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"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
oliverOliver:
"Sumpfgrasrhizome" - ähnlich dem Rhizocaulon huberi von Ratka (https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/LokationFossilData?param=7515,8970,1) - sind in Österreich hauptsächlich von den Csaterbergen (Burgenland) bekannt, wo sie ins Obere Pannonium datieren:
"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
(bessere gibts auf der Facebook-Seite von Peter Huber, z.B.: https://www.facebook.com/holzwurm.woodworm/photos/a.214618908603617/349461505119356/?type=3&theater , https://www.facebook.com/holzwurm.woodworm/photos/a.214618908603617/349461991785974/?type=3&theater , https://www.facebook.com/holzwurm.woodworm/photos/a.214618908603617/349462091785964/?type=3&theater , https://www.facebook.com/holzwurm.woodworm/photos/a.214618908603617/349462295119277 )
Weitaus weniger bekannt sind die Rhizome aus Badenium-Sedimenten in der Steiermark, z.B. aus Ablagerungen des "Sees von Rein":
"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
Mittlerweile habe ich (wenige) vergleichbare Stücke bzw. Abdrücke auch in Oberösterreich, und zwar in Trimmelkam (Trimmelkam-Flözgruppe, Karpatium bis Badenium) und im Hausruck-Kohlerevier (Ampflwang-Fm, Unteres Pannonium) gefunden - Bilder folgen, wenn ich mal brauchbare Fotos habe.
Diese Stücke sind relativ unscheinbar und daher leicht zu übersehen - kein einziges hatte ich bereits im Gelände erkannt, sondern alle Abdrücke habe ich erst zuhause beim Reinigen der Funde entdeckt, und zwar auf Gesteinsstücken, die ich aus anderen Gründen mitgenommen hatte. Es ist also davon auszugehen, dass diese Abdrücke gar nicht so selten sind, wie es den Anschein hat - aber dass sie eben nur sehr selten als solche erkannt werden.
Wobei ich von Trimmelkam bislang erst zwei sehr fragmentarisch erhaltene Abdrücke habe, während aus dem Hausruck neben einem etwas besseren Abdruck auch körperlich überlieferte Exemplare vorliegen - allerdings in äußerst bescheidener Erhaltung. Diese Stücke stecken in laibsteinartigen Wurzelboden-Kieselkonkretionen und sind zwar dreidimensional, aber stark "aufgelöst" fossilisiert, und nur mit entsprechender Erfahrung gepaart mit etwas Phantasie zu identifizieren. Für die schlechte Erhaltung scheint eine allgemein meist nur relativ schwache Verkieselung dieser Knollen in Kombination mit eher grober Rekristallisation des SiO2 verantwortlich zu sein. Bei einem horizontalen Schnitt dieser "fladenförmigen" Konkretionen sind die Rhizom-Querschnitte zumindest schemenhaft erkennbar - sicher als solche ansprechen konnte ich sie erst anhand eindeutiger Merkmale bei der "Austrittsstelle" einer Achse an der Oberfläche zumindest einer dieser Konkretionen.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch, dass UNGER bereits 1858 Rhizome aus Hlinik (damals Ungarn, heute Slowakei), welche (zumindest für mich als Laien) sehr dem von GREGOR beschriebenen Rhizocaulon huberi ähneln, der Gattung Arundo zuwies, und zwar konkret Arundo Göpperti HEER bzw. Arundo (Donax) Göpperti HEER. (Man vergleiche etwa Gregor Abb. 1 mit Taf. I/Abb. 17 bei Unger.)
Nachtrag:
UNGER, F. (1858): Über fossile Pflanzen des Süßwasser-Kalkes und Quarzes. - Denkschr. Akad. Wiss., naturwiss. Kl., 14, 12 S., 3 Taf., Wien. pdf unter: http://www.zobodat.at/pdf/DAKW_14_1_0001-0012.pdf
H. J. Gregor, P. Huber & P. Pavlicek (2008): Obermiozäne Verkieselungen von Graswurzeln in Ratka (Ungarn) - Geologie, Paläophytologie, Paläoökologie. Documenta naturae 187, 2008. Auszug auf: https://de-de.facebook.com/holzwurm.woodworm/photos/a.235479669850874.61168.214606828604825/235482436517264/
oliverOliver:
Zuerst noch mal zurück zum Eingangsthema, auf die Csaterberge. Monokotyledonen sind ja hier (zumindest im Vergleich zu Holz) relativ häufig, aber meist schlecht (oder überhaupt nur als Abdrücke/Hohlformen) erhalten. Hier möchte ich einmal ein Stück mit sehr gut erhaltenen „Sumpfgräsern“ zeigen.
Es handelt sich um ein kleines Handstück (ca. 8 x 5 x 5 cm), das ich gerne als „fossiles Seeufer“ bezeichnen möchte – dicht gepackte opalisierte Monokotyledonenreste (Halme, Spross, Rhizomrest, Wurzeln) zusammen mit kleinen Schnecken in silifizierter Matrix (ehemaliger „Schlamm“). Das Detailfoto der Wurzeln (winzige, runde, radialstrahlige Querschnitte) ist leider missglückt – kommt vielleicht noch mal später.
