Vorwort
- Die Grube Hermine wurde im II. Weltkrieg völlig neu aufgebaut. In dem Grubenfeld waren vor 1940 mehrere Kleinbetriebe tätig, die die einzelnen Gänge an völlig unterschiedlichen Stellen zuerst in Tagröschen und später mittels Schlepp- (tonnlägiger Schacht, d.h. im Gang abgeteuft) oder Saigerschacht ausgebeutet hatten. An keiner Stelle hat es allerdings, wie es bei allen anderen Gruben üblich war, eine Konzentration an einem bestimmten Standort gegeben und so kam es mit Hilfe der Reichsregierung zwischen 1940 und 1942 dazu, dass die Grube Hermine ins Leben gerufen wurde. Wenn der II. Weltkrieg nicht ausgebrochen wäre, weil Flußspat dringend für Rüstungszwecke gebraucht wurde, dann hätte es unter Umständen die Grube Hermine gar nicht gegeben und die Gänge wären von Grube Cäcilia und Grube Erika abgebaut worden.
Hinweis zum Betrieb
Ein geschichtlicher Abriss zur Grube Hermine
- 1937 erklärte Generaloberst Göring das die Flußspatvorräte in der Oberpfalz die Grundlage für einen leistungsfähigen Flußspatbergbau abgeben und das würde die Errichtung von zwei neuen Aufbereitungsanlagen in der Gegend von Schwarzenfeld notwendig machen. Davon wurde dann schließlich eine neue Aufbereitung gebaut. Anlaß für dieses Engagement des Reiches, vertreten durch das Oberkommando des Heeres, waren die Neuorientierung der Kriegwirtschaft und eine damit verbundene, konsequent betriebene Rohstoffsicherung.
- 1940 wird die Firma Riedel de Haen in Hannover von der Reichsregierung beauftragt, die Flußspatgruben im Raum Wölsendorf, Stulln und Lissenthan zu erwerben, um damit eine Grundlage für eine Flußsäurefabrik zu erstellen. Dazu wird Anfang 1940 die "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Köln-Lissenthan, mit den dazugehörigen Gruben Gisela, Joachim, Dennoch Glückauf, Glückauf, Fortuna, Neue Hoffnung, Centa und Merkur sowie die noch vorhandenen Maschinen und Ausbeuterechte erworben und in die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Nabburg umbenannt. Bis auf Grube Gisela bleiben alle vorgenannten Gruben nach dem Erwerb außer Betrieb, die Grube Gisela selbst wird gestundet und modernisiert.
- Das Oberpfälzer Flußspatrevier hatte nach einem Gutachten die größten Mineralreserven innerhalb des damaligen Reichsgebietes. Deshalb sollten hier neue Lagerstätten aufgeschlossen, aber auch Anlagen für die Rohstoffanreicherung und die Herstellung von Flußsäure und Fluoriden, eben eine chemische Fabrik, errichtet werden. Die steigende Nachfrage nach diesem Mineral erklärte sich aus seiner Bedeutung für die enorm wachsende Stahl- und Aluminiumproduktion zu Rüstungszwecken. Ein wichtiger Grund bei der Standortentscheidung war damals aber auch die Lage in der Reichsmitte, weit ab für feindliche Flieger aus dem Westen.
- 1942 kaufen die "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Nabburg, die PlanNr. 582/2, Nebelberg, mit den Ausbeuterechten über den gesamten Grundbesitz des Bauern Georg Graf in Lissenthan von die Firma "Vereinigte Aluminium-Werke AG, Berlin W 8" und sie erwerben vom Bauern Georg Graf in Lissenthan auch das Grundstück PlanNr. 585, Ebertsbergholz.
