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Autor Thema: Hilfe bei Geschiebebestimmung  (Gelesen 4337 mal)

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Offline felsenmammut

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Hilfe bei Geschiebebestimmung
« am: 06 Jan 20, 23:29 »
Glück Auf!

ich habe hier ein Geschiebe, bei dem ich um Hilfe bei der Bestimmung bitte. Die Schiebe ist im Moment nur gesägt und wurde nass gescannt. Es sind zwei Feldspäte, Quarz und Biotit zu erkennen. Der erste Feldspat bildet vereinzelte, bis 2 cm große, rundliche, altrosa-orange farbene Kristalle. Gelegentlich ist eine Verzwillingung zu erkennen. Der zweite Feldspat bildet bis 0,5 cm große, formenreiche, kräftig rote Kristalle. Sie sind nicht auffällig gehäuft, wirken eher wie glichemäßig über die Fläche verteilt. Durch die große Anzahl und Größe sind sie aber häufig aneinandergewachsen. Biotit und untergeordnet andere dunkle Minerale sind gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt und bilden eher schwarze Linien. Die Linien sind bis maximal 1 cm lang. Der durchscheinend, hellgraue Quarz füllt den gesamten Raum um die Feldspäte und Biotite aus.

Das Stück stammt aus zwar aus den Elbeschottern bei Riesa, dürfte aber ein Geschiebe sein. Der maximale Durchmesser der Scheibe ist knapp 15 cm. Meine Vermutung geht derzeit in Richtung Vänge-Granit.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #1 am: 07 Jan 20, 00:03 »
Beim nächsten Geschiebe bin ich schon etwas ratloser. Vielleicht habt Ihr noch ein paar Ideen, die mir weiterhelfen. Im Gefüge sind zwei Feldspatarten, zwei Quarzarten und dunkle Minerale zu erkennen. Der erste Feldspat bildet weißlich-gelbe bis orangefarbene, kantige begrenzte, so um die 0,5 cm große Kristalle. Die Kristalle sind vereinzelt und von geringer Anzahl. Der zweite Feldspat ist kräftig rot, bildet teils größere Einzelkristalle bis 0,5 cm und ist ansonsten wie ein feines Netzwerk verteilt. Zusammen mit dem zweiten Quarz bildet er den Großteil des Gefüges als Myrmekit. Der erste Quarz ist bildet gerundete Körner bis 2 oder 3 mm Größe. Es sind deutliche Korrosionsspuren als wurmförmige Vertiefungen zu erkennen. Die Körner treten nur vereinzelt auf und sind hellgrau durchscheinend. der zweite Quarz ist teils gedrungen, teils hakig und bildet mit dem zweiten Feldspat den Myrmekit. Nur gelegentlich sind richtig typische Schriftgranitbilder zu sehen. Die Größe der Quarzkörner liegt unter 1 mm. die Quarze sind genauso wie der erste Quarz hellgrau durchscheinend. Die dunklen Minerale sind unauffällig gleichmäßig über das Gefüge verteilt. einzelne Anhäufungen schaffen es auf wenige mm Durchmesser.

Der Fund stammt aus den Elbeschottern bei Riesa an der Elbe. Es dürfte aber ein Geschiebe sein. Der größte Durchmesser beträgt 13 cm. Das Myrmekitgefüge deutet auf Rapakiwi hin. Für ein Wiborgitgefüge fehlen die Feldspatovoide. Für ein Pyterlitgefüge sind zu wenig von den gerundeten ersten Quarzen da. Ein Geschiebe von Aland wäre nicht abwegig. Für einen Alandgranit ist mir der zweite Feldspat aber zu netzartig. Für einen Haga-Granit ist der Großteil des Gefüges zu kleinkörnig. Für Mariehamm-Granit ist das Myrmekitgefüge unzureichend ausgeprägt. Man findet zwar stets auch passende Merkmale, aber irgendwie passt nie alles zusammen. Über einen Aland-Porphyraplit könnte man spekulieren.

