Das ist sehr schön Peter.
Als Dankeschön für Dein Interesse gleich heute zu früher Stunde (....frühe Stund hat Gold im Mund...

) eine Fortsetzung.
Weitere folgen (damit die Fossilienfreunde nicht zu sehr vernachlässigt werden..)

Die Organisation des Weichkörpers
Die Kopffüßer sind die höchstentwickelten Weichtiere. Ihr Körper enthält, dem Weichtiercharakter entsprechend, von der Schale abgesehen, fast keine erhaltungsfähigen Teile. Die innere Organisation wäre uns völlig unbekannt, wenn sich nicht die Gattung Nautilus bis auf die Jetztzeit erhalten hätte. Die Nautiliden sind jedoch seit ihrem ersten Auftreten im Silur, d. h. seit Jahrmillionen , bis auf den heutigen Tag so weitgehend unverändert geblieben, daß man die Körperlichkeit der jetzt lebenden Arten ohne große Bedenken auf ihre fossilen Vorfahren übertragen kann. (Man nennt solche wenig veränderlichen Formen "Dauerformen" oder persistente" Arten.)
Der K ö r p e r des Nautilius ist, wie der aller Kopffüsser zweiseitig-symmetrisch. Er besteht aus einem scharf abgesetzten
K o p f , dem F u ß (bzw. dessen Umgestaltungen) , dem E i g e w e i d e s a c k (Rumpf) und dem ihn umhüllenden M a n t e l am Kopf stehen die A r m e (Tentakeln*) und die A u g e n. Diese gleichen in Form und Funktion den Wirbeltieraugen, sind aber anderer Entstehung. Im Gegensatz zu allen anderen Weichtieren besitzen die Cephalopoden eine aus Knorpelmasse bestehende Schädelkapsel, die das hochentwickelte Gehirn und Gleichgewichtsorgane einschließt. Auf der Außenseite (Bauchseite) Körpers liegt ein eigentümliches Organ, der T r i c h t e r , dessen enge Öffnung nach außen, dessen weite aber dem Körper zugewandt ist. Er entspricht z. T. dem Fuß der übrigen Weichtiere (z.B. der Kriechsohle unserer Weinbergschnecke) und ist aus diesem durch Verwachsung der Ränder hervorgegangen. Im Zusammenhang mit der Mantelmuskulatur dient er der Schwimmbewegung. Dabei wird das Atemwasser kräftig durch die enge Öffnung des Trichters nach vorn ausgestoßen, wodurch sich das Tier nach rückwärts bewegt (Rückstoßprinzip).
Die den Kopf umgebenden A r m e (Tentakeln) sind vermutlich ebenfalls als umgewandelte Teile des Fußes zu betrachten. Da sie beim Kriechen auf dem Meeresboden als Fortbewegungsorgane dienen, haben sie den Anlaß zu der Bezeichnung "Kopffüßer" oder "Cephalopoden" gegeben. Inmitten des Armkranzes steht die Mundöffnung; die sich anschließende Mundhöhle enthält eine fleischige Zunge, die mit einer reibeisenartig mit Zähnchen besetzten Hornplatte (R e i b z u n g e) belegt ist. Die zugehörigen K i e f e r haben die Form eines Papageienschnabels und bestehen im wesentlichen aus Hornsubstanz mit einer verkalkten Spitze. Sie sind neben der Schale die einzigen Teile des Tieres, die sich fossil erhalten konnten .
Im E i. n g e w e i d e s a c k (Rumpf) liegen Herz, Ausscheidungs und Geschlechtsorgane. Am gerundeten Hinterende des Rumpfes der Nautiliden und Ammoniten schließt sich der S i p h o an , ein mit Blutgefäßen erfüllter hohler Strang. Er tritt durch eine runde Öffnung der letzten Scheidewand der Schale hindurch und verbindet das Tier mit deren Anfangskammern. Bei den Nautiliden liegt die Öffnung für den Sipho etwa in der Mitte, der Querwand, während er bei den Ammoniten stets randständig (extern) angeordnet ist.
Eine den Rumpf umgebende Hautfalte wird als M a n t e 1 bezeichnet. Er schließt die A t e m h ö h 1 e ein, in der sich die feder- der kammförmigen K i e m e n befinden. Der Mantel kleidet die Wohnkammer des Nautilustieres aus. Gegen das Hinterende ist dieser Mantel längs eines ringförmigen Streifens, dem H a f t oder V e r w a c h s u n g s b a n d (Annulus ) , ziemlich fest mit der Schale verbunden. Dadurch ergibt sich ein gasdichter Abschluß des dahintergelegenen Schalenraums nach vorn. Außer dem Haftband dienen zwei kräftige, unter den Augen gelegene ovale Muskeln, die der Innenwand der Wohnkammer anliegen einer festen Verankerung des Tiers am Gehäuse. Haftmuskeln sowohl wie Haftring verursachen einen schwachen Eindruck an der Schalenwandung, der zuweilen auch am fossilen Material nachweisbar ist.
