Vorwort
Der Bereich der "Roith" weist als Ausdruck einer ausgeprägten Spezialtektonik ein ganzes System von meist weniger großen Flußspatgängen auf, die einen alten, zwischendurch aufgegebenen und immer wieder aufgenommenen privatwirtschaftlichen "Raubbau" gesehen haben, bis sie zusammengefasst und in dem Komplex der "Vereinigten Flußspatgruben Stulln" rentabler geworden sind, nicht zuletzt wegen einer großen, neugebauten, für diese Flußspat-Qualitäten notwenidigen Flotationsanlage.
Die hier beschriebene Grube Erna baute laut Flurkarten von 1837 / 1840 auf den Plannummern 700, 706, 707, 709, 710, 711, 712, 713, 714, 715, 716, 717, 723, 726, 727, 728, 729, 730, 732, 733, 734, 746, 747, 748, 749, 750, 750 1/2, 752, 753 und 762 im Gemeindebereich Stulln und auf den Plannummern 904, 905, 920, 921, 922, 924 und 939 im Gemeindebereich Brensdorf. Ob die Aufzählung vollständig ist muss offen bleiben, da nach 1900 Plannummern geteilt ( wie z.B. 750 1/2) wurden.
Hinweis zum Betrieb
Folgende Gruben waren im Baufeld vor der Grube Erna tätig:
Bauergrube, Grube Brünnelberg, Grube Ernst und Grube Ernst & August, Grube Flierl, Grube Fortuna, Grube Mandl, Grube Naaf, Grube Nast, Roithgrube, Grube Ruland, Grube Stollengang, Grube Stullner Berg I, Grube Stullner Berg II, Grube Tiefes Tal, Grube Wolfstrath, Grube Zimmermann I, Grube Zimmermann II, Grube Eberhard (evtl. I + II) und Grube Anna.
Ein geschichtlicher Abriss zur Grube Erna
- 1922 erwerben die "Süddeutsche Flußspatwerke GmbH", Nabburg das Ausbeuterecht der PlanNr. 706 vom Bauer Xaver Wilhelm in Stulln und suchen hier nach Flußspat unter Grube Stullner Berg II. Dies war der Ansatz für die Entwicklung des Bergbaus auf dem später so genannten Erna-Gang.
- 1929 kommen die "Süddeutsche Flußspatwerke GmbH", Nabburg infolge der schlechten Absatzlage in Zahlungsschwierigkeiten, der Betrieb wird stillgelegt und Konkurs angemeldet.
- 1933 erwirbt Eduard Montag, der letzte Betriebsleiter der Süddeutschen Flußspatwerke, aus der Konkursmasse von die Firma "Süddeutschen Flußspatwerke GmbH" den Untersuchungsbetrieb auf PlanNr. 706. Eduard Montag kauft einen 25 PS Dieselmotor und einen Kompressor und teuft einen Schacht bis auf 70 m ab und beginnt mit der Flußspatförderung. Die Grube bekam den Namen seiner Frau "Erna".
- 1934 errichtet Montag auch eine Flußspatwäsche
- 1937 erklärte Generaloberst Göring das die Flußspatvorräte in der Oberpfalz die Grundlage für einen leistungsfähigen Flußspatbergbau abgeben und das würde die Errichtung von zwei neuen Aufbereitungsanlagen in der Gegend von Schwarzenfeld notwendig machen. Davon wurde dann schließlich eine neue Aufbereitung gebaut. Anlaß für dieses Engagement des Reiches, vertreten durch das Oberkommando des Heeres, waren die Neuorientierung der Kriegwirtschaft und eine damit verbundene, konsequent betriebene Rohstoffsicherung.
- 1940 wird die Firma Riedel de Haen in Hannover von der Reichsregierung beauftragt, die Flußspatgruben im Raum Wölsendorf, Stulln und Lissenthan zu erwerben um damit eine Grundlage für die geplante Flußsäurefabrik zu erstellen. Riedel de Haen erwirbt Anfang 1940 die "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Köln-Lissenthan die in "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Nabburg umbenannt wird. Betriebsführer ist Heinrich Kocher in Wölsendorf. Weitere Aufkäufe im gleichen und in späteren Jahren vergrößern das Grubenfeld um ein vielfaches um so eine völlig neue Zentralschachtanlage aufbauen zu können. In Sichtweite sollte weiterhin am Stullner Berg eine Zentralaufbereitung völlig neu aufgebaut werden, die auch den Spat der umliegenden Gruben, u.a. Gisela und Hermine, aufbereiten sollte.