- 1942/43 werden auf PlanNr. 585 die Tagesanlagen der Grube Hermine errichtet, ein Holzfördergerüst aufgebaut, ein doppeltrümmiger Förderschacht bis auf 120 m abgeteuft und an diesem der Hermine Nord-Süd-Gang auf der 60, 90 und 120 m Sohle angeschlagen. Der Flußspatgang wird im Streichen aufgefahren und zum Abbau vorgerichtet.
- Anfang 1944 wird die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Nabburg aufgelöst und in die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Stulln ( = VFG-Stulln ) eingegliedert. Geschäftsführer der "VFG Stulln" wird Dipl. Ing. Ernst Grüter in Nabburg, Betriebsleiter des Grubenbetriebes wird Dipl. Ing. Robert Kocher.
- Zur gleichen Zeit müssen die Flußspatgänge am Nebelberg folgende Bezeichnungen bekommen haben: Gustav I und Gustav II, Getraud I und II, Hermine Nord-Süd, Hermine West, Hermine Ost und Hermine Ost-West Gang.
- Bis 1945 wurden 16,6 Millionen Reichsmark aus Reichsmitteln in die Stullner Anlagen und die Flußspatförderung investiert. In den Kriegsjahren wurden die Gruben Erna, Hermine und Gisela großzügig entwickelt und aufgeschlossen, eine Förderung gab es aus diesen Gruben nicht, dafür wurden die Gruben Johannesschacht, Marienschacht, Roland, Erika und Cäcilia sehr stark zur Förderung herangezogen. Das Kriegsende brachte auch den Flußspatbergbau auf diesen Anlagen zum Erliegen.
- 1945 im Mai soffen sämtliche Schächte und Untertageanlagen durch Bombenangriffe auf das Stromnetz der Oberpfalzwerke, das die Stullner Gegend versorgte und einen Stromausfall zur Folge hatte, ab. Hinweislich sei erwähnt, dass im gesamten 2. Weltkrieg nicht eine Grube in der Stullner Gegend Ziel alliierter Angriffe war.
- 1946 wird die Grube Hermine leergepumpt und für die Flußspatförderung weiter Aus- und Vorgerichtet.
- 1948 läuft die Flußspatförderung in der neu aufgebauten Grube Hermine an. Das Fördergut wird nur noch separiert ( Absiebung und Handscheidung ) und das angereicherte Gut der Zentralaufbereitung der VFG in Stulln zugeleitet und hier zu Hüttenspat-Sorten und Konzentrat ( min.97% CaF2 ) verarbeitet.
- 1948 und 1949 verwertbare Förderung für die Grube Hermine von circa 15.000 Tonnen.
- 1950 werden für die Statistik folgende Angaben gemacht: "Vereinigte Flußspatgruben G.m.b.H.", Stulln; Leitung als Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Ernst Grüter, Stulln; Gründungsjahr: 1935; In Betrieb befindliche Bergwerksanlagen: Grube Erna in Stulln, Grube Gisela und Grube Hermine in Lissenthan; Sonstige Betriebsanlagen: Chemische Fabrik zur Herstellung von Flußsäure und flußsauren Salzen; Betriebsleitung (aller Gruben): Dipl. Ing. Ernst Grüter; Hauptmineral: Flußspat, Nebenmineralien: Schwerspat; Fördereinrichtungen: 3 Schächte (je ein Schacht für Grube Erna, Gisela und Hermine) mit Tiefen bis zu 150 m (Erna 110 m, Gisela 150 m und Hermine 120 m); Aufbereitungs- und Veredelungsanlagen: 2 Aufbereitungsanlagen, 1 Zentralaufbereitungsanlage mit Flotation, Kapazität: 20.000 t (auf Grube Gisela und Hermine je 1 Aufbereitungsanlage (nur Separation (Absiebung und Handscheidung), auf Grube Erna 1 Zentralaufbereitungsanlage).
