Mineralienatlas - Fossilienatlas
Wüste
Sanddünen in der Wüste Namib Die weltgrößten, bis zu 380 m hohen Sanddünen nahe der Salz-Ton-Pfanne Sossusvlei, Wüste Namib, Namibia Copyright: Olivier Peyre; Contribution: Collector Encyclopedia: Geologisches Portrait/Wüste Image: 1483279444 Rating: 10 (votes: 3) License: Creative Commons - Attribution-Noncommercial-Share Alike (CC-BY-NC-SA) V.3.0 |
Sanddünen in der Wüste Namib |
Die weltgrößten, bis zu 380 m hohen Sanddünen nahe der |
Olivier Peyre |
Wüste ist ein relativ unspezifischer Begriff für alle ariden Gebiete. Spezifisch definiert ist eine Wüste eine Region (oder ein Naturgroßraum), in welcher pro Jahr weniger als 250 mm Niederschlag fällt. Die vielleicht wichtigste Charakterisierung einer Wüste ist das Fehlen von Wasser und fruchtbaren Böden sowie meist nur geringfügiger Vegetation. In Wüsten bedeckt die Vegetation weniger als 5 % der Oberfläche. Wüsten müssen nicht unbedingt Gegenden mit heißem Klima sein, da es auch kalte Wüsten gibt. Regionen mit einem Niederschlag pro Jahr von 250-500 mm werden oft als semi-arid bzw. als Halbwüsten bezeichnet. (In der Klimatologie gibt es genauere Begriffe für Wüstenklima, welche jedoch weniger brauchbar für die Geologie sind) Die meisten Wüsten der Erde unterliegen ständiger Veränderung, bedingt durch Hitze, Kälte, Trockenheit, Niederschläge, Wind und letztlich Erosion. Insofern sind alle Wüsten der Welt kaum einer spezifischen bzw. genau definierbaren Art zuzuordnen, sondern in der Regel Gebiete, in welchen alle Arten vorkommen oder sich durch stängig ändernde Witterungsverhältnisse neu bilden.
In kulturhistorischer Hinsicht spielte die Wüste seit der Antike eine wichtige Rolle in der europäischen Historiographie und Literatur. Einerseits symbolisierte die Wüste seit Herodot das Fremde und Andersartige, das sich dem europäischen Zugriff entzog. Andererseits bot die Wüste aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Insbesondere durch die Bibel (Auszug aus Ägypten der Israeliten, Versuchungen Christi) und die spätere hagiographische Literatur (Eremiten) wurde ein Bild der Wüste nach Europa transportiert, das im Kern bis heute fortwirkt. Durch die Domestizierung des Dromedars gelang es dem Menschen, tiefer in die großen Wüsten vorzudringen und zu durchqueren. Dadurch konnte die Wüste zum Lebensraum des Menschen werden, welchen es gelang, diesen Einöden Lebensunterhalt für sich und ihre Tiere abzugewinnen.
Zu den wohl ersten schriftlichen Aufzeichnungen mit detaillierten Beschreibungen von Wüsten gehören die Reiseberichte des Marco Polo (1254-1324), welcher von Venedig aus innerhalb von 24 Jahren durch Zentralasien nach China zahlreiche Wüsten durchquerte. Zu den historischen Zeugissen gehört auch die Niederschrift der Erlebnisse und Abenteuer des arabischen Kaufmanns und Gelehrten Ibn Battuta (1304-1368) im Jahr 1349, welcher im Jahr 1325 zu einer Pilgerfahrt nach Mekka aus seiner Heimatstadt Tanger aufbrach. Er ahnte nicht, dass diese Reise 30 Jahre dauern würde. Er kehrte nicht von Mekka in seine Heimat zurück, sondern reiste mehr als hunderttausend km durch die Arabische Halbinsel, in die Steppen und Wüsten zwischen Kabul und Buchara, nach Indien, China, durch Südostasien und zuguterletzt durch die Sahara nach Timbuktu und an den Niger, eine seiner abenteuerlichsten Reisen, auf welcher er fast verdurstete.