- Das Oberpfälzer Flußspatrevier hatte nach einem Gutachten die größten Mineralreserven innerhalb des damaligen Reichsgebietes. Deshalb sollten hier neue Lagerstätten aufgeschlossen, aber auch Anlagen für die Rohstoffanreicherung und die Herstellung von Flußsäure und Fluoriden, eben eine chemische Fabrik, errichtet werden. Die steigende Nachfrage nach diesem Mineral erklärte sich aus seiner Bedeutung für die enorm wachsende Stahl- und Aluminiumproduktion zu Rüstungszwecken. Ein wichtiger Grund bei der Standortentscheidung war damals aber auch die Lage in der Reichsmitte, weit ab für feindliche Flieger aus dem Westen.
- Anfang 1940 verkauft Eduard Montag die Grube Erna mit allen Ausbeuterechten an die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Nabburg. Der bereits zum Teil bestehende Erna Schacht wurde als Betriebsschwerpunkt gewählt, weil er der vorgesehenen neuen Zentralaufbereitung am nächsten lag. Daraufhin wird die Flußspatgewinnung im Ernaschacht eingestellt und die Grube an die Überlandleitung der Oberpfalzwerke angeschlossen. Mit dem Neuaufbau der Grube Erna wird noch im gleichen Jahr begonnen.
- 1941 finden am Stullner Berg Erdarbeiten mit russischen Kriegsgefangenen statt um einen neuen Förderturm für die Grube Erna aufstellen zu können, auch die ersten Arbeiten zum Aufbau der neuen Zentralaufbereitung werden in Angriff genommen.
- 1941/42 wird mit dem Bau der Flußsäureanlage in der Nähe von Stulln, auf Brensdorfer Fluren, im "Haberstroh", durch die Firma Riedel & Co., eine Tochterfirma von Riedel de Haen, von der auch die Technologie stammt, begonnen. Dazu gab es auf dem Werksgelände im Februar 1942 eine Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbürg. 200 russische Kriegsgefangene und 40 Strafgefangene arbeiteten unter SS-Bewachung, die in einem Holzbarackenlager mit dem Namen "Waldfreiden" untergebracht waren. Am Bau waren auch tschechische Zivilarbeiter beteiligt, die allerdings nicht unter Bewachung standen. Insgesamt sollen 2.500 Menschen bei den Aufbauarbeiten beschäftigt gewesen sein. Im gleichen Zeitraum wird der alte Ernaschacht vom Profil her vergrößert ( = doppeltrümmiger Förderschacht ) und bis auf 110 m Teufe niedergebracht. Der Erna-Gang wird auf der 45, 70 und 110 m Sohle untersucht, der Flußspatgang auf den einzelnen Sohlen angeschlagen, im Streichen aufgefahren und zum Abbau vorgerichtet.
- um 1942 Aufbau Holzfördergerüst, Herstellung Hochbrück vom Schacht zum Stullner Berg und Hochbrücke vom Stullner Berg zur Zentralaufbereitung. Fördermaschine wird aufgestellt.
- 1942 am 27. Juni wird für den übertägigen Rangierbetrieb eine Deutz Kleinlok ausgeliefert. Fabriknummer:36886, Baujahr:1942, Typ: A6M517 F, Achsfolge B-dh, Spurweite: 1435 mm, Auslieferungsvermerk: Auslieferung an Vereinigte Flußspatgruben, Stulln/Bayerische Ostmark. Die Lok befindet sich heute im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen.
- 1943 erwerb der Grube Anna. Hier Fördereinstellung. Auf der 45 m Sohle von Grube Erna wird eine Verbindung hergestellt. Später Nutzung als Wetter- Material- Seilfahrtschacht.
- 1943/44 wird ein Fahrweg mit Wendekreisel und Materialbunker oberhalb des Stullner Berges bzw. der Grube Erna hergestellt.