- 1952 gab es laut einem Zeitungsbericht folgendes Ereignis auf Grube Hermine: "Der Hauer Helmut Becker legte auf der 60 Meter Sohle letzte Hand zum Schießen an. Nach der Detonation erfüllte plötzlich ein mächtiges Sausen und Brausen die Grube. Der "Venezianergang" war angeschossen. Nachdem die gestauten Wassermassen abgeflossen waren, konnte man eine einzigartige Arbeit aus dem 15. Jahrhundert bewundern." siehe dazu unter Venetianer-Schrägschacht
- 1953 arbeiten von 252 Gesamtbeschäftigte circa 70 auf Grube Hermine.
- 1955 ist der Schacht auf 150 m Teufe niedergebracht. Auf der 90 m Sohle werden die Gänge Gustav I (bis Ende 1937 Grube Dennoch Glückauf) und Gustav II (bis Mai 1939 Grube Glückauf - Nebelberg) an den Schacht angeschlossen und zum Teil unterfahren. Das Bergwerk Hermine entwickelt sich zu einem bergtechnisch vorbildlichen Gangbergbau-Betrieb mittlerer Dimension unter Nutzung der natürlichen Vorgaben (mehrere Flußspatgänge, standfestes Nebengestein).
- 1957 Gesamtförderung Flußspat roh 45.591 Tonnen, Flußspat absatzfähig 28.234 Tonnen, Belegschaftsstand am viertletzten Arbeitstag im Dezember: 217, davon Arbeiter unter Tage 112, Arbeiter über Tage 85, Angestellte 20. Die Angaben beziehen sich auf die Grube Hermine, Grube Gisela, Grube Erna, Grube Roland und Grube Issigau im Oberfränkischem Flußspatrevier.
- 1958 Grubenbetriebsleitung: Dipl.-Berging. Horst Krummhaar, Stulln. Betriebsleitung: Friedrich Wachtel.
- Verwertbare Förderung nur für die Grube Hermine zwischen 1950 und 1959 circa 150.000 Tonnen.
- 1960 werden folgende Gänge genannt: Hermine Gang, West Gang, Gustav I und Gustav II Gang. 1960 übernimmt Dipl.Ing. Ernst Grüter, Nabburg die Geschäftsführung jetzt als Direktor. Dipl.-Berging. Karl Weiss, Stulln übernimmt die Grubenbetriebsleitung aller Gruben.
- Ende 1962 war es geboten, zur Sicherung der "VFG", Stulln und ihrer Weiterentwicklung sie einem wirtschaftlich starken Unternehmen anzuschließen. Das Bundesschatzministerium übereignete die "VFG" aus dem Nachlaß des Deutschen Reiches an die "Vereinigte Aluminiumwerke", mit Sitz in Bonn, eine Tochtergesellschaft des bundeseigenen "VIAG", vornehmlich unter dem Aspekt einer gesicherten Versorgung mit dem Grundstoff Fluor für deren Aluminiumhütten. Damit waren die Weichen für eine zukunftsorientierte Entwicklung gestellt. Die "VAW" investierte vorerst einmal großzügig in Stulln, u.a. in neue Flußsäureanlagen und noch im gleichen Jahr wurde die Produktion von Aluminiumfluorid aufgenommen.
- 1965 ist der Hermineförderschacht bis auf 180 m Teufe abgeteuft und in Betrieb genommen worden.
1966 ist der Hermineförderschacht auf 210 m Teufe verlängert worden. Die Gänge Gertraud I, Gertraud II und Venetianer werden auf der 90 m Sohle neu erschlossen. Im gesamten Grubengebäude findet intensive Aufschlußtätigkeit statt. Produktions- und Belegschaftszahlen: Produktion Grube Hermine, Grube Erna und Betrieb Oberfranken: Flußspat roh 40.000 t, absatzfähig 15.000 t, Beschäftigte 1966: 102.
- Verwertbare Förderung nur für die Grube Hermine zwischen 1960 und 1969 circa 120.000 Tonnen.