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #2 am: 07 Jan 20, 00:45 »
Und noch ein dritter in der Runde. Es ist auch eine gesägte Scheibe, zu der hier zwei Skans der nassen, geschnittenen Oberfläche mitgeliefert sind. Die Grundmase ist dunkelgrau bis schwarz und feinkörnig homogen. Darin sind zwei Arten von Feldspat und eine Quarzart enthalten. der erste Feldspat ist meist 0,5 bis 2 cm groß. Auf der Außenseite ist ein Exemplar von reichlich 4 cm Größe zu sehen. Die Kristalle sind deutlich gerundet, häufig verzwillingt, im Kern altrosa bis hellorange und meist von einem 1 mm dicken Rand umgeben, der gelblich-graue Färbungen zeigt. der zweite Feldspat ist meist kleiner als 0,5 cm, eckig, gelblich-grünlich-grau felckig gefärbt. Der Quarz ist hellgrau, trüb und 1 bis 5 mm groß. Vor allem die großen Körner sind sehr schön gerundet. Einige sehr schmale Gänge durchziehen den Stein.

Das Stück stammt aus den Elbeschottern bei Riesa, dürfte aber ein Geschiebe sein. Der größte Durchmesser der Scheibe beträgt 17 cm. Meine Vermutung geht in Richtung Rödö-Syenitporphyr. Bei den Ragunda-Gesteinen sind die Feldspäte gleichmäßiger, was nicht so zu dem Fundobjekt passt. Was ist Eure Meinung?

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #3 am: 07 Jan 20, 11:42 »
Hallo Markus,

sehr schön, dass Du Dir für die petrographische Beschreibung der Steine soviel Zeit nimmst bzw. Dir die Mühe machst. Allerdings überspringst Du dann gleich mehrere Schritte bei der Zuordnung zu einem Leitgeschiebe ("Vänge-Granit"). Was kennzeichnet denn den Vänge-Granit, was macht ihn (wahrscheinlich) unverwechselbar unter den Tausenden anderen Granitvarianten im nordischen Grundgebirge? Der gezeigte Granit ist ein offenbar recht quarzreicher Gneisgranit (der Anschnitt verläuft schräg zur Foliation; dunkle Minerale folgen einer Vorzugsrichtung) und dürfte keiner näheren Herkunft zuzuordnen sein.

Roter Granit: wieder sehr gute Beobachtungen. Es dürfte ein gleichkörniger bis schwach porphyrischer Rapakiwi-Granit sein. Zumindest vereint das Gestein einige Eigenschaften von Rapakiwi-Graniten, vor allem die zwei Generationen Quarz und Feldspat. Problematisch sind die Zuordnungen: Aland als mögliches Herkunftsgebiet ist natürlich nicht abwegig. Aber vielleicht handelt es sich auch um eine Variante des Garberg-Granits? Weiterhin liegt die Hälfte aller Rapakiwi-Vorkommen unter Wasser. Spekulationen helfen da wenig weiter, so lange man kein Anstehendes dieses Typs kennt. Tatsächlich ist der Gesteinstyp nicht ganz selten, ich habe auch zwei Exemplare davon. Haga-Granit und Mariehamn-Granit, auch "Aland"-Granit und "Aland"-Porphyraplit taugen nur als Bezeichnung für ein bestimmtes Rapakiwigefüge, aber nicht als für Aland spezifisches Merkmal. Solche Gesteine dürften in Rapakiwi-Plutonen weit verbreitet sein. "Myrmekit" bezeichnet meines Wissens nach graphische Verwachsungen von Plagioklas und Quarz und findet in der Dünnschliffmikroskopie Anwendung. Ich würde vielleicht einfach sagen: "graphische Verwachsungen aus Quarz und Feldspat". So richtig "graphisch" sehen die allerdings nicht aus; aplitisches Gefüge hingegen ist durch meist xenomorphe Körner von Quarz und Feldspat und dem weitgehenden Fehlen von dunklen Mineralen gekennzeichnet.

Das dritte Gestein scheint ein stark alterierter Gangporphyr oder Granitporphyr zu sein. Einige Feldspäte sind von hellgrünen und epidothaltigen Säumen umgeben? Zur Herkunft des Gesteins habe ich keine Idee, dafür zeigt das Stück keine Alleinstellungsmerkmale. Auch hier wieder: warum Rödö-Syenitporphyr? Abgesehen davon, dass der Rödö-SP vielleicht gar kein Leitgeschiebe ist, was sind in diesem Falle die charakteristischen und unverwechselbaren Merkmale des Gesteins?