Bis zum 19. Jh. blieben die asiatischen und afrikanischen Wüstengebiete unter islamischem Einfluss, welchen nur sporadisch europäische geistliche Missionare zu brechen versuchten. im Übrigen aber blieben die Wüsten dem Menschen unerfreuliche und lebensbedrohende Gegenden, die es galt, schnellstmöglich zu durchqueren und zu verlassen.
Erst im 19. und frühen 20. Jh. begannen Wissenschaftler (und Militärs), besonders aber eine neue Generation von Abenteurern, die Wüsten der Welt zu studieren und deren Geheimnisse zu erforschen; einerseits im Auffinden alter, untergegangener Kulturen und derer im Sand vergrabenen Relikte, andererseits in der Entdeckung bisher unbekannter Pflanzen und Tiere. Zu den Wüstenexperten dieser "Hochzeit" der Wüsententdeckungen gehören Charles Montague Doughty (Travels in Arabia Deserta (1888), Antoine de Saint-Exupery, der seine Flug- und Wüstenrlebnisse in Wind, Sand and Stars beschrieb sowie Gertrude Bell, welche ausgiebig in der Arabischen Wüste im frühen 20. Jh. reiste und welche als Beraterin der Britischen Regierung in Fragen zur Verhandlungsführung mit Arabern fungierte. Eine weitere weibliche Forscherin war Feya Stark, welche alleine im Mittleren Osten reiste, wobei sie die Türkei, Arabien, Jemen, Syrien, Persien und Afghanistan in über 20 Büchern beschrieb. Zu den kontemporären Naturforschern des 20. Jh. ist der Deutsche Uwe George zu zählen, welcher mehre Jahre in der Wüste lebte und seine Erlebnisse in Wort und Bild im Buch "In den Wüsten dieser Erde" aufzeichnete.
Erst seit vergleichbar kurzer Zeit wurden Wüsten zu Studienobjekten für Geologen und Klimatologen, welche die Naturkräfte, welche zur Bildung der Wüsten beitrugen und auf sie einwirken, erforschen und aus ihren Forschungsergebnissen Rückschlüsse auf zukünftige Entwicklungen auf der Erde ziehen.
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Die Sandwüste wird im Arabischen Erg genannt, in der westlichen Sahara und in der Libyschen Wüste auch Edeyen. Eine Sandwüste ist eine Wüste mit einer Oberfläche, die überwiegend aus Quarzsand besteht, der durch die Bodenerosion einer Kieswüste entstand, oder aus anderen Regionen eingeweht wurde. Sandwüsten nehmen, obwohl sie weithin fälschlich als Synonym für das Phänomen Wüste angesehen werden, nur etwa 20 % der Wüstenflächen der Erde und auch der Sahara ein.
Die Lebensbedingungen in den Sandwüsten sind härter als in anderen Wüsten. Es gibt sie mit und ohne Dünen, die relativ stabil und in ihrem unteren Teil verfestigt sein können wie im südlichen Sandmeer und dort sog. Gassis bilden, oder wie im nördlichen Sandmeer Ägyptens – etwa um Farafra – als Wanderdünen vorkommen in Gestalt von (je nach vorherrschender Windrichtung) Quer-, Längs-, Stern- oder Sicheldünen. Gut befahrbar sind nur verfestigte Sandebenen, ansonsten sind insbesondere Dünenfelder wie der Erg von Bilma auch mit Geländewagen nur mühsam passierbar. Die weltweit größte Sandwüste ist die Rub al-Chali in Arabien und die zweitgrößte ist die Taklamakan.