- 1988 am 30. September vollzog sich der offizielle Schlußakt im Oberpfälzer Flußspatbergbau. An diesem Tag waren die Schließungsarbeiten beendet, die Schachtanlagen gesichert und die Rekultivierungsarbeiten abgeschlossen.
- 1989 gibt es eine Randnotiz in der erwähnt wird, dass die Grube Hermine in den letzten Betriebsjahren (aufgrund von mehrere Gespräche gilt das zumindest ab dem Zeitraum ab 1980) lediglich nur noch 30 bis 35 % CaF2 im Fördergut aufzuweisen hatte, der Rest war taubes Gestein ( Berge ) und davon vorwiegend roter Naabgranit.
- 2005 im Juni/Juli wurde der Stahlförderturm der Grube Hermine zerlegt. Er wird gereinigt, gesandstrahlt, leichte Veränderungen werden vorgenommen, bekommt einen neuen Anstrich und wird dann am ehemaligen Besucherbergwerk Reichhart-Schacht wieder aufgestellt.
- 2005 am 06. September wird der restaurierte Stahlförderturm aufgestellt und bekommt so seinen endgültigen Standort über dem Gottessegenschacht der ehemaligen Grube Freiung I am ehemaligen Besucherbergwerk Reichhart-Schacht. Auch die Fördermaschine von Grube Hermine findet hier ihren endgültigen Standort.
Die Lagerstätte
- 1957 berichtet Dr. Ernst Otto Teuscher, München, wie folgt:
- "Gustav-Ganggruppe": Nordsüdliches Streichen haben drei untereinander parallele Gangtrümer der Gustav-Ganggruppe (4), die im Süden ein Umbiegen nach Südosten zeigen, ehe sie in den Cäcilia-Gang einmünden. Die Gustavgänge haben Mächtigkeiten zwischen einigen dm und 1 m und fallen +/- steil ( 75 bis 90 Grad ) nach E ein. Auf sie zu fallen die 2 bis 3 Trümer des Hermine-Gangs ( 75 bis 90Grad nach W) (Siehe Nr. 5). Zwischen diesem sich nach der Oberfläche öffnenden Fächer von 4 bis 6 mächtigeren Gängen, mit mehr als dm mächtiger Flußspatführung, sind noch die doppelte Anzahl von schmalen Flußspattrümchen von einigen mm bis mehreren cm Mächtigkeit, auf N -- S streichenden steilen Klüften, durch ausgedehnte Querschlagsarbeiten aufgeschlossen worden. Es kommen im Streichen Partien vor, wo die Gangzone in 0,5 bis 1 m Mächtigkeit etwa nur mehr aus einem anastomisierenden Netzwerk von 1 bis 2 cm starken Flußspattrümchen besteht, die in ihrer Gesamtheit oft noch einer Flußspatfüllung von 1 bis 2 dm entsprechen".
- "Gustav II Gang": Vor Vollendung des Hauptquerschlags wurden in gleicher Linienführung (also auch E -- W) an der Oberfläche Emanationsprofile vermessen. Für den Gang Gustav II wurde mit Genauigkeit von einigen dm die Stelle angegeben, wo in 1 m Tiefe der Gangausbiß freigelegt werden konnte; leider war er wie aus Form und Höhe des Profils schon vermutet werden konnte, nicht bauwürdig entwickelt, sondern bestand aus einer metermächtigen Kluftzone (Trümerzone) mit einigen Flußspattrümchen von mm bis 1 cm Mächtigkeit".
