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Autor Thema: Eisengesteine und Eisensedimente  (Gelesen 2071 mal)

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Offline Harzsammler

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Eisengesteine und Eisensedimente
« am: 18 May 19, 10:01 »
Hallo,

seit langem schon tue ich mich schwer mit dem Begriff "Eisengesteine" hier im Lexikon - einen Begriff den es nur hier zu geben scheint - oder sehe ich das falsch?

Für "Magneteisenstein", "Roteisenstein" etc. wird ja als Oberbegriff "Eisensteine" ohne -ge- verwendet. Ist aber veraltet soweit ich weiß.

Den Begriff "Eisensedimente" kann ich ableiten und nachvollziehen, dieser bedarf aber sicher noch einer genaueren Definition (zählt der Lahn/Dill-Typ, Rübenland/Elbingerode etc. dazu?)

Grüße,
Michael

Offline harzgeist

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Re: Eisengesteine und Eisensedimente
« Antwort #1 am: 20 May 19, 13:07 »
Keiner ne Meinung ...?

Ich empfinde die Bezeichnung auch als seltsam!
Hier wird neben der korrekten petrografischen Nomenklatur zusätzlich nach Metallinhalt bzw. Verwendung als (Eisen)erz klassifiziert.
 
Genau so gut könnte man -provokativ ausgedrückt- den Begriff Schottergestein einführen und dort dann Basalt, Grauwacke, Diabas und andere zur Schottergewinnung geeignete Gesteine zuordnen. Der Aussagewert hält sich in Grenzen und ist petrografisch gleich null.

Am Begriff "Eisengestein und Eisensedimente" stört mich, dass das eine das andere mit einschließt. Wäre etwa wie "Pflanzen und Bäume".
Wenn es um die Nutzbarkeit als Erz geht, fände ich die Bezeichnung "Eisenstein" besser geeignet, denn er schließt auch Gangfüllungen mit ein. Ob der Begriff veraltet ist weiß ich allerdings nicht.

Ich meine aber der Begriff sollte gänzlich abgeschafft werden und das jeweilige Gestein petrografisch korrekt benannt werden.

Thomas

Offline Harzsammler

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Re: Eisengesteine und Eisensedimente
« Antwort #2 am: 20 May 19, 14:46 »
Abschaffen und neu ordnen wäre wohl das Beste.

Nur welchem Gestein wären dann die Erze von Zorge oder Ilfeld korrekt zuzuordnen? Roteisenstein? Diese Seite muss sicher auch überarbeitet werden, denn die Beschreibung für Roteisenstein scheint mir aus "Meyers Konversations-Lexikon" von 1888 entnommen  :o

Hier mal der Link zum Eisengestein:

https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/RockData?rock=Eisensedimente+und+Eisengesteine

In der Beschreibung wird auch Jaspis (Chalcedon) dem Bändererz untergeordnet.
Das mag zwar hier und da zutreffen aber gilt mit Sicherheit nicht für alle Jaspisvorkommen und ist somit missverständlich.

Grüße,
Michael

P.s. bei dem was da alles den Eisengesteinen und -sedimenten untergeordnet ist, wird das wohl eine Jahresaufgabe sein dort Ordnung reinzubringen. Mir selbst fehlt dafür das Hintergrundwissen, kenne laienhaft nur die Gegebenheiten im Harz.
« Letzte Änderung: 20 May 19, 16:29 von Harzsammler »

Offline Collector

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Re: Eisengesteine und Eisensedimente
« Antwort #3 am: 02 Jun 19, 01:58 »
@Thomas, Michael

Dieses Kapitel ist ein ganz heißes Eisen !

