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Autor Thema: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz  (Gelesen 2357 mal)

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Offline Zarni

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Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« am: 20 Aug 18, 18:10 »
Hallo Experten!

Ich habe eine Verlassenschaft von einem Alpinisten mit vielen großen Bergkristallen bekommen.
Die Stücke sind überwiegend alte Eigenfunde aus der Tauernregion bzw. Tirol.
Leider ist keine Dokumentation vorhanden - nicht weiter schlimm, da ich sie großteils in die Vitrine stelle...

Einzigartig finde ich jedoch skelletierte Quarze (siehe Fotos).
Größe: 25 * 12 * 8 und ca. 2,5 kg

Bei näherer Betrachtung ist der Quarz glasklar, hat lauter Flächen und ist eigentlich ein Schwimmer.
Ich finde das Stück toll und würde gerne mehr erfahren.

Meine Fragen:
kann man näheres zu dieser Quarzform sagen (woher diese eigenartige Skelletierung kommt)? - ein bisschen was konnte ich ja googlen...
gibt es vielleicht klassische Fundorte für diese Form, oder kann so ein Wuchs theoretisch überall auftreten? (wahrscheinlich handelt es sich um einen alpinen Eigenfund...)

Für mich ist das Stück ja was Besonderes :)
Ist es aber tatsächlich etwas Besonderes oder ein "Allerwelts-Quarz"?

Online Klaus Schäfer

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #1 am: 20 Aug 18, 18:34 »
Hallo Zarni,

Ich gratuliere dir zu deinen wunderschönen Kristallen, die du "geerbt" hast. Meistens sehen wir in solchen Fällen hier im Forum Kieselsteine, Dekomaterial und Schlimmeres.

Ich  habe hier im Mineralienatlas eine Zeichnung eines skelettierten (d.h. angelösten) Quarzsplitters von der Teufelsmühle im Habachtal

Österreich/Salzburg/Zell am See, Bezirk (Pinzgau)/Bramberg am Wildkogel/Habachtal/Leiterkogel/Teufelsmühle
Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz


und eines prächtigen Skelettquarzes aus dem Untersulzbachtal

 Österreich/Salzburg/Zell am See, Bezirk (Pinzgau)/Neukirchen am Großvenediger/Obersulzbachtal
Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz


publiziert. Das Stück von der Teufelsmühle stammt aus einem Großfund österreichischer Sammler der 1980iger Jahre. Die Kluft im Untersulzbachtal wurde von einem meiner Schüler geöffnet. Hiervon gelangte kein Material in andere Sammlungen.

Gruß von Klaus
« Letzte Änderung: 22 Aug 18, 09:41 von Klaus Schäfer »

Offline robodoc

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #2 am: 20 Aug 18, 18:44 »
Hallo Alex,

herzlichen Glückwunsch zu diesem Stück, das beileibe kein Allerweltsquarz, sondern ein besonders schöner, angelöster Bergkristall und nicht etwa Skelett-Quarz (auch Fensterquarz genannt), wie sie aus Tradition, aber eigentlich  fälschlicherweise auch von Händlern im Hochpreissegment aber auch in Museen (z.B. Bramberg) genannt werden, ist. Sie entstehen wohl durch Eintritt untersättigter Lösung in Klüfte, wodurch bereits perfekt ausgebildete Bergkristalle teilweise wieder in Lösung gehen und bieten als, wie Du schon richtig erkannt hast, Schwimmer durch ihre bizarren Formen begehrte Sammelobjekte. Wenn Du den um jeden Preis loswerden wolltest, tät er mich schon interessieren.

Freundliche Grüße

Robert

Offline stoanklopfer

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #3 am: 20 Aug 18, 19:08 »

publiziert - beide von Fundstellen in in Tirol.

Hallo Klaus, ich möchte nur festhalten, daß sowohl das Habachtal (Teufelsmühle) als auch das Untersulzbachtal in Salzburg liegen, nicht in Tirol!

Volkmar

Offline Zarni

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #4 am: 20 Aug 18, 20:14 »
Hallo Klaus: Vielen Dank für die Abbildungen und die Info. Das kommt gut hin. Ich habe ja Erfahrung mit Mineralien und kann viele der Stücke recht gut zuordnen - nur bei dem Einen stand ich vor einem Rätsel ;)

Robert: Super Info und Erklärung! Vielen Dank! D.h. die Bildung kann vielerorts passieren, ist aber in der Praxis sehr selten. Und auch Salzburg/Tirol kommt als theoretischer Fundort gut hin (was ja prinzipiell zu den möglichen Fundgebieten passt).
Vielen Dank auch für dein Angebot - im Moment bin ich aber von dem Stück selbst total begeistert und platziere ihn einmal in meiner Vitrine. Sollte ich mich einmal trennen wollen komme ich aber gerne auf dich zurück.

Offline Steinmetz

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #5 am: 21 Aug 18, 22:34 »
Tolles Thema!

Da schließe ich mich der Meinung von Klaus
Zitat
Meistens sehen wir in solchen Fällen hier im Forum Kieselsteine, Dekomaterial und Schlimmeres.
voll und ganz an!
Solche ausgebildete Quarz Kristalle sind recht selten und das hier gezeigte Stück ist schon etwas Besonderes.
Auch an anderen Fundstellen kommen solche Quarze vor. Hier ein schöner Kristall aus dem Kirchberger Granit im westlichen Sachsen. Der Kristall wurde um 1980 von J. Sack aus Stangengrün im Gebiet der Ortschaft Wolfersgrün gefunden. Der Rauchquarz ist 14 x 8 x 6 cm groß und zeigt nur an drei Flächen in Richtung zur C-Achse diese Ausbildung eines angelösten und wieder verheilten Friedländerquarzes. Einige kleine Kristalle des Fundes sind dagegen an allen Flächen angelöst.
Hier die Fotos:

Grüße vom Steinmetz.

Offline Zarni

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #6 am: 22 Aug 18, 09:44 »
Danke nochmals für die Abbildungen und Erklärungen. Sie sind sehr hilfreich.
Schön, dass es nicht nur mir gefällt, sondern tatsächlich auch etwas Besonderes ist :)

Hier noch ein Beispiel (15 * 10 * 9; 1,1 Kg)

Hat hier auch so eine Lösung stattgefunden, danach wieder Bildung hunderter kleiner Flächen und schlussendlich Chlorit-Überwuchs oder handelt es sich bei dieser Art von Quarz einfach um eine andere Auskristallisierung?

Bei manchen Bergkristallen kommt es nämlich zu einer "Mischform" wo teilweise Flächen oder die Spitze spiegelglatt sind, andere Flächen oder der "Sockel" jedoch "angelöst" oder "zerfressen" erscheinen... (und nicht skelletiert oder Fenster - ich kenne das vom Erscheinungsbild her nur von meinen Fluoriten bzw. von Topasen)

Offline robodoc

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #7 am: 22 Aug 18, 09:59 »
Hallo Alex,
auch das ist m.E. ein angelöster und rekristallisierter Quarz, teilweise mit Chloritanflügen.
Freundliche Grüße,
Robert

Offline Zarni

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Re: Bestimmungshilfe - skelletierter Quarz
« Antwort #8 am: 22 Aug 18, 10:44 »
Danke Robert

Vielleicht war es so, dass der Vorbesitzer vor - weiß Gott wievielen Jahrzehnten - mal eine Kluft ausgehoben hat, wo solche angelösten Quarze drinnen waren - und deshalb sind nun gleich ein paar dieser Stücke in der Sammlung (von Nebenminearlien und generellem Aussehen würde es nämlich auch passen)
...wieder etwas dazugelernt

 

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