Hallo,
als einer der beiden Besucher bei Tobias und möchte kurz meine Eindrücke zu dieser Sammlung schildern.
Es handelt sich mit mehr als 1300 Stücken um eine relativ umfangreiche Sammlung, die in mehreren Schränken systematisch nach Strunz sortiert ist. Sie ist sehr gut dokumentiert, jedes Stück liegt in einer eigenen, beschrifteten Pappschachtel und man merkt, dass sie über viele Jahre von einem Menschen angelegt wurde, der sich intensiv mit seinem Hobby auseinandergesetzt hat. So sind uns beim Durchschauen der Sammlung keine sofort erkennbaren Fehlbestimmungen aufgefallen. Nur eine sehr geringe Anzahl an Stücken trägt keinen Fundzettel, diese sind jedoch aufgrund verschiedener Sammlungsschwerpunkte weitestgehend nachträglich zu ermitteln. Innerhalb der Sammlung gibt es erfreulicherweise nur wenige Dubletten und wenn, dann haben sie einen Sinn (z.B. verschiedene Ausbildungen von Calcit, Quarz oder Pyrit). Eine Liste aller Stücke mit Eingangsjahr ist zusätzlich vorhanden.
Weiterhin kann man vereinzelte Schwerpunkte erkennen. So hat der Sammler viele Stücke aus Skandinavien zusammengetragen, darunter auch etliche Eigenfunde. Es gab eine sichtbare Affinität dorthin. Die gute Dokumentation ermöglicht eine nachträgliche Zuordnung vieler Stücke der zusätzlichen "Kellersammlung", bei der es sich größtenteils um nicht beschriftetetes Belegmaterial (weitestgehend Eigenfunde(?) aus Skandinavien) handelt. Ein weiterer, erkennbarer Schwerpunkt war Hagendorf. Alle von dort stammenden Stücke sind mindestens Kleinstufen, meist jedoch ordentliche Handstufen. Gedoste Micromounts sind uns nicht aufgefallen. Da vielen Hagendorfern nur das offensichtliche Mineral zugeordnet ist (wenn überhaupt), dürfte hier zum einen das größte Potential auf Überraschungen stecken, zum anderen zeigt es (neben der Anzahl und Größe der Stufen), dass der Sammler dort entweder selbst aktiv war oder zumindest eine gute Verbindung dorthin hatte. Eine kleine Untersammlung bilden auch gedoste Kleinstufen bis Micromounts aus Lengenbach. Viele Sammlungsstücke stammen von deutschen Fundorten, die Sammlung an sich ist jedoch als internationale zu betrachten.
Grundsätzlich ist zu bemerken, dass die Kernsammlung in den 1960er Jahren zusammengetragen wurde, was sich auch in der Zusammenstellung der Fundorte widerspiegelt. Für mich persönliche war die Besichtigung dieser Sammlung eine interessante Zeitreise. So finden sich eine Vielzahl an Stücken von heute weniger angebotenen Fundstellen z.B. aus den USA, Mexiko, Japan usw. Aus Afrika finden sich lediglich vereinzelte Tsumebstücke und wenige aus Marokko. Material aus China beispielsweise, das heute in fast jeder Sammlung zu finden ist, ist nicht existent.
Zu unserer Arbeit an der Sammlung: Wir haben uns Zeit genommen die komplette Sammlung durchzusehen und uns Schublade für Schublade jeweils einen realistischen, auf Börsen erzielbaren Preis überlegt. Keine überzogenen Phantasiepreise sondern solide Werte, die wir selbst auch bereit wären zu zahlen. Waren wir verschiedener Meinung wurde der Mittelwert eingerechnet. In manchen Schubladen flossen nur wenige Stücke in die Berechnung ein (z.b. bei den Glimmern), andere Schubladen waren aus Sicht des Verkäufers erfreulicher (z.B. die Elemente oder auch die Silbererze). Unsere Preisschätzung setzt sich einzig aus den Mineralien der dokumentierten Hauptsammlung zusammen. Bücher, Mikroskope, Grubenlampen und Mobiliar sind nicht eingerechnet, ebenso haben wir die zusätzliche Kellersammlung aufgrund der fehlenden Dokumentation mit 0 € angesetzt.
Tobias ist bewusst, dass unsere Preisfindung auf Endpreisen im Einzelverkauf basiert und er bei einem Komplettverkauf der Sammlung diesen geschätzten Preis nicht erwarten darf -> geringer eigener Arbeitsaufwand bei einem Komplettverkauf = weniger Geld. Dadurch hat Tobias einen realistischen, erreichbaren Wert seiner Sammlung bekommen und wir sind zuversichtlich, dass die Sammlung zu einem für Käufer und Verkäufer zufriedenstellenden Betrag abgewickelt wird.
Für Interessierte: Als Fazit in Form einer Schulnote würde ich der Sammlung eine 3+ geben. Die Sammlung gibt ein stimmiges Gesamtbild mit großem Lerneffekt ab und durch die Vielfalt an Mineralen und Fundorten, sowie die gute Dokumentation wurden wir immer wieder mit heute weniger gängigen Besonderheiten überrascht und waren zu keinem Zeitpunkt von der Menge gelangweilt. Auch die geringe Zahl an Dubletten ist positiv hervorzuheben. Wer eine optisch durchweg ansprechende Schausammlung erwartet, ist hier an der falschen Adresse. Die Masse der Sammlung liegt in einem soliden, aber durchaus vielfältigen und interessanten Mittelmaß. Ästhetische Vitrinenstufen für den gehobenen Anspruch sind vorhanden, jedoch nur untergeordnet zu finden.
Besten Gruß,
Stefan