Arbeitsmittel / Means for work > Messgeräte, Detektoren / Measuring devices, Detectors

Spektrometer für die Hosentasche

(1/2) > >>

Stefan:
Könnten wir auch etwas damit anfangen?

http://www.golem.de/news/scio-spektrometer-fuer-die-hosentasche-1404-106173.html

http://www.consumerphysics.com/myscio/

Besten Gruß
Stefan

StefanO:
Hi Stefan,

entweder bin ich zu blöd, oder die Informationen auf den Seiten (inklusive der Kickstarter-Seite) sind grauenhaft schlecht. Ein Spektrometer gibt per Definition ein kalibriertes Spektrum als Output. Weder in den Videos noch im Text war irgendwo ein Spektrum zu sehen. Eine technische Beschreibung gibt es nicht wirklich - keinen Wellenlängenbereich, keine Daten über die Auflösung, Empfindlichkeit, nichts. Das Gerät sendet etwas in "die Cloud", etwas anderes kommt zurück und Du kannst sehen....ob die Avocado reif ist.

Ähnlich wie bei Raman funktioniert auch IR in der Mineralogie durch einen Vergleich des Spektrums mit einer Datenbank von Referenzspektren. Eine passende Datenbank auf Papier ist z.B. dieses Jahr erschienen (http://www.springer.com/earth+sciences+and+geography/geology/book/978-94-007-7127-7). Die Vergleichsspektren werden alle im Durchlicht als Kaliumbromid-Pressling gemacht, brauchen also (im Gegensatz zu Raman) eine Probenvorbereitung, die für Probe und Referenz gleich sein soll. Das SCIO hingegen arbeitet mit reflektierten Licht. Ausser vom Remote Sensing wird es kaum sinnvolle Vergleichsdaten geben, keinesfalls von Mineralien, die nur im Mikrobereich vorkommen. Vielleicht lassen sich mit dem Teil Referenzen messen, ablegen und wiedererkennen, uns hilft aber nicht sonderlich weiter. Ich glaube nicht, dass wir damit seriös etwas anfangen können.

Gruss,
Stefan

Fabian99:
Hallo,

selbst wenn das Gerät in Reflektion oder ähnlich misst: Naja 1000 Wellenzahlen sind 10µm und MIR...

http://rruff.info/quartz/display=default/R040031
zeigt das Spektrum von Quarz und Korund ist hier:
http://rruff.info/corundum/display=default/R040096

Moni doch die IR-Expertin laut Suche hier... vielleicht meldet die sich.

LG

guefz:
Hallo,

ich halte das letztlich für ein Spielzeug für Leute, denen sonst nichts mehr einfällt, mit dem sie ihr Leben in Statistik pressen können.


--- Zitat ---spectrometer around low-cost optics and advanced signal processing algorithms.
--- Ende Zitat ---

Das heißt nichts anderes, als das man versucht, die Fehler minderwertiger Optik durch geschicktes Raten von Informationen auszugleichen. Es wird also eine höhere Präzision vorgetäuscht als tatsächlich vorhanden ist.


--- Zitat ---every user will be able to help expand the database by sampling an array of plants, pharmaceuticals, and raw food materials.
--- Ende Zitat ---

Wenn die Datenbank dann irgendwann hauptsächlich aus nicht verifizierten Datensätzen der User besteht, ist sie vermutlich ziemlich wertlos. Wenn man einfach nur ein paar Zahlen als Ergebnis zurück erhält und nicht das komplette Spektrum samt Referenzdaten, kann auch niemand überprüfen, was da eigentlich gelaufen ist.

Ansonsten kann ich nur den anderen beipflichten: ohne konkrete technische Daten ist das Risiko sehr hoch, dass man ein Stück Edelschrott erhält.

Günter

Axinit:
Servus,

wie bereits in den vorherigen Beitraegen ausgefuehrt, geizt der Hersteller doch sehr mit konkreten Informationen bezueglich seines Produktes.

Was bisher vielleicht nicht klar geworden ist:

(1) Das Geraet fuer die Hosentasche arbeitet im Nahen Infrarot (NIR), waehrend die klassische Infrarotspektroskopie im mittleren (MIR) und ggf. fernen Infrarot (FIR) misst. Die Vergleichsspektren, wie z.B. in dem von Stefan O. angefuehrten Werk, beziehen sich aehnlich wie die Daten bei RRUFF auf Messungen im MIR-Bereich.

(2) Die IR-Spektroskopie liefert  Informationen ueber Molekuelschwingungen und ist sehr hilfreich um die Anwesenheit bestimmter funktionaler Gruppen zu pruefen: z. B. OH, Carbonat, Sulfat, Nitrat etc. . Darueberhinaus ist der Informationsgehalt eines Spektrums so hoch, dass kann man davon ausgehen kann, dass zwei "deckungsgleiche" Spektren von der gleichen Substanz herruehren muessen. Somit laessen sich im Prinzip auch Minerale eindeutig identifizieren.

(3) Ein geschultes Auge kann auch aus dem IR-Spektrum eines unbekannten  Minerals eine Menge Informationen herauslesen. Die Spektren vieler Minerale sind seit langem publiziert und erfordern zur Einsicht keineswegs einen meist kostspieligen Zugang zu einer Datenbank. Der Nutzen der Methode stoesst allerdings auf Grund der begrenzten Zahl an funktionellen Gruppen im Mineralreich, der oft sehr breiten Absorptionsbanden  und der relativ hohen Symmetrie vieler Minerale an Grenzen (so sind z. B. die Spektren vieler Silikate sehr aehnlich, allerdings laesst sich eindeutig die An- oder Abwesenheit von OH-Gruppen oder Wasser feststellen).

Eine preiswertes, tragbares "black-box"-Geraet, das dem interessierten Sammler per Knopfdruck die zweifelsfreie Identifizierung eines Minerals ermoeglicht,  wird wohl auch weiterhin eine Illusion bleiben muessen.

GA

Harald

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln