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Autor Thema: Extrem ungewöhnliche Kombination - Kieselholz mit fossilem Harz  (Gelesen 5610 mal)

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Offline oliverOliver

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Erst vor kurzem hat mein Sammlerfreund Herbert im Marchschotter (Niederösterreich) ein an sich unscheinbares Kieselholz gefunden - aber mit einer speziellen Besonderheit: auf einem kleinen Bereich mit einer Maximalausdehnung von nur 16 mm sind kleine Kügelchen von fossilem Harz ("Bernstein") erhalten. Auf der Gegenseite ist zu erkennen, dass dort ebenfalls solche Kügelchen saßen, welche aber nicht mehr vorhanden sind.

Österreich/Niederösterreich/Gänserndorf, Bezirk/Marchtal/Pleistozäne Marchschotter
Extrem ungewöhnliche Kombination - Kieselholz mit fossilem Harz
   

Nun finde ich die Kombination von Silifizierung und "Bernsteinerhaltung" extrem ungewöhnlich. Üblicher ist da schon die Vergesellschaftung von inkohlten Pflanzenresten und fossilem Harz (z.B. aus dem Flysch von Gablitz im Wienerwald:     
https://www.mineralienatlas.de/?l=40599).
Allerdings glaube ich mich dunkel zu erinnern, dass mir vor 5 oder 6 Jahren, zu meiner Anfangszeit als Kieselholzsammler, irgendwo in der Literatur oder im www etwas Derartiges schon mal untergekommen ist - aber ich habe natürlich keine Ahnung mehr, wo genau, und wo ich mit der Recherche ansetzen könnte.
Kennt oder hat jemand von euch entsprechende Funde, ganz egal von wo und aus welcher erdgeschichtlichen Epoche ?

Offline Harzsammler

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Hallo,

Ich kann mir aber sehr schwer vorstellen, dass sich an derart exponierter Position an einem Kiesgrubenfund Bernstein in Situ erhalten kann.
Wahrscheinlicher ist doch wohl, dass der Bernstein dort nachträglich angebacken wurde?

Grüße,
Michael

Offline Walpurgin

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Aus Tschechien hatte ich das schon einmal gesehen.....aber das war halt Tertiäres Holz aus der Braunkohle .

Offline Sargentodoxa

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Hallo
Aus Tschechin kommt der sog. Duxit. Unter anderen kam er in leicht verkieselten Sumpfzypressenstuppen in Bilina vor. Gelegentlich werden diese Stücke auf Börsen angeboten und haben "gute" Preise. Wenn man bedenkt, das diese Stubben, gesprengt wurden, um einen reibungslosen Abbau der Braunkohle garantieren zu können! Optisch mitunter sehr schöne Stücke: Leicht verkieselter, kohlige Xylit mit mm-großen "Bergkristallrasen" in deren Inneren eben dieser Duxit enthalten ist. Strittig ist noch die Einordnung, während einige Wissenschaftler ihn zu den Retiniten stellen, bezeichnen andere ihn als "harziges Bitumen". Weitere Infos unter Wik. Werner aus der Lausitz

Offline oliverOliver

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Hallo,

Ich kann mir aber sehr schwer vorstellen, dass sich an derart exponierter Position an einem Kiesgrubenfund Bernstein in Situ erhalten kann.
Wahrscheinlicher ist doch wohl, dass der Bernstein dort nachträglich angebacken wurde?

Grüße,
Michael

Hallo Michael,
diese Bedenken hatte ich auch - aber Bernstein kommt in den Marchschotten normalerweise nicht vor,
und dass dann vom normalerweise nicht vorkommenden Harzfossil gleich mehrere winzige Kügelchen direkt nebeneinander ausgerechnet auf Kieselholz "angebacken" (durch den Limonit) werden - ich denke, das ist wohl auszuschließen.
Meine Erklärung wäre: vermutlich handelte es sich ursprünglich um einen kohligen Kontext, wobei nur ein kleiner Abschnitt des Holzes verkieselte (wie z.B. in OÖ in Trimmelkam oder im Hausruck: dort haften den Kieselhölzern oft noch Holzreste in Braunkohleerhaltung an, ganz offensichtlich vom selben Holzstück, manchmal regelrecht ineinander verzahnt). In dem das silifizierte Stück umgebenden inkohlten Holz dürfte das Harz zu Bernstein fossilisiert sein und haftet nun am Kieselholz, während die Braunkohle- bzw. Xylit-Anteile bei der (Um-)Lagerung zerbröselten/wegerodierten.
Muss nicht (genau) so gewesen sein, wäre aber für mich derzeit am plausibelsten.
Aber dass das Stück in der vorliegenden Form nicht mehr (oder nur mehr sehr geringfügig - Spuren abgefallener Kügelchen an der "Rückseite") transportiert worden sein kann - das sehe ich genauso.
Und, wie in der Fundstellenbeschreibung andeutungsweise wenn auch nicht explizit erwähnt, ein guter Teil der "jungen", also typischen March-Hölzer, dürfte direkt in den Schotterkörpern der Paläo-March silifiziert sein, hat also keinen langen Transportweg oder teils mehrfache Umlagerungen hinter sich, wie dies bei den - selteneren - "älteren" (zum Teil offenbar mesozoischen) Marchhölzern der Fall ist. In schluffig-tonigen Sedimenten von Paläo-Altarmen kann ich mir auch gut Inkohlungsmilieus vorstellen, wie ja bei vielen/fast allen Paläo-Flusssedimenten partiell Lagen mit kohligen Pflanzenresten oder mini-Flözchen durchaus üblich sind. Aus einem ähnlichen Ablagerungsmilieu (pelitische Sedimente mit vermutlich/eventuell kohligen Anteilen) dürften wohl auch die March-Pyrithölzer stammen.