Zitat
Bei den Ragunda-Gesteinen sind die Feldspäte gleichmäßiger, was nicht so zu dem Fundobjekt passt

Ähm, DIE Ragunda-Gesteine?  ??? Also, ich kenne nur wenige Abbildungen von Ragunda-Gesteinen und einige Anstehendproben aus der BGR in Spandau. Im Geschiebe habe ich NOCH NIE ein Gestein gefunden, das ich eindeutig nach Ragunda verorten würde (wahrscheinlich wurden Ragunda-Gesteine auch nur zu einem ganz kleinen Teil nach Norddeutschland verfrachtet).

Mach Dir nichts draus, ich hatte auch schon "Rödö-Syenitporphyre", die sich später als einschlussführender Diabas o.ä. herausgestellt haben. Bücher wie das Strandsteinebuch von Rudolph verleiten dazu, echte und vermeintliche Leitgeschiebe durch bloßes Vergleichen mit Bildern zu bestimmen. Das funktioniert aber nicht. Vor allen exotische Zuordnungen (Rödö, Ragunda) sind problematisch. Es handelt sich um Gesteine aus Rapakiwi-Vorkommen, die an mehreren Orten in vergleichbarer Weise auftreten können.
Viel wichtiger ist aber, dass Du Deine Funde so ausführlich beschreibst und damit die Grundlage für eine petrographische Einordnung schaffst. Bei einem Leitgeschiebe gibt es unverwechselbare Eigenschaften, die nur an Gesteinen einer einzigen Lokalität auftreten. Diese Bedingung erfüllt nur ein ganz kleiner Teil der Geschiebe (nicht 10, nicht 5%, eher 1-2 %). Ich würde mich bei der Bestimmung von Leitgeschieben weitgehend an die Bücher von Smed und Vinx halten, weil hier substanzielle Beschreibungen der Alleinstellungsmerkmale dieser Gesteine gegeben werden.

Grüße,
karlov

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #4 am: 17 Jan 20, 17:27 »
Glück Auf!

Danke für die ebenso ausführliche Rückmeldung. Die Einschätzung hilft mir natürlich weiter. Bei dem oben gezeigten, vermeintlichen Vängegranit hatte ich mich zwar auch erst einmal über einen Bildvergleich herangetastet, mich dann aber auch dem Textstudium hingegeben, um Merkmale vom Vängegranit und Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Gesteinen verifizieren zu können. Den reichlich vorhandenen, feinkörnigen Quarz konnte ich leicht bestätigen. Den feinkörnigen Charakter der Quarze hatte ich in dem Eröffnungsbeitrag vergessen zu erwähnen. Die Form, Verteilung und Farbe der Feldspäte waren in dem Spektrum der Beschreibung unterzubringen. Die dunklen Minerale sind nicht so schön gedrungen fleckig, sondern schon auffällig oft als gestreckte Aggregate ausgebildet. Das ist aber offensichtlich kein entscheidendes Ausschlusskriterium. Der Gesamteindruck des Rohstücks ist schon sehr granittypisch mit einem sehr orientierungslosen Gefüge. Ein typischer Gneis mit deutlicher Schieferung ist es definitiv nicht. Vergleichsmaterial habe ich nicht. Letztlich blieben Unsicherheiten, weshalb ich das Stück hier zur Diskussion stellte. Vor allem der starke Farbkontrast zwischen dem kräftig roten Feldspat und dem weißen Quarz verunsicherte mich. Ich konnte keine dazu passende Referenz finden.
Zum Fall Vänge-Granit habe ich hier noch einen zweiten Fund vom Kieswerk Boxberg bei Weißwasser. Es ist eine polierte Scheibe mit einer maximalen Kantenlänge von reichlich 10 cm. Es sind zwei Feldspäte, Quarz und Biotit zu erkennen. Der erste Feldspat bildet vereinzelte, bis 1 cm große, rundliche, hellrosa-weiße Kristalle. Sie werden häufig von feinen roten Verfärbungen durchzogen, die dem zweiten Feldspat sehr ähnlich sehen. Sehr feine perthitische Entmischungen sind vorhanden. Der zweite Feldspat bildet bis 1,5 cm große, formenreiche,  ziegelrote Kristalle. Er wirkt sehr zerfranst. Die Kristalle sind nicht auffällig gehäuft, wirken eher wie gleichmäßig über die Fläche verteilt. An Stellen wo der erste, hellrosa Feldspat intensiv zerrissen ist und der rote Feldspat dazukommt, wird die Unterscheidung zwischen den Feldspäten schwierig. Regellose Schlieren eines sehr feinkörnigen Materials (vermutlich Quarz) durchziehen die Feldspäte. Biotit und untergeordnet andere dunkle Minerale machen nur einen sehr kleinen Anteil an der Fläche aus, sind aber mehr oder weniger gleichmäßig über die gesamte Fläche verteilt. Der durchscheinend, hellgraue bis gelbliche Quarz füllt den gesamten Raum um die Feldspäte und Biotite aus. Der Quarz ist feinkörnig. An einigen Stellen ist der Quarz gröber ausgebildet und mehr grau als gelb. Das Gesamtgefüge zeigt eine schwache Orientierung, vor allem durch eine gewisse, einheitliche Ausrichtung die großen Feldspäte. Eine Schieferung ist aber nicht ausgebildet. Farblich passt dieses Gestein deutlich besser zum Vänge-Granit. Die perthitischen Entmischungen passen aber wohl nicht Vänge-Granit. Wie ist Eure Einschätzung zu dem Stück?

