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Autor Thema: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit  (Gelesen 9144 mal)

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Offline calzit

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Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier und habe mich jetzt bezüglich einer genauen Frage angemeldet, die ich aus dem reinen Lesen für mich nicht beantwortet bekommen habe. Ich sammel bevorzugt Flouritstufen und Quarzdrusen aus Sachsen, von Smaragden und Turmalinen mal abgesehen. Ich habe mir jetzt alle 6 Seiten in der Suche zum Thema radioaktive Mineralien durchgelesen und was zu beachten ist. Die Meinungen gehen bei dem Thema doch sehr auseinander, dass doch ein Restzweifel zurück bleibt. Ich mache das auch jetzt nicht an irgendwelchen Beispielen fest, wie "solange es keine 1kg Pechblende ist" oder was wäre wenn und hätte. Es geht genau um diese Mikrostufe, die käuflich erwerbbar ist.
http://saxminerals.de/minerale/details.php?artnr=m4513&navi=Deutschland&id=439&pos=6&dtlnr=2
Drauf gestoßen bin ich durch Zufall, wollte nur nach Mineralien aus Sachsen suchen.

- Muss ich bei dieser Größe bedenken haben, dass ich mit der Zeit bleibende Schäden für mich (und Besuch) davon trage?
- Ja, meine kleine Sammlung ist im Wohnzimmer. Wo soll sie sonst stehen als otto-normal Verbraucher. Ich habe kein extra Zimmer zur Verfügung, da ich in einer Wohnung lebe.
- In den Keller oder in einen blickdichten Mini Castortranspoter aus Blei ist ni, weil ich mich ja an dem Mineral erfreuen möchte. Ansonsten bräuchte ich es nicht erst zu kaufen.
- stuft ihr die Stufe als unkritisch ein? Oder würdet ihr die Finger davon lassen? (Die anderen Uranocircitstufen sind ja bereits verkauft, trotz des Schreckgespenst der krebserregenden Strahlung)
- hilft es, die Stufe immer in Kombination mit einer Barytstufe von 2cm aufzustellen, die die Strahlung filtert, solange sie außerhalb der Dose noch existiert?
- Wie schätzt ihr die Halbwärtszeit bei dieser Stufe ein? Ist es möglich, dass das Ding irgendwann frei von Radioaktivität ist? Einen Geigerzähler habe ich nicht.

Gefragt sind vor allem die, die sowas sammeln und damit Erfahrung haben. Wenns mir jemand von euch zuvor wegkauft, ist es halt so.

Also. erstmal vielen Dank schon vorweg und schönen Restsonntag :)
« Letzte Änderung: 17 Nov 19, 20:12 von calzit »

Offline Josef 84,55

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #1 am: 17 Nov 19, 20:55 »
Hallo,

die Halbwertszeit ist mit 4,5 Milliarden Jahren (U238) zu lang zum abwarten.
Die natürliche Umgebungsstrahlung wird sich durch dieses einzelne kleine Stück bei Dir im Wohnzimmer nicht nennenswert erhöhen.
Wichtig ist das Stück einzudosen, dass es keine Brösel verstreut und dadurch vielleicht versehentlich in den Körper gelangen könnten.
Das Edelgas Radon bleibt bei gut kristallisierten Stücken (nicht erdig) fast vollständig im Stück, ist also auch kein Thema.
Wichtig ist auch es vor unsachgemäßen Umgang zu schützen. Wenn es z.B. zertreten wird und sich in den Wohnräumen verteilt ist das ganz und garnicht lustig.
Ein Geigerzähler, selbst ein günstiger, schützt vor allem vor den Stücken die man nicht sofort als radioaktiv erkennt, vorausgesetzt man benutzt ihn. Der Smart Geiger Pro (50€) ist brauchbar, der FS2011 oder der GQ GMC-320 sind sicher auch gute Einstiegsmodelle.