- "Hermine Gangzug": Der Hermine-Gangzug (5) ist der bedeutendste unter den N--S Gängen und sein Flußspatinhalt vor Beginn des Bergbaues war größer als der aller anderen N--S Gänge des westlichen Nabburger Reviers zusammengenommen. Er ist bebaut auf über 400 m streichende Länge, die Partien bester Mineralisation innerhalb der Gangplatte schieben mit 60Grad nach S ein, der Hauptgang wird auf 3/4 seiner Länge von bauwürdigen Nebentrümern begleitet ( meist 1 bisweilen 2 ), maximale Gangmächtigkeiten von einigen m ( Riedel erwähnt 1952 max. 3 Meter Gangmächtigkeit ) kommen vor. Die gesamte Grube zeigt an keiner Stelle Radioaktivität, die das Ausmaß derjenigen im Granit erreichte. Der Hermine Gangzug konnte geophysikalisch noch 200 m nach N über den bergmännisch erschlossenen Teil hinaus verfolgt werden; seine Auffahrung nach N unter Tage lieferte leider ebenso wenig einen bauwürdigen Gang wie Schürfe über Tage".
- zu 6) a) "O-W-Gang": Der Hermine Gangzug endet im Norden an einer E--W streichenden Querzone ( Ost-West Gang ) die z.T. stark verquarzt ist und nur wenig Flußspat in cm-mächtigen Trümchen führt ( 6 a) ) und die z.T. von einer Mylonitzone begleitet ist (Pfahlschiefer).".
- zu 6) b) "Ostgang": Der Ostgang ist ein unbauwürdiges Seitentrum, das in einer Schieferscholle bald völlig endet".
- "Der Hermine-Gang mündet in den Erika-Gang (8) nachdem er zuvor aus der Richtung S 180 Grad bogig bis nach S 150 Grad E umgelenkt war."
- 1979 wird der Hermine- Venetianer- Gustav I und II- und der Gertraud I und II-Gang als die Gänge erwähnt, die den Nebelberg in NS-Richtung durchschneiden und die sich hier in einer Massierung von Lagerstätten, im Gegensatz zum Wölsendorfer Hauptgangzug mit seiner weitläufigen Ausdehnung, auf verhältnismäßig kleinen Raum befinden. Demnach sind die Hauptbetriebe Hermine, Erika und Cäcilia auch alle unter Tage miteinander durchschlägig geworden, weil die wesentlichen Gänge zusammenhängen. Die Gänge sind kompakt, d.h. nicht so weitläufig im Streichen, dafür verhältnismäßig kontinuierlich in der Mineralisierung und mit in der Regel größerer Teufenerstreckung. Die Mineralisierung des Gustav II Ganges reicht nur auf 100 m und des Gustav I Ganges nur bis circa 150 m Teufe, bezogen auf Rasenhängebank des Hermine-Schachtes. Der Hermine Nord-Süd Gang und der Gertraud I Gang sind im Jahr 1978 ( darunter bis 1987 nicht mehr bauwürdig ) bis auf 270 m mineralisiert. Für den Gertraud II Gang wird keine Angabe gemacht.
- Im Bereich des Nebelberges ist die Konzentration bauwürdiger Flußspatlagerstätten nicht nur räumlich, sondern auch der Menge nach erheblich gewesen, denn die drei Betriebe Hermine, Erika und Cäcilia erbrachten zusammen mehr als die Hälfte der gesamten Förderung im Wölsendorfer Flußspatrevier.
Mineralogie
- 1952 "Hermine-Gangzug" Nr.5: Der Flußspat stellt mit starken Farbschwankungen von weiss über hellgrün zu dunkelviolett einen eigenen Typ dar. Schöne Ausbildung einer radialstrahligen Struktur mit ringförmigen Kristallisationsintervallen, daneben massige und grobspätige Kristallisation, wie sie auch auf dem Erika-Gang anzutreffen ist, wurden vorgefunden.
