Bergbau und Verhüttung / Mining and Smelting / Minería y Fundición > Artefakte - Fundstücke / artifact - findings / artefactes - objeto hallado
Bergeisen/Stufeneisen, was ist der Unterschied?
etalon:
Hallo zusammen,
selbst nach langer Recherche im Netz kann ich mir die Frage nicht beantworten. Vielleicht kann mir jemand hier helfen?
Was ist der Unterschied zwischen einem Bergeisen und einem Stufeneisen, wie sie im 17.-18. Jhd verwendet wurden? Ich kenne die einschlägigen Abbildungen von zeitgenössischen Autoren, allerdings finde ich nirgends die Unterschiede beschrieben. Wann wurde welches Eisen warum verwendet, und für was?
Danke und Gruß,
Markus
giantcrystal:
Hallo aus Mittelfranken
Bei einem Bergeisen handelt es sich um das bergmännische Gezähe, welches zum Vortrieb im Gestein benutzt wird, in der Regel um Schlägel und Eisen. Auch Bohrstangen werden gelegentlich als Bergeisen bezeichnet.
Beim Stufeneisen soll es sich um einen kleineren Hammer zur Erzgewinnung handeln, der - denke ich mal - besser geeignet war, um Erzgangmaterial schon im Berg sauber vom Nebengestein zu trennen.
In der alten Bergbauliteratur wird ja oft von Stuferzen geschrieben, also besonders reinen und hochwertigen Erzstücken. Erscheint mir daher auf jeden Fall plausibel
Glück Auf
Thomas
helgesteen:
Hallo zusammen,
"Stufeisen" ist mehr oder minder ein Synonym für ein Bergeisen oder einfach "Eisen", d.h. es wurde mit einem Schlägel darauf geschlagen, ähnlich wie man heute einen Meißel nutzt. Es wurde im Abbau bzw. Vortrieb eingesetzt.
Davon unterschied man damals das "Ritzeisen", das deutlich schwerer und länger war, und mit dem man eben Ritzen in das Gestein arbeitete, um es anschließend mit Keilen abzuspalten.
Details dazu kann man im Schwazer Bergbuch finden. Dort wurden Bergeisen explizit als "Stufeisen" bezeichnet.
Viele Grüße,
Helge
etalon:
Hallo zusammen,
danke erst mal für die bisherigen Antworten.
Auf den zeitgenössischen Zeichnungen erschien es mir so, als wären die Stufeneisen deutlich kleiner als die Bergeisen gewesen. Ein alleiniger Einsatz als Schlagwerkzeug (Hammer) erscheint mir dann aufgrund des geringen Gewichts und der schwachen Schäftung nicht sehr wahrscheinlich. Als Bergeisen für feinere Arbeiten, wie von Thomas vorgeschlagen, könnte es gedient haben. Aber welche „Feinarbeiten“ muss ich mir denn unter Tage vorstellen, wo man solch kleines Werkzeug für bräuchte?
Es bleibt spannend und ich bin auf weitere Hinweise gespannt!
Danke und Gruß,
Markus
helgesteen:
Hallo nochmal,
zumindest offiziell wurden jegliche Formen von Bergeisen (egal ob gross oder klein) nicht als Hammer eingesetzt, was wegen der von Dir erwähnten, ungeeigneten Schäftung auch schwer denkbar wäre. Hierfür fand stets der Schlägel Verwendung, nicht nur im Vortrieb (Schlägel & Eisenarbeit), sondern auch bei der Erzaufbereitung, wo es u.U. auf feineres Arbeiten ankam. Zumindest habe ich in Inventarlisten z.B. von Scheidehütten des Schwarzwalds noch keine Hinweise auf Eisen gefunden. Schau Dir mal das erwähnte Schwazer Bergbuch an, da siehst Du unter der Bezeichung "Stufeisen" ganz verschiedene Größen von Bergeisen, was zumindest einen Hinweis auf die Verwendung des Begriffs im 16. Jahrhundert gibt.
Unabhängig davon waren ähnlich geformte "Hämmerchen", z.T. sehr klein, zum Ende des 19. Jahrhunderts bei akademischen Geologen wohl recht beliebt. Sie befestigten sie an einem Ende eines Spazierstocks und konnten sie damit entweder als Handgriff, oder zum Anschlagen von am Boden liegenden Steinen verwenden, ohne sich bücken zu müssen. Das klappt gar nicht so schlecht, ich habe es mal ausprobiert ;)
Viele Grüße,
Helge
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