- Anfang 1944 wird die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Nabburg aufgelöst und in die Firma "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Stulln ( = VFG-Stulln ) eingegliedert. Geschäftsführer der "VFG Stulln" wird Dipl. Ing. Ernst Grüter in Nabburg, Betriebsleiter des Grubenbetriebes wird Dipl. Ing. Robert Kocher.
- Ende 1944 läuft die damals modernste Flußspataufbereitung Deutschlands ( Kapazität 15.000 t/a Konzentrat ) auf dem Betriebsgelände Erna an.
- Bis 1945 wurden 16,6 Millionen Reichsmark aus Reichsmitteln in die Stullner Anlagen und die Flußspatförderung investiert. In den Kriegsjahren wurden die Gruben Erna, Hermine und Gisela großzügig entwickelt und aufgeschlossen, eine Förderung gab es aus diesen Gruben nicht, dafür wurden die Gruben Johannesschacht, Marienschacht, Roland, Erika und Cäcilia sehr stark zur Förderung herangezogen. Das Kriegsende brachte auch den Flußspatbergbau auf diesen Anlagen zum Erliegen.
1945 im Mai soffen sämtliche Schächte und Untertageanlagen durch Bombenangriffe auf das Stromnetz der Oberpfalzwerke, das die Stullner Gegend versorgte und einen Stromausfall zur Folge hatte, ab. Hinweislich sei erwähnt, dass im gesamten 2. Weltkrieg nicht eine Grube in der Stullner Gegend Ziel alliierter Angriffe war. Die Flußsäurefabrik ( Kapazität 6.000 t/a HF ) mit allen notwendigen Zubehör ( Spatlager, Trocknung, Kälteanlagen, Säure-Tank-Anlage, Eisenbahnanlagen, Kesselhaus, Werkstätten, Magazine, Labors, große Wasseraufbereitung, Verwaltungsgebäude, Sozialgebäude etc. ) stand neu und fertig da, war aber noch nicht in Betrieb genommen worden.
- Hinweis: RAD-Lager - Kriegsgefangene bekamen auf dem Weg vom RAD-Lager zur Grube Erna von der Bevölkerung oft Verpflegung zugesteckt die Grubenbetriebsleiter Dipl. Ing. Robert Kocher ihnen wieder weg nahm. Bei Kriegsende fand man Robert Kocher in Schwarzenfeld erschlagen auf.
- 1946 wird die Grube leergepumpt und für die Flußspatförderung hergerichtet. Die eben fertig gestellte Flußsäureanlage fiel unter das Reparationsgesetz der Alliierten, die Anlagen wurden demontiert, auf Eisenbahnwaggons verladen und Jugoslawien zugesprochen.
- 1947/48 läuft die Flußspatförderung an, gleichzeitig wird die Zentralaufbereitung und die Flotation in Betrieb genommen. Große Mengen Konzentrat wurden in die USA exportiert.
- 1950 konnte mit den Überschüssen aus dem Bergbau die nach Kriegsende demontierte Flußsäure-Anlage der VFG-Stulln, alliierte Gesetze verboten zunächst die Fluorindustrie, wieder neu aufgebaut und in Betrieb genommen werden.
- 1952 fand der Abbau in beiden Hauptgängen, Erna und Anna, auf mehreren Sohlen statt, wobei bereits in den 50iger Jahren nur wenige noch der Förderung dienten. Auf den Erna-Gang selbst gab es sogar nur noch vereinzelte Rest Abbaue.
- 1953 wird der Ernaschacht bis auf 142,3 m tiefer geteuft und eine 140 m Sohle angeschlagen. Vorhandene Sohlen jetzt: 45 m, 70 m, 110 m u. 140 m.
- 1958 Grubenbetriebsleitung: Dipl.-Berging. Horst Krummhaar, Stulln. Betriebsleitung: Franz Rößler und Josef Schrehard.
- 1960 übernimmt Dipl.Ing. Ernst Grüter, Nabburg die Geschäftsführung jetzt als Direktor. Dipl.-Berging. Karl Weiss, Stulln übernimmt die Grubenbetriebsleitung aller Gruben. Auf Grube Erna scheidet Franz Rößler als Betriebsleiter aus, Josef Schrehard übernimmt jetzt die alleinige Betriebsführung.