- 1957 schreibt Dr. Ernst Otto Teuscher, München, zur "Gustav-Ganggruppe" Nr 4 folgendes: "Die Füllung der Gustav-Ganggruppe, die selten 0,5 m Mächtigkeit übersteigt und meist einige dm besitzt, zeigt vorwiegend hellgrünen Flußspat, seltener grauen und violetten in Trümchen und Salbändern, Führung von Baryt bis zu 1 dm und häufig Bänder und Linsen von Chalcedon gehören zur normalen Ausbildung, linsenförmige Einschlüsse von Granit in der Gangfüllung sind ziemlich häufig".
und zum "Hermine Gangzug" Nr.5: "Die Gangfüllung besteht aus besonders reinem grünem Flußspat; die auf den N--S Gängen so häufigen violetten Salband-Flußspäte sind hier nur untergeordnet vorhanden. Die Gangausbildung auf Hermine ähnelt derjenigen auf den Gustav-Gängen stark, Baryt ist auch hier häufig und kann mehrere dm Mächtigkeit erreichen, Quarz tritt allerdings stark zurück und Granitschollen in der Gangfüllung wurden nur an den Enden des Gangzuges beobachtet, besonders im Süden, wo er auftrümert".
1967 wird von Dr. Heinz Ziehr, Regensburg, für Grube Hermine folgende Mineralabfolge ( Formation III, IV, V und VI ) genannt:
III
- Fluorit IIa und b
- Quarz IV
- Baryt I
IV
V
- Pyrit III, Markasit II, Linneit, Bravoit
- Kupferkies II, Zinkblende II
- Cu, Hg - Fahlerze
- Bleiglanz III
VI
- Quarz V
- Fluorit IV (xx) plus minus Pyrit
- Baryt III (xx) Kupferkies III
- Kalkspat III (xx) Zinnober
- Dazu werden von Dr. Heinz Ziehr wie folgt Angaben gemacht (es werden hier nur Besonderheiten in loser Folge aufgeführt): Schwazit (Quecksilberfahlerz) und Kupfer-Antimon-Fahlerz fanden sich vornehmlich im Baryt zusammen mit Kupferkies, Zinkblende, Bleiglanz und Pyrit.
- 1977 wird der Fluorit als weiß, hellgrau, grün und dunkelviolett beschrieben. Der Baryt leuchtet im UV-Licht teilweise himmelblau. Schneeweiße Baryt-Tafeln im Stinkspat dürften wohl junge Bildungen sein. Sie wurden zusammen mit zeitweise häufig vorkommendem Uranocircit ( auch gute Kristalle ) gefunden. Auch etwas Torbernit kam mit vor.
- 2000 wird berichtet, dass die Grube Hermine südlich Lissenthan zunächst kaum sammelwürdige Stufen lieferte, die Situation änderte sich erst als in der letzten Betriebsperiode größere Teufen und die Verbindungsgänge zu Cäcilia und Erika abgebaut wurden.
- In der Halde der Grube Hermine hat sich auch Bergematerial der Grube Erna befunden, der bei Bedarf auf Grube Hermine als Versatz diente.
- Beim Fluorit werden Rhombendodekaeder ( 110 ) mit abstumpfender Kante auf Würfeln beschrieben. Bemerkenswert waren Flüssigkeitseinschlüsse in Fluoritkristalle mit Gasblasen. Quarz ist wie Bayrt in vielen Gängen Gangart, oft aber auch letzte Bildung und "überzuckert" dann die Fluorite regelrecht. Meist farbloser Calcit ist häufig auf Fluorit und Dolomit aufgewachsen, seine Ausbildung ist ein hexagonales Prisma und flache Rhomboeder. Die Kristalle erreichen max. 2 cm Größe. In seltenen Fällen sind die Prismenflächen durch ein extrem steiles Rhomboeder ersetzt. Bleiglanz in Würfeln oder Kubooktaedern war nicht selten. Zinkblende wurde in kleinen hellen Kriställchen auf Fluoritwürfel aufgewachsen vorgefunden. Fluoritkristalle oder weißer Baryt enthielten öfters kleine Zinnoberkristalle. Als Nädelchen konnten sie etwa 1 mm groß werden, gedrungene Kristalle waren kleiner. Uranmineralien kamen in den Gruben westlich der Naab praktisch nicht vor, auf Grube Hermine fand sich selten Torbernit zusammen mit Uranocircit auf weißen Baryttafeln im Stinkspat. Weitere Mineralien werden erwähnt: Siderit, Pyrit.