Als Erg (arabisch عرق, DMG ʿirq ‚Dünenmeer‘), in Westsahara und der Libyschen Wüste auch Edeyen, bezeichnet man große Sandmeere in der Sahara, die in etwa 20 % des Trockenraums der Sahara bedecken. Einige Dünen sind bis zu 300 m hoch und sehr bekannt. Durch den feinen Sand speichern Ergs häufig Wasser, und oft finden sich Brunnen an ihrem Rand. Häufig wird der allgemeine Begriff Wüste mit dem Begriff Erg gleichgesetzt, es sind aber nur 20 Prozent aller Wüsten auf der Erde Ergs. Erg bezeichnet allgemein Sandwüsten. Den größten Teil der Wüstenflächen nimmt die > Hammada (Stein-/Felswüste) mit circa 70 Prozent ein. Die restlichen 10 Prozent bestehen aus Kies (Serir) und gemischten Oberflächen (Reg).
Zu Ergs der Sahara gehören:
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Kieswüsten heißen lediglich in der Westsahara Reg, in der Zentralsahara nennt man sie Serir. Kieswüsten entstehen nach Erosion von Stein- oder Felswüsten (Akkumulation von gröberen Korngrößen durch Ausblasung der feineren Korngrößen) oder durch die Ablagerung von Kies im Vorfeld von Gletschern. Die Oberfläche des Wüstentyps ist mit kleinen Kieselsteinen und wenigen Sandkörnern bedeckt.
Eine weitere Ursache ist ein physikalischer Effekt, den man auch bei gefrier¬getrocknetem Kaffee findet, wo sich, wenn man den Behälter lange genug schüttelt, an der Oberfläche immer größere Partikel ansammeln, da die kleineren viel leichter nach unten rutschen, nur dass dieser Vorgang in der Wüste, wo Feuchtigkeit, Wind und die Temperaturunterschiede für die Bewegung der Sandkörner sorgen, bedeutend langsamer abläuft. Wagenspuren halten sich hier besonders lange. Kieswüsten sind gut passierbar.
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Stein- oder Felswüsten (arabisch: Hammada oder Hamadah (arabisch همادة hammāda, von hāmid / هامد / ‚abgestorben, leblos, erstarrt, erloschen), eine Bezeichnung für Fels- und Steinwüsten, insbesondere innerhalb einer der größten Wüsten der Erde, der Sahara. Fels- und Steinwüsten sind wesentlich verbreiteter als Sandwüsten. Die Sahara besteht zu 70 Prozent aus Hammada.
Die Oberfläche dieses Wüstentyps ist übersät mit dicht blockigem, kantigem Schutt- oder Felsmaterial, angesammelt als Ergebnis der physikalischen Verwitterung und der Auswehung des Feinmaterials. Meist sind es mit Geröll bedeckte Hochflächen. Mit dem Auto kaum passierbar, außer auf alten Karawanenstraßen, die man gewöhnlich wie in anderen Wüstenformen an den Alamat erkennt (kleine Steinpyramiden als Wegzeichen) sowie an den Kamelgerippen, die sie säumen. Auf der Oberfläche der Gesteine findet sich vermehrt Wüstenlack.
Die Hammadas sind nicht mit Sand (Erg) oder Kieseln (Serir) gefüllt, sondern mit kantigen Steinsplittern, die aus pluvialzeitlichen Ebenen gebildet wurden. Die Oberfläche dieses Wüstentyps ist mit blockigem, kantigem Schutt- oder Felsmaterial dicht übersät, das sich als Ergebnis der physikalischen Verwitterung und der Auswehung des Feinmaterials hier angesammelt hat. Im Unterschied zu den locker verteilten Gesteinsbrocken der Hammada bildet die Oberflächenformation des Reg eine aus unterschiedlichen Gesteinsformen und -größen zusammengesetzte geschlossene Schicht.
Wegen der äußerst geringen Wasserreserve im felsigen Untergrund gehören Hammadas zu den lebensfeindlichen Wüstengegenden. Die Vegetation ist wüstengemäß spärlich. Da der Felsuntergrund wasserundurchlässig ist, sind die Wasserabflussraten in Fels- oder Steinwüsten besonders hoch, deshalb ist die Passage der sich durch Hammadas ziehenden Wadis besonders gefährlich.