Dank auch an Walpurgin und Werner für die Hinweise!
« Letzte Änderung: 06 Sep 17, 16:38 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Hier ein ungewöhnliches March-Holz aus der Preisl-Sammlung, das in diesem Zusammenhang interessant erscheint:

Österreich/Niederösterreich/Gänserndorf, Bezirk/Marchtal/Pleistozäne Marchschotter
Extrem ungewöhnliche Kombination - Kieselholz mit fossilem Harz


Das Kieselholz weist neben Resten einer - anscheinend nur schwach verfestigten - Sandsteinmatrix auch einem Bereich auf, in welchem das Holz nicht silifiziert ist, sondern in nur gering inkohlter Erhaltung vorliegt (auch als "Xylit" bezeichnet) - von H. Preisl am Foto mit "Weichholz" gekennzeichnet.
Dieses Stück passt nun bestens zu dem von mir oben vorgeschlagenen Erklärungsversuch - es weist einerseits auf ein Inkohlungs-Milieu hin, und zeigt andererseits mit den Xylith-Resten und der sandigen Matrix sehr erosionsanfällige Anteile, welche einen längeren Transport oder intensive Umlagerungsprozesse ausschließen lassen. Ich finde, es ist ein zwar unscheinbares, nichtsdestotrotz aber sehr aufschlussreiches Stück!

Offline Chlamys

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Ein Bekannter hat in Ostermiething kleine Bernsteineinschlüsse im fossilen Holz gefunden.

Offline oliverOliver

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spannend!
aus Ostermiething (wohl Trimmelkam?) kenne ich das so noch nicht ....

Offline Chlamys

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Ja . Die Braunkohlenhalde. Bernstein in verkieseltem Holz.

Offline oliverOliver

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und es kommt noch besser - wieder von Herbert:
diesmal nicht in/auf Kieselholz, sondern pyritisiertem Holz (deswegen fange ich aber jetzt kein neues Thema an!  ;D)

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Offline oliverOliver

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Ja . Die Braunkohlenhalde. Bernstein in verkieseltem Holz.

bei der letzten Durchsicht meiner Trimmelkam-Funde habe ich evtl. auch ein Stück mit winzigen Harzresten entdeckt - muss ich mir aber erst unterm Bino ansehen, und ggf. einen Test mit der glühenden Nadel machen. Ist also - wie schon aus diesen Ausführungen ersichtlich - bei Weitem nichts Spektakuläres (sondern sehr unscheinbar), würde mich aber trotzdem freuen, wenn sich die Vermutung bestätigen würde .....

Offline Fabian99

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Hallo,

Bernstein musst du nicht mit der Nadel nachweisen. Fluoreszenz unter UV und/oder Raman helfen.

LG

Offline oliverOliver

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jo - hab ich aber beides in OÖ leider nicht zur Verfügung (will aber zumindest eh das eine Stück in mein "headquarter" nach NÖ mitnehmen) ...

p.s. zum Pyrit-"Bernstein":
die March-Pyrithölzer sind leider instabil (also wohl mit Markasit), wie ich heute von Herbert erfahren habe - die ersten Funde beginnen schon zu zerbröseln, obwohl die noch gar nicht so lange her sind (gerade mal etwas über ein Jahr). Sehr schade ...  :(

edit:
wer rechnen kann ist klar im Vorteil - natürlich ist das mehr als zwei Jahre her ...  ::)
« Letzte Änderung: 17 Nov 19, 18:07 von oliverOliver »

Offline alfredo

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Sind wir sicher dass es sich um Harz handelt, und nicht zum Beispiel um ein harz-aussehende Eisenmineral wie Siderogel oder Hisingerit?

Offline oliverOliver

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analysiert ist es natürlich nicht - dementsprechend nicht 100%ig sicher.
Das erste Stück ("Bernstein" in/auf Limonitkruste auf Kieselholz) hat Herbert zwar (mikroskopisch) begutachten lassen - ich weiß aber nicht von wem.
Ich werde mal nachfragen bzw. eine nähere Untersuchung des "Pyrit-Bernsteins" anregen - danke für den Hinweis!
« Letzte Änderung: 17 Nov 19, 18:21 von oliverOliver »

 

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