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Autor Thema: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/NÖ / Radiolarit  (Gelesen 1128 mal)

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Offline Evita007

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Hallo an die Experten,

ich hoffe, dass es jemanden gibt, der mir sagen kann was hier gefunden wurde.
Kollegen meinten, dass es eine versteinerte Pflanze sein könnte. Auch,
dass in diesem Gebiet schon mal Chalzedon gefunden wurde.
Ich habe die Vermutung, dass es sich eventuell um Jaspis handeln könnte.. beschäftige
mich aber erst seit meinem Fund mit Gestein und Mineralien. Irgendwie bin
ich angefixt, noch mehr zu finden und sauge alle Infos auf wie ein Schwamm -
sagt, gibt es sowas wie Steinfieber?
Hier noch ein paar Infos für die Experten, damit ihr euch beim Bestimmen
leichter tut:

Fundort: Waldweg Hollenburg Richtung Wetterkreuz; ganzer Weg ist voll von Schotter; der
Bruchstein lag an einer ausgewaschenen Stelle im lehmigen Boden; konnte leicht
herausgelöst werden. Stein war in 2 Teile zersprungen; zu Hause hab ich versucht, den größeren
Teil in der Mitte zu spalten (was hab ich mir dabei nur gedacht!) - deswegen gibt es noch kleinere
Splitter. Aber wenigstens sieht man nun, wie der Stein "innen" aussieht ;) Durch den Stein verläuft
eine grüne Ader, der Rest ist dunkelbraun mit schwarzen Flecken.

-Stein ritzt Glas
-Bruch: eher glasartig; extrem scharfkantig!
-Glanz: eher wachsartig meiner Meinung..
-Kein Magnetismus vorhanden
-Dichte (hoffentlich richtig ausgerechnet): 2,47
-Strichfarbe: auf Papier ist nur der Abdruck zum Sehen, keine Strichfarbe...
(Salzsäure nicht in meinem Haushalt vorhanden)

Ich sag schon mal  Danke im Voraus für eure Einschätzungen. Hoffe, dass die Fotos gut genug sind..

LG aus Krems, Eva

Offline vandendrieschen

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #1 am: 21 Feb 22, 13:33 »
Hallo Evita,

bei dem Stein handelt es sich um einen Feuerstein.
Das Grüne sind Störungen die mit Chalcedon oder ähnlichem verheilt sind.

sagt, gibt es sowas wie Steinfieber?
Ja.

Gruß
Jule

Offline Axinit

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #2 am: 21 Feb 22, 13:55 »
Servus Eva,

Steinfieber gibt es - nicht ansteckend, kann aber zur Leidenschaft werden  :D.

Deine Vermutung geht in die richtige Richtung: die Eigenschaften Deines Fundes, insbesondere Ritz-Haerte, Dichte, Bruch (soweit auf dem Photo erkennbar) sprechen fuer das Vorliegen eines Minerals, das aus  amorphem Siliciumdioxid besteht: Jaspis, Flint (Feuerstein), Hornstein oder aehnliches. Die gruene Ader kann ich auf den Photos nicht erkennen.

Leider  habe ich von der regionalen Geologie NOesterreichs keinerlei Ahnung - hier muessen die Kollegen aus felix austria einspringen.

Weiterhin viel Freude beim Sammeln,

Harald

Online oliverOliver

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #3 am: 21 Feb 22, 14:53 »
hallo Eva,
im beschriebenen Gebiet kommen Schotter der Traisen und der Paläotraisen vor (beide mit Liefergebiet Nördliche Kalkalpen), aber da wir da nahe an der Donau sind, könnten auch Reste von glazialen Donau-Terrassen dabeisein - so gut kenn ich mich dort jetzt auch wieder nicht aus.
Da die dicke "Kruste" eher nach Verwitterungsrinde als nach Sinterbedeckung aussieht (oder beides? wiederum: am Foto nicht wirklich zu entscheiden), tendiere ich eher zur Vermutung Paläotraisen (Hollenburg-Karlstetten-Fm aus dem Badenium).
Der Fund ist jedenfalls ein (kalk-)alpiner Hornstein (als Überbegriff), und konkret wohl ein Radiolarit/Radiolarienhornstein (auf den Fotos 2 und 3 recht eindeutig).
Entsprechende Gerölle weisen oft auch einen Anteil an Kieselkalk auf - ein solcher Bereich könnte eventuell am ersten Foto erkennbar sein (der hellere, +/- geschichtete Teil), ist aber nach Foto ohnehin nicht zu entscheiden.
Zusätzlich sind da noch Dendriten drauf (Mn- und/oder Fe-Oxide), die sich auf einer Kluftfläche gebildet haben (die dunklen "moosartigen Muster" auf Bild 2 + 3) - also kein Pflanzenfossil, sondern eine mineralische Bildung.
lg
oliver