Die größte Hammada ist die Hammada du Draa in der Westsahara; auch die Hammada al-Hamra in Südlibyen und ein Teil der Syrischen Wüste östlich des Hauran-Gebietes sind Hammadas.
Salzwüste Cono de Arita im Salar de Arizaro, Salta, Argentinien Copyright: Ben Stubbs; Contribution: Collector Image: 1484413580 License: Creative Commons - Attribution-Noncommercial-Share Alike (CC-BY-NC-SA) V.3.0 |
Salzwüste |
Cono de Arita im Salar de Arizaro, Salta, Argentinien |
Ben Stubbs |
Salzwüsten entstehen meist in ariden, abflusslosen Sedimentbecken durch starke Verdunstung. Sehr viele Wüsten des Typs liegen im Iran und Zentralasien. Sie sind schwer passierbar und wegen der Tümpel und Sumpffelder unter der Salzkruste möglichst zu meiden. Das Salz dieser Schotts entstammt den Auswaschungen von aus umgebenden Bergländern heruntergeschwemmten Ablagerungen, die oft reichlich Salz enthalten, wobei es sich in endorheischen (abflusslosen) Senken ansammelte und dicke, stark salzangereicherte Ton- und Lehmflächen entstehen ließ, sog. Salztonebenen (Alkaliflats). Nach Niederschlägen wandelten diese sich zu Salzseen oder Salzsümpfen, die aus einem schlammigen Gemisch aus Ton, Salz und Sand bestehen.
Eine Salztonebene ist ein Sedimentationsgebiet eines intermittierenden Gewässers, bildet sich im Inneren weiter endorheischer Becken in semiariden Gebieten, ist jedoch im Gegensatz zu Sabkhas von Hochgebieten umgeben. Salztonebenen (Playas) sind Ablagerungsgebiete trockenfallender Salzseen.
Je nach Vorkommen haben Salztonebenen unterschiedliche Namen:
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Beispiele für Salztonebenen sind neben Teilbereichen der Etosha-Pfanne und den Makgadikgadi-Salzpfannen in Botswana etwa die nordafrikanischen Schotts (Salzwüsten nennt man in Algerien und Tunesien Schott, in der zentralen und Ostsahara Sebkha, in Libyen Grara) oder der Salar de Uyuni in Bolivien. In den Vereinigten Staaten sind die Great Salt Lake Desert in Utah oder Black Rock Desert in Nevada bekannte Beispiele für Salztonebenen.
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Der Salar de Uyuni in Bolivien liegt auf einer Höhe 3653 m und gehört zu den Landschaften des Altiplano. Er ist mit 10.582 km² der größte Salzsee der Erde. In Zeiten geringer Niederschläge ist er aber eine Salzwüste. Die Salzkruste wurde vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Paläosees Tauca gebildet.
Die Große Salzwüste (englisch Great Salt Lake Desert) bezeichnet eine Region westlich des Großen Salzsees im nördlichen Teil des US-Bundesstaates Utah. Sie entstand im späten Pleistozän infolge Austrocknung des Lake Bonneville – eines prähistorischen Sees, der sich westlich der Rocky Mountains über einen Großteil des Großen Beckens erstreckte und von dem heute der Große Salzsee als größter Rest übrig geblieben ist. (Syn.: Bonneville Salt Flats oder nur Salt Flats)
Die Makgadikgadi-Salzpfannen (engl: Makgadikgadi Pans) sind eine Ansammlung einzelner Salzpfannen im Nordosten Botswanas. Die Makgadikgadi-Pfannen bestehen aus einer Vielzahl größerer und kleinerer Salzpfannen, die im nordöstlichen Bereich der Kalahari südöstlich des Okavangodeltas liegen. Mit einer Ausdehnung über mehr als 8400 km² gelten sie, nach dem Salar de Uyuni in Bolivien und der Großen Salzwüste in Utah, USA, als eine der größten Salzpfannen der Erde.