Zuerst mal drei Gesamtansichten:
"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs "Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs "Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
Und zu guter letzt zum eigentlichen Thema des Threads, also Rhizome. Dieses ist hier leider nicht so besonders gut erhalten, zeigt aber trotzdem viele Details. Das Exemplar verläuft diagonal von links oben nach rechts unten im Bild. Im linken oberen Drittel ist in einer "halben Hohlform" nur noch der Abdruck der Außenseite zu sehen (mit den ringförmigen "Augen", also den Ansätzen von entweder Wurzeln oder Trieben - reinzoomen!), im Mittelteil sind Reste der opalisierten "Hülle" mit "Querstreben" (wie auch immer die jetzt korrekt anzusprechen wären) zu sehen, und im rechten unteren Teil ein anscheinend von diesem Rhizom abgehender (Zugehörigkeit aber nicht gesichert! Könnte auch darunter liegen) Halm bzw. (ehemals) oberirdischer/vertikaler Achsenteil.
oliverOliver:
Dann endlich zu den ja schon lange angekündigten Stücken von den anderen Fundorten.
Zuerst das größere Exemplar von Trimmelkam (Miozän, Karpatium bis Badenium). Es handelt sich um eine „Sumpfgrasplatte“ mit einem Rhizomabdruck auf der „Vorderseite“ und vielen, dicht gebetteten Foliageabdrücken auf der „Rückseite“ (das letzte Bild). Die Fotos sind alle nicht wirklich zufriedenstellend (kaum zu glauben dass sich eine so „simple“ Platte so erfolgreich gegen das Fotografieren sträuben kann), daher mehrere Detailfotos/Ausschnitte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In Summe sollte man also erkennen können um was es geht.
"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs "Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs "Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
oliverOliver:
Als nächstes mein zweites derartiges Exemplar von Trimmelkam.
Es handelt sich um ein wurzelbodenartiges Stück (leider mehrfach rezent gebrochen), wovon eine Fläche als „Monokotyledonenlage“ ausgebildet ist (also wohl eine ehemalige Oberfläche bzw. „Sub-Oberfläche“). Sie zeigt Teile von drei annähernd parallel nebeneinander liegenden Abdrücken von "Sumpfgras"-Rhizomen (Fläche ca. 9 x 6 x 7 cm, L. des mittleren Rhizom-Abdruckfragments ca. 5 cm).
"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs "Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
Auf einer etwa rechtwinkelig dazu stehenden Fläche befindet sich eine sich verzweigende Wurzel? (oder Zweig?), am ehesten einer Konifere.
"Sumpfgrasrhizome" aus dem Miozän Österreichs
Also wieder einmal ein Stück wie ich es liebe - kein zusammenhangloses Einzelfossil, sondern ein fossiler Lebensraum-Ausschnitt, der viel zu erzählen hat ... :D
oliverOliver:
Und jetzt zu den etwas jüngeren Rhizomen (unteres Pannonium) der Ampflwang-Fm aus dem Hausruck (OÖ). Wie eingangs geschrieben, gibt es auch hier die Abdrücke, aber zudem schlecht fossilisierte / mangelhaft überlieferte 3D-Rhizome in "Wurzelbodenknollen" bzw. laibsteinartigen Kieselkonkretionen bzw. - mehr schlecht als recht - verkieseltem (Kohle-)Ton.
Mit diesen möchte ich beginnen und zwei Beispiele dafür anführen. Die Knollen sind (immer noch ::)) nur geschnitten und nicht geschliffen, aber wenn ich warte, bis das passiert, wird das mit diesem Beitrag nie was - drum hab ich mich entschlossen, sie in diesem Zustand zu zeigen.
Das erste Stück zeigt zentral ein anscheinend etwas schräg angeschnittenes Rhizom, sowie vermutlich 2 weitere, aber nur andeutungsweise erkennbare, links und rechts davon.
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Das zweite weist gleich mehrere solcher (z.T. wiederum schräg) angeschnittener Rhizome auf, und auch hier sind einige halbwegs deutlich, andre nur mit etwas Phantasie erkennbar.
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Wobei sich die Frage stellt, ob das alles "in einen Topf zu werfen" ist, oder ob es sich da ursprünglich nicht doch um sehr verschiedene Pflanzen gehandelt hat. Rhizome oder rhizomartige Bildungen gibts ja auch rezent bei den unterschiedlichsten Pflanzen (man denke nur an Kalmus, Ingwer, Schwertlilie etc.), die durchaus in ähnlichen oder sogar gleichen Habitaten/Biotoptypen vorkommen - und selbst bei rezenten Arten ist ja eine Unterscheidung oft nicht so einfach oder anhand eines einzelnen Organs schlichtweg unmöglich. Und dann erst bei diesen doch ziemlich dürftig überlieferten fossilen Stücken ... Leider sind diese eher unscheinbaren Fossilien von der "Verkieselungsqualität" her ja nicht im Entferntesten mit den ungarischen (oder auch slowakischen) Exemplaren aus den dortigen Limnosiliziten vergleichbar (z.B.: https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,14343.0.html) - wahrscheinlich deswegen hat sie auch bisher kaum jemand beachtet, bzw. waren sie (im Gegensatz zu den prächtigen Osmunda-Rhizomen) bislang so gut wie unbekannt. Und wer (außer mir) schneidet schon auf gut Glück völlig unansehnliche graue Knollen durch, nur weil außen ein paar winzige Abdrücke von unidentifizierbaren Pflanzenresten drauf sind ....
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