Bei dem roten Granit war auch mein erster Gedanke beim Finden: vielleicht was in die Richtung Garberg-Granit. Aber das Gefüge passte dann nicht so richtig. Ansonsten war ich bei dem Stück auch sehr unschlüssig, ob und wo man den zuordnen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut
« Letzte Änderung: 17 Jan 20, 17:37 von felsenmammut »

Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #5 am: 26 Jan 20, 14:07 »
Moinmoin,

der letzte gezeigte Fund geht bezüglich der Färbung des zuckerkörnigen Quarzes und der Alkalifeldspäte evtl. in Richtung Vänge-Granit. Dieser muss aber undeformiert sein. Ich habe mal kurz und knapp die wichtigsten Merkmale zusammenfasst, woran ich den Granittyp erkenne: Der typische Vänge-Granit ist grobkörnig, enthält viel blassroten Alkalifeldspat von 1-3 cm Länge und wenig weißen Plagioklas. Letzter erscheint hauptsächlich an den Rändern der Alkalifeldspäte und bildet deutlich kleinere Aggregate. Quarz findet sich reichlich in Form grauer bis grünlich grauer und zuckerkörniger Massen. Daneben können auch einzelne größere und trüb braungraue Quarzkörner vorkommen. Durch den hohen Quarzgehalt „schwimmen“ die Alkalifeldspäte regelrecht in einer zusammenhängenden Quarzmasse. Dunkle Minerale kommen nur untergeordnet vor. Ähnliche Granite sind aus dem nordöstlichen Småland (Älö-Granit) und Uppland (Norrtälje-/Vätö-Granit) bekannt.



Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #6 am: 26 Jan 20, 14:15 »
Siehe auch
https://skan-kristallin.de/schweden/gesteine/gesteinsdarstellung/granitoide/uppland/vaenge/vaengetext.html

Der Vänge-Granit ist in den saalekaltzeitlichen Ablagerungen in Brandenburg nicht selten zu finden. Alle Funde, die ich dem Vänge-Granit zuordnen konnte, hatten blass rosafarbene Alkalifeldspäte, kräftiger gefärbte Varianten waren bisher nicht dabei. Hier zwei weitere Geschiebefunde:

Vänge-Granit, Kiesgrube Hohensaaten: frische Bruchfläche unter Wasser.

Viele Grüße,
karlov

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #7 am: 07 Feb 20, 18:40 »
Glück Auf!

