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Hornblendit / Amphibol-Fels / Amphibolit Granofels

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felsenmammut:
edit Mod.: wurde von folgendem Thema abgetrennt: https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,15821.msg378780.html#msg378780

Glück Auf!

Wenn die Genese schon auffällig einem Skarn zugeordnet werden kann, könnte die Verwendung des Begriffs Hornblendit irreführend sein. Hornblendit gehört zu den magmatischen Gesteinen, während Skarn bei den kontaktmetamorphen Gesteinen angesiedelt ist. Skarne können beachtliche Volumina enthalten, die fast ausschließlich aus Hornblenden (oder allgemeiner Amphibol) bestehen. Die Hornblenden sind aber erst in der Wechselwirkung aus dem intrudierenden Magma mit dem schon vorher vorhandenen Umgebungsgestein, oft Karbonate oder karbonatreiche Gesteine, entstanden. (So zumindest die oft weitverbreitete Meinung.) Hornblendite sollten der Haupkristallisation eines Magmas zuordenbar sein und ausschließlich aus den im Magma enthaltenen Elementen kristallisieren. Ich bin da aber offen für Gegenargumente, da Gesteine wie die Hornblendite ohnehin recht kontrovers diskutiert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

oliverOliver:
hallo Max,
danke für den wichtigen Einwand -
das Kontroverse kenn ich (wenn auch nicht im Detail bzw. sicher nicht auf dem neuesten Stand), haltbare Gegenargumente fallen mir (als nicht-Geowissenschafter) dazu nicht ein. Ich weiß zum Thema nur, dass entsprechende Gesteine von österreichischen "allgemein"-Geologen (also keine Metasomatose-/Kontaktmetamorphose-/Skarn-Spezialisten) z.T. als Hornblendit angesprochen wurden, und dass sich andere (kartierende) österreichische Geologen darüber gewundert haben, warum sowas bei uns überhaupt als Skarn angesprochen wird (unter anderem - aber nicht nur, weil entsprechende Gesteins-Vergeselschaftungen z.T. angeblich nicht kontaktmetamorph, sondern poly-regionalmetamorph entstanden sein dürften - da ist aber m.E. das letzte Wort auch noch nicht gesprochen).
Bin für jegliche Vorschläge offen - wäre "Hornblende-Fels" (wie z.B. auch in Publikationen zu Kottaun verwendet) in dem Fall zutreffender? (müsste ich dann neu anlegen, weil im Lexikon noch nicht vorhanden - mit ein Grund, warum ich - wenn auch mit "Bauchweh" - das Gestein dem Hornblendit zugeordnet habe).
GA
oliver

edit: in der Bescheibung war ja der "Hornblendit" ohnehin schon unter Anführungszeichen, ich hab dazu jetzt noch "/Amphibol-Fels" ergänzt, für eine neue Zuordnung warte ich mal ab, ob sich da evtl. eine (eindeutige) Klärung ergibt - schön wärs!

edit 2: nochmals sorry - in der Publikation von Götzinger zu Kottaun ist nicht von Hornblendefels, sondern allgemeiner von Amphibol-Fels die Rede - hatte ich falsch in Erinnerung (aber im Bildtext erstaunlicherweise richtig ergänzt).

oliverOliver:

--- Zitat ---für eine neue Zuordnung warte ich mal ab, ob sich da evtl. eine (eindeutige) Klärung ergibt
--- Ende Zitat ---

Nach nochmaligem Überdenken hab ich jetzt doch Amphibol-Fels im Lexikon angelegt, und das diskutierte Gestein diesem zugeordnet.
GA
oliver

felsenmammut:
Glück Auf!

