Großer Ternickel

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Inmitten des durch den früheren Steinkohlenbergbau bekannten Döhlener Beckens befindet sich in der Nähe von Freital ein relativ unbekanntes kleines Vorkommen von Brochantit. Das Mineral tritt derb (sehr selten kleine Kristalle) im Hornblendeporphyrit auf. Dieses Gestein steht am Fundort in Form einer kleinen ca. 2 m hohen und 3 m breiten Felsklippe an und gehört zum Potschappel-Wilsdruffer Porphyritkomplex. Es ist Teil eines Deckenergusses aus dem Unterrotliegenden. Der Porphyrit führt als auffälligen Bestandteil Hornblende (bis 3 mm lange Nadeln) in einer grauvioletten Grundmasse. Am Fundort ist er tektonisch stark gestört, die Klüfte streichen bevorzugt in Richtung Ost und das Gestein bricht grobstückig.

Brochantit und Limonit kommen ausschließlich als Kluftbeläge vor. Da die Fundstelle am Rand des Landschaftsschutzgebietes "Burgwartsberg" liegt, sind die Sammler zu angemessenem Verhalten aufgerufen. Hier brüten zahlreiche selten gewordene Vogelarten und wachsen botanische Seltenheiten.

Der Fundort befindet sich unweit der Halde des 9. Lichtloches des Elbstollens, der die Zauckeroder Steinkohlengruben entwässerte.

Die Bezeichnung der Lokalität als "Ternickel" ist die abgewandelte bergmännische Bezeichnung von "Dürrer Nickel". Sie stammt noch aus der Bergbauzeit und bezeichnet die armen Kupfererze. Ein gleichartiges Vorkommen befand sich im Plaunschen Grund in der Nähe des Eisenhammers (Freital-Potschappel) und wurde durch einen Stollen, der sogenannten "Kupferhöhle", bergmännisch erschlossen. Auch die Bezeichnung "Grüne Hoffnung" sowie die Bergbauversuche beim Rittergut Potschappel sind als Versuche eines Bergbaus auf Kupfererze zu deuten, deren Betrieb sich aber zu keiner Zeit gelohnt hat.

aus MineralienWelt 5/91, Seite 12

(Anm.: In der Veröffentlichung von M. Hocker (Mineralienwelt 5/1991) ist die Fundstelle mit "Kleiner Ternickel" bezeichnet. Es handelt sich aber mit Sicherheit um den Großen Ternickel. - Jörg N.)

Ergänzung: Das Gebiet des Großen und Kleinen Ternickel ist seit 1994 Flächennaturdenkmal. Die entsprechenden Bestimmungen sind streng einzuhalten !

Literatur

Sehr informative Bergbaumonographie zur Übersicht:

• Reichel, W. S., & Schauer, D. M (2006): Das Döhlener Becken bei Dresden. Geologie und Bergbau. Bergbau in Sachsen, 12, 1-341. https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/12178

Einzelnachweise:

• Schulze, C.F. (1759): Zufällige Gedanken über den Ursprung und über die Nutzung der bey Dresden befindlichen Steinkohlen. Verl. M. Gröll, Dresden.
• Tauber, A. (1799): Mineralogische Beschreibung des Plauischen Grundes bis Tharandt. In: Becker (Hrsg.) Der Plauische Grund bei Dresden. Mit Hinsicht auf die Naturgeschichte und schöne Gartenkunst, 2. Theil, 15-44, Frauenholzische Kunsthandlung, Nürnberg.
• Lindig, E.W. (1830/1831): Zeichnung von dem Königlichen Elbstolln bei Brießnitz und dem von demselben zwischen der Elbe und Zauckerode durchschnittenen Gebirge. Geol. Schnitte im M 1:8.500 bzw. 1:1.700; archiviert: WISMUT GmbH sowie TU Bergakademie Freiberg.
• Rammelsberg, Carl (1838). Ueber die Substanzen, welche mit den Namen Haarsalz und Federalaun bezeichnet werden. Annalen der Physik, 119(2), 399-402.
• Geinitz, H.B. (1856): Geognostische Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen mit besonderer Berücksichtigung des Rothliegenden. Verl. W. Engelmann, Leipzig.
• Zschau, E. F. (1866): Aufzählung der in der Steinkohlenformation des Plauenschen Grundes beobachteten (sechs) Schwefelmetalle. Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden, S.103.via https://digital.slub-dresden.de/werkansicht?id=5363&tx_dlf[id]=14828&tx_dlf[page]=217 : "Herr E. Zschau noch der Schwefelmetalle gedenkt, die in der Steinkohleformation des Plauenschen Grundes beobachtet worden sind, Pyrit, Bleiglanz, Zinkblende, Arsenkies, Kupferkies und Buntkupfererz."
• Groth, P. (1867): Ueber neu gebildete Mineralproducte auf einem brennenden Steinkohlenfelde bei Dresden. Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden, S.68-70. via https://digital.slub-dresden.de/werkansicht?id=5363&tx_dlf[id]=14828&tx_dlf[page]=360
• Frenzel, A. (1874): Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen. Verl. W. Engelmann, Leipzig
• Hausse, R. (1883): Beitrag zur Separatventilation und Resultate von Depressionsmessungen. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, 106-121.
• Hocker, M. (1991). Über ein Brochantit-Vorkommen im Döhlener Becken bei Freital, Sachsen. Min.-Welt, Jg.2, Nr.5, S.12. (Anm.: In der Veröffentlichung von M. Hocker (Mineralienwelt 5/1991) ist die Fundstelle mit "Kleiner Ternickel" bezeichnet. Es handelt sich aber mit Sicherheit um den Großen Ternickel. - Jörg N.)
• Leutwein, F., & Rösler, H.J. (1956). Geochemische Untersuchungen an paläozoischen und mesozoischen Kohlen Mittel-und Ostdeutschlands. Freib. Forschungsh. C 19, 1-196.
• Thalheim, K.; Reichel, W. & Witzke, K. (1991): Die Mineraledes Döhlener Beckens. Schriften des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden 3, 1- 131, Dresden.
• Thalheim, K. & Reichel, W. (1993): Minerale aus dem Döhlener Becken bei Dresden. Lapis 18(5), 34-39.
• Schauer, M. (2000): Aufwältigung und Sanierung des Tiefen Elbstolln abgeschlossen. Dialog, Werkzeitschrift der WISMUT GmbH 29, 16-22.
• Jürgen Dittrich (2020). Die Nutzung des Andesits in der Döhlener Senke. Gestein des Jahres 2020/21 Andesit. Unternehmensverb. Min. Baustoffe e.V. Leipzig. S.72.

im Forum

• https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,52536.msg358085.html
• https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,53014.msg361862.html#msg361862
• https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,55202.0.html
• https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,57297.0.html