Hallo Werner,
Du hast das Kieselschiefer-Wort gesagt
Schiefer sind diese Gesteine nicht, da eine Schieferung einen entsprechenden metamorphen Prozeß voraussetzt. Manche irreführende Begriffe wurden lange verwendet, aber es wäre Zeit, sie abzuschaffen. Zu den Lyditen: ja, auch in den aktuellen Arbeiten von Schwarz/Lange wird dieser Begriff verwendet. Vinx 2011 (Gesteinsbestimmung im Gelände) bezieht die Namensunterschiede auf das Alter: Radiolarit ab Mesozoikum, Lydit für das Paläozoikum. Vom Proterozoikum ist leider nicht die Rede. Chlupac 1993 (Geology of the Barrandium) spricht bei den proterozoischen "Lyditen" von
cherts, während er für entsprechende silurische Gesteine den Ausdruck
lydite benutzt. In den proterozoischen cherts sind wohl nur Acritarchen und Algen(-matten) zu finden. Wikipedia spricht vom ersten gesicherten Auftreten der Radiolarien ab Mittelkambrium, Ursprünge möglicherweise im Neoproterozoikum. Wie sollen Gesteine, die evtl. gar keine Radiolarien enthalten, als Lydite angesprochen werden? Es sei denn, man erweitert die Definition auf biogene, marine Sedimentgesteine der Tiefsee. Ja, uns Sammler mit makroskopischen Untersuchungsmethoden interessiert das kaum, da von den Viechern ohnehin nichts zu erkennen ist.
Habe nochmal nachgeschaut, Hornstein (chert) bezieht sich nach Vinx auf in Kalkstein enstandene Kieselkonkretionen. Ich habe aber schon erweiterte Definitionen gelesen, Quelle gerade nicht zur Hand. Zu den Hornsteinen gehören dann auch die Feuersteine. Silizit scheint ein recht eleganter Begriff zu sein, damit umgeht man sämliche Fragen nach Genese, Alter, Radiolarien oder nicht. Fragen, die eh kaum geklärt werden können. Ebenso mit dem Begriff
chert. Und auch Lydit scheint für die Feldansprache benutzbar zu sein, da die proterozoischen Gesteine ganz den z.B. silurischen Lyditen ähnlich sind.
Will hier auch gar nicht Erbsen zählen, aber petrographische Definitionen sind schon ganz nützlich, v.a. wenn mit alten, überkommenden und z.T. irreführenden Namen aufgeräumt wird, und man auch bei der makroskopischen Bestimmung etwas Ordnung schaffen kann. Das Problem ist, dass es bei den Sedimentgesteinen noch immer (?) kein internationales Regelwerk gibt wie bei den Metamorphiten und Magmatiten.
Ja, kieseltorf.de: ich war ziemlich baff, was es da alles zu sehen gab. Warum ist die Seite down? Kommt man an den content noch ran?
Viele Grüße,
Marc