- Ende 1962 war es geboten, zur Sicherung der "VFG", Stulln und ihrer Weiterentwicklung sie einem wirtschaftlich starken Unternehmen anzuschließen. Das Bundesschatzministerium übereignete die "VFG" aus dem Nachlaß des Deutschen Reiches an die "Vereinigte Aluminiumwerke", mit Sitz in Bonn, eine Tochtergesellschaft des bundeseigenen "VIAG", vornehmlich unter dem Aspekt einer gesicherten Versorgung mit dem Grundstoff Fluor für deren Aluminiumhütten. Damit waren die Weichen für eine zukunftsorientierte Entwicklung gestellt. Die "VAW" investierte vorerst einmal großzügig in Stulln, u.a. in neue Flußsäureanlagen und noch im gleichen Jahr wurde die Produktion von Aluminiumfluorid aufgenommen.
- 1964 erfolgt die Aufnahme und der Vertrieb von Hebel-Gasbeton-Baustoffen.
- 1965 stieß man im Bereich des ehemaligen Anna - I - Ganges auf einen circa 1 x 1,5 m Schacht von 26 m Teufe, der mit Schlägel und Eisen in den Berg gehauen wurde. Dieser Schacht wurde ab 1965 dann Agricola-Schacht genannt.
- 1970 konnte durch die Schließung der vielen Gruben im Wölsendorfer Flußspatrevier der steigende Bedarf der Flußsäurefabrik und der Aluminiumfluorid - Anlage mit Flußspat - Konzentrat zunehmend weniger abgedeckt werden. Daher lief in diesem Jahr der Import von gutem Rohmaterial aus China und Frankreich an, der im Laufe der Jahre immer weiter gesteigert wurde. Im gleichen Jahr wird als Besitzer nicht mehr die "Vereinigte Flußspatgruben GmbH", Stulln genannt, sondern jetzt die "VAW Flußspat-Chemie GmbH", Stulln.
- 1978 fand bei der "VAW Flußspat-Chemie GmbH" unter Federführung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern eine Besprechung über den Verbleib etwaiger dort am Ende des 2. Weltkrieges noch vorhanden gewesener Giftkampfstoffe statt. Die zeitweise gelagerten Mengen an Fluoritrichlorid wurden - nach Darlegung der früheren und jetzigen Geschäftsleitung - jeweils unter Einschaltung der zuständigen staatlichen Stellen ordnungsgemäß beseitigt. In den Bergwerken des Unternehmens waren zu keinem Zeitpunkt chemische Kampfstoffe oder sonstige gefährliche Chemiekalien eingelagert.
- Im gleichen Jahr wird darüber berichtet, daß die wirtschaftliche Lage im Flußspatbergbau sehr angespannt ist. Nach Auskunft der "VAW Flußspat-Chemie GmbH" war das aus der eigenen Rohspatförderung gewonnene Konzentrat um 20 bis 40 DM je Tonne teuerer als das auf Basis von Fremdspat gewonnene Konzentrat.
- Aus diesem Grunde blieb die Grube Erna während des GESAMTEN Jahres 1978 GESTUNDET und aufgrund der HOHEN Gestehungskosten wurde
- 1979 am 30. Juni der Betrieb der Grube Marienschacht eingestellt und umgehend mit den Stillegungsarbeiten begonnen.
- 1981 am 15. November wurde die Grube Erna durch ein Ereignis auf dem Betriebsgelände ( Tageseinbruch größeren Ausmaßes )vorzeitig und unvorhergesehen, einige Tage früher als geplant ( geplant war der 30.11.1981 ), stillgelegt.
- 1987 am 27. Mai stellte die Grube Hermine, wegen Erschöpfung der Lagerstätte, als letzte Grube im Wölsendorfer Flußspatrevier ihre Förderung ein.
- 1987 am 07. August wird der Betrieb in der Zentralaufbereitung eingestellt.
- 1988 am 30. September vollzog sich der offizielle Schlußakt im Oberpfälzer Flußspatbergbau. An diesem Tag waren die Schließungsarbeiten, wie Sicherung der Schächte, der zutage gehenden Grubenbaue, Bereinigung der Pingen, Rekultivierungsmaßnahmen, Schleifen nicht mehr benötigter Anlagen beendet. Diese Arbeiten wurden durch eine Restmannschaft erledigt.