Grüße Josef

Offline calzit

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #2 am: 17 Nov 19, 21:43 »
mehr wollte ich nicht wissen :)

Noch zwei bescheuerte Fragen. Irgendwer muss doch auch vorher das Uranocircit und andere aktiven Strahler eingedost haben, ohne sich selbst zu gefährden. Oder haben die einen Strahlenschutzanzug zur Hand?

Angenommen das Plexidöschen hat tatsächlich mal einen Sprung (durch Umzug, Runterfallen), ist die Wohnung dann unwiederbringlich kontaminiert, oder wie wird da verfahren? Eine sichere Positionierung, dass nichts runterfällt oder zerstört wird, habe ich allerdings bei mir auch als Voraussetzung gestellt. Es ging mir um die Strahlung und das Radon.

Beste Grüße
« Letzte Änderung: 20 Nov 19, 17:15 von Stefan »

Offline oliverOliver

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #3 am: 17 Nov 19, 21:51 »
Zitat
Noch zwei bescheuerte Fragen. Irgendwer muss doch auch vorher das Uranocircit und andere aktiven Strahler eingedost haben, ohne sich selbst zu gefährden. Oder haben die einen Strahlenschutzanzug zur Hand?

wie oben ja schon gesagt wurde - das Problem ist nicht die Strahlung, die ist bei so kleinen Uranocircit-Stücken eher zu vernachlässigen.
Aber Glimmer neigen zum Abbröseln/Abblättern - wirklich gefährlich wäre das Einatmen von winzigen U-Glimmer-Partikeln.
« Letzte Änderung: 17 Nov 19, 22:13 von oliverOliver »

Offline calzit

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #4 am: 20 Nov 19, 22:10 »
Ein Geigerzähler, selbst ein günstiger, schützt vor allem vor den Stücken die man nicht sofort als radioaktiv erkennt
Welche wären das, außer Urangesteine?

Aber Glimmer neigen zum Abbröseln/Abblättern.
Das heißt, dass der Glimmerblättchen nach paar Jahren zu Staub zerfallen sind?

Offline Haubi

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #5 am: 21 Nov 19, 10:48 »
Hallo miteinander
Zitat
Welche wären das, außer Urangesteine?

zum Beispiel unten abgebildeter Baryt von Schlema-Hartenstein ballert ganz ordentlich,obwohl es kein Uranmineral ist. Vermutlich wurden radioaktive Partikel aus dem Erzgang mit in den Kristall eingelagert. Berühmt für ihre erhöhte Radioaktivität sind ja auch die "Radiobaryte" von Jenikov bei Teplice in Böhmen.

Btw. ich sammle seit über vierzig Jahren unter anderem uranhaltige Mineralien wegen ihrer Schönheit, seit 1984 besuche ich auch rekultivierte Halden der Wismut im Erzgebirge, ich war 1986 nur sechs Wochen nach der Tschernobylkatastrophe dort ganz in der Nähe in Kiew und habe im Fluß Dnepr gebadet während ca. 200 km flußaufwärts das Atomkraftwerk munter am Brennen war. Im Jahr 1990 war ich erstmalig am Streuberg in Bergen und habe eifrig mit Hammer und Meißel auf uranglimmerhaltiges Ganggestein eingeschlagen,daß es nur so stiebte...

Seitdem bin ich nicht mehr ernsthaft krank gewesen. So lebensgefährlich in kürzeren Zeiträumen kanns also nicht sein.

Grüße von Strahlemann Haubi

Offline Walpurgin

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #6 am: 21 Nov 19, 11:21 »
Zitat
So lebensgefährlich in kürzeren Zeiträumen kanns also nicht sein.
Das denke ich auch.....
Im Bild mal ein Pechblendegang in natura (rechte Bildseite) ..... so lang man nicht seine Schlafstädte darüber einrichtet oder Trinkwasser aus einer Pechblendekluft zu sich nimmt....sollte das einen nicht gleich ins Grab bringen.

Offline Elisabeth K.