Hauptförderschacht
- An dieser Stelle mach ich mal einige Angaben zu Schächte und zur Mechanisierung, wobei die Angaben nicht unbedingt auf alle "Großanlagen" zutreffen, aber sie geben ungefähre Richtwerte wieder.
- Die Schächte stehen fast alle im Granit, der Ausbruch ist in der Regel 2 x 4 m. Schachtaus- und einbauten sind, mit Ausnahme des Hermine Schachtes unterhalb 150 m, samt und sonders aus Holz, jeder Schacht hat 2 Förder-Trume mit je 1,5 x 1 m und 1 etwa gleich großes Fahr- und Maschinentrum indem Kabel, Wasser- und Druckluftleitungen mittels Schellen befestigt sind.
- Die Teufarbeiten haben in der Regel die Bergwerke selbst durchgeführt, dabei wurden Leistungen erzielt zwischen 2 bis max. 7 cm betriebsfertiger Schacht je MS, bezogen auf die gesamte Teufbelegschaft einschließlich aller Dienste.
Mechanisierung
- Die Förderung ist gleisgebunden, Spurweite 600 mm. Das Hauwerk wird aus den Abbau- oder Sammelrollen in Hunte (Förderwagen) abgezogen, Kastenabmessung 1,1 x 0,6 x 0,6 m, Inhalt 0,4 m3, Eigengewicht 0,3 t, Nutzlast 0,7 t Hauwerk.
- 1958 wurde von den Siemens-Schuckert-Werken eine spezielle Akku-Lok für das Oberpfälzer Flußspat-Revier konstruiert, Typenbezeichnung GA-1Ao-2-4/1, und seitdem 12mal für den Oberpfälzer Flußspat-Bergbau gebaut. Diese Sonderanfertigung war notwendig aufgrund der verhältnismäßig geringen Bodenfläche der Förderkörbe. Die Lok hat die Abmessungen: L = 1,25 m, B = 0,78 m, H = 1,00 m. Die Betriebsspannung ist 36 V, der Motor nimmt 3,5 kW auf, Eigengewicht 1,5 t. Die Lok ist amtlich für 10 Wagen Zuglast zugelassen, eine Lok leistet bei entsprechendem Bedarf bis 50 Nutz-t-km per Schicht.
- In der Regel sind 2 Fördertrume in den Schächten mit Korb und Gegenkorb bei Doppeltrommel-Fördermaschine. Die Körbe verfügen über 1 Tragboden, L = 1,3 m, B = 0,85 m. Die Fördermaschinen sind alle von der Firma Wolff in Essen hergestellt. Die Trommeldurchmesser sind zwischen 1,5 bis 1,7 m, Geschwindigkeit 2 bzw. 3 m/s. Bis zu 200 Förderspiele pro Schicht sind möglich.
Geleucht
- Die untertägige Lichtquelle des Bergmann's war die Karbidlampe. Auf den Gruben im Wölsendorfer Revier kamen davon verschiedene Typen und von verschiedenen Herstellern zum Einsatz. Auf Grube Marienschacht und Grube Hermine kam ab circa 1977/78 auch eine englische Karbidlampe zum Einsatz, die durch ihre typische bläuliche Farbe sofort auffiel.
Stillegung
- Zum Gedenken an die Stillegung der Grube Hermine wurde an die Belegschaft eine streng limitierte Zinnplakette ausgehändigt. Der Prägerohling wurde anschließend im stillgelegten Hermineschacht geworfen.
- Anläßlich der Stillegung der Grube Hermine, der letzten Grube im Wölsendorfer Flußspatrevier, hat die IGBE Amberg einen streng limitierten Steinzeug-Bierkrug zur Erinnerung herausgebracht.
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