Hi end-StufenBei diesen Stufen (oder auch Einzelkristallen) liegt die Betonung auf “end” – das heißt, es wird, (von wem auch immer, meist einschlägig bekannte Verkäufer), dem potentiellen Käufer vorgegaukelt, dass es für den „Connoisseur“ (Kenner) über das “Ende” hinaus keine bessere Qualität mehr gibt oder ein höheres Geschmacksniveau zu erwarten ist.
Echte High end-Stufen bekommt man, außer in manchen Museen, kaum oder nur selten in privaten Sammlungen zu Gesicht. Da für manche dieser High end-Stufen astronomische Preise gezahlt wurden, sind die Besitzer wenig (oder aus steuerlichen Gründen) daran interessiert, ihre Anonymität offenzulegen und Auskunft darüber zu geben, woher die Mittel zum Kauf dieser exorbitant teuren Stücke stammen.
High end-Stufen wirst Du weder bei den Sammlern im Mineralienatlas, noch bei mindat, noch bei minfind finden; wohl aber im MIM-Museum in Beirut (
https://www.museeum.com/the-worlds-most-exciting-private-collection-of-minerals-hides-in-beirut/), in der Terra Mineralia in Freiberg (
http://www.terra-mineralia.de/deutsch/sammlungen/die-sammlung-dr-erika-pohl-stroeher) oder im Smithsonian in Washington (
https://de.wikipedia.org/wiki/National_Museum_of_Natural_History), um nur einige zu nennen.
Privatsammler von Hi end-Stufen sind für die meisten Menschen unbekannt. Sie werden in den USA als „Sammler-Elite“ (collecting elite) bezeichnet; ihr gemeinsamer Nenner dürfte sein, dass es fast alles Menschen sind, welche ein jährliches Mindesteinkommen von ca. ½ Million Euro (oft jedoch viel mehr) haben, denen es nicht wehtut, eine Mineralstufe für 10.000 bis 100.000 US$ zu kaufen. Zu finden in den USA, Japan, China, Italien, Frankreich. Dies sind auch die Sammler, die nicht selbst auf Börsen erscheinen, sondern welche, sobald verfügbar, die Hi end-Stufen direkt von einigen der versiertesten Händler bekommen. Die Namen dieser Händler kann ich Dir gerne separat mitteilen.
Sogenannte Hi end-Stufen müssen aber nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sein – sie sind Hi end, weil ihr Verkäufer sie dazu ernannt hat. Es gibt nicht wenige Mineralien, die in bester Ausbildung (bei uns) noch immer zu realistischen Preisen zu finden sind; es gibt aber Händler (i.d.R. USA) , die diese Stufen zu wahren Heiligtümern verklären, aus „schönen Stufen“ dann Hi end- Stufen machen und diese entsprechend hoch bewerten. So mancher perfekte Aragonit-Drilling, den man als Sammler noch selbst öfter in Spanien finden kann und der auf Börsen in Spanien und Deutschland nicht mehr als 10.- bis 15.- € kostet, wird beim US-Händler L… als Hi-end für US$ 400.- verkauft (sogar mit falscher Fundortangabe); Afghanite, die in München beim Pakistani € 250.- kosteten, in den USA für US$ 2.650.-; Hämatit-Pseudomorphosen aus Ägypten (tw. massenhaft auf Börsen für 2.- bis 5.- € erhältlich; in den USA für US$ 250.-, rosa Cobaltocalcit-Stufen (7 cm) aus Bou Azzer in München für 60.- €, in den USA für US$ 1450.- und selbst kleinste spanische Pyritwürfel bis 2 cm für US$ 400.-. Den teuersten Hi-end-Pyritwürfel aus Spanien, ca. 4 cm, sah ich in der Sammlung Freilich, für mehrere tausend US$ geschätzt.
Sehr viel teurer sind die „klassischen“ echten Hi ends, welche im Preisbereich von US$ 25.000 bis 150.000 liegen: Sweet Home Rhodochrosite, Red Cloud Wulfenite, kalifornische Benitoite und Amazonite von Colorado; Tsumeb-, Kongo- und Touissitstufen (Azurite, Cerussite), pakistanische und afghanische Superstufen (Aquamarin, Topas, Spodumen, Turmalin), Smaragd von Kolumbien, brasilianische Turmaline, spanische Fluorite, marokkanische Vanadinite und Skutterudite, chinesische Schönheiten (Fluorit, Azurit, Scheelit), aus Russland polare Axinite, von Dalnegorsk (Quarz, Fluorit), sizilianischer Schwefel, französische Pyromorphite, alpine Stufen (Epidot, Rauchquarze, Rosafluorit), europäische Klassiker (Harz, Erzgebirge, Silber aus Norwegen) etc etc.