p.s.:
Und Steinfieber - ja, das Thema hatten wir erst gestern in einem anderen Thread. Schwere Verläufe sind sozusagen vorprogrammiert ....  ;D

p.p.s.:
"kalkalpin" war jetzt ein Bisschen allgemein bzw. ungenau gesagt - konkret könnte das Stück sowohl aus jurassischen Kalken der eigentlichen Kalkalpen stammen, als auch aus der "Klippenzone" (Ybbsitz-Klippenzone) - die wird von der Traisen (und Zuflüssen wie der Gölsen) südlich von St. Pölten, im Bereich Traisen (Ort)/Hainfeld durchschnitten. Letztere Möglichkeit ist vermutlich sogar wahrscheinlicher ...

« Letzte Änderung: 21 Feb 22, 20:31 von oliverOliver »

Offline stoanklopfer

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #4 am: 21 Feb 22, 16:35 »
...
Der Fund ist jedenfalls ein (kalk-)alpiner Hornstein (als Überbegriff), und konkret wohl ein Radiolarit/Radiolarienhornstein (auf den Fotos 2 und 3 recht eindeutig).
...

Das würde ich auch so sehen!

Volkmar

Offline ruebezahl

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #5 am: 21 Feb 22, 22:51 »
Glück auf,

  amorphem Siliciumdioxid besteht: Jaspis, Flint (Feuerstein), Hornstein oder aehnliches.

kleiner Einwand: die meisten davon sind nicht amorph, sondern kryptokristallin. Radiolarien besitzen zwar ein Skelett aus amorpher Kieselsäure, aber nicht alle Cherts sind aus Radiolarien hervorgegangen (z.B. Jaspis, auch mancher Hornstein), und wenn, kann nur (Polarisations)mikroskopie  klären ob ober wie weit sie noch amorph sind.

Wie das bei Radiolarienhornsteinen im alpinen und perialpinen Raum  aussieht weiß ich allerdings nicht, da habe ich nicht so den Wissensstand drauf.

MfG
ruebezahl
« Letzte Änderung: 21 Feb 22, 23:02 von ruebezahl »

Online oliverOliver

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #6 am: 21 Feb 22, 23:04 »
hallo Uwe,
danke für den Einwand - ist mir eh auch schon aufgefallen.
Radiolarit: meines Wissens nach nicht amorph, sondern krypto-/microkristallin.
Wobei ich kürzlich mal gehört habe, dass der Terminus "kryptokristallin" angeblich nicht mehr aktuell sein soll, und das jetzt alles unter "mikrokristallin" läuft - wobei ich das aber ad hoc nicht durch Literaturstellen belegen kann, müsste da nochmal nachfragen ...
lg + ga
oliver

Offline Axinit

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #7 am: 22 Feb 22, 13:26 »
Servus,

[/quote]
kleiner Einwand: die meisten davon sind nicht amorph, sondern kryptokristallin.
[/quote]

 ... ein korrekter und auch berechtigter  Einwand.

Falls ich Eva's urspruenglichen Beitrag zu Grunde lege, ging es um eine versuchsweise Bestimmung einer Mineralprobe nach auesseren Kennzeichen. Eva hat offensichtlich die Ratschlaege, die der MA fuer den interessierten Leser bereithaelt, beherzigt und sich wacker geschlagen.

Ich habe gezoegert an Stelle von amorph das Adjektiv kryptokristallin zu verwenden, mich dann aber dagegen entschieden.

Amorph im Sinne einer nicht erkennbaren Ausbildung kristalliner Formen trifft das Aussehen der abgebildeten Bruchstuecke gut - insbesondere wenn man diesen gut kristallisierte Varietaeten von Siliciumdioxid gegenueber stellt.

Die Unterscheidung ob mikro- oder kryptokristallin oder teilweise amorph, ob Hornstein, Chalcedon oder doch Radiolarit oder moegliche Uebergaenge lassen sich mit haeuslichen Mitteln nicht wirklich bewerkstelligen, genauso wie sich Genese und Ursprung des Fundes (Wegeschotter) nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren lassen werden. Ich bin mir auch nicht sicher, ob derartige Details fuer eine Novizin wirklich von Belang sind.