Vielen Dank erst einmal für die für mich sehr hilfreichen Kommentare und Bilder. Sie geben mir mehr Rückhalt bei all den Unsicherheiten, die mit den eigenen Recherchen zur Bestimmung von Geschieben einhergehen. Meine Geschiebesammeltätigkeit beschränkt sich auf den Raum Ostsachsen. Ich schleppe zwar regelmäßig etliche grobkörnige Granite mit, spätestens nach dem Sägen fliegen sie aber meist wieder weg, da sie keinem Leitgeschiebe zugeordnet werden können.  Hellrosa Granite, wie zuvor von karlov gezeigt, sind mir aber noch nicht untergekommen. Da werde ich wohl noch eine Weile suchen müssen, um einen bilderbuchmäßigen Vänge-Granit aufzuspüren.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #8 am: 05 May 20, 23:32 »
Glück Auf!

Ich habe hier mal wieder ein Geschiebe, bei dem ich mit der Zuordnung noch etwas hadere. Entdeckt habe ich das Geschiebe bei einer Wanderung südlich Ortrand an der brandenburgisch-sächsischen Grenze. Das Geschiebe misst etwa 30 cm im Durchmesser. Die Detailbilder zeigen etwa 4 cm originale Bildbreite. Der Gesamteindruck wird durch ein kontrastreiches weiß-rot-schwarzes, regelloses, gleichmäßiges Gefüge bestimmt. Den deutlich größten Volumenanteil machen die Feldspäte aus. Zwei Arten lassen sich leicht unterschieden. Weiße, meist idiomorphe, häufig eckig, manchmal auch gerundete Feldspäte bis reichlich 1 cm Größe sind wohl Plagioklas und stellen die Phänokristen in dem porphyrichen Gefüge dar. Der zweite Feldspat ist rosabraun-weiß-fleckig und bildet die Matrix. Er ist ausschließlich und bereits mit bloßem Auge sichtbar als Myrmekit bzw. graphische Verwachsung mit Quarz ausgebildet. Neben dem groben Myrmekit ist auch feintexturierter Myrmekit weit verbreitet. Quarz, leicht rauchig bis grau, tritt zudem als größere Körner auf, die stellenweise um die Plagioklase gehäuft sind und den Eindruck eines pyterlitischen Gefüges vermitteln. Dunkle Minerale treten immer in Aggregaten von kleiner bis knapp 1 cm Größe auf. Ich ordne das Geschiebe dem Garberg-Granit zu. Wie würdet ihr den Fund zuordnen?

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #9 am: 06 May 20, 09:40 »
Moinmoin,
Ja, ich kenne den Geschiebetyp. Er kommt in Farbe und Gefüge dem Garberg-Granit recht nahe. Allerdings besitzt der Garberg-Granit ein porphyrisches Gefüge aus weitgehend eckigen Feldspäten, während in Deinem Fund viele runde Feldspäte stecken. Dies und mind. 2, wenn nicht 3 Generationen Quarz und Feldspat lassen eher an eine Herkunft aus einem Rapakiwi-Vorkommen denken. Auch vermisse die länglichen Aggregate von Hornblende/Amphibol, die eigentlich in jedem Garberg-Granit stecken. Schließlich ist im Garberg-Granit meist weniger Quarz enthalten.
Schwieriger Grenzfall!
« Letzte Änderung: 06 May 20, 09:46 von karlov »

Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #10 am: 06 May 20, 09:48 »
Hier mal ein Geschiebe aus Ost-Niedersachsen, das ich als Garberg-Granit bestimmt habe:

Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #11 am: 06 May 20, 09:50 »
Und hier der ähnliche Rapakiwi-Typ, Fund aus Niederlehme bei Berlin:

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #12 am: 08 May 20, 19:26 »
Glück Auf!

Danke. Dann lass ich ihn mal als schwierigen Grenzfall in der Botanik liegen. Der Garberg-Granit weist aber wohl ohnehin ein große Variantenvielfalt auf. Mir stellt sich da z.B. die Frage: Wie eckig müssen die weißen Plagioklase sein, damit die als eckig gelten? Wenn ich mir die Abbildungen auf www.skan-kristallin zum Garberg-Granit anschaue, sind auffällig oft gerade bei den Geschiebefunden die weißen Plagioklase ähnlich rund wie bei meinem Fundobjekt. Und wie verbindlich ist das Vorhandensein der nadeligen Amphibolkristalle? Vor allem wenn die Ausbildung stärker in Richtung Rapakiwi geht, scheinen die Amphibole zurückzutreten. Auch in den Textbeschreibungen legt man wenig Wert auf die Anwesenheit und Ausbildung der Amphibole. Die noch als Biotit oder schon alterierten grünfarbigen und dann aus Chlorit bestehenden Nester erscheinen mir da charakteristischer zu sein. Die findet man meist auch noch bei den rapakiwiähnlichen Typen. Aber schön sieht das Gestein allemal aus.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline karlov

