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Phlegräische Felder

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oliverOliver:
da scheint sich (schon seit längerem) was aufzubauen - sh. https://orf.at/stories/3333334/

spannend auch die Simulation von 2011, auf die im Beitrag verlinkt wird: https://www.youtube.com/watch?v=iqdXz-BxZlQ

und eine zweite gibts auch: https://www.youtube.com/watch?v=dj6sa7qvexg

mittelfristig also eher schlechte Aussichten für den Golf von neapel ......

grille:
ich befürchte nicht nur für Neapel und Umgebung... !
Liebe Grüße, grille

oliverOliver:

--- Zitat von: grille am 03 Oct 23, 18:25 ---ich befürchte nicht nur für Neapel und Umgebung... !

--- Ende Zitat ---

jup - wenns da wirklich einmal zu dem befürchteten "Super-Ausbruch" kommt, dann betreffen die (direkten und indirekten) Auswirkungen vermutlich ganz Europa ....

Klinoklas:
Die ganze Sache ist gleichermaßen spannend wie unheimlich.

Alles kann aber nichts muss. Die Erde hob sich bereits in der Vergangenheit stark an, beruhigte sich aber wieder ohne dass es zu einen Ausbruch kam.Die Erdoberfläche wird durch die Beben und das Heben und Senken allerdings immer instabiler und kann dem stetig steigenden Druck von unten irgendwann nicht mehr standhalten.

Eine Einschätzung wie stark ein Ausbruch wirklich wird, fällt auch deswegen schwer, weil es bereits im Jahr 1538 eine Eruption gab und diese war eben "nur" moderat.
Das ist auch einer der Gründe, warum der Begriff "Supervulkan" unter vielen Vulkanologen verpönt ist. Er suggeriert das jeder Ausbruch "Supergroßen" Ausmaßes sein muss.
Dabei bedeutet es nur, dass ein Vulkan das Potenzial für verheerende Ausbrüche besitzt.

Grundsätzlich ist die Lage der Millionenmetropole Neapel zwischen den phlegräischen Feldern und dem Vesuv aber schon Wahnsinn und die Frage ist nicht ob es zu einem Ausbruch kommt sondern wann.

Die Magmakammer liegt in sieben bis acht Kilometer Tiefe, es gibt aber kleinere Reservoirs, die nur zwei bis vier Kilometer tief liegen.
Das aktuelle Beben kam aus einer Tiefe von 3 km, dazu messen Vulkanologen stetig steigende Mengen an CO2 und SO2 Gas. Da tut sich etwas im Untergrund.

Von Panikmache halte ich nichts aber ich bin schon der Meinung, dass die Menschen auf ein Naturereignis von diesem Ausmaß schlecht bis garnicht vorbereitet sind.
Man muss nur mal die wirklich großen Vulkanausbrüche in einem historischen Kontext betrachten. Kriege, Seuchen, Hungersnöte, sogar das verschwinden ganzer Kulturen wird bestimmten Vulkanausbrüchen zugeschrieben.

oliverOliver:
Den letzten wirklich großen Knall in Form einer Plinianischen Eruption gabs hier ja vor ziemlich genau 40.000 Jahren – das berühmte KI- bzw. CI-event  (Kampanischer Ignimbrit/campanian ignimbrite) mit der (fast noch berühmteren) KI-Tephra, die als Markerhorizont über weite Teile Europas nachgewiesen werden kann (auch außerhalb der 0,5 cm Isoline auf Abb. 1a in der Publikation von Giaccio et al. 2017 – in solchen Gebieten allerdings weniger deutlich ausgeprägt und daher schwieriger zu identifizieren).
Die erwähnte Publikation in den nature scientific reports ist zum Thema äußerst empfehlenswert, da sie unterschiedliche Datierungsmethoden kombiniert: einerseits Serien-14C-Datierungen an einem verkohlten Holzstück aus dem Tuff (Yellow Tuff facies), andererseits 40Ar/39Ar-Datierungen an Sanidinkristallen aus dem Ignimbrit. Die geplotteten Einzelkristallalter ergeben da (in einer fast perfekten Gauß`schen Glockenkurve) einen eindeutigen peak bei 39,85 ka (Giaccio et al. 2017, Abb. 2).
Falls ein Ereignis dieser Größenordnung wieder auftreten sollte, dann gute Nacht (im wahrsten Sinn des Wortes). Es gibt ja seit einiger Zeit auch die Theorie, dass das Heinrich-4-event (HE4, gleichzusetzen mit dem Grönland-Stadial 9 bzw. dem Huneborg-Stadial, eine kurzfristige deutliche Klimaabkühlung) mit dem KI-event in Zusammenhang stehen sollte – dies scheint durch die neuen Datierungen des KI-events bestätigt zu sein, nach denen der KI-event am Beginn von HE4 stehen sollte (Giaccio et al. 2017, Abb. 4).

Zur präzisen Datierung:
Giaccio et al. 2017: Giaccio, B. et al.; High-precision 14C and 40Ar/39Ar dating of the Campanian Ignimbrite (Y-5) reconciles the time-scales of climatic-cultural processes at 40 ka. Sci. Rep. 7, 45940; doi: 10.1038/srep45940 (2017). https://www.nature.com/articles/srep45940

Zur Stärke/Intensität der Eruption:
Silleni et al. 2020: Silleni, A. et al; The Magnitude of the 39.8 ka Campanian Ignimbrite Eruption, Italy: Method, Uncertainties and Errors. Front. Earth Sci., 19 October 2020, Sec. Volcanology Volume 8 - 2020 | https://doi.org/10.3389/feart.2020.543399
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/feart.2020.543399/full

Zur Tephra-Verbreitung:
Smith et al. 2016:
https://www.researchgate.net/publication/303554479_Tephra_dispersal_during_the_Campanian_Ignimbrite_Italy_eruption_implications_for_ultra-distal_ash_transport_during_the_large_caldera-forming_eruption

Weitere interessante Beiträge:
Fitzsimmons et al. 2013: https://www.mpg.de/7326876/vulkanausbruch_kampanischer_ignimbrit (dazu die ausführliche Publikation: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0065839 )
Giaccio et al. 2006: https://www.researchgate.net/publication/262822970_The_Campanian_Ignimbrite_tephra_and_its_relevance_for_the_timing_of_the_Middle_to_Upper_Palaeolithic_shift


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