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Autor Thema: Herkunftsangabe  (Gelesen 1479 mal)

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Offline Lia

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Herkunftsangabe
« am: 31 Oct 20, 17:46 »
Hallo,

vor einiger Zeit habe ich einen Turmalin var. Paraibait aus Paraiba / Brasilien erstanden.
Zum Verifizieren ziehe ich normalerweise Abbildungen im Internet/Bücher/Magazine heran. Nun konnte keine Info von Paraibait in Gesellschaft mit Muscovit finden. Wie gebe ich in so einem Fall die Fundstelle an, da ich ihn ja von einer anderen Sammlung übernommen habe? (Kein Internetkauf)

Paraibait: 8,0 x 4,3cm

Offline Manfred Früchtl

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #1 am: 31 Oct 20, 17:53 »
Hallo Lia,
ich habe so eine ähnliche Stufe von Namibia. Da diese Turmaline in Pegmatiten vorkommen ist es fast zwingend, dass da auch Muskovit dabei ist.
Gruß Manfred

Offline Lia

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #2 am: 31 Oct 20, 18:01 »
Danke, dann scheint es ja doch kein Paraibait zu sein. Ich werde ihn gleich umetikettieren. Hätte mich auch gewundert - so teuer war er nämlich nicht  :) 

Offline felsenmammut

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #3 am: 31 Oct 20, 19:41 »
Glück Auf!

Der Logik muss ich zwar jetzt nicht folgen können, aber ich möchte darauf hinweisen, dass auch Lithiumglimmer häufig nur schwer visuell von Muskovit zu unterscheiden sind. Häufig kommt Farbturmalin in Begleitung von Hellglimmer (meist Muskovit oder/und Lithiumglimmer - der sich wiederum in mehrere Minerale unterteilt) vor. Eine nachträgliche Zuordnung zu einem Fundpunkt ist, wie so oft, mehr als fraglich bis zwecklos. Es dürften wohl noch einige weitere Fundstellen oder Fundregionen ähnliches Material geliefert haben. Das Auffinden von geeignetem Bildmaterial im Internet wird aber auch stark dadurch erschwert, dass an den Fundstellen unter anderem Turmalinqualitäten gefunden werden, die einen vom fotodokumentieren de Turmaline in der oben gezeigten Güteklasse abhalten. Es sind halt Stücke für ein schmales Portmonee oder Eigenfunde, die von den Minenbetreibern geduldet werden. Meine Sammlung wäre auch kleiner, wenn ich auf solche Belege verzichten würde.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Online oliverOliver

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #4 am: 01 Nov 20, 13:54 »

Der Logik muss ich zwar jetzt nicht folgen können,

ich auch nicht ...  ;D

hallo Lia, Manfred hat ja nur geschrieben, dass die Turmaline in Pegmatiten vorkommen, und daher Glimmer nicht erstaunlich ist - das sagt noch gar nichts über eine Fundstellenzuweisung aus.
Ich würde mangels anderer/besserer Alternativen mal bei den Angaben bleiben, die du zu der Stufe erhalten hast.

Zitat
Wie gebe ich in so einem Fall die Fundstelle an,

ich würde schreiben: "Fundort xy, nach den Angaben des Vorbesitzers NN".

Offline slugslayer

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #5 am: 01 Nov 20, 17:17 »
Generell gibt es den Paraiba-Turmalin (Cupro-Elbait) (Paraibait ist nur ein Handelsname) an zwei Stellen der Erde. In Ost-Brasilien > Paraiba und im Westen Afrikas in Nigeria. Die Mineralisation entstand bereits, als Afrika und Südamerika noch eins waren.
Am bekanntesten ist das Material aus Brasilien. Aus welcher Mine genau deins stammt, kann ich nicht sagen. Es gibt in mehreren Abbauen Material deinem ähnlich.

Offline felsenmammut

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #6 am: 01 Nov 20, 20:42 »
Glück Auf!

In dem Artikel "Paraíba Tourmaline, or Not?" in John S. White (2007), Rocks & Minerals, 82:2,153-160, DOI: 10.3200/RMIN.82.2.153-16  (Link https://doi.org/10.3200/RMIN.82.2.153-160) wird etwas ausführlicher zur Namensbebung der blau(grünen) Turmaline eingegangen.

