Rezension Estwing-Werkzeuge
Im Laufe der Jahre hat sich bei mir eine ganze Kollektion an Estwing-Werkzeugen angesammelt. Die Erfahrungen damit möchte ich hier zur Verfügung stellen, vielleicht kann man anderen Sammlern damit eine Entscheidung für oder gegen den Kauf der sündhaft teuren Stücke erleichtern.
Um Verlust der Werkzeuge im Gelände zu verhindern, habe ich sie mit rotem Klebeband umwickelt. Demnächst werde ich die Werkzeuge mit einem grellfarbenen Markierungsspray behandeln, dann sieht man sie noch besser.
Schärfen lassen sich die Werkzeuge mit einer Diamantfeile, allerdings sollte man nicht zu lange warten, sonst wird es sehr mühsam und langwierig. Mit Elektrowerkzeugen sollte man nicht schärfen, durch die Erwärmung dabei kann die Härtung der Werkzeuge rückgängig gemacht werden. Diese wiederherzustellen, erfordert entsprechendes Know How und Werkzeug, beides habe ich nicht.
Beim Einsatz sollte man auf jeden Fall Handschuhe und Schutzbrille tragen.
Geologenpickhammer 625 g, Ledergriff
Den Hammer besitze ich seit weit mehr als 20 Jahren und habe ihn oft benutzt. Er liegt als ständiger Begleiter immer neben dem Fahrersitz im Auto. Der eigentliche Hammer ist unverwüstlich, mit dem Ledergriff bekam ich nach ca. 15 Jahren Probleme, die Lederumwicklung lockerte und löste sich, die obersten Lagen sind abgefallen. Ich habe sie durch Klebeband ersetzt. Offenbar bekommt dem Leder Nässe nicht. Ich habe den Griff inzwischen mit 4 Tuben Sekundenkleber stabilisiert und erwäge, einen Schrumpfschlauch darüberzuziehen. Den braunen Ledergriff sieht man im Gelände schlecht, musste das teure Teil mehrfach suchen, nachdem ich es irgendwo ins Geröll gelegt hatte. Eine farbige Markierung des Hammers ist sehr zu empfehlen. Die Spitze ist inzwischen schon ziemlich rundgenudelt, für die Diamantfeile ist das zuviel.
Insgesamt ein äußerst robustes Werkzeug, die Ausführung mit Vinylgriff ist sicher die bessere Wahl. Man sollte die Spitze regelmäßig frühzeitig nachschärfen
Fäustel 980 gr
Ebenfalls ein sehr robustes Werkzeug, praktisch unkaputtbar. Der Hammer ist zwar kompakt, aber leider schlecht ausbalanciert. Ebenfalls wenig gelungen finde ich die durch Abschleifen verkleinerte, runde Schlagfläche, man trifft halt leichter daneben. Der Griff ist ausgezeichnet und hat eine sehr gute Dämpfung.
Eine bessere und preisgünstigere Alternative, die allerdings gut 300 gr. schwerer ist, gibt es von der Firma LUX (erhältlich in OBI Baumärkten). Der Ganzstahlfäustel von LUX zum Preis von 29 € ist deutlich besser ausbalanciert und die Schlagflächen sind vergrößert statt verkleinert. Der Griff ist gleichwertig. Ich verwende den Estwing Fäustel nur noch, wenn ich das Werkzeug weit schleppen muss. Zum Arbeiten ist der ansonsten ähnlich gebaute und gleich robuste LUX-Fäustel besser. Von LUX gibt es in der gleichen Serie einen Maurerhammer, der sicher eine preisgünstige gleichwertige Alternative zu dem Schürfhammer von Estwing ist.
Fäustel 1800 gr, langer Griff
Den Fäustel habe ich erst wenige Male eingesetzt, dennoch ein paar Hinweise. Der kompakte Hammer kann in vielen Fällen einen Vorschlaghammer ersetzen, lässt sich aber deutlich besser transportieren. Im Gegensatz zum Vorschlaghammer verschwindet er komplett im Rucksack, dann wundert sich der Förster nicht so.