Ich versuche es mal ganz kurz zu beschreiben, wie ich die Sache sehe:

Eisen ist das wohl am meisten begehrte Metall, dessen Erze weltweit vorkommen. Bis zum Beginn einer einigermaßen sinnvollen Terminologie wurden unzählige, wohl mehr als 100 Eisenerz- und Eisen-Mineral-Bezeichnungen benutzt. Seit dem Mittelalter (Schweden) über die Renaissance (Saar, Siegerland) über die industrielle Revolution vom späten 18. bis zum 19. Jh., mit der Herstellung von Stahl (England, USA, Belgien, Lothringen, Spanien etc etc etc) haben Berg- und Hüttenleute jedes Landes ihre eigenen Begriffe für Erze und Gesteine verwendet, allein im gründlichen Deutschland entstanden viele Bezeichnungen, welche tw. noch heute verwendet werden. Nicht weniger Wortbildungen gab es in England. 

Seit die Petrologie seit einigen Jahren versucht, eine international gültige petrografische Terminologie zu etablieren, hat es zahlreiche Begriffsänderungen, sprachliche Anpassung, Vereinfachung, aber auch sehr sehr viel Durcheinander - bis heute - gegeben.

Es werden immer noch tw. über 200 Jahre alte Begriffe wie Roteisenstein, Roteisenerez, Magneteisenstein, roter und brauner Glaskopf, Raseneisenerz, Eisenkies, Eisenglanz u. einige andere benutzt; so auch Eisensediment, Eisenstein, Eisengestein (FU Berlin).

Es gibt natürlich auch die korrekten petrografischen Bezeichnungen: Hämatit, Goethit, Siderit, Magnetit, Chamosit etc.

Und dann gibts den anglophilen Einfluss im Mineralienatlas; d.h. freie Übersetzungen von Begriffen aus der UK-US-Seite mindat, wie
Eisen-Kornstein, Eisen-Packstein, Eisen-Schlammstein, Eisen-Verbundstein, Eisen-Wackestein, Mikroonkoid-Eisenstein, Onkoiisenstein, Ooid-Eisenstein, Peloid-Eisenstein, Pisoid-Eisenstein, Eisen-Sediment, Eisen-Kies, Eisen-Sand, Eisen-Schlamm, Baltorite, Raabsit, Sizunit. WOW !
Ich habe nie was von diesen Gesteinen gehört und kann auch in der deutschen Sediment- oder Bergbau-Literatur kaum was finden.

Und mit den drei Systemen operieren wir hier: Alte Bergmannssprache - Aktuelle Petrographie - Übernahme völlig fremder US-UK-Begriffe . Hier was richtiges draus zu kochen, ist kompliziert, deshalb: Heißes Eisen !

Einige Eurer beider Anregungen finde ich echt gut:

* Titel der Seite nicht "Eisensedimente und Eisengesteine", sondern "Eisenreiche sedimentäre Gesteine" . Hiermit wären wir dann gleich gelevelt mit mindat: "Iron rich sedimentary rocks".

*Jaspis = Bändererz untergeordnet ? Nein, das ist ein Mißverständnis. Eine der metamorphen Bändererz-Typen heißt Jaspilit; welche aus eisenreichem Quarzit, Japis und Eisenoxiden besteht.  Ergo: Jaspis ist Jaspis (Quarz / Chalcedon).

*Meyers Konversationslexikon 1888: Kommt schon Leute, in unserer total kommunikationsverarmten blickgestörten Smartphone-Welt ist es immer wieder ein Genuss, mal auch zu den kleinsten Themen große Berichte in einem der schönsten und detailliertesten Lexika zu lesen. Wo sonst wird Roteisenstein so ausführlich beschrieben, auch wenns ein"zurück in die Vergangenheit" ist. Nichts ist falsch an dem Essay, nur, dass Ton mit Th.. geschrieben wird.

In diesem Sinne wünsch ich Euche einen eisenreichen Sommersonntag
Peter




Offline Stefan

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Re: Eisengesteine und Eisensedimente
« Antwort #4 am: 08 Jun 19, 09:12 »
umbenannt - hab Dank
Stefan

 

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