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #7 am: 21 Nov 19, 16:16 »
Ich würde generell davon abraten, Urangestein zu sammeln. Das gilt besonders für junge und unerfahrene Sammler. Was man nicht in der Wohnung hat, darüber braucht man sich nicht den Kopf zu zerbrechen und darüber braucht man auch keine Fragen zu stellen, welche einem am Ende noch selbst töricht erscheinen.

Glückauf!
Elisabeth

Offline smoeller

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #8 am: 21 Nov 19, 19:06 »
Hallo,

Nun macht mal nicht so viel Auferhebens wegen einem kleinen Stück Uranocircit.Wenn der fachgerecht gelagert ist (in einem dicht schließenden Kasten) ist die Gefahr sehr gering, zumal der überwiegende Teil der Strahlung (alpha + beta) nicht durch das Plastik dringt.

@haubi:Da hast du wohl Radiobaryt vor dir, also junger Baryt, der aus einer Lösung entstand, die Uran aus zersetzten U-Mineralien (v.a. primäre Pechblende) enthielt. Dabei wird dann das in geringer Menge neben Uran vorhandene, aber viel stärker strahlende Radium entsprechend seiner chemischen Verwandschaft zum Barium bevorzugt in den Baryt eingebaut. Die Teile sind manchmal schlimmere Strahler als reine Uranmineralien.

Glück Auf!
Sebastian

Offline cmd.powell

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #9 am: 27 Nov 19, 00:57 »
Moin

Irgendwie auch immer das selbe Thema. Pack die Stück im Zweifelsfall in den Keller, dann hast Du die wenigsten Probleme. Alles andere ist die Frage der persönlichen Paranoia (in Anbetracht der doch recht winzigen Stufe).

Mein persönlicher Standpunkt ist der: Respekt, keine Panik. Auch die Glimmerstäube die von z.B. Uranocircit abfallen sind noch recht grob und solang man diese in einer geschlossenen Vitrine aufbewahrt (und dort nicht täglich staub wischt), wird man sein Risiko auf Lungenkrebs nicht signifikant steigern.
Ein Geigerzähler "beruhigt" in sofern als das man schnell merkt, das man in spätesten 2m Entfernung die Stücke kaum noch aus der Umgebungsstrahlung herausmessen kann. Das Ministüfchen dürfte nach 50cm nicht mehr signifikant messbar sein.

Offline Peter-1

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #10 am: 27 Nov 19, 12:09 »
Hallo zusammen,

immer wenn es um die Radioaktivität geht wird es nebulös  ::)
Warum nicht einfach ein Beispiel geben und echte Meßwerte dazu zeigen?
Also habe ich es gemacht. Ein schönes Stück Uranglimmer vom Streuberg in Bergen im Vogtland war mein Objekt.
Nun die Messungen:

1. Umgebungsstrahlung, sog. ODL Ortsdosisleistung = 0,12 µSv/h
das ist ein üblicher Wert in diesem Landstrich in Bayern.

2. Mit Uranglimmer in 10 cm Entfernung vom Meßgerät = 2,1 µSv/h ,
also um 1,98 µSv/h angestiegen

3. Mit Uranglimmer in 30 cm Entfernung vom Meßgerät = 0,4 µSv/h
also um 0,28 µSv/h angestiegen.

Da sowohl der Geigerzähler (für Beta- und Gammastrahlung) eine Flächenausdehnung hat, wie auch die Probe, ist die strenge Abstandsregel ( X² ) nicht anwendbar !
Als Detektor für die Strahlung sind 2 Zählrohre vom Typ SBM20 eingesetzt. Die Messungen sind gut reproduzierbar und mit anderen Messungen vergleichbar. Diese Zählrohre sind sehr gut dokumentiert.

Ein so kleines Stück wie hier gezeigt, ist in einer gut verschlossenen Dose in 50 cm Entfernung vermutlich schwer nachweisbar und erhöht die Umgebungsstrahlung nur unwesentlich. Immerhin gibt es im Südschwarzwald Stellen mit ODL Werten über 0,2 µSv/h. (z.B. Herrischried)

Ich hoffe die Zahlen bringen etwas Licht.
Peter

Offline calzit

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #11 am: 27 Nov 19, 14:57 »
Hallo,

im Zweifelsfall in den Keller, dann hast Du die wenigsten Probleme.