Ich vermute, dass der Ganzstahlstiel, der nicht dicker ist als der der kleineren Fäustel, bei hartem Einsatz eine Schwachstelle sein könnte. Durch die Länge des Stiels treten erhebliche Belastungen bei kräftigem Zuschlagen auf. Es wurde anscheinend der gleiche Griff wie bei den anderen Hämmern verwendet und unter Erwärmung länger gezogen. Der Griff ist dadurch ca. 4 mm dünner als bei dem normalen Fäustel. Das stört selbst mich, obwohl ich kleine Hände habe, die ich auf der kurzen Grifflänge auch nur knapp beide auf dem Griff unterbringen kann. Einhändig ist das Ding für mich schmächtiges Kerlchen (172 cm) ohne Superbizeps nur schwer einzusetzen. Bei Menschen mit Gorillaschaufeln an den Händen mag das anders sein, denen ist der Griff dann aber sicher zu dünn. Die Prellwirkung beim Zuschlagen ist deutlich geringer als bei meinem Vorschlaghammer mit Kunststoffstiel.
Geologenschürfhammer
Wer sich diesen Hammer kaufen möchte, sollte sich den Ganzstahlmaurerhammer der Firma LUX für 29,00 € mal ansehen. Gibt’s in OBI-Märkten. Halte ich für annähernd gleichwertig.
Strahlstock
Die Idee ist einfach genial, man hat bei wenig Gewicht Spitz- und Flachmeißel sowie eine kleine Brechtange. Leider zeigt das Werkzeug bei ruppigen Einsätzen deutliche Schwächen. Das Material ist weicher als etwa bei den Meißeln, mein Exemplar war bereits nach dem ersten Einsatz an dem spitzen Teil deutlich stumpf und verbogen sowie unterhalb der Schlagfläche verzogen. Man muss häufig nachschleifen. Konsequentes Hebeln führt zu Verbiegungen. Eine Hebelverlängerung mit einem Alurohr ist definitiv zuviel. Eine bessere Härtung der Meißelenden sowie mehr Material am Schaft wären besser gewesen.
Trotz der Nachteile verwende ich den Strahlstock häufig und gerne.
Für einen Hinweis auf den Hersteller einer robustern Version wäre ich dankbar.
Spitzmeißel
Mein Standardmeißel, den ich oft verwende. Die Spitze des Meißels ist in einem stumpferen Winkel geschliffen, als bei den üblichen Meißeln. Der Meißel entfaltet daher sehr rasch eine gute seitliche Sprengwirkung, das macht ihn vor allem für harte Gesteine geeignet. Wenn man z. B. bei weicherem Gestein eine größere Eindringtiefe wünscht, ist ein konventioneller Spitzmeißel besser. Die Härtung der Spitze ist ausgezeichnet und von beeindruckender Standfestigkeit. Das Material am oberen Ende ist jedoch nach meiner Meinung etwas zu weich, hier gibt es rasch pilzförmige Deformationen.
Leider wird kein passender Handschutz von Estwing angeboten. Man kann jedoch den Universal Meißelschutz der Firma Wolfcraft verwenden. Gibt es für 4,06 € bei der Baumarktkette "Bauhaus". Das Produkt ist in vielen Filialen nicht vorrätig, kann aber bestellt werden. Montage wie folgt: Zuerst von dem Estwingmeißel den Kunststoffüberzug mit einem scharfen Messer abschälen, der Meißel ist sonst zu dick. Für den verbreiterten Kopf des Meißels muss man die "Ecken" im oberen Ende des Meißelkanals mit einem Messer oder heißem Nagel entfernen. Den Meißelschutz dann locker in einen Schraubstock einspannen oder in ein geeignete Rohrstück einlegen und den Meißel mit kräftigen Hammerschlägern hineintreiben.
Flachmeißel 12 mm
Dieser etwas längere, schlanke Meißel ist für leichtere Meißelarbeiten und leichteres Hebeln gut geeignet. Die Härtung der Spitze ist ausgezeichnet. Der Meißelhandschutz von Wisent (s. Spitzmeißel) lässt sich ohne Modifikationen anbringen.
Flachmeißel 32 mm
Habe ich noch nicht sehr oft benutzt, da ich recht selten in plattigen Gesteinen sammele. Die Schneide zeigte bisher keine Schwächen, die Härtung ist wahrscheinlich ähnlich gut, wie bei den anderen Meißeln. Der Handschutz von Wisent (s. Spitzmeißel) lässt sich wie folgt anbringen: Kunststoffüberzug von den beiden schmalen Seiten des Meißels mit einem scharfen Messer abschälen. Meißelkanal wie beim Spitzmeißel angegeben oben erweitern. Handschutz seitlich mit scharfem Messer aufschneiden, Meißel in aufgebogenen Handschutz würgen. Anschließend oben und unten mit Draht zusammenrödeln, Draht mit Klebeband umwickeln, um Verletzungen zu vermeiden. Ich habe, um etwas mehr Bewegungsfreiheit beim Meißeln zu haben, den Handschutz später etwas verkürzt.