GA Harald
« Letzte Änderung: 22 Feb 22, 17:18 von Axinit »

Offline Uwe Kolitsch

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #8 am: 22 Feb 22, 17:04 »
> Wie das bei Radiolarienhornsteinen im alpinen und perialpinen Raum  aussieht weiß ich allerdings nicht

Bei deutlich metamorphen Radiolariten spricht man von Metaradiolariten.
Je nach Metamorphosegrad sind nur noch Relikte der Radiolarien vorhanden oder gar keine mehr (dann kann man oft nur noch indirekt aus der Stratigraphie ableiten, dass der jetzt vorliegende Quarzit mal ein Radiolarit gewesen sein muss).
« Letzte Änderung: 24 Feb 22, 09:13 von Uwe Kolitsch »

Offline Evita007

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #9 am: 24 Feb 22, 06:54 »
Guten Morgen Zusammen,

ich bin überwältigt  ;D Vielen Dank für die tollen Erklärungen zu meinem Fund!

Zusammengefasst als Novizin (danke dafür - klingt viel schöner als Lehrling ;) )
kann ich also mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich um einen Radiolarit handelt? Schon
interessant, dass er so einen weiten Weg hinter sich hatte, und dann mir beim Spazierengehen
in die Hände fällt. Da es mein erster Fund (von einigen ebenso interessanten/ unbekannten im letzten Monat) ist, ist
der Stein etwas ganz besonderes für mich. Ich denke, ich werde versuchen ihn einseitig zu schleifen und
zu polieren - damit er im Wohnzimmer glänzen kann.

Ist mein Fund für diese Gegend eher etwas ungewöhnliches oder kommt Radiolarit hier öfter vor?
Wäre mein Fund es wert, in den Mineralienatlas aufgenommen zu werden?

Ich schicke euch viele Grüße und wünsche euch einen schönen Tag!


Online oliverOliver

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #10 am: 24 Feb 22, 18:05 »
Ich denke, ich werde versuchen ihn einseitig zu schleifen und
zu polieren - damit er im Wohnzimmer glänzen kann.

Ist mein Fund für diese Gegend eher etwas ungewöhnliches oder kommt Radiolarit hier öfter vor?
Wäre mein Fund es wert, in den Mineralienatlas aufgenommen zu werden?


hallo Eva,
ad 1) Schleifen: das wird ohne professionelles Equipment schwierig werden - da es sich dabei um SiO2 handelt, ist der Stein sehr hart (~Mohshärte 7). Aber ein Versuch schadet nie!
ad 2) Häufigkeit: ist nicht besonders ungewöhnlich. Ist zwar ein schönes Stück, aber Radiolarit kommt sowohl im Donauschotter als auch im Schotter der südlichen Donauzuflüsse nicht so selten vor. Und in den Paläo-Donauschottern sowie unterschiedlichen neogenen (= jungtertiären) Schottern in NÖ (bes. im Weinviertel) sogar recht häufig - da bei den "alten" Schottern die Karbonate durch chemische Verwitterung weggelöst sind, werden unterschiedliche Quarz-Varietäten (Hornsteine/Cherts wie z.B. Radiolarit oder Spiculit, Chalzedon, Jaspis, Gangquarz, Lydit, etc.), da sie weitgehend verwitterungsresistent sind, angereichert.
ad 3) Lexikon: schwierige Frage - da das Stück ja aus dem Schotter stammt, also am Fundort nicht anstehend vorkommt, eher nicht. Wurde aber bei unterschiedlichen Fundstellen unterschiedlich gehandhabt, es gibt aktuell im Forum ja gerade eine Diskussion genau zu dieser Problematik.
beste Grüße
oliver

Offline Evita007

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #11 am: 24 Feb 22, 18:41 »
Hallo Oliver,

danke für die Expertise und die hilfreichen Antworten!
Bin sowieso schon hoffnungslos dem Steinfieber verfallen - dann bleibt mir
nichts anderes übrig, als einen schönen Stein zu finden,
der dann auch mal im Mineralienatlas auf einem Foto zu
finden ist  ;)
Challenge accepted  ;D

Liebe Grüße,

Eva

Online oliverOliver

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/ NÖ
« Antwort #12 am: 24 Feb 22, 19:19 »

Challenge accepted  ;D


Fein!
Bin schon neugierig, was du so finden wirst .....
lg
oliver

Offline Maximus

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/NÖ / Radiolarit
« Antwort #13 am: 17 Mar 22, 20:21 »
Hallo,
Das ist eindeutig Feuerstein (Flint)
Das thema mit der Versteinerung die da ist oder auch nicht vorhanden sein könnte, überlasse ich den anderen

Viele Grüße
Maximilian N.

Online oliverOliver

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Re: Mineralienbestimmung_Fundort Hollenburg/NÖ / Radiolarit
« Antwort #14 am: 17 Mar 22, 22:14 »
Das ist eindeutig KEIN Feuerstein, weil es Flint in Niederösterreich NICHT gibt (außer es hat ihn wer hergebracht).
 ;D
« Letzte Änderung: 17 Mar 22, 22:28 von oliverOliver »

 

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