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #13 am: 09 May 20, 09:52 »
Moinmoin,

Ja, Granite aller Vorkommen weisen Variationen in Zusammensetzung und Gefüge auf. Nur ein Teil der Granite eines Vorkommens wird daher als Leitgeschiebe geeignet sein, das dürfte auch für den Garberg-Granit gelten. Eine brauchbare Beschreibung des Garberg-Granits findet sich bei Smed. Aussagekräftige Bilder auf dieser Seite (weit nach unten scrollen, Geschiebe des Jahres 2016):

https://www.kristalline-geschiebe.de/Geschiebe_2016/

Sie zeigen, dass der Garberg-Granit zwar einige Rapakiwi-Merkmale besitzt, das Gefüge ("Gesicht") aber von den oben gezeigten Funden abweicht (die meiner Meinung nach "echte" Rapakiwis sind). Das mit den "eckigen" Feldspäten habe ich falsch in Erinnerung gehabt, denn unter den Anstehendproben finden sich auch abgerundete. Die nadeligen Amphibole sind in jeder Probe enthalten. Könnte also durchaus ein zusätzliches, evtl. aber verzichtbares Merkmal sein, ergänzend zu den Nester aus grünen und schwarzen Mineralen.

Grüße,
karlov

Offline felsenmammut

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Re: Hilfe bei Geschiebebestimmung
« Antwort #14 am: 09 May 20, 14:33 »
Glück Auf!

je ausgiebiger man versucht Argumente für und gegen eine Gesteinszuordnung zu finden, um so zahlreicher werden die Alternativen. Zu meinem Fund (Beitrag 8) habe ich jetzt nur die Bilder. Aber es scheint wohl möglich, ihn auch Richtung Rödö-Pluton zu sortieren, siehe https://www.kristallin.de/rapakiwis/Roedoe/Roedoe-Rapakiwis_Seite_3.htm (leider keine Bildnummerierung). Bei dem von Dir im Beitrag 10 vorgesellten Geschiebe, stelle ich mir die Frage, ob es nicht auch ein Geschiebe aus Dalarna sein könnte, siehe hier: https://www.kristallin.de/Schweden/Siljan-Granit/Siljan-Granit.html Abbildung Nr. 20 und 21. Die entscheidenden Details (Deformationserscheinungen in den Quarzen und Biotiten, Vorhandensein und Ausbildung graphischer Verwachsungen) lassen sich anhand der Bilder nicht erkennen. Laut Textbeschreibung sollten sich Siljan- und Garberg-Granit ja gut unterscheiden lassen (Garberg-Granit = porphyrische Ausbildung und wenig sichtbarer Quarz und viele graphische, hakige Verwachsungen; Siljan-Granit = gleichkörnigeres Gefüge mit mehr sichtbarem Quarz, wohl keine graphischen Verwachsungen). Dann gibt es aber noch den Siljan-Rapakiwi, der eine deutlich porphyrische Ausbildung hat und graphische Verwachsungen, die aber eher gedrungen aussehen.
Bei den Bildern aus Beitrag 11 kam ich dann ins Grübeln, wie sicher die Abgrenzung zu den Rödö-Gesteinen ist. Gerade das Vorhandensein geringer Mengen Plagioklas, bevorzugt als Umsäumung von Alkalifeldspat scheint mir eine gewisse Schnittmenge zwischen Garberg-Granit (Rapakiwi) und Rödo-Rapakiwi darzustellen. Das Auftreten einzelner Plagioklaskristalle wird auch für den Rödö-Rapakiwi erwähnt. Mir erscheint auch der Quarzanteil bei den Bildern aus Beitrag 11 recht hoch, was ich eher Richtung Rödö schieben würde.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

 

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