Situation in den letzten Jahren
1988 am 13. August wird in der Tageszeitung berichtet, dass Überlegungen im Gange sind, ob und in welchem Umfang die Geschichte des Oberpfälzer Flußspatbergbaus der Nachwelt erhalten werden kann. Die Aufbereitungsanlage und der Förderschacht der Grube Erna und die Förderanlage der Grube Hermine würden sich als eine Art Montandenkmal bestens eignen. Diskutiert wird gegenwärtig, wer die Trägerschaft über das geplante Vorhaben übernimmt.
- Hinweis dazu: Die Kostenfrage führte letztendlich dazu, dass es bei Überlegungen geblieben ist und das Teile der Anlage der Grube Erna im Laufe der Jahre, weil aus Holz gebaut, vermoderten.
- 2003 im Juni sind die über Tage Betriebsanlagen der Grube Erna noch weitestgehend erhalten und noch in einem relativ guten Zustand, teils werden sie anderweitig gewerblich genutzt. Das Holzfördergerüst über dem Schacht Erna ist ebenfalls noch vorhanden. Die Anlagen der Aufbereitung wurden überwiegend verschrottet.
- 2009 am 23. September wurde bei einem Ortstermin des Bergamtes Bayreuth, des Landratsamtes Schwandorf und der Gemeinde Stulln festgestellt, dass die Schachtfüße und auch weitere Stützelemente des hölzernen Förderturms mittlerweile so stark geschädigt sind, dass dieser fast 70 Jahre alte und 18 m hohe Turm nicht mehr ausreichend standsicher ist und als akut einsturzgefährdet bewertet werden muss. Ein Statiker empfahl zur Stabilisierung des Turms, um Anwohner eines benachbarten ehemaligen Betriebsleiterhauses, in dessen Bereich auch Kinder spielen, Sofortmaßnahmen zu ergreifen.
- 2009 am 19. Oktober hat das Landratsamt mit Bescheid die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis für den Abbruch des Förderturms erteilt.
- 2009 am 27.Oktober wurde von mir am Wendekreisel folgende neue Situation vorgefunden: Die im inneren Bereich des Wendekreisels vorhandene, kleine, flache Halde wurde eingeebnet und das Material südlich die Böschung hinunter geschoben, sodass die Reste von dem Materialbunker, die Reste der davorliegenden Gleisanlage und die für die Gleisanlage angelegte tiefe Mulde verschwunden sind. Der Rangierstollen für die Feldbahnlok, unterhalb des Materialbunkers, wurde dabei ebenfalls verschlossen. Die Rampe selber, die teils aus Stahlstreben bestand wurde entfernt.
- 2009 am 16. November rückten die ersten Maschinen zum Abbruch des Förderschachtes an.
- 2009 am 30. November ist der Ernaschacht, vermutlich das vorletzte Holzfördergerüst Deutschlands, bereits abgerissen. Wegen noch ungeklärter Besitzverhältnisse kann die Hochbrücke zwischen Stullner Berg und Zentralaufbereitung derzeit noch nicht abgerissen werden.
- 2012, im Oktober, wurde dann schließlich auch die Hochbrücke abgerissen ... was blieb ? ... Erinnerungen, mehr nicht, denn im Jahre
- 2013, im November, ist das Besucherbergwerk Kocherstollen wegen eines Stolleneinbruchs und des Nichtverlängerns des Pachtvertrages für das Grundstück geschlossen worden, das Besucherbergwerk Reichart-Schacht mit dem umgesetzten Fördergerüst und der Fördermaschine der Grube Hermine aus Kostengründen, wegen der hohen Pumpkosten zur Wasserhebung, und weil es sich im Privatbesitz befindet, daher keine weiteren Investitionen der Gemeinde Stulln rechtfertigen, abgesoffen. Was bleibt noch ? ... Ruinen von Grube Cäcilia, die ebenfalls abgerissen werden sollen und die Zentralaufbereitungsanlage der Grube Erna
- ... und die vielen Gräber von verunglückten, durch Staub zerfressenen Lungen Krebskrank gewordenen Bergleuten, die ihr Leben für den Aufschwung der Gemeinden und zum Wohle der Bewohner gelassen haben, an dieser Stelle von mir aber in stiller Andacht nicht vergessen wurden. Glück Auf !!
