https://www.juwelo.dehttps://www.mineraliengrosshandel.comhttps://www.mineral-bosse.de

Autor Thema: Fluoreszierender Uranophan???  (Gelesen 37086 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline etalon

  • *****
  • Beiträge: 812
Fluoreszierender Uranophan???
« am: 16 Apr 17, 01:35 »
Hallo zusammen,

habe gerade zufällig eine komische Entdeckung gemacht. An einer Uranophan-Stufe aus Menzenschwand/Schwarzwald habe ich unter 365nm UV eine deutliche Fluoreszenz festgestellt. Nun sollte ja selbiger eigentlich nicht fluoreszieren. Von der Kristallausbildung sieht das auch verdammt nach Uranophan aus. Aber warum fluoresziert es?

Hier mal eine Detailaufnahme:

Uranophan xx aus Menzenschwand/Schwarzwald. Bildbreite ca. 8mm, Normalbeleuchtung:

Deutschland/Baden-Württemberg/Freiburg, Bezirk/Waldshut, Landkreis/St. Blasien/Menzenschwand/Krunkelbach
Fluoreszierender Uranophan???



Im Anhang die gesamte Stufe einmal unter normal und einmal bei UV 365nm Licht. Bildbreite ca. 10cm. Finde den Fehler... ;)

Ich habe auch noch andere Uranophan-Stufen von diesem FO getestet. Dort war, wie zu erwarten, keine Fluoreszenz zu erkennen. Was meint Ihr dazu?

Grüße und schöne Ostern,
Markus


Offline uwe

  • ******
  • Beiträge: 4.345
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #1 am: 16 Apr 17, 08:16 »
aut Literatur fluoresziert Uranophan grünlich, aber Uranophan-beta gar nicht. Eine Mischung aus Uranophan und Uranophan-beta ist durchaus möglich.

Gruß
Uwe

Online argentit

  • ***
  • Beiträge: 110
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #2 am: 16 Apr 17, 08:20 »
Hallo und ein frohes Osterfest!

Bist Du 100-%ig sicher, das die Stufe aus Menzenschwandt ist. Ich habe eine Stufe Boltwoodit aus Namibia, die deiner zum verwechseln
ähnlich ist. Matrix und der Rauchquarz sind absolut identisch.

Grüsse aus Thüringen
matthias

Offline etalon

  • *****
  • Beiträge: 812
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #3 am: 16 Apr 17, 09:59 »
Hallo Uwe,

kannst Du mir Deine Literatur verraten? In meiner steht widersprüchliches. Im Buch "Uran von Menzenschwand" von Markl/Wolfsried steht, dass er nicht fluoresziert, ebenso hier im Atlas. In Mindat und in "introduction to radioactive minerals" von Lauf steht, dass er schwach grünlich fluoresziert. Wie schon geschrieben, ist das der erste und einzige Uranophan (und ich habe mehrere), welcher bei mir Fluoreszenz zeigt (auch von dieser Fundstelle). An was liegt das?

Grüße Markus


Offline etalon

  • *****
  • Beiträge: 812
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #4 am: 16 Apr 17, 10:02 »
Hallo Matthias,

ja, da bin ich mir sicher. Sie stammt aus Gang 13 der Grube Krunkelbach in Menzenschwand/Schwarzwald und gehört der ex Bültemann-Sammlung vom Ferdl.

Grüße Markus

Offline Topas

  • ***
  • Beiträge: 242
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #5 am: 16 Apr 17, 16:51 »
Hallo Markus

Habe eine ähnliche Stufe allerdings von Bergen ,Streuberg. Der Uranophan ist als solcher analysiert worden,hat aber auch leichte Fluoreszens. Ist auch der einzige von diversen Stufen wo das auftritt. Warum wieso ist mir bisher auch schleierhaft.

Gruß Topas

Online argentit

  • ***
  • Beiträge: 110
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #6 am: 16 Apr 17, 17:35 »
Hallo Markus,

stimmt. Die Boltwoodit-Nadeln sind glaube ich dick-stengliger als bei deiner Stufe. Außerdem hab ich gelesen, fluoresziert Boltwoodit,
im Gegensatz zu Uranophan, nie!