den Felsgesteinen gemein, aber kein Alleinstellungsmerkmal, ist ein mehr oder weniger richtungsloses Gefüge und fehlende Schieferung. Ein Schichtgefüge kann vorhanden sein und ist oft vererbt vom umgewandelten Ausgangsgestein. Die Einteilung nach offensichtlicher Mineralkorngröße in Hornfelse und Granofelse ist oft praktikabel und sinnfällig, wird aber zum Hindernis bei einer klaren Definition der Mineralkorngröße. Insbesondere Gefüge heterogener Zusammensetzung und Mineralkorngröße sperren sich gerne dieser einfachen Schubladenlogik. Ich bin kein großer Fan dieser korngrößenabhängigen Kategorisierung als übergeordnetes Systematikkriterium, aber definitiv ein Fan der Granofelse. Es gilt ja nicht nur eine Zahl festzulegen, um zwische Horn- und Granofels abzugrenzen, sondern auch die Methode festzulegen, nach der die Mineralkorngröße gemessen wird. (flächengleicher Kreisdurchmesser, volumengleicher Kugeldurchmesser, Feret-Durchmesser in etlichen Varianten, Schnittlinienraster, Punktrastermethode, ...). Gerade bei den vielen nadeligen Mineralien ergeben sich da zum Teil erhebliche Unterschiede. Bei den in Beitrag #394 abgebildeten Stücken (edit Mod.: sh. https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,15821.msg378780.html#msg378780), die hauptsächlich aus einem Amphibolmineral bestehen, sind die Mineralkorngrößen im üppigen Millimeterbereich, ohne dass man eine Textur aus extrem nadeligem Habitus festellen kann. Demnach wäre eine Zuordnung zu den Granofelsen naheliegend. Sie wurden aber einer anderen Kategorie von Felsgesteinen zugeordnet, die weder den Granofelsen noch den Hornfelsen unterliegt. Es gibt da jetzt den Amphibol-Fels und den Amphibolit Granofels. Dass ein Amphibol-Hornfels fehlt, ist erstaunlich. Das parallele Anlegen für mich nicht unterscheidbarer Gesteine erzeugt dann zumindest ein Stirnerunzeln. Ebenso, dass Hornfelse den granoblastischen Gesteinen untergeordnet sind. Aber vielleicht kann ich auch noch was lernen. Schließlich kann ich weder behaupten jedes mir als Hornfels vorgestellte Gestein auf seinen geologisch richtigen Zusammenhang überprüft zu haben, noch jedes Gefüge eines als Hornfels benamten Gesteins mit ausreichend Vergrößerung angeschaut zu haben, so dass die vermeintlich homogene Matrix vielleicht doch noch körnig werden könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

oliverOliver:
hallo Max,

--- Zitat ---erzeugt dann zumindest ein Stirnerunzeln. Ebenso, dass Hornfelse den granoblastischen Gesteinen untergeordnet sind.
--- Ende Zitat ---

ja, in der Gesteins-Systematik im Lexikon gäbe es noch viel zu tun, um diverse Unstimmigkeiten zu beseitigen (oder zu vermeiden).
zu Punkt 1: da "Amphibol-Fels" in der Literatur durchaus gängig ist, wollte ich ihn auch im Lexikon unterbringen. Da mir bei weitem nicht alle (oft ja auch differierenden) Definitionen zu diesem Themenbereich geläufig sind, habe ich davor zurückgescheut, den A-Fels mit dem Amphibolit-Granofels gleichzusetzen (also dort als Synonym einzutragen), weil ich eben nicht weiß, ob die beiden Begriffe immer im identen Sinn verwendet werden. Falls dem so ist, kann ich das gerne ändern bzw. ergänzen.
zu Punkt 2: warum die Hornfelse im Lexikon den granoblastischen Gesteinen zugeordnet sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber Stefan hat dankenswerter Weise kürzlich auch auf den Gesteins-Seiten den Diskussionsbutton (re-)aktiviert - also wenn dir solche problematischen Zuordnungen auffallen, dann bitte über den Button eine "Lexikondiskussion Gesteine" starten! Hier im Österreich-Thread wird das vermutlich weitgehend unbeachtet untergehen ...

beste Grüße + GA
oliver

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