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Verblassen der Farben beinhaltet Verlust der Fluoreszenz

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Brodi69:
Hallo Zusammen

Nach langem musste ich wieder einmal mit meinem Büro umziehen. Dabei habe ich meine Bürovitrine entsorgt und meine Ausstellungsstücke wieder mit nach Hause genommen. Mit erstaunen stellte ich fest, dass meine Berbes-Fluorite vom Büro völlig andere Farben hatten, als meine Sammlungsstücke Zuhause. Noch mehr erstaunt war ich, als ich feststellte, dass dabei auch die Fluoreszenz verloren gegangen ist.

Dass sich Fluorit unter Wärme farblich verändert, kann man dem Mineralienportrait Fluorit entnehmen. Dass die Farbe auch ohne direktes Sonnenlicht verloren geht, war mir bislang nicht bekannt, aber ok, das hat nun Auswirkungen, denn auch mein Rosafluorit von der Grimsel im Wohnzimmer hat auch schon sein Rosa deutlich verloren. Die kommen nun alle in den Keller (Schade).

Frage aber nun, wieso ist denn nun auch die Fluoreszenz einfach weg? Was ist hier passiert?

Verblassen der Farben beinhaltet Verlust der Fluoreszenz

Danke für allfällige Erklärungen

Grüessli
Christian

axl:
hallo Christian,

eventuell wirst Du bei früheren posts im Mineralienatlas fündig, an das Thema kann ich mich erinnern,
ich habe das gegoogelt, anbei screenshot vom Ergebnis

Grade habe ich mal bei meinen Stücken von Berbes nachgesehen, diese waren dem Sonnenlicht nie
direkt ausgesetzt, nun, Tageslicht haben sie aber sicherlich abgekriegt, die sehen aber o.k. aus, das
seit mindestens 15 Jahren.
Zum Größenvergleich, der Würfel hat ca. 40mm KL

Grüße

Axel

Lynx:
Hoi zusammen


siehe auch
https://www.mindat.org/mesg-634264.html
https://www.mindat.org/mesg-583008.html
https://www.mindat.org/mesg-573326.html

Lynx:
Hoi,
Grob gesprochen verändern sich durch die Beleuchtung Oxidationszustände von Defekten (Substitutionen oder auch komplexere Defekte) im Fluorit, die für die Färbung und auch die Lumineszenz verantwortlich sind.

Im Detail hängt das  von den tatsächlich vorliegenden Defekten und den eingebrachten Energien ab. Nur als Beispiel:Sm2+ (in relativ kleiner Konzentration) ist eine Ursache der grünen Farbe von Fluorit (z.B. von der Mina Berta, Papiol). Sm2+ seinerseits leuchtet tiefrot (Anregung z.B. 450nm). Durch Licht kann nun das zweiwertige Samarium ein Elektron verlieren und in den (an sich stabileren) dreiwertigen Zustand übergehen. Sm3+ hat aber ganz andere Absorption (=Farbe des Fluorit) und Emission(=Lumineszenzfarbe), als Sm2+.... allerdings kann dieser Elektronenübertrag durch die Präsenz von Eisen/Cer (soweit ich mich erinnere als Fe2+ Fe3+ oder Ce4+ bzw. Pr4+ oder Tb4+; Kempe 2002) unterdrückt werden.
In Konsequenz bedeutet dies, dass es grünen Fluorit gibt, der unter UV ( oder blau) tiefrot leuchtet, aber mit der Zeit ausbleicht (eben weil wenig Eisen nur stabilisieren kann) und anderen grünen (und tiefrot emittierenden) Fluorit, der nicht ausbleicht....

Analoges gilt für Eu2+ das für die blaue Lumineszenz verantwortlich ist.


 Beck, W., Ricard, D., & Flytzanis, C. (1996). Evidence for electron trapping by Sm dimer and trimer centers in Sm doped CaF2. Applied physics letters, 69(21), 3197-3199.

Przibram, K. (1938). Absorption bands and electron transitions in coloured fluorites. Nature, 141(3578), 970-970.

Karl Przibram (1956) Irradiation colours and luminescence a contribution to mineral physics , Pergamon; originally published in German:
Verfärbung und Lumineszenz , Beiträge zur  Mineralphysik (1953); Springer-Verlag Wien;
https://doi.org/10.1007/978-3-662-24766-2 

Calderón, T., Millán, A., Jaque, F., & Sole, J. G. (1990). Optical properties of Sm2+ and Eu2+ in natural fluorite crystals. International Journal of Radiation Applications and Instrumentation. Part D. Nuclear Tracks and Radiation Measurements, 17(4), 557-561. 

Bill, H., & Calas, G. (1978). Color centers, associated rare-earth ions and the origin of coloration in natural fluorites. Physics and chemistry of Minerals, 3(2), 117-131.

Naldrett, D. L., Lachaine, A., & Naldrett, S. N. (1987). Rare-earth elements, thermal history, and the colour of natural fluorites. Canadian Journal of Earth Sciences, 24(10), 2082-2088.

EDIT (oben in blau):
Kempe, U., Plötze, M., Brachmann, A., & Böttcher, R. (2002). Stabilisation of divalent rare earth elements in natural fluorite. Mineralogy and Petrology, 76, 213-234.

Lynx:
Nochmals kurz
Beim Fluorit von Berbes hatte ich spektrale Beiträge im roten Bereich gefunden, die mit Farbzentren  MNa zusammenhängen.
Auch hier kann Licht dazu führen, dass Das Zentrum in Summe gestört wird (z.B. ein Elektron verliert) o.ä. Der Prozess kann reversibel sein...


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