Die Lagerstätte
- Hinweis vorweg: Zur Zeit ist mir kein öffentlicher Plan bekannt wo alle Flußspatgänge der Grube Erna richtig eingezeichnet sind. Die hier abgebildete Übersichtskarte wurde von mir aufgrund von mehreren eigenen Begehungen und in Zusammenhang der mir vorhandenen Karten und Grubenrisse erstellt.
- 1952 schreibt Horst cand. Geol. Riedel folgendes zu den Gängen (Textpassagen wurden gekürzt und zusammen gefaßt): Auf Grube Erna sind m wesentlichen die Gänge Erna und Anna, die zunächst variscisch, dann O--W bis hercynisch verlaufen. Der Pingenverlauf deutet auf diese halbkreisförmige Anlage hin, der Untertagebau ist diesem jedoch noch nicht gefolgt, da eine im Ostteil auftretende langanhaltende Vertaubung die Wirtschaftlichkeit des weiteren Auffahrens gefährdet. Der Eberhard-Gang zweigt vom Anna-Gang nach NO ab und ein N-S-Gang, geringmächtig und oft auskeilend, verläuft zwischen Erna- und Anna-Gang. Der Anna-Gang wird mit einer wechselnden Mächtigkeit von 0,40 - 1,50 m angegeben, der an seinem westlichen Ende eine 1,50 m breite Spatzone bildet, die aber wegen der Gemarkungsgrenze nicht weiter verfolgt werden kann. 28 m über der 70 m Sohle lagert tertiärer Schwimmsand, gegen den ein 10 m hoher Deckel stehen gelassen werden muß, es sei denn, man könnte eine <# id=1363828814,r,w350 #> Entwässerung des Schwimmsandes möglich machen. Der circa 1250 m lange Anna-Gang verläuft ( auf der 110 m Sohle beobachtet ) in drei Abschnitten, einem O--W streichenden, einem mittleren hercynisch und wieder einem O--W streichenden östlichen Abschnitt. Eigenartigerweise setzt der Flußspat bis auf eine schmale Führung und einzelnen Schmitzen in dem mittleren Teil aus. Es handelt sich offenbar um eine Flexur, nicht um eine Verwerfung. Nach Wiedereinsetzen des Spates im dritten Teil endet der Gang in einer typischen Vertaubung, die sich auf der 45 m Sohle auch, aber weiter ostwärts gezeigt hat. An seinem östlichen Knick, von der hercynischen in die O--W Richtung, trümert ein jetzt verfolgter kleiner Gang ab. Eine reine, kompakte Gangfüllung findet man im ganzen Stullner Gangrevier nicht, ebensowenig wie man von einem bestimmten Gang sprechen kann, als vielmehr von einem verzweigten Gangsystem mit Parallel- und Fiederspalten. In disem System freilich ist der Anna-Gang eine Hauptkluftanlage.
- in den folgenden Jahren gibt es zu den Gängen immer wieder Beschreibungen, alle hier zu nennen würde den Rahmen sprengen.
- Die Grube Erna baute auf folgende Gänge: Erna, Anna I, Anna I - Ostgang, Anna II, Nord-Süd-Gang(Gänge), Stollengang I-III, Eberhard I-III, Ernst und Ernst & August und im Südosten wird noch ein Roland-Gang genannt, würde man diesen verlängern kommt man im Bereich des Flußspatgangverlaufs der Grube Roland aus.
- Der ertragreichste Gang ist der Anna I Gang mit 1.200 m bauwürdigem Streichen. Typisch für die Gänge im Stullner Berg ist die relativ geringe Teufen-Erstreckung: Gänge bzw. wesentliche Gangteile reichen nur etwa zwischen 40 bis 60 Meter in die Teufe, die 140 m Sohle der Grube Erna, die alle diese Gänge bergbaumäßig zusammenfaßt, erschließt denn auch nur mehr bedingt bauwürdige Gangzonen.
Mineralogie
- 1952 schreibt Horst cand. Geol. Riedel dazu folgendes (Textpassagen wurden gekürzt und zusammen gefaßt): Der Anna-Gang besteht fast durchweg, besonders nach der Teufe, aus festem Stinkspat bis dunkelblauem bis -grünem Flußspat und sehr wenig Schwerspat,wobei auffallend ist, daß der westliche Abschnitt blauen bis dunkelgrünen Flußspat und der östliche Abschnitt Stinkspat führt.
