Hi alle,
zu allererst mal vielen Dank an hubmoldt, der uns diese genialen Stücke vorgestellt hat, chapeau!
Bevor hier zu arg spekuliert wird, hier nochmal die Zusammenfassung:
Die Analyse des Mineralbestands am „Granit von Puerto de Santiago, Teneriffa“ ergab nun eindeutig das Vorhandensein der Phasen Quarz, Orthoklas, Plagioklas und Biotit.
Vom Anteil an leukokraten Mineralen von rund 10-20% lässt sich das Gestein gemäß den Indizes nach Shand als leukokrat einstufen.
Das Gefüge würde ich als beginnend porphyrisch einstufen (porphyrisch-phaneritisch bis hypidiomorph-körnig) mit idiomorphen / hypidiomorphen Feldspäten und Biotiten sowie meist xenomorphen Quarzen, die zudem bereichsweise Lösungsspuren bzw. Interaktionsspuren mit möglicherweise migrierenden Restschmelzen oder Lösungen zeigen.
Das Gestein ist somit ganz sicher ein magmatisches Gestein.
Das Gestein ist m.E. dem Gefüge nach nicht als klassischer Plutonit einzustufen (es wäre dann ein Granit), jedoch auch nicht dem klassischen Vulkanit-Analogon zuzuordnen (es wäre dann ein Rhyolith), sondern ich würde das Gestein als Subvulkanit mit granitischer Zusammensetzung einstufen.
Subvulkanite sind in komplexen vulkanogenen Gebäuden wie den Kanarischen Inseln nichts ungewöhnliches, es sind subvulkanisch stecken gebliebene Schmelzen, deren Kristallisation schneller als im klassischen Pluton aber langsamer als ein klassischer Vulkanit erfolgte.
Zum Geologischen Hintergrund der Kanarischen Inseln und das -für viele user unverständliche- Auftreten von Plutoniten:
Spezialbegriffe habe ich mal in Gänsefüßchen gestellt, wem das zu blöd ist, sollte bitte großzügig drüber hinweglesen...
Die Kanaren verdanken ihre Entstehung dem Intraplatten-Vulkanismus am Westrand der Afrikanischen Platte, der von einem im Zusammenhang mit mantle plumes stehendem Hot-Spot genährt wird, unterstützt von kleinräumigen Mantel- Konvektionszellen („Edge Driven Convection“ nach Geldmacher et al. 2005 und „Mantle Plume Blobs“ nach Hoernle & Schmincke 1993). Es wird ferner angenommen, dass bei der Geometrie der vulkanischen Tätigkeit auf den Kanaren auch intrakontinentale, also innerhalb der Afrikanischen Platte vorangelegte, tektonische Großstrukturen eine Rolle spielen („flexur saharienne“) und es wird das Vorhandensein eines sublithosphärischen Korridors zwischen dem Atlasgebirge im Nordosten und dem Kanarischen Mantle Plume im Südwesten angenommen: Wer will kann sich hierzu gerne die Modelltheorie von Duggen et al. 2010 für die Kanaren reinziehen).
Zu den klassischen Plutoniten auf den Kanaren: Es gibt sie sehr wohl, wie hier von vielen usern bereits korrekterweise angesprochen. Diese Plutonite stellen das Basement unter dem eigentlichen Vulkangebäude dar („Basal Complex“). Gesteine dieses Basements enthalten unter anderem auch klassische Plutonite (neben submarinen Vulkaniten, Meeressedimenten und anderen). Nachgewiesen wurden diese Gesteine sowohl auf Fuerteventura (Betancuria-Massiv: der schöne Aufschluss im Barranco De Las Penitas wurde in diesem thread ja schon von Conny gezeigt!) als auch auf La Gomera (Tamargada-Komplex) mit Syeniten, Monzoniten, sowie Gabbros, Pyroxeniten u.a.
Sie stammen jeweils aus der Frühzeit der Wirkungsphase des Mantle-Plumes, in der die Eruptionswege für basaltische Magmen noch nicht geebnet waren und die Kristallisation der Schmelzen entsprechend langsam vor sich ging.
Harter Tobak, aber so ist Geologie nunmal
Grüßle,
GEOMAXX