Hallo Stefan,
Die vermeintlichen Biosignaturen in Quarzen aus der Region Warstein sind auch für mich zur Zeit die interessantesten Einschlüsse in Quarz - wobei ich mir noch keine endgültige Meinung zu ihre Genese erlaube. Ich arbeite zur Zeit an einem photographischem Atlas dieser Einschlüssen. Bei dieser Arbeit hat sich aufgrund der Vielzahl der Proben (etwa 40) eine Bandbreite gezeigt, die sowohl die biogenetische, als auch den mineralische Entstehung der Einschlüsse mit Bildbelegen plausibel darlegen kann. (Für eine Unterstützung mit weiteren Belegen wäre ich dennoch sehr dankbar).
Die Interpretation "vermeintlicher" Biosignaturen in Quarzen (insbesondere Achaten) ist ein höchst streitbares Thema. Nicht ohne Grund spricht man von möglichen Biosignaturen und nicht von Fosillien. Eine Abgrenzung zu biogenetischen Bildungstheorien ist zur Zeit kniffliger als die Postulation biomorphologisch begründeter Ähnlichkeiten. Aus den Pilzmyzelien in den Genesetheorien zu vermeintlichen Biosignaturen der 1980iger wurden so in den 2000er Jahren allesamt Archae-Bacteria.
Wirkliche Nachweise erkennbar biologischer Strukturen bleiben allerdings aufgrund der Winzigkeit der vermuteten Verdächtigen aus. Mittels Koinzidenzen, Ähnlichkeiten und Vermutungen werden Theorien postuliert, die doch nur bis zum nächsten Plot-Twist Bestand haben.
Mit einem der unten genannten Autoren, Jens Götze (Professor in der Lehre an der Bergakademie Freiberg),
habe ich die letzten Jahre intensiv zusammengearbeitet, um mögliche Theorien zu Bildungsmechanismen der Spiralbildung in Achaten zu entwickeln. Auch in diesem Fall war eine genetische Abgrenzung der Bildung des Phänomens zwischen mineralisch und biologisch notwendig.
Jens Götze, Harry Berek, Klaus Schäfer, Mineralogical Magazine (2019), 83, 281–291: Micro-structural phenomena in agate/chalcedony: spiral growth
Abschließend schicke Dir und allen Interessierten eine aktuelle Literaturliste zum Thema Biosignaturen in Quarz:
Dominguez-Bella S. and Garcia-Ruiz J.M. (1986) Textures in induced morphology crystal aggregates of CaCO3: Sheaf of wheat morphologies. Journal of Crystal Growth, 79, 236–240.
Ferris F.G., Beveridge B.J. and Fyfe W.S. (1986) Iron-silica crystallite nucleation by bacteria in a geothermal sediment. Nature, 320, 609–611.
Glaab F., Kellermeier M., Kunz W., Morallon E. and Garcia-Ruiz J.M. (2012) Formation and evolution of chemical gradients and potential differences across self‐assembling inorganic membranes. Angewandte Chemie, 124, 4393–4397.
Götze J., Müller A., Polgári M. and Pál-Molnár E. (2011) Biosignaturen in Achat/Chalcedon – die Rolle von Mikroorganismen bei der Bildung von SiO2. Mineralienwelt, 22/1, 90–96.
Götze J., Müller A., Polgári M. and Pál-Molnár E. (2011) Biosignaturen in Achat/Chalcedon – die Rolle von Mikroorganismen bei der Bildung von SiO2. Mineralienwelt, 22/1, 90–96.
Kellermeier M., Cölfen H. and García-Ruiz J.M. (2012) Silica Biomorphs: Complex biomimetic hybrid materials from “sand and chalk”. European Journal of Inorganic Chemistry, 32, 5123–5144.
Moxon T. (1996) Agate: Microstructure and Possible Origin. Terra Publications, Doncaster, UK, 106 pp.
Parenteau M.N. and Cady S.L. (2010) Microbial biosignatures in ironmineralized phototropic mats at Chocolate Pots Hot Springs, Yellowstone National Park, United States. PALAIOS, 25, 97 –111. RamseyerK.,BaumannJ.,MatterA.andMullisJ.(1988)Cathodoluminescence
Ortoleva P., Chen Y. and Chen W. (1994) Agates, geodes, concretions and orbicules: self-organized zoning and morphology. Pp. 283–305 in: Fractals and Dynamic Systems in Geosciences (J.H. Kruhl, editor). Springer-Verlag Berlin Heidelberg.
Thewalt U. and Dörfner G. (2012) Wie kommt das Moos in den Moosachat – und wie nicht? Der Aufschluss, 63,1
Bis demnächst - Walldorf oder Niederwörresbach - Gruß von Klaus