Wie gelangen Top-Stufen (Hi end-Stufen) auf die Märkte / zu Sammlern ?Es gibt verschiedene Modelle.
In aktiven Bergbaubetrieben ist das Sammeln von Mineralien meist und oft verboten. Dieses Verbot gilt auch für die einfachen Bergleute. Dessenungeachtet gelangen Stufen auf die Märkte, oft leider nur zweitklassiges Material, da die Mineralien entweder verborgen in der Kleidung oder mit Abraum auf eine Abraumhalde (zur späteren Bergung) verbracht werden und hierdurch die Qualität leidet. Wirklich bessere Stufen kann man jedoch gelegentlich von den Ingenieuren (Steigern) bekommen, welche nicht kontrolliert werden und welche darüber hinaus genau wissen, was ein potentieller Käufer von einer hochwertigen Stufe verlangt.
Beispiele für solche „Schmuggelware“ sind die Silbergrube Imiter, die Kobaltgruben in Bou Azzer und die Flußspatgrube El Hammam in Marokko, fast alle berühmten Erzgruben in den peruanischen Anden, die Fluoritgrube Okorusu in Namibia.
Weitaus lukrativer ist der Markt für Top-Stufen aus Explorationen, welche einzig und allein auf Sammlermineralien abgebaut werden (sogen. „specimen mining“.). Hier ist es meist so, dass ein finanzstarker Dealer entweder mit den Inhabern eines Claims oder mit den „Oberaufsehern“ in einem Claim eine Vereinbarung trifft: Alles, was aus dem Berg kommt, gehört dem Dealer !
Der Dealer zahlt dem Oberaufseher, sagen wir, einen bestimmten Betrag auf alle in einem bestimmten Zeitraum geförderten Stufen: betont: Alle ! Also Tops, gute, mittlere und schlechte. Gezahlt wefrden bei Auftrag 50%, nach Ablieferung die anderen 50%. Sollte es erforderlich sein, zBsp. aus technischen Gründen, mehr Material, Menschen und Zeit zur Bewegung einzusetzen, schießt der Dealer nicht selten nach. Die geförderten Stufen werden gesichert bis zur Ablieferung aufbewahrt, der Oberaufseher berichtet ständig an den Dealer über den Status der Arbeiten, irgenwann kommt ein Transporter und holt alle Stufen ab.
(Im Falle des letzten marokkanischen Vanadinit-Booms war es sogar soweit, dass extra für diese Abbauphase (mit hohem hi end-Stufen Potential) ein Mitarbeiter eines amerikanischen Dealers vor Ort stationiert wurde, der die Förderung täglich überwachte, damit auch kein Stück verschwand. (Es wird spekuliert, dass der Output an guten bis sehr guten Stufen bei 1.200 Stück lag: (Quelle: Persönl. marokkan. Busch-Telefon in Midelt/Mibladen).).
So war (und ist ) es Praxis in den Vanadinitgruben von Mibladen, in bestimmten Claims in Pakistan und Afghanistan; in den Aquamarin-Explorationen des Erongo, den Feldspat-Ägirinstufen vom Mt. Malosa in Malawi, in den Steinbrüchen der indischen Dekkan-Traps mit weltberühmten Zeolithen, und so war es auch in Asturias in Spanien, bekannt u.a., dass eine sehr reiche, komplette mit Fluoritkristallen bis 10 cm Größe ausgekleidete Geode an einen einzigen Dealer verkauft wurde. Nach Absonderung der Hi end-Stufen durch den Käufer wurde der Rest auf lokalen Börsen verkauft, die Hi ends gingen (wahrscheinlich) allesamt in die USA.
Letztlich gibt es auch Sonderformen, am Beispiel der beiden lukrativsten Pyritgruben in Spanien: Sowohl in Ambasaguas als auch in Navajún kann man (gegen Schürfgebühr) selber sammeln, dabei jedoch nicht auf Hi- end-Stufen hoffen. Die wenigen wirklich als Top-stufen bekannten Pyrite wurden von den Inhabern selbst geborgen,. in aufwendiger Arbeit restauriert (da die meisten Kristalle beim Bergen abfallen) und letztlich von den Inhabern selbst vermarktet.
Hi end-Stufen aus ChinaHier solltest Du direkt Herrn Ottens fragen – wenn, dann nur er kann Dir eine verlässliche Antwort ggeben.