Matthias



Offline Uwe Kolitsch

  • Sponsor 2023
  • *
  • Beiträge: 3.106
    • Uwe Kolitsch, NHM Wien
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #7 am: 16 Apr 17, 19:09 »
"Außerdem hab ich gelesen, fluoresziert Boltwoodit, im Gegensatz zu Uranophan, nie!"

Nicht korrekt, siehe:
http://www.handbookofmineralogy.com/pdfs/boltwoodite.pdf

Online argentit

  • ***
  • Beiträge: 110
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #8 am: 16 Apr 17, 19:30 »
Danke Uwe für die Info. Da hatte ich doch die falsche Quelle...

Matthias

Offline smoeller

  • ******
  • Beiträge: 5.331
  • Diplom-Mineraloge
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #9 am: 16 Apr 17, 22:33 »
Hallo,

Ist mir so auch noch nicht unter gekommen. Vorhin habe ich mit Ferdl telefoniert, er bestätigte, dass das Stück aus Menzenschwand stammt (woran ich angesichts der typischen Ausbildung von den Fotos her auch keinen Zweifel hege). Er sagte weiter, dass die anderen Uranophan-Stücke in der Bültemann-Sammlung nicht so fluoreszierten. Es gibt ja durchaus fluoreszierenden Uranophan, aber das ist ein schwaches bräunlichgelb, ähnlich wie etwa mancher Novacekit.
Ich kann mir nur vorstellen, dass da ein ganz feiner Bewuchs/Belag von Uranocircit auf dem Uranophan ist, oder ein sonstiges leuchtendes Mineral (auch ganz dünne Krusten U-haltiger Gele oder Opal können ja fluoreszieren).

Glück Auf!
Sebastian

Offline etalon

  • *****
  • Beiträge: 812
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #10 am: 17 Apr 17, 15:05 »
Hallo Sebastian,

das wäre eine denkbare Möglichkeit. Allerdings gibt es bis jetzt keine optische Anzeichen für einen Belag. Die Kristalle sehen außen so aus, wie sie sollen - hochglänzend. Auch weiß ich nicht, wie ich mir das vorstellen müsste. Sollte der Belag als eine Ausfällung aus einer Lösung entstanden sein, warum dann nur auf dem U-phan und nicht auf dem umgebenden Gestein in der Druse? Und warum treten dann keine inhomogenen Verteilungen auf den Büscheln auf? Die Theorie ist ein Ansatz, lässt aber noch Fragen offen...

Ich werde auf jeden Fall bei Gelegenheit mal etwas zur Analyse geben...

Grüße Markus

Offline etalon

  • *****
  • Beiträge: 812
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #11 am: 07 Jun 17, 17:13 »
Hallo zusammen,

ich muss das Thema jetzt nochmal aufwärmen. In den letzten Tagen habe ich über 50 verschiedene Uranophan- und Sklodowskitstufen mittels UV365nm untersucht, und konnte bis auf zwei Stufen, welche von Uranocircit umgeben waren (das hat einfach zu hell fluoresziert), eindeutig Fluoreszenz erkennen. Die Stufen stammten aus Menzenschwand/Schwarzwald, Shinkolobwe/Kongo, Musonoi/Kongo, Großschloppen/Fichtelgebirge und die meisten aus der Grube Clara/Schwarzwald. Die Stufen waren zum Teil analysiert. Dabei konnte ich folgende subjektive Beobachtung machen: Um so reiner/klarer die Kristalle waren, desto stärker die Fluoreszenz. Teilweise so extrem, wie sie auf dem obigen Bild von einer Stufe aus Menzenschwand zu sehen ist!

Wie schon geschrieben, ist im deutschen Sprachraum in der Literatur und auch im MA keine Fluoreszenz von Uranophan und Sklodowskit unter UV bekannt. Im englischen Sprachraum wird zumindest dem Uranophan eine leichte Fluoreszenz bescheinigt. Aufgrund meiner Beobachtungen und reichhaltigen Verifizierung möchte ich anregen, doch diese offensichtlich falsche Aussage zumindest im MA, wenn möglich aber auch in der Literatur, für beide genannten Minerale zu korrigieren.