Einige Abschnitte fand ich besonders zuträglich für die hiesige Disskussion und möchte sie daher hier nachfolgend zitieren:

"The problem facing the trade was deciding whether or not it is reasonable to call all of these similar-appearing gems Paraíba tourmaline. There are those who have argued that the name Paraíba should be restricted to stones found in the state of Paraíba, ... . Others would like to use the term for all blue and blue-green to green elbaite whose color can be attributed to copper, irrespective of where it was found"

"They [Laboratory Manual  Harmonization  Committee  (LMHC)] are to call all copper-bearing elbaite Paraíba tourmaline, while also identifying it as natural elbaite, regardless of where it may have originated. The report is also to carry a disclaimer stating that the name Paraíba is only a variety name and is not meant to imply that the stone is actually from Paraíba, Brazil."

 "Finally,  one  has  to  wonder  why  the  LMHC  opted  for Paraíba (capitalized) tourmaline. Similar variety names such as tanzanite, tsavorite, and hiddenite are not capitalized, and it would appear that a name such as paraíbaite (uncapital-ized) would make far greater sense. "

"In [GemWise: Gonzo Journalism for gem lovers] blog is a short note about Paraíba tour-maline, which Wise unwisely calls cuprite tourmaline. This is about the most offensive corruption in the gem literature that I have encountered to date. Cuprite is a distinct mineral spe-cies, it does not occur as inclusions in tourmalines, and it is red in color, not blue or green."

Als Fundstellen blau(grüner) kupferhaltiger Turmaline werden angegeben: Mina da Batalha, São José da Batalha , Paraíba, Brasilien; Mulungi mine, Rio Grande do Norte, Brasilien; Alto dos Quintos mines, Rio Grande do Norte, Brasilien; Nigeria; Mosambik. Weitere Fundstellen sind durchaus möglich. Die Veröffentlichung ist ja schon ein paar Jahre her. Mir sind trübblaue Turmaline (meist Farbübergänge zu rosa Turmalin) aus Mähren bekannt. Allerdings sind dort die Glimmer feinschuppig und ob Kupfer bei der Färbung eine Rolle spielt, müsste man erst in Erfahrung bringen.

Und da wir gerade dabei sind. Ein paar Ausgaben weiter erscheint in "Gem Apatite Localities" in Mark Mauthner & Terri Ottaway (2015), Rocks &Minerals, 90:3, 260-269, DOI: 10.1080/00357529.2015.1012957 (Link: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00357529.2015.1012957) der Name Paraibait wieder, hier aber in Anwendung auf Apatit:

"Koivula and Kammerling (1990a, p. 161) wrote about parcels of “greenish blue to bluish green” apatite they had observed at the Tucson Show that year. The material was reportedly from Madagascar, but some was associated with the name Paraíba, either labeled “Paraíba apatite” or simply as “Paraíba.” The same article (p. 161) mentions an Israeli report that documented “a 230-gram parcel of bluish green apatite that was purchased in Kenya as emerald and was said to have come from Madagascar.” ... Some of the apatite was again found to be marketed with a Paraíba association as “Paraíbaite.” "

Was die Fundortzuordnung des eingangs diskutierten Stücks betrifft, so folge ich der Logik Olivers und würde auch die gegebene Fundortbezeichnung beibehalten bis eventuell fundierte, stichhaltige und gut begründete Gegenargumente vorliegen. Unabhängig davon kann man sich ja Notizen zu dem Stück machen, als Grundlage für spätere (wieder aufkommende) Diskussionen oder als Stichpunkte, dass man zu dem Stück etwas (spannendes) erzhälen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline Lia

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Re: Herkunftsangabe
« Antwort #7 am: 02 Nov 20, 20:14 »
Ja, danke für die Info. Die nachträgliche Kategorisierung gestaltet sich als ziemlich schwierig.

Vor einigen Jahren eröffneten hier in Berlin sehr viele kleine Läden, die `sic "Wassersteine" und "Heilstseine" verkauften. Teilweise Grenzwertig: u.a. Pyrit oder Malachit sollte man über Nacht in Wasser legen und am nächsten Morgen trinken. Angeblich gesundheitsfördernd!
Allerdings hielt dieser Hype nicht lange an und die Läden verschwanden wieder. Neben den üblichen Kristallen und Drusen hatten sie auch einige sehr interessante Steine/Mineralien im Angebot. Da sie fast durchweg von Laien gführt wurden, konnte es passieren, dass die Stücke falsch etikettiert waren. So habe ich einen Lizardit mit Magnetit mit dem Label Pyknit/Altenberg bekommen und eben auch diesen Turmalin. Deswegen bin ich bei der Beschriftung etwas skeptisch.
Ich werde das Etikett behalten und einfach mit zusätzlichen Notizen versehen.