Guten Abend,
ich bin positiv von der Menge und Qualität der Resonanz auf dieses Thema überrascht! Um diesen Beitrag nicht mit Zitaten aufzublähen, setze ich mal ein @ vor die angesprochene Person. Den Nutzernamen nehme ich, da wir z.B. mehrere Nutzer namens Thomas hier haben.
@ger steinn: üblicherweise achte ich nicht so sehr auf die Texte bei BM. Da ich sehr oft sowas wie Woods of Desolation höre, ist das für das Gemüt manchmal auch besser. Bei Dauþuz mache ich aufgrund der Thematik eine Ausnahme. Klar, in der BM-Historie ist es vom Gesamtpaket her kein "In the Nightside Eclipse" oder "De Mysteriis Dom Sathanas" und auch die Abwechslung gibt keine 10/10. Hin und wieder höre ich abwechslungsarme Alben aber sehr gern.
@giantcrystal: wie andere hier bereits anmerkten - im Black Metal dominieren negative Themen extrem. Krieg, Tod, Leid, Einsamkeit, Verzweiflung, Depression, Blasphemie, Hass auf Menschen und die Welt. Das hört sich jetzt sehr befremdlich an, die Musiker und Hörer sind überwiegend aber sehr liebe aufgeschlossene Menschen, die ihre Gefühle auf diese Art und Weise herauslassen. Ich stand auf solchen Konzerten schon neben Karohemdträgern Ü50, die wohl gerade aus dem Büro kamen und so manchen Kuttenträger mit langen Haaren 'ausgerockt' haben. Manche Bands propagieren über zig Alben hinweg nur Suizid und Selbstverletzung (machen dabei
aber fantastische Musik!). Da ist dieses 'Bergbau-Album' thematisch schon recht variabel aufgestellt und pure Innovation. Ich will eben genannte Themen hier gar nicht weiter ausbreiten - das sollte nur der Erklärung von Black Metal dienen. Ich fand diese Musik früher fürchterlich und hielt das ganze Genre für sehr gestört. Mittlerweile liebe ich diese Musik aber - der Musik wegen und nicht wegen den Texten.
Natürlich gab es als Bergmann auch Positives. Das widerspricht aber dieser Musikrichtung. Wenn ich an Führungen in mittelalterlichen Harzer Besucherbergwerken denke, wurden dort auch hauptsächlich die Leiden der Bergmänner dargestellt.
Zu den Texten: ja, es ist inhaltlich nicht 100%-ig sauber. Da es sich hier meines Wissens aber nicht um Geologieabsolventen handelt, sei es ihnen von mir aus verziehen. Da habe ich auf so mancher Bergwerksführung schon viel Schlimmeres gehört. Da hatte eine Grauwacke schonmal die Mohshärte 9 und das Fichtelgebirge war das älteste Gebirge der Welt.
Zum Finanziellen: auch hier wurde das wichtigste schon gesagt. Selbst die richtig großen Künstler der Szene, die auf den großen Wacken-Bühnen auftreten, haben neben der Musik oft noch einen normalen Beruf. Der Sänger der Band Emperor - eine der bekanntesten Black Metal-Gruppen - ist beispielsweise Musiklehrer an einer Schule. Von Dauþuz habe ich nicht mal eine Review des Albums auf irgendwelchen Untergrundseiten gefunden und die CD kann man für 9€ bei einem der beiden Bandmitglieder kaufen. Die Produktion hört sich auch nicht gerade billig an - ich denke, dass das weit ab vom klassischen Kommerz ist.
Nachtrag zum 'Bergjungen': ich denke das ist auch 2016 noch aktuell. Man denke nur an die Kinder, die die Rohstoffe unserer Smartphones in irgendwelchen wilden Minen unter Lebensgefahr abbauen.
Viele Grüße
Jan