Hallo Uwe,
ich habe so das Gefühl das hier ganz schnell ein Glaubenskrieg ausbrechen würde wenn ich zuviel zu den Objektiven schreibe. Aber allen "endlich korrigierten" Objektiven die ich getestet habe, und das sind schon eine ganze Reihe gewesen, ist es egal gewesen on ich 120mm oder 200mm Auszug hatte. Die Abnahme der Bildqualität ist zumindest beim Amscope-Objektiv so marginal, das andere Fehler weitaus auschlaggebender sind. Einen Balgen brauchst Du als "Zoom".
Zu deiner Vollmetallmechanik. Du weist schon, das sich Schwingungen in Stahl besonders gut verbreiten, reflektieren und sehr lange im System erhalten bleiben. Ich benutze eine sehr einfache Konstruktion aus 20mm MDF-Platten. Eine Bodenplatte, eine senkrecht darauf geschraubte Rückenplatte sowie zwei senkrechet Versteifungen jeweils links und rechts um den Aufbau zu stabilisieren.Also vereinfacht von der Seite gesehen:
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Die Bodenplatte wird mit einer Schraubzwinge auf dem Tisch fixiert und auf der senkrechten Rückenplatte wird der Makroschlitten und die Kamera montiert. Die Kamera ist dabei immer fest, bewegt wird das Objekt! Schwingungen durch Spiegelschlag sind binnen 0.5sek. abgeklungen und wenn man mit Spiegelvorauslösung arbeitet, sind Schwingungen kein Problem mehr. Wenn Du mir deine eMail-Adresse zukommen lässt, dass schicke ich die eine Aufbauanleitung.
Nur noch eines zum Licht: Reflekriertes oder sehr diffuses Licht vermeidet harte Kontraste und damit Schwierigkeiten mit überstrahlten Flächen, Flares etw. Dazu einfach ordentlich Watte vor die Lampen basteln und nie den Lichtstrahl direkt auf das Objekt richten. Als Lichtquelle empfehle ich LED-Lampen "neutralweiß" mit farbtemperaturen um 3500-4000K. Höhere Kelvinzahlen bedeutet mehr blauen Lichtanteil, und den mag die Kamera nicht und vor allem Du nicht bei der Bildbearbeitung. Blaustiche sind extrem schwer zu entfernen, Gelbstiche hingegen einfach. Nebenbei bemerkt, Belichtungszeiten von bis zu einer Sekunde sind mit meinem Setup nun überhaupt kein Problem.
Hier kurz den Text meiner Bauanleitung, ich weiss einfach nicht wie man hier Bilder einblenden kann ohne sie zuerst auf meien Seite hochzuladen...und wegen neuem PC hab ich noch kein FTP-Programm installiert.
alles aus MDF-Platte 18mm
1) 50*60 cm, 1 Stück
- 15*30 cm, 2 Stück
- 50*30 cm, 1 Stück
- 10*30 cm, 2 Stück
Preis: Ca. 15 Euro
Die beiden Platten 4 zuerst zusammenleimen und mit einer Schraubzwinge verpresst trocknen lassen.
Die Platten dann wie gezeigt zusammenleimen
und anschließend verschrauben. Die Platten 2 hochkant montieren!
Achtung: MDF-Platte muss vor dem verschrauben vorgebohrt werden.
Schrauben: 3.5*30 (oder 3.5*35) mit
2mm vorbohren
An den Platten 4 wird später das Balgengerät befestigt. Die Platten 2 dienen zur Stabilisierung und zur Reduzierung von Vibrationen.
Kamera-Setup CANON EOS 1100D (1200D,1300D) gebraucht ca. 150-200Euro
Neu (1300D) ca. 450 Euro
Bei den Kameras ist die Softwar EOS UTILITY dabei, die die Fernsteuerung der Kamera erlaubt und mit der Stacking-Unit zusammen arbeitet!
Adapter EF auf FD
EF (moderner Anschluss kameraseitig)
FD (alter Anschluss objektivseitig)
Ebay: ca. 10 Euro
ACHTUNG: Der Adapter darf KEINE Linse enthalten!!!!
Balgengerät, CANON BELLOWS FL Ebay: 60-100 Euro gebraucht
Das Balgengerät hat den FD-Anschluss zu beiden Seiten und ist extrem robust und stabil. Andere, preiswertere Balgengeräte führen oft zu Instabilitäten!
Adapter FD auf M42
Ebay: ca. 20 Euro
z.B. Hama-Adapter M42 — Canon FD
FD kameraseitig wird an das Balgengerät geschraubt und M42 dient zur Aufnahme der Optiken
ACHTTUNG: Die Bezeichnung bei Ebay ist of verwirrend, unbedingt darauf Achten das kameraseitig der FD-Adapter vorhanden ist.
Adapter M42 to RMS
Ebay: ca. 10 Euro
Der Adapter kann in den obigen Adapter eingeschraubt werden und nimmt nacher alle Mikroskop-Objektive mit RMS-Gewinde auf.
ACHTUNG: Die NIKON CFI-Pbjektive haben ein M25-Gewinde. Adapter von M42 auf M25 sind aber auch bei Ebay zu bekommen.
Objektive:
NIKON CFI PLAN 10x
ca. 200-450 Euro
Das Objektiv ist schwer zu bekommen, aber excellent. Bildbreiten bis 1.3mm formatfüllend und ohne Randverzeichnung sind ohne Weiteres möglich. Der Farbfehler ist vernachlässigbar und nur schwer zu erkennen (nur an extremen Kontrasten tritt ein wenig Farbsaum auf).