Eine wichtige Funktion des Mantels besteht darin, daß er mit kalkausscheidender, dem Mantelsaum eingelagerter Drüsen Schutzgehäuse des Tieres, die S c h a 1 e , bildet. Da sie, abgesehen von den Nautiluskiefern, das einzige fossil erhaltungsfähige Organ der Cephalopoden darstellt, ist sie besonders wichtig für die Betrachtung fossiler Arten und daher einer ganz besonders genauen Beschreibung wert.
Die Schale
Ursprünglich besaßen alle Cephalopoden ein Gehäuse, das aber bei vielen Gruppen verkümmert ist. Die Nautiliden und Ammoniten sind jedoch noch im Vollbesitz eines derartigen Organs. Es besteht stets aus zwei Teilen, einem vorderen ungekammerten und einem hinteren, durch viele S c h e i d e w ä n d e (Septen) in einzelne Abschnitte zerlegten, gekammerten Teil. Da das Tier nur in dem vorderen ungekammerten Abschnitt haust, wird dieser Teil als W o h n k -a m m e r bezeichnet. Dort ist er durch Haftring und Haftmuskeln in der oben geschilderten Weise befestigt. Der Kammerteil dagegen steht mit dem Tier lediglich durch den Sipho in Verbindung, ist aber im übrigen mit einem Gasgemisch (vorwiegend aus Stickstoff) erfüllt, das von den Blutgefäßen des Siphos ausgeschieden wird. An deren Durchtrittsstelle durch das Septum bildet dieser eine kragen- oder tutenförmige Ausstülpung, die als S i p h o n a 1 t u t e bezeichnet wird. Da man früher annahm, daß die Gasfüllung aus Luft bestehe, werden die einzelnen Abschnitte der Kammerung auch heute noch als Luftkammern (besser wäre also "Gaskammern") bezeichnet.
Die Schalen s u b s t a n z ist bei den Muschelkalkcephalopoden allerdings nie erhalten. Sie bestand vermutlich aus dem leicht 1öslichen Aragonit und fiel daher schneller Zerstörung anheim. Das, was wir als Versteinerung vorfinden, ist lediglich der sogenannte
S t e i n k e r n. Dessen Entstehung ist auch heute noch völlig ungeklärt; wir Wissen nur so viel sicher, daß es sich um eine Ausfüllung des Schaleninnern mit später verhärtetem Kalkschlamm handelt. Da der Steinkern aber alle Feinheiten des ehemaligen Gehäuses wiedergibt, so können wir ihn bei unserer Betrachtung ohne weiteres mit der Schale selbst gleichsetzen.
Diese stellt ein horn- oder tütenförmiges Rohr dar, das um eine senkrechte Achse, den N a b e 1, so aufgerollt ist, daß alle Umgänge in eine Ebene zu liegen kommen. Dadurch entsteht beim Laien der Eindruck einer Schneckenschale, etwa nach Art der Tellerschnecken. Die einzelnen Umgänge der Aufrollung werden als W i n d u n g e n bezeichnet; sie sind untereinander entlang einer Spirallinie, der N a h t verwachsen. Der vordere Rand der Röhre wird M u n d s a u m genannt, die von ihm eingeschlossene Fläche ist die Schalen m ü n d u n g. Deren Form hängt hauptsächlich ab vom Querschnitt des Rohres; sie kann kreisrund, oval, quadratisch gerundet, elliptisch usw. gestaltet sein. Auch die Seitenfläche des Gehäuses, als F 1 a n k e oder L a t e ra 1 s e i t e bezeichnet, ist in ihrer Gesamtformung (flach, gewölbt usw.) von der Grundform des Schalenrohres abhängig. Den dem Nabel zugewandten Teil des Gehäuses nennen wir die Innenseite oder Internseite* den Außenrand die Außenseite, Externseite oder schlechthin den R ü c k e n. Diese letztere Bezeichnung ist allerdings in streng biologischem Sinne falsch, da es gerade die B a u c h seite des Tieres ist, die dem Außenrand des Gehäuses zugewendet ist.
Im einfachsten Falle ist die Oberfläche der Schale glatt ; meist aber trägt sie Verzierungen. Diese Oberflächenmodellierung der Schalenwand geht unter der Bezeichnung S k u I p t u r. Sie bietet dem P a 1 ä o n t o 1 o g e n eine der wertvollsten Handhaben für die Beschreibung eines Ammonitengehäuses. Je nach der Form der Verzierungen spricht man von S i c h e I - oder A n w a c h s s t r e i f e n, Rippen, Knoten, Wulsten, Dornen u. ä. Die Lage dieser Skulpturelemente auf der Schale dient weiterhin zur Einzelbeschreibung; man spricht dann von L a t e r a I - und E x t e r nknoten, -Wülsten, -dornen usf.
