Mineralienatlas - Fossilienatlas

Bergbau und Verhüttung / Mining and Smelting / Minería y Fundición => Schlacken, Gläser, Verhüttungsprodukte / slags, glasses, smelting products => Bestimmungsanfragen zu Schlacken/Gläsern/Kunstprodukten => Thema gestartet von: Stefan11111978 am 17 Sep 20, 20:59

Titel: Bitte um Bestimmung oder Hinweise / Schlacke
Beitrag von: Stefan11111978 am 17 Sep 20, 20:59
Guten Abend zusammen,
heute habe ich bei einer Feldbegehung ein Objekt gefunden, bei dem ich eure Unterstützung zur Bestimmung erbitte.

Ort: Kleve, Hüfgen (Straße)
N 51°45'56.8"
E 006°07'09.7"

Ackerfläche mit hohem Kiesanteil.
Das Objekt war ein Einzelfund, keine vergleichbaren Objekte entdeckt.
Durch Straßenarbeiten waren im Randbereich zur Straße "Schotterbrocken" vorhanden. Ebenso grobporige Schlackestücke. Jedoch keines in vergleichbarer Farbe.

Beschreibung:
Das Objekt ist m.M. nach inhomogen. Bei Vergrößerung des Fotos sieht man soetwas wie "Adern" und Einschlüsse.
Unterschiedlich Größe "runde, oder rundähnliche" Löcher sind auf 5 von 6 Seiten sichtbar. Einige sind gefüllt mit Sand und feinen Steinen. Diese konnte ich gut auswaschen. Andere wiederum haben ein fest eingeschlossenes Material, dass sich auch mit einer Nadel nicht entfernen lässt.

Das Objekt ist inhomogen magnetisch. Im Bereich der "kleinen Löcher" bleibt der Magnet hängen, bei den Großen Löchern "mal ja, mal nein". Ich konnte keine Rückschlüsse auf die Größe der Löcher ziehen, da selbst im "ähnlich gelochtem Material" unterschiedliche Anziehungsstärken spürbar waren.

Die Dichte beträgt ca 3,3-3,5. Merklich schwerer als ein "Kieselstein" vergleichbarem Volumens. Das Gewicht beträgt 320 Gramm.

Die Oberfläche ist eher matt und weist an einigen Stellen "Strukturen" auf, die ich sonst nur von "Nadelkristallen" kenne. Bei genauer Betrachtung sieht man eine Kreuz und Quer laufende Struktur.

An einer kleinen Stelle habe ich das Objekt geschliffen. Und poliert. Die Stelle ist 6mm lang und 3mm breit. Es ist eine metallisch-schwarze Oberfläche entstanden. Davon habe ich ein improvisiertes Makro-Foto gemacht. Dort erkennt man einzelne kleine, nicht verbundene Metall-Flocken (?)

Ich danke schon mal im Voraus für eure Hilfe
Titel: Re: Bitte um Bestimmung oder Hinweise
Beitrag von: guefz am 17 Sep 20, 21:27
Hallo,

danke für die ausführliche Beschreibung. Ich würde das Stück als Schlacke aus der Eisenverhüttung ansehen. Die nadeligen Strukturen an der Oberfläche, die auch auf dem dritten Foto zu erkennen sind, wären dann Fayalit. An einer Bruchfläche müsste man diese Struktur auch erkennen können. Der Magnetismus ist dann auf unregelmäßige Verteilung von Eisenresten in der Schlacke zurückzuführen.

bis denn

Günter
Titel: Re: Bitte um Bestimmung oder Hinweise
Beitrag von: Stefan11111978 am 17 Sep 20, 23:02
Vielen Dank, guefz
Titel: Re: Bitte um Bestimmung oder Hinweise
Beitrag von: christof schäfer am 17 Sep 20, 23:43
Zur Bestimmung des abgebildeten Proben kann ich leider keinen Beitrag leisten.

Die Schlacken der Eisenverhüttung haben aber nicht die ZUsammensetzung eines Fayaliths sonderen entsprechen eher einem Melilith. Deshalb wird im Hochofen auch Kalkstein zugesetzt, um Si und Al aus den Verunreinigungen des Roherzes (Quarz, Glimmerminerale o.ä.) in einer eutektischen Schmelze zu sammeln.
Fayalithische Schmelzen fallen bei der Kupferverhüttung an. Hier ist man bestrebt Fe aus Pyrit, Kupferkies u.a. über die Schlackenphase abzutrennen.
Titel: Re: Bitte um Bestimmung oder Hinweise
Beitrag von: Uwe Kolitsch am 18 Sep 20, 11:17
Da muss man zwischen alten und modernen Eisenschlacken unterscheiden: die alten enthalten fast immer Fayalit oder, wenn Ca-haltig, Übergänge zu Kirschsteinit (CaFe2+SiO4).
Titel: Re: Bitte um Bestimmung oder Hinweise
Beitrag von: smoeller am 18 Sep 20, 15:22
Hallo,

Auf jedem Fall Schlacke.

Rennofenschlacken enthalten Fayalit, Magnetit und Wüstit. Kann sein, dass es bei modernen Schlacken anders ist. Ich kenne jedoch auch Schlacken aus der Kupferverhüttung (Mansfeld), die aus Pyroxenen bestehen.

Glück Auf!
Sebastian