Hallo
ein Mitglied des Atlas hat mir eine Frage zu Feuerstein gestellt, die ich ihm gerne beantwortet habe.
D. h., so beantwortet habe, wie ich es kann. Wenn es hier noch Leute gibt, die mehr dazu sagen können, ist der Frank sicher dankbar.
Ich füge hier mal meinen Text ein. Kann ja sein, dass das Thema evtl. noch jemanden interessiert.
hallo frank
das ist mit worten etwas schlecht zu erklären. ich versuchs trotzdem mal.....
du musst dreierlei zustände beachten.
1. einen natürlichen abspliss von einer feuersteinknolle (nicht von menschenhand erschaffen)
2. einen "abschlag", sprich...ein von menschenhand abgeschlagenes teil eines feuersteins
3. ein zu einem werkzeug weiterbearbeiteten "abschlag"
einen von menschenhand geschaffenen "abschlag" erkennt man immer an "zwiebel" und "bulbus".
die abschläge wurden mit einem, meißt runden, granit-stein, abgeschlagen, indem man schräg auf eine kante einer feuersteinknolle schlug. wenn viele abschläge, außen herum, erzeugt waren, entstand so ein s. g. kernstein.
je idealer die schläge geführt werden, konnten so, perfekte klingen bis zu 30cm entstehen.
an der stelle, wo der schlagstein auftrifft, entsteht eine kleine, zwiebelförmige, schlagmarke. die zwiebel.
der abschlag selber hat nie(!) eine gerade fläche, sondern ist, von der zwiebel ausgehend, konkav-konvex. der bulbus.
je härter der schlag, um so balliger und größer der bulbus. im mittel so um 1-4 cm lang und elliptisch.
so....jetzt erkennt der fachmann schon mal, ob das stück von menschenhand erschaffen wurde.
ein zu einem werkzeug weiterverarbeiteter abschlag ist sehr leicht zu erkennen.
bei 90% aller werkzeuge handelt es sich sich um schnitt- oder schabewerkzeuge.
schnittwerkzeuge haben gerade oder halbkreisförmige (außenradius), gezahnte endflächen.
schaber bilden einen halbkreisförmigen, gezahnten, innenradius.
die gezahnte fläche entstand durch abdrücken kleiner splitter mittels einem spitzen stein oder einem stück hartholz.
der vorteil einer gezahnten schnittfläche gegenüber einer geraden ist die längere haltbarkeit. die geraden schnittflächen werden auch sehr schnell stumpf.
in gegenden, wo feuerstein sehr selten und somit kostbar war, herrschen die s. g. mikrolithen vor. sehr kleine abschläge, mit denen aber sehr gut zbsp enthäutet werden kann.
Tip: sollte es in eurer gegend eine höhle geben, die vor urzeiten bewohnt war, dann mach mal folgendes. nimm ein küchensieb (salatsieb) und schaufel aus verschieden tiefen schichten bodenaushub in das sieb. damit gehst du an das nahe gewässer (haben ALLE wohnhöhlen) und wasch den aushub aus. wetten, dass du mikrolithen oder sogar was größeres im sieb hast?
aber bitte....beachte den bodendenkmalschutz, sofern vorhanden.
deutsche literatur zu dem thema ist mir nicht geläufig. ich selber habe die dänische steinwerkzeug-bibel
>Jeg sär pa Oldsager<
wenn noch fragen sind oder du mal fotos von typischen werkzeugen haben möchtest......irgendwo hab ich ne kleine sammlung rumliegen.
feuersteinwerkzeuge sammelt man grundsätzlich bei schlechtem wetter (regen) oder nach der schneeschmelze. dann sieht man die glänzenden flächen selbst auf etliche meter entfernung. mit kindern macht das richtig spass. wenn die erstmal wissen, wie die teile aussehen, dann haben sie schnell ein erfolgserlebnis. und abends kann papa geschichten von behaarten menschen erzählen, die steine als werkzeuge benutzten.
gruß
Wilhelm