Die Skulptur wechselt sowohl im Lauf der persönlichen Entwicklung des Einzeltieres (der "ontogenetischen" Entwicklung)
wie auch im Verlauf der Geschichte des ganzen Stammes, der "phylogenetischen" Entwicklung. Bei der in genügend großer Individuenzahl zur Verfügung stehenden Gruppe der Ceratiten konnte man zwei verschiedene Typen herausstellen (Riedel 1914, Geisler):
1. Den B i n o d o s u s - T y p: Einer Reihe von Lateralknoten, die unterhalb der Seitenmitte sitzen, entspricht eine etwa doppelt so große Zahl von Externknoten. Hierher gehören sämtliche urtümlichen Ceratiten, z. B. C. atavus, primitivusTaf. und zwar in allen Altersstufen. Bei allen stratigraphisch höher liegenden Arten ist dagegen diese Skulpturform ausschließlich auf die e r s t e n Windungen und auf die J u g e n d formen beschränkt.
2. N o d o s u s - T y p : Lateral- und Externknoten sind durch dicke oder knotige bis dornige Rippen ersetzt, die weit auseinander stehen, wie z.B. bei Ceratites compressus. Der Nodosus-Typ tritt jedoch nie eher als auf den beiden letzten Windungen auf; ältere Umgänge tragen, wenn sie überhaupt modelliert sind stets binodose Elemente.
Da man die Wichtigkeit der Skulptur für die Artbeschreibung erkannte, gelangte man neuerdings zu einer weiteren Verfeinerung der Systematik. Man unterscheidet heute folgende 11 Skulpturformen:
1. neolaevis-Skulptur: Die Skulptur der glatten Ceratitenarten doch sind auch bei ihnen mindestens die Anfangswindungen mit Externknötchen versehen. - Vertreter: C. neolaevis, enodis, semipartitus, meissnerianus.
flexuosus-Skulptur: Sie ist gekennzeichnet durch sichelförmige Skulpturelemente, die vom Nabelrand zu den Seitenknoten und - oft nur angedeutet - über den Rücken hinwegziehen.- C. flexuosus, antecedens.
2. atavus-Skulptur: Sehr deutlich binodos, Flanken glatt; den Seitenknötchen entspricht eine doppelte Zahl von Randknoten Die Wohnkammer ist mindestens im Vorderteil skulpturlos. C.atavus, sequens.
3. pulcher-Skulptur: Auch sie ist kräftig binodos, doch ist sie auf der Wohnkammer stark abgeschwächt. - C. pulcher, primitivus
4. robustus-Skulptur: Sehr kräftig binodos; besonders typisch sind mächtige Wülste, die auch auf der Wohnkammer entwickelt sind. Innere Windungen sind ebenfalls stets stark skulpturiert - C. Iuzifer, pinguis, münsteri, riedeli, robustus, posseckeri, posseckeri macer, humilis.
5.laevigatus-Skulptur: Sie ist leicht kenntlich an der fast glatten Wohnkammer, bei gleichzeitiger kräftiger binodoser Beknotung der Innenwindungen. - C. philippii, hofmanni, laevigatus, dorsoplanus.
6.compressus-Skulptur: Sie ist zunächst binodos, dann aber bildet sie einfache Wülste, die vom Nabelrand zum Externrand verlaufen, ihn aber nicht zuerreichen brauchen C. compressus, raricostatus, evolutus, similis.
7. armatus-Skulptur: Am ausgeprägtesten auf der Wohnkammer schwächt dann auf dem Kammerteil bis zum fast völligen Verschwinden ab. Besonders typisch sind 6 spitze Dornen auf der Wohnkammer mit einer gleichen Zahl flacher Seitenwülste - Einziger Vertreter : C. armatus.
8. praecursor-Skulptur: Die inneren Windungen sind schwach, dagegen ist die Wohnkammer kräftig skulpturiert. - C. subspinosus, subspinosus macer; praecursor, praespinosus.
9. spinosus-Skulptur: Die zunächst kräftig binodose Skulptur nimmt nach der Wohnkammer zu dornigen Charakter an. Die Rippen sind einfach, vom zugehörigen Dorn durch eine mehr oder minder starke Einsattelung getrennt. - C. spinosus, postspinosus, penndorfi.
10.nodosus-Skulptur: Die vorletzte Windung ist kräftig binodos auf dem letzten Umgang finden sich starke ungeteilte Rippen - C. herzynus, nodosus.
11.fastigatus-Skulptur: Typisches und die fastigio-Formen.Zeichen ist die Ringrippigkeit. C. fastigatus
Von den hier geschilderten Skulpturformen gehören Nr. 3 bis 5 den Binodosen, 7 bis 11 den Nodosen an.