Eine Besonderheit stellt die Füllung des vertaubten Gangstückes dar. Sie besteht aus einem nassen, locker verkitteten, porös ausgelaugten braun-gelb gefärbten Quarz mit "Bimssteincharakter", der keinen Fluß- und Schwerspat mehr führt. In dem kleinen Gang, der vom Anna-Gang an seinem östlichen Knick, von der hercynischen in die O--W Richtung, abtrümert, ist dessen Füllung circa 40 cm violetter Stinkspat, der von lockeren Zerreibungsprodukten des Nebengesteins (meist Letten) bänderartig durchzogen ist. Es ist hier wahrscheinlich, daß jüngere Längsbewegungen den Spat durchsetzten. An breiteren Stellen zwischen den Lettenstreifen ist sogar grüner Säurespat regelmäßig zu beobachten. Im Erna-Gang ist nicht unreiner, dunkel- bis hellgrüner Flußspat zu finden der sich fast ausschließlich als ein bis auf Zentimeter große Stücke zerknitterter Spat, stark mit Letten durchmischt. Schwerspat ist auf beiden Gängen vorhanden, aber ständig mit Flußspat verwachsen und nicht in einem eigenen Streifen auftretend. Ausgebildete Kristalle fanden sich fast nur auf dem Anna-Gang und auch dann nur in relativ geringer Größe. Bemerkenswert sind Pseudomorphosen von Flußspat nach Kalkspat. Meist sind es deutlich entwickelte Rhomboeder, auf dessen Flächen das vizinale Skalenoeder hin und wieder durch Streifungssystem angedeutet ist. Daneben deutliche Pseudomorphosen nach dem Skalenoeder. Als Füllung dieser Kalkspat-Formen tritt regellos dunkelvioletter bis grüner Flußspat auf. Die Kalkspatkristallform wurde zuvor von einer dünnen Schicht hornsteinartigen, auch kristallisierten Quarzes überkrustet und so eine Hohlform geschaffen, die entweder mit Flußspat gefüllt wurde oder hohl geblieben ist. Diese Hohlformen (Skalenoeder) ereichen oft beträchliche Größen. Daneben tauchen Pseudomorphosen von Quarz nach Flußspat auf.
- 1957 berichtet Dr. Ernst Otto Teuscher wie folgt: "Zur Mineralisation ist zu sagen, daß die beiden Hauptgänge Erna (21) und Anna (22) vorwiegend grünen bis bläulichen Flußspat führen. Dunkelvioletter Flußspat findet sich bisweilen als Salband-Variante an beiden Rändern der Gangplatte. Baryt kommt als weiteres Mineral vor, untergeordnet auch Calzit; Torbernit und Uranotil wurden im Stinkspat selten beobachtet. Die N--S-Trümer bzw. die Verbindungsspalten zwischen den stärker mineralisierten E--W-Hauptspalten sind mineralogisch einförmiger; sie enthalten meist reinen violetten Flußspat, z.T. etwas Baryt, ihre Radioaktivität ist größer und auch Torbernit bricht auf ihnen reichlicher an als auf den E--W-Gängen. Teile des Erna und Anna Ganges sind radiologisch völlig inaktiv. Im Gegensatz zu den Gruben Cäcilia-Hermine-Erika tritt gelegentlich massiger Calcit auf. Der Gangzug Ernst (27, evtl. mit Paralleltrum) zeichnet sich durch tiefvioletten Flußspat ( radioaktiv ) und sporadisches Auftreten von Uranmineralien aus. Aus dem Eberhard II Gang (25) ist Stinkspat mit intensiver dunkelvioletter Färbung nachgewiesen".
1976 (1958-1960) erwähnt Dr. Wilhelm Bauberger das innerhalb der Zentralzone auch die jüngeren Flußspäte auftreten, wobei diese oftmals sogar überwiegen, und einzelne Gangpartien oder sogar Gänge enthalten praktisch nur helle Flußspatvarietäten ( Ernagang ).