Was hat man davon, Mineralien im Keller zu bunkern, wo sie keiner mehr sieht oder findet?

Offline cmd.powell

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #12 am: 28 Nov 19, 02:34 »
Hallo,

im Zweifelsfall in den Keller, dann hast Du die wenigsten Probleme.

Was hat man davon, Mineralien im Keller zu bunkern, wo sie keiner mehr sieht oder findet?

Das ist natürlich ein gutes Argument. Allerdings ist es schon angesagt, stark radioaktive Stücke nicht in Wohnräumen zu lagern. Ich habe letztes Jahr z.B. eine hübsches Stück Pechblende auf der 371er Halde bei Hartenstein gefunden, k.A. wieviel kg Pechblende da drinnen stecken, aber wenn ich mit dem Teil in meinem Arbeitsraum eine "Umgebungsmessung" gemacht habe, lag ich bei um die 0,5µSv pro Stunde bei über 1 Meter Abstand. So nett wie das Teil auch ist, es liegt unten im Keller.

Achso, und wiederfinden ist bei dem Stück auch nicht schwierig  8)

Offline Peter-1

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #13 am: 28 Nov 19, 09:27 »
Hallo Markus,

ich habe grob über die Dosisleistungskonstante für Ra226 und deine Werte eine Aktivität von ~ 1800 kBq errechnet. Hast den Brocken hoffentlich gut gasdicht eingepackt ... Radon läßt grüßen. Oder machst du einen Heilstollen im Keller auf  ;D

Peter

Offline Fabian99

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Re: Ein Hallo und meine erste Frage zum Uranocircit
« Antwort #14 am: 28 Nov 19, 09:50 »
Hallo,

das ist genau der Punkt: Wer weiss wieviele kg Pechblende zu der Stufe mit einigen Blättchen Uranglimmer.
Mal einige Zahlen:

Du hast rund 3ppm Uran in der Erdkruste. Nehme eine Baugrube mit 9mx9mx3m. Das sind rund 250m3. Bei einer  von sagen wir 2g/cm3 sind das 500t. 500t*3ppm sind 1.5kg natürliches Uran. (3ppm stammen aus: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/461/publikationen/4336.pdf)
Interessant sind auch die Phosphatdünger, Seite 15 - da gibt es einige Veröffentlichungen zu Stoffbilanzen einiger Spanier auf Researchgate.

Auch weiss ich, dass meine "Granit"-Treppe Thorium-Silikat in gut im REM sichtbaren Mengen hat. Ich schlafe gut, das Haus hat einen Luftwechsel von 1/h. Für das Aquarium habe ich eine 3molare KCl-Lösung für die pH-Elektroden. das sind rund 250g/l, bei 17Bg/g sind das über 4000 Bq.

Vor der normalen Belastung mit 2mSv in D oder 3mSv in Au sollte ein eingedostes, verklebtes Stück kein Problem sein.

Als Vergleich:
"Wissenschaftliche Veröffentlichungen und verschiedene Internetforen empfehlen, zur Verbesserung der Selenversorgung zwei Paranüsse (rund 8 Gramm) täglich zu verzehren. Mit dem Verzehr von zwei Paranüssen pro Tag kann ein Wert von 160 Mikrosievert pro Jahr erreicht werden."
http://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/radioaktivitaet-nahrung/radioaktivitaet-nahrung.html

Nehme ich nun Peters Werte
"3. Mit Uranglimmer in 30 cm Entfernung vom Meßgerät = 0,4 µSv/h
also um 0,28 µSv/h angestiegen." ist das der Gleichwert von einer Paranuss pro Stunde. Also jede Stunde 30cm vor der Stufe sitzen ist wie eine Paranuss.

LG - just my 2cts

Frank (Vater von Fabian)