Mineralienatlas - Fossilienatlas
Fossilien / Fossils / Fósiles => Lebewesen / Life forms => Kopffüßer / Cephalopoda => Thema gestartet von: cinnabarit am 26 Dec 22, 23:41
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Guten Abend,
ich habe im Zuge der Auflösung einer Mineraliensammlung auch einige Fossilien übernommen. Leider ist das nicht mein Gebiet.
Hier habe ich ein unbeschriftetes Stück zu dem ich gleich zwei Fragen habe: ;D Ammonit oder Nautilus? Und vielleicht hat einer eine Idee woher das Stück stammen könnte (wobei ich natürlich weiß das man dass meist nicht mit Sicherheit sagen kann)
Vielen Dank im Voraus für die Mühe! ;)
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Weitere Bilder:
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Anhand der Bilder kann man sich herantasten, aber Fundort dürfte schwierig sein.
Bei dem großen Exemplar handelt es sich eindeutig um einen Nautilus. Am Stück finden sich aber auch Ammonitenreste und auch eine bräunliche Austernschale, die nach einer Gryphaea ?arcuata aussieht. Demnach wäre eine Einstufung des Fundstück in den unteren Lias möglich. Damit wäre ich mit meinem Latein am Ende, alles andere reine Vermutung. Der Lias ist ja doch recht weit verbreitet, wie ein Blick auf die geologische Karte zeigt.
Weiterhelfen könnte vielleicht ein kriminalistisches Herangehen: Wenn die Sammlung vorwiegend einheimische Stücke/einer bestimmten Region umfassen würde, läge die Vermutung Süddeutschland (evtl. schwäbische Alb) nahe. Die frische graue Färbung unter der oberflächlichen Verfärbung deutet auf einen nicht direkten Oberflächenfund, evtl. eine größere Baustelle. Wenn man weiß, woher die Sammlung stammt, wann der ehemalige Besitzer aktiv war und ob noch mehr ähnliche Stücke vorhanden sind, könnte der eine oder andere Experte vielleicht aus dieser Kombination nähere Schlüsse ziehen, es ist aber anzunehmen, daß es immer bei Vermutungen bleiben wird.
Vielleicht mal im Steinkern zur Diskussion stellen?
https://www.steinkern.de/
Gruß Chrisch
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Stimme Chrisch in allem zu: eindeutig ein Nautilus (Prachtstück!), nach der Begleitfauna (Gryphaea und Ammonit – evt. ein Pleuroceras?? Schlecht zu erkennen) eindeutig aus dem Unteren Jura bzw. genauer Unterer Lias. Bekannte Fundorte in D wären z.B. Unterstürmig oder Buttenheim – eine nachträgliche Zuordnung wird aber wohl schwierig werden.
Lg + ga
oliver
p.s.:
die Stufe sollte unbedingt von einem Profi präpariert werden - da findet sich auf Steinkern sicher jemand, der das gerne übernimmt.
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Gryphaea arcuata und die - zugebenermaßen - vom Foto abzuleitende Gesteinsbeschaffenheit deuten eher Richtung Lias alpha. Aus dem Lias delta habe ich bisher noch keine gesehen. Kann mich aber auch irren, es gab ja noch andere, spätere Gryphaen.
Gruß Chrisch
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jup, die Gryphaea (wenns eine G. arcuata ist) hätte mich für delta oder epsilon auch etwas irritiert. Bin schon neugierig auf weitere Kommentare/Infos .....
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Guten Morgen :)
Vielen Dank schonmal euch allen für die bisherigen Infos und Einschätzungen, war mir grundsätzlich mit dem Nautilus schon recht sicher nach ein bisschen Recherche, aber wollte es auf jeden Fall auch nochmal bestätigen lassen.
Zu der Sammlung, hauptsächlich umfangreiche Mineraliensammlung, das meiste wohl ab den 70er-2000er zusammengetragen. Fossilien war für mich zumindest keine besondere Spezialisierung zu erkennen, das war nur ein Regal und wenn beschriftet dann meist von Deutschen/Europäischen Fundorten (z.b. Misburg/Hannover, Eichstätt Plattenkalke, Pariser Becken)
An eine Präparation hatte ich bis eben noch gar nicht gedacht, aber nun würde mich der Gedanke schon mal reizen, ich werde die Tage mal bei Steinkern auf die Suche gehen und mich dort mal umhören ;D
LG an alle!
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Für mich sieht es sehr nach einem Nautilus elegans aus, die Hauptleitmuschel der Kreide.
VG Klaus
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... Hauptleitmuschel ...
:o Ein Nautilus ist KEINE Muschel, sondern ein Kopffüßler!
Volkmar
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"die Hauptleitmuschel der Kreide" ist ein Zitat aus Quenstedt, Petrefaktenkunde Bd. 1.
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na was dem alten Quenstedt da wieder eingefallen ist ;D
Das ist wohl eine veraltete Gleichsetzung/Übersetzung von Conchylien = Muscheln
(Conchylien - Schalen der Weichtiere allgemein) - also eine "synonyme" Verwendung von "Muscheln" für "Mollusken".
Auch der Sprachgebrauch verändert sich im Lauf der Zeit - nicht nur taxonomische Zuordnungen ;)
Man muss einen Text (auch einen wissenschaftlichen) immer im Kontext seiner Zeit sehen - viele Worte haben in den letzten 200 Jahren einen Bedeutungswandel erfahren.
(und das gilt auch für jüngere Texte - selbst für solche aus der Mitte des vorigen Jahrunderts)
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p.s. – um das nochmal verständlicher zu machen: die im Englischen (immer noch) gegebene Doppelbedeutung von „shell“ ist vielen Usern vermutlich geläufiger. Da bedeutet „shell“ zwar einerseits „Muschel“, andererseits (und in der ursprünglicheren Verwendung) aber auch „Schale“ allgemein. „Eggshell“ ist also keineswegs eine „Eiermuschel“, sondern ganz einfach die Eierschale.
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Hi,
definitiv ein Stück aus dem "Arcuatenkalk" (ich hab auch ein Faible für verstaubte Begriffe... ;))
Lias alpha 3, mittleres Unter-Sinemur
namensgebend die Gryphaea arcuata
der Ammonit dürfte einer aus der Familie der Arietitidae sein, tendiere zu Arnioceras sp.
Den Nautiliden würde ich sicher der Gattung Cenoceras sp. zuordnen wollen, ein typischer Vertreter im Sinemur wäre Cenoceras striatum (Sowerby, 1817), aber da er nur in Steinkernerhaltung vorliegt muss man es wohl bei Cenoceras sp. belassen.
Einem Fundort wird man das Stück zwar nicht zuordnen können, da gibt es zu viele Fundorte, aber insgesamt ist das ein wunderbares Faziesstück, das präparatorisch wirklich einiges Potenzial besitzt!
Grüßle und GA
GEOMAXX