Eigene Beobachtungen und Verifizierungen zu diesem Sachverhalt sind sehr willkommen!

Was denkt Ihr darüber?

Grüße Markus

Offline Uwe Kolitsch

  • Sponsor 2023
  • *
  • Beiträge: 3.106
    • Uwe Kolitsch, NHM Wien
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #12 am: 08 Jun 17, 20:02 »
G. Henkel (1989): The Henkel Glossary of Fluorescent Minerals. J. of the Fluorescent Mineral Society, Special issue, Vol. 15, Fluorescent Mineral Society, Sepulveda, California, 91 pp.
schreibt zum Uranophan:
"blassgrün, grün, gelbgrün SW&LW; (olivgrün) SW; (gelb) LW,SW"   [Farben in Klammern = selten beobachtet]

Offline Lynx

  • Globaler Moderator
  • *****
  • Beiträge: 1.652
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #13 am: 09 Jun 17, 00:13 »
Außerdem:
Wang, Z. et al, "Fluorescence spectroscopy of U(VI)-silicates and U(VI)-contaminated Hanford sediment", Geochimica et Cosmochimica Acta, Vol. 69, No. 6, pp. 1391–1403, 2005  (doi:10.1016/j.gca.2004.08.028)
Uranophan zeigt deutliche Lumineszenz bei Raumtemperatur und tiefen Temperaturen, angeregt mit 415 nm

Lehmann, S. et al "Syntheses and spectroscopic characterization of uranium(VI) silicate minerals",Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry, Vol. 275, No.3 (2008) 633–642
DOI: 10.1007/s10967-007-7060-z
Synthetischer Uranophan zeigt deutliche Lumineszenz (mehrere Banden im Bereich 480-580 nm, dominante 513 nm; also bläuliches Grün), Anregung bei 266 nm

Demgegenüber bemerken 1955 Gorman und Nuffield :"As in a great many descriptions of secondary uranium minerals, thoseconcerning uranophane are replete with "possibles" and "maybes"regarding fluorescence. On both massive and crystallized varieties pre-vious determinations have been recorded as "some" and "faint green."The present authors found that under both long and short wave ultra-violet Iight the massive material showed no fluorescence, and thecrystallized variety a faint green emission."
Gorman, D.H. and Nuffield, E.W., "STUDIES OF RADIOACTIVE COMPOUNDS: VIII-URANOPHANE AND BETA-URANOPHANE",
American Mineralogist Vol 40 Nr7/8  (1955) p634 (free access: http://minsocam.org/ammin/AM40/AM40_634.pdf)

Mir persönlich erscheinen die modernen Untersuchungen aussagekräftiger, zumal ein synthetisierter Uranophan sehr kontrollierte Verunreinigungen enthält und damit eigentlich die Möglichkeit der Lumineszenz von Uranophan gezeigt wird.

Beim Stöbern bin ich auf folgendes gestossen, vielleicht findet das auch noch jemand interessant:
Casas, I. et al. "Dissolution studies of synthetic soddyite and uranophane" SKB technical report 97-15, SVENSK KÄRNBRÄNSLEHANTERING AB SWEDISH NUCLEAR FUEL AND WASTE MANAGEMENT CO, September 1997; www.skb.se/publication/13608/TR97-15webb.pdf

Grüße, Martin



Offline etalon

  • *****
  • Beiträge: 812
Re: Fluoreszierender Uranophan???
« Antwort #14 am: 09 Jun 17, 11:45 »
Hallo Uwe und Martin,

besten Dank. Das dürfte wohl Klarheit schaffen. Habt ihr zum Sklodowskit auch noch ein paar Paper parat?

Martin, das verlinkte Paper kannte ich noch nicht, ist aber interessant. Ich kenne aber die darin als Quellen aufgeführten Arbeiten von Finch et al. Die sind auch sehr zu empfehlen...

Grüße Markus

 

Mineralienatlas - Fossilienatlas - Info-Center

Neueste Beiträge Neueste Beiträge