Moin Alfredo
Die exakten Bildungsbedingungen in den Salzstöcken, in denen Boracit vorkommt, kenne ich leider auch nicht. Aber möglicherweise spielt neben der Temperatur auch der Druck eine entscheidene Rolle. Eine andere Möglichkeit wären Fremdionen, welche die Bildung einer Kristallstruktur begünstigen, der pH-Wert oder einen Kombination aus allen Faktoren. Ich hatte mal mit einem ehemaligen Professor darüber gesprochen wie es sein kann, das in manchen Auswürflingen in der Eifel alle drei SiO
2-Modifikationen, also Quarz, Tridymit und Cristobalit, nebeneinander vorkommen können. Er meinte damals, das liegt an den Alkalimetallkationen. Die Stailitätsdiagramme, welche man in der Literatur findet, sind normalerweise unter Laborbedingungen erstellt worden, die Natur weicht von den Laborbedingungen bekanntlicherweise mehr oder weniger stark ab.
Ein anderes Beispiel, welches ich gerne auch nochmal ausprobieren möchte, ist Nickelsulfat: Bei Raumtemperatur bildet sich aus gesättigter Nickelsulfatlösung das Heptahydrat, welches leider nicht an der Luft stabil ist. Ab 31.5°C kristallisiert aus wässriger Lösung das Hexahydrat, welches laut meinen Infos luftstabil sein soll. Fügt man pro 100ml Lösung nun rund 7ml konz. Schwefelsäure hinzu, kristallisiert auch bei Raumtemperatur das Hexahydrat (Quelle:
https://en.crystalls.info/Nickel_sulfate).
EDIT: Mir fällt zu dem Thema "Fremdionen" gerade noch ein, dass die Boracite von Bernburg grundsätzlich nur in der Nähe oder am direkten Kontakt Halit-Anhydrit zu finden sind. Ich meine in Lüneburg ist das nicht anders. Es liegt also nahe zu vermuten, dass die Anwesenheit von Calcium eine Rolle bei der Bildung von Boracit spielt. Wäre interessant, ob Boracit generell nur in der Nähe von Anhydrit gefunden wird bzw. welchen Einfluss Anhydrit auf die Bildung ebenjenes hat.
Viele Grüße
Markus