Servus liebe Mineralienfreunde,
bisher nutze ich zum Fotografieren meiner Kleinmineralien eine DSLR Canon 650D. Zufällig bekam ich kürzlich eine gebrauchte Canon M6 "geschenkt". Sie ist das Vorgängermodel der Canon M6 Mark II.
Ein paar Wochen später und min. 1000 graue Haare mehr auf dem Kopf möchte ich mein Fazit zu dieser Kamera kundtun.
Ist diese Kamera zum Fotografieren von Mineralien mit Stacking & Co. geeignet: JEIN
Ein paar Grunddaten:
Preis Body neu: ca. 600 €
Preis Body gebraucht: ca. 400 € (Stand 2022)
Bildsensor: CMOS 22,3 x 14,9 mm
Pixel: ca. 24,2 MP
Bildprozessor: DIGIC 7
ISO: AUTO und 100 - 25.600
Verschluß: elektronisch gesteuerter Schlitzverschluß
Blitzschuh: ja
ext. Blitzgeräte: ja, E-TTL II mit EX Speedlites, kabelloses Multi-Flash-System
Bildformate: RAW (.CR2) max. 6000 x 4000 und JPEG max. 6000 x 4000
Von den technischen Daten her scheint die Kamera gut geeignet zu sein, leider nur auf den ersten Blick. Von meiner 650D bin ich es gewohnt, die Kamera per USB-Kabel mit dem Computer zu verbinden. Zum überprüfen der Kameraeinstellungen benutze ich bisher das Programm Canon EOS Utility im LiveView-Modus. Hiermit lassen sich Einstellungen für die Belichtungszeit etc. steuern und man kann per Mausklick ein Testfoto machen und somit die Einstellungen vor dem eigentlichen Shooting prüfen und anpassen.
Das geht mit der EOS M6 leider nicht. Diese Kamera wurde scheinbar ausschließlich zur Steuerung über das Smartphone entwickelt. Und auch hierbei (habe ich auch getestet) sind der Bedienkomfort und die Einstellmöglichkeiten sehr beschränkt.
Pro: elektronisch gesteuerter Schlitzverschluß - fast verwackelungsfreie Bilder
24 MP Pixel
Blitzschuh für externe Blitzgeräte
HDMI-Anschluß für Ausgabe am Monitor
2,5 mm Klinkenbuchse für Auslösung per Fernsteuerung
Contra: keine Steuerung (Thetering) über USB-Kabel
Kartenslot auf der Unterseite - ist die Kamera fest installiert, kein Kartenwechsel möglich
externe Stromversorgung mit Adapter zwar möglich, leider lässt sich die Klappe nicht richt verschließen, da keine Aussparung vorhanden
WLAN und WIFI nur über Smartphone nutzbar
keine Thetering-Unterstützung durch gängige Software
Thetering Capture One: nein
Thetering Helicon Remote: nein
Thetering Lightroom: nein
Thetering Affinity: nein
Thetering EOS Utility: nein
Warum benutze ich die M6 trotzdem? Geht nicht, gibt es bei mir nicht. Da ich unsere Selbstbaustackingsteurung nutze
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/SammlerSteckbriefe/Stefan/Stackingsteuerung, ist das Auslösen per Kabel und dem vorhandenen Klinkenanschluß problemlos möglich. Schließt man, zur direkten Bildübertragung auf den Computer, ein USB-Kabel an, blockiert die Kameresoftware automatisch den Kameraauslöser (den Knopf an der Kamera sowie die Klinkenbuchse und den IR-Sensor!). Erst nach dem Entfernen des USB-Kabels funktioniert das Auslösen wieder. Ebenfalls muss zwingend eine SD-Karte im Slot sitzen, sonst funktioniert die Kamera nicht. Das bedeutet, da die Kamera die Bilder nur auf SD-Karte speichert, man muss nach jedem Shooting die SD-Karte herausnehmen und in den Kartenleser vom Computer stecken.
Das wäre ja nicht das Problem, wenn der Karten-Slot der Kamera sich nicht auf der Unterseite der Kamera befinden würde und die Kamera selbst fest auf der Stackingrail montiert ist. Nach langer Recherche mit Netz habe ich zwei Lösungen für dieses Problem gefunden.
Die erste Möglichkeit ist ein SD-Extender. Hierbei wird der SD-Karten-Adapter in den Slot der Kamera gesteckt. das Flachbandkabel ist so dünn, das die Klappe der Kamera geschlossen werden kann. Am anderen Ende des Extenders befindet sich ein Kartenslot, in den die SD-Karte gesteckt wird. Ich habe das Ende des Extenders an meiner Stackingrail befestigt und kann so problemlos die Karten wechseln.
Die zweite Möglichkeit ist dann, wenn man nicht immer die SD-Karte wechseln möchte, eine WIFI-SD-Karte. Ich habe mir eine Toshiba FlashAir mit 8GB besorgt. Hier passen aber nur ca. 200 Bilder im RAW-Format mit 6000 x 4000 in der höchsten Auflösung rauf. Es gibt diese Karten auch mit 16GB und 32GB. Leider sind aktuell diese Karten nicht mehr verfügbar (Toshiba hat die Produktion eingestellt, Transcend auch) und wenn man noch eine findet (z.B. in der Bucht) zahlt man Preise jenseits von Gut und Böse. Man muss allerdings aufpassen, das man Modelle W-03 oder W-04 bekommt, nur diese funktionieren als "Netzlaufwerk". Dann kann man vom Computer aus per WIFI auf die SD-Karte zugreifen und die Bilder übertragen. ABER....das dauert dann doch schon eine Weile. Also Wunder sollte man sich von diesen Karten nicht erhoffen.
Das letzte Problem ist die permanente Stromversorgung. Es gibt im Netz verschiedene Adapter, die unter anderem auch für die Canon M6 verwendet werden können, mal abgesehen vom original Netzteil von Canon. Alle Adapter haben aber das selbe Problem...das Stromkabel zum Akkudummi. Da die Entwickler der Kamera keine Aussparung im Akkudeckel bzw. im Kamerabody vorgesehen haben, lässt sich der Akkudeckel nicht mehr schließen. Dieser muss aber geschlossen werden, da sich im Scharnier ein Mikroschalter befindet. Wird dieser Kontakt durch das Schließen des Akkudeckels nicht geschlossen, funktioniert die Kamera nicht. Besser gesagt, die Stromversorgung bleibt unterbrochen. Die einzige Möglichkeit ist, den Akkudeckel halb geschlossen nach Hinten zu schieben, um den Kontakt im Deckelscharnier zu schließen. Ist nicht ganz ohne, da der Akkudeckel nun unter einer Druckbelastung durch das Stromkabel steht. Oder man feilt sich die Aussparung in den Deckel.

Also, mit etwas Geduld und Ausprobieren lässt sich die Canon EOS M6 für das Fotografieren mit einer Stackingrail benutzen und sie macht gute Fotos. Oder aber man kauft sich das Nachfolgemodell, die Canon M6 Mark II

Viele Grüße
Marcel