorn"),
und die nicht mittels Dünnschliff untersuchten Funde haben die Jahrzehnte im Depot schließlich auch heil überstanden .......
« Letzte Änderung: 29 Nov 14, 09:19 von oliverOliver »

 

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