Die Schärfe ist über den gesamten Bereich (Bildbreite ca. 3-1.5mm, je nach Auszug des Balgengerätes) ausgezeichnet und steht extrem teuren MITUTOYO-Objektiven (Preis oberhalb 900 Euro gebraucht) nur wenig nach. ACHTUNG: Ein Adapter M25 (innen) auf M42 (aussen) ist erforderlich!
Es gibt unter dem Namen NIKON CFI verschiedene Objektive. NUR für dieses bronzefarbene Objektiv liegen Erfahrungswerte vor. Andere können gut sein, müssen es aber nicht!
AMSCOPE
4X Plan Achromatic Objective Lens with Knurled Ring Preis: ca. 30 Euro mit Einfuhrsteuer und Transportkosten
Zu beziehen via AMSCOPE (US)
https://www.amscope.com/accessories/objective/plan/4x-plan-achromatic-compound-microscope-objective-lens-1.htmlBei AMSCOPE gibt es verschiedene 4x-Objektive! NUR dieses ist getestet und es ist mit Abstand das beste 4-fach-Objektiv das ich je gesehen habe. Es ist extrem scharf und bildet einen Bereich von ca. 3-5mm, je nach Balgenauszug, ohne jeden Fehler ab. Obwohl das Objektiv ein Achromat ist, ist ein Farbfehler nur extrem schwer nachzuweisen. Das Bild zeigt keine Randunschärfen oder Bildwölbungen. Die moderate Tiefenschärfe lässt ein einfaches arbeiten zu.
Ohne wenn und aber: MEIN TIP!
Stacking-UnitObwohl es verschieden Systeme zum serstellen von Mehrschichtaufnahmen gibt, hat sich doch als preiswerteste und völlig ausreichende Variante folgendes ergeben:
WeMacro rail (100mm type,with battery box for outside) Preis: 249 US$ + Transport und Zoll (ca. 280 Euro)Zu finden unter: www.wemacro.comDas Stacking-System tut alles was man benötig. Es wird komplett mit allen Kabeln und Software (downloadbar unter obiger Adresse) geliefert.WICHTIG:Als „shutter release cable“ den Typ C1 wählen!Als „power supply“ EU auswählen!Die Stacking-Unit wird wie dargestellt an die Rückwand des Korpus geschraubt (die Rückplatte des Units enthält dafür verschiedene Bohrungen).
Die untere Bodenplatte des Units muss Kontakt mit der Bodenplatte haben um Vibrationen vorzubeugen.
Auf die bewegliche Platte wird normalerweise die Kamera aufgeschraubt. Dies erzeugt aber durch den Spiegelschlag zu viele Vibrationen, so das wir die Kamera samt Balgengerät auf die Platten 4 schrauben und die Stüfchen mittels der Stacking-Unit bewegen. Dazu muss an der beweglichen Platte ein Winkel mit einer Tragplatte etc. befestigt werden. Hier kann auch ein Kreuztisch angeschraubt werden. Kreuztische sind von alten Mikroskopen manchmal preiswert zu bekommen.
Software Als Software für das stacken der einzelnen Bilder gibt es verschiedene Produkte. Kostenlos ist Combine Z (siehe unter:
https://alan-hadley.software.informer.com/). Combine Z ist relativ langsam aber die Ergebnisse sind durchaus gut.
Für bessere Ergebnisse, einfachere Bedienung und schnellere Bearbeitung ist Helicon Focus (siehe:
https://www.heliconsoft.com/heliconsoft-products/helicon-focus/) mein Programm der Wahl. Es kostet ca. 115US$ für eine lebenslange Lizenz (Lite-Version) und macht alles was man braucht. Vor allem die intuitive Bedienung und das sehr gute Ergebnis lassen für mich das Programm als unverzichtbar erscheinen. Und: die Ergebnisse sprechen für sich!
Die Fachwelt streitet sich, ob nun Helicon Focus oder andere Programme wie Zerene Stacker oder Picolay bessere Ergebnisse erzielen. Ich habe alle getestet und finde die Bedienung z.T. extrem schwierig oder kompliziert und die Ergebnisse sind bei Weitem nicht so akzeptabel wie die von CombineZ und Helicon Focus.
Man darf dabei nicht vergessen, die Software kann nur die Bilder stacken, die man ihr vorlegt. Und in den Bildern liegen 95% der Endqualität begründet, nicht in der Stacking-Software!
Diese ganzen Einstellmöglichkeiten (die auch z.B. CombineZ hat) benötigt man nicht. Daher möchte ich keine weitere Empfehlung für andere Produkte abgeben.
LichtDie Beleuchtung kann jeder nach eigenen Gutdünken basteln. Einzig auf die Farbe des Lichtes sollte geachtet werden. Bitte KEIN „tageslichweissen“ Farbton (5300K und höher) verwenden. Dieser Farbton enthält zuviel blaues Licht, was wiederum die Digitalkameras irritiert. Man kann den Farbton des Bildes einerseits in der Kamera justieren (die können das am Besten, die haben die Dinger ja gebaut) oder später in der Bildbearbeitung.
Bewährt hat sich der sogenannte „neutralweisse“ Farbton mit 3500-5300K. Am Besten ist es dort einen Zwischenwert zu finden. Zu gelbes Licht (< = 3500K) verursacht Probleme, da der gelbe Farbton in der Kamera berechnet wird und somit zu Farbverfälschungen führt, die nachher nicht mehr korrigierbar sind.
Viel Spaß
Ulrich