Glück Auf!
Die Zersetzung von Titanit vom Zentrum ausgehend und eine damit einhergehende Bildung von Anatas ist in Sachsen scheinbar weit verbreitet. In der Lausitz kenne ich das Phänomen aus etlichen Steinbrüchen. Mindestens für den Steinbruch Oßling ist es auch in der Literatur beschrieben (aber der Mechanismus nicht erklärt). Im Erzgebirge kenne ich es aus etlichen Steinbrüchen und temporären Aufschlüssen, vor allem im Gneis. Beim Wachstum der Titanite haben sich die Bedingungen wahrscheinlich kontinuierlich und stetig geändert. Die Titanitkerne scheinen unter Bedingungen gewachsen zu sein, die später zu größerer Instabilität führen als bei der Hülle. Die Unterscheidung zwischen Kern und Hülle soll hier nur als sprachliches Hilfsmittel dienen, da nicht klar ist, wie fließend der Übergang aussieht und ob und wo man da eine Grenze ziehen kann. Die Titanitkerne werden bevorzugt und zuerst aufgelöst. Die Auflösung des Titanits geht schließlich soweit, dass vom ursprünglichen Titanitkristall nichts mehr zu sehen ist. Es scheint naheliegend, dass das Titanium eine geringe Löslichkeit aufweist und ortsnah für die Anatasbildung verwendet wird. Silizium und Calcium vom Titanit werden weiter weg transportiert. Es gibt Anatasbildungen, die keinen Bezug zur Kristallform des Titanitkristalls herstellen. Es gibt aber auch Pseudomorphosen, bei denen die Kristallform des Titanitkristalls noch zu erkennen ist. Und es gibt Anataspseudomorphosen, die nicht zum Titanit passen und vermutlich ein anderes Titanmineral nachbilden, z.B. Ilmenit. Ich kenne bisher nur ein Stück vom Steinbruch Oßling, wo sich aus Titanit Brookit gebildet hat. Vermutlich stehen mit der Titanit/Anatas-Umwandlung auch andere Umwandlungen in einem Zusammenhang. Im Steinbruch Oßling wären hier die Pseudomorphosen von Monazit nach (Hydroxyl-)Bastnäsit zu nennen. Im Erzgebirge konnte ich an etlichen Stücken ebenfalls Umwandlungen von SEE-Mineralen beobachten. Hier scheinen aber auch die Allanite angegriffen zu werden, was ich so für den Steinbruch Oßling noch nicht eindeutig beobachten konnte (aber nicht ausschließen will).
Das beantwortet sicherlich nicht die eigentlichen Fragen. Der Beitrag zeigt nur, dass das Phänomen weiter verbreitet ist als vielleicht vermutet und somit vermuten lässt, dass der dahinter stehende Mechanismus nicht allzu exotisch ist.
Mit freundlichen Grüßen
Das Felsenmammut