Hallo Markus,
sehr schön, dass Du Dir für die petrographische Beschreibung der Steine soviel Zeit nimmst bzw. Dir die Mühe machst. Allerdings überspringst Du dann gleich mehrere Schritte bei der Zuordnung zu einem Leitgeschiebe ("Vänge-Granit"). Was kennzeichnet denn den Vänge-Granit, was macht ihn (wahrscheinlich) unverwechselbar unter den Tausenden anderen Granitvarianten im nordischen Grundgebirge? Der gezeigte Granit ist ein offenbar recht quarzreicher Gneisgranit (der Anschnitt verläuft schräg zur Foliation; dunkle Minerale folgen einer Vorzugsrichtung) und dürfte keiner näheren Herkunft zuzuordnen sein.
Roter Granit: wieder sehr gute Beobachtungen. Es dürfte ein gleichkörniger bis schwach porphyrischer Rapakiwi-Granit sein. Zumindest vereint das Gestein einige Eigenschaften von Rapakiwi-Graniten, vor allem die zwei Generationen Quarz und Feldspat. Problematisch sind die Zuordnungen: Aland als mögliches Herkunftsgebiet ist natürlich nicht abwegig. Aber vielleicht handelt es sich auch um eine Variante des Garberg-Granits? Weiterhin liegt die Hälfte aller Rapakiwi-Vorkommen unter Wasser. Spekulationen helfen da wenig weiter, so lange man kein Anstehendes dieses Typs kennt. Tatsächlich ist der Gesteinstyp nicht ganz selten, ich habe auch zwei Exemplare davon. Haga-Granit und Mariehamn-Granit, auch "Aland"-Granit und "Aland"-Porphyraplit taugen nur als Bezeichnung für ein bestimmtes Rapakiwigefüge, aber nicht als für Aland spezifisches Merkmal. Solche Gesteine dürften in Rapakiwi-Plutonen weit verbreitet sein. "Myrmekit" bezeichnet meines Wissens nach graphische Verwachsungen von Plagioklas und Quarz und findet in der Dünnschliffmikroskopie Anwendung. Ich würde vielleicht einfach sagen: "graphische Verwachsungen aus Quarz und Feldspat". So richtig "graphisch" sehen die allerdings nicht aus; aplitisches Gefüge hingegen ist durch meist xenomorphe Körner von Quarz und Feldspat und dem weitgehenden Fehlen von dunklen Mineralen gekennzeichnet.
Das dritte Gestein scheint ein stark alterierter Gangporphyr oder Granitporphyr zu sein. Einige Feldspäte sind von hellgrünen und epidothaltigen Säumen umgeben? Zur Herkunft des Gesteins habe ich keine Idee, dafür zeigt das Stück keine Alleinstellungsmerkmale. Auch hier wieder: warum Rödö-Syenitporphyr? Abgesehen davon, dass der Rödö-SP vielleicht gar kein Leitgeschiebe ist, was sind in diesem Falle die charakteristischen und unverwechselbaren Merkmale des Gesteins?
Bei den Ragunda-Gesteinen sind die Feldspäte gleichmäßiger, was nicht so zu dem Fundobjekt passt
Ähm, DIE Ragunda-Gesteine?
Also, ich kenne nur wenige Abbildungen von Ragunda-Gesteinen und einige Anstehendproben aus der BGR in Spandau. Im Geschiebe habe ich NOCH NIE ein Gestein gefunden, das ich eindeutig nach Ragunda verorten würde (wahrscheinlich wurden Ragunda-Gesteine auch nur zu einem ganz kleinen Teil nach Norddeutschland verfrachtet).
Mach Dir nichts draus, ich hatte auch schon "Rödö-Syenitporphyre", die sich später als einschlussführender Diabas o.ä. herausgestellt haben. Bücher wie das Strandsteinebuch von Rudolph verleiten dazu, echte und vermeintliche Leitgeschiebe durch bloßes Vergleichen mit Bildern zu bestimmen. Das funktioniert aber nicht. Vor allen exotische Zuordnungen (Rödö, Ragunda) sind problematisch. Es handelt sich um Gesteine aus Rapakiwi-Vorkommen, die an mehreren Orten in vergleichbarer Weise auftreten können.
Viel wichtiger ist aber, dass Du Deine Funde so ausführlich beschreibst und damit die Grundlage für eine petrographische Einordnung schaffst. Bei einem Leitgeschiebe gibt es unverwechselbare Eigenschaften, die nur an Gesteinen einer einzigen Lokalität auftreten. Diese Bedingung erfüllt nur ein ganz kleiner Teil der Geschiebe (nicht 10, nicht 5%, eher 1-2 %). Ich würde mich bei der Bestimmung von Leitgeschieben weitgehend an die Bücher von Smed und Vinx halten, weil hier substanzielle Beschreibungen der Alleinstellungsmerkmale dieser Gesteine gegeben werden.
Grüße,
karlov