- Erklärung Zentralzone: Durch die verschieden alten Mineralabfolgen ist eine zonare Gliederung des Reviers in der Art gegeben, daß die älteste Abfolge mit Uran und den dunkel gefärten Flußspäten, die zugleich die am höchsten temperierte ist, im wesentlichen auf die Zentralzone um Wölsendorf beschränkt ist. Nach Westen findet die Verbreitung der dunkel gefärbten Flußspäte, der Stinkspat und dem mit diesen verbundenen Uran ihr Ende bei den Gruben Heißer Stein und Gisela.
1967 wird von Dr. Heinz Ziehr, Regensburg, für Grube Erna, mit dem Baufeld der Grube Anna folgende Mineralabfolge ( Formation I, II, IIa, III, IV, V und VI ) genannt:
I
II
- Fluorit I
- Quarz II
- Uranpecherz II
IIa
III
- Fluorit IIa und b
- Quarz IV
- Baryt I
IV
- Fluorit III
- Dolomit II
- Baryt II
V
- Pyrit III, Markasit II, Linneit, Bravoit
- Bleiglanz III
VI
- Dazu werden von Dr. Heinz Ziehr wie folgt Angaben gemacht (es werden hier nur Besonderheiten aufgeführt): Sekundäre Uranmineralien treten in den Uranerz-haltigen Gängen der Grube Erna, mit Baufeld Grube Anna, verhältnismäßig selten auf.
- 1977 wird erwähnt, daß der Fluorit in grünen und blauen Farben auftritt, im Annagang kommt auch violetter Stinkspat vor. Begleiter ist Baryt. Zusammen mit Stinkspat fanden sich Torbernit, Autunit, Uranophan und Kasolit.
- 2000 werden an Uranmineralien Uranocircit und Uranophilit, der kleinste, blassgelbe bis grünlichgelbe Kügelchen in Rissen und auf Kluftflächen des Stinkspates sowie auf angewitterte Pechblende bildet, genannt.
Fundhinweis zu Mineralien
- Sammelwürdige Fluoritstufen waren sehr selten. Fluoritstufen die den Fundort Grube Erna tragen stammen oft NICHT von dieser Grube, Angebote sollten daher kritisch hinterfragt werden, da die Zentralaufbereitungsanlage der Grube Erna von folgenden Gruben mit Rohspat beliefert wurde und zwar über einen Wendekreisel (=Wegschleife) am Stullner Berg:
- ab 1947/48 Grube Hermine und Grube Gisela
- 1951-1954 Grube Merkur, Anlieferung vermutlich über Grube Gisela
- ?? - 1986 Grube Helene, Anlieferung über Grube Hermine
- 1957 - 1961 Grube Roland
- 1963 Stillegung Grube Gisela
- 1954 - 1967 Grube Issigau aus dem Oberfränkischem Flußspatrevier
- 1963 - 1964 Grube Kemlas aus dem Oberfränkischem Flußspatrevier
- 1965 - 1967 Grube Neu Beschert Glück aus dem Oberfränkischem Flußspatrevier
- Hinweis dazu: Die drei letztgenannten Gruben im Oberfränkischem Flußspatrevier gehörten ebenfalls zu die Firma "VEW", Stulln und der geförderte Spat wurde nach Stulln angeliefert.
- 1968 - 1971 Grube Silberbachstollen
- ab 1970 erste Anlieferungen ausländischen Flußspates von China, Frankreich und Afika ( mittels Eisenbahn )
- 1971 - 1974 Grube Kittenrain aus dem Donaustaufer Flußspatrevier
- Hinweis dazu: Die Grube Kittenrain wird von die Firma "Handels- und Finanzierungs-Gesellschaft mbH", Goslar betrieben. Der geförderte Spat wurde bis 1974 in Stulln, im Wölsendorfer Flußspatrevier, durch die Firma "Vereinigte Aluminium Werke" (VAW) aufgekauft, aufbereitet und der in Stulln vorhandenen Flußsäurefabrik zugeführt.
- 1972 - 1975 Grube Diepoltshof
- 1973 - 1979 Grube Marienschacht
- 1981 Stillegung Grube Erna,
- 1987 Stillegung Grube Hermine
Geleucht
Stillegung
Zum Gedenken an die Stillegung der Grube Erna wurde an die Belegschaft eine streng limitierte Zinnplakette ausgehändigt. Der Prägerohling wurde anschließend im stillgelegten Ernaschacht geworfen.
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