Der Rann von Kachchh ist ein zeitweise überfluteter Salzsumpf am südlichen Abschnitt der Grenze zwischen Indien und Pakistan. Er umfasst rund 28.000 km², einschließlich des südwestlich gelegenen Kleinen Rann von Kachchh, und liegt größtenteils auf dem Gebiet des Distriktes Kachchh im westindischen Bundesstaat Gujarat, südlich der Wüste Thar. Ursprünglich war der Rann von Kachchh eine Bucht des flachen Arabischen Meeres. Durch Hebung des Meeresbodens wurde diese vom Meer abgeschnitten und es entstand ein riesiger Salzsee. Im Laufe der Zeit verlandete der See zu einem Salzsumpf.
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Etwa neun Prozent der irdischen Landoberfläche liegen unter einem Eisschild, der die eisfreien Kältewüsten begrenzt. 16 % davon entfallen auf das grönländische Inlandeis. Die größte Eiswüste auf der Erde ist die Antarktis, die rund 83 % davon ausmacht. Im antarktischen Inland ist es extrem trocken, da die kalte Luft nur sehr wenig Feuchtigkeit aufnehmen kann. Niederschläge gehen oft an den antarktischen Küsten nieder und erreichen die zentralen Gebiete nicht mehr. Die dort befindlichen Eisdecken erhalten im Jahr oft nur eine hauchdünne Deckschicht von neuem Eis hinzu, weshalb mächtigere Eis-Ansammlungen in Senken oft aus sehr altem Eis bestehen. Selten kommt es durch Verwehungen und Sublimation von Eis zu offenen, eisfreien Wüstenlandschaften, die aus vegetationslosen Frostschuttfeldern oder Felsboden bestehen. Man nennt diese Gebiete „Antarktische Trockentäler“.
Dem geomorphologischen Typ der Eiswüste entspricht der klimatische Begriff der Polarwüsten (siehe unten).
Die Wüsten der Erde können klimatisch in fünf Typen eingeteilt werden, je nach der Ursache für ihre Trockenheit.
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Subtropische Wüsten, auch Passatwüsten oder Wendekreiswüsten genannt, liegen in zwei breiten Bändern die fast die ganze Erde umspannen, bei einer geographischen Breite bis zu etwa 30° beidseits des Erdäquators. Beispiele sind die größten Teile der Sahara und die Kalahari. Sowohl auf der nördlichen als auch auf der südlichen Halbkugel werden die Luftmassen vom Urpassat kommend von den dort häufig auftretenden Hochdruckgebieten zum Absteigen gezwungen. Das erwärmt sie, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit abnimmt und trockene, wolkenlose Klima¬verhältnisse aufkommen. Die Hochdruckgebiete kommen durch die innertropische Konvergenzzone, kurz ITC, zustande. Durch die starke Sonneneinstrahlung über einen großen Winkel wird in der Äquatorregion die Erde besonders stark erwärmt. Ebenso verdunstet viel Wasser. Da es in der Tropopause eine Inversionsschicht gibt, können die Luftmassen nicht weiter aufsteigen. Sie werden nach Norden und Süden abgelenkt. Durch die Kondensation des Wasserdampfes beginnt es zu regnen. In der Wendekreisregion beginnt die abgekühlte Luft, in der keine Feuchtigkeit mehr enthalten ist, abzusinken. Absteigende Luftmassen bewirken stets eine Auflösung der Wolken. In Bodennähe strömt die Luft wieder in die Äquatorregion zurück. Durch die Coriolisablenkung entstehen die Passatwinde.
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Die Küsten- oder Nebelwüste ist ein extremer Wüstentyp im Küstenbereich, der sich in den Tropen und Subtropen unter dem Einfluss eines kalten Meeresstromes entwickelt. Die Trockenheit in diesem Bereich wird verstärkt durch Auftrieb von kaltem Tiefenwasser nahe der Küste. Diese Verstärkung wird durch ablandige Passatwinde hervorgerufen. Küstenwüsten sind bedingt durch die Corioliskraft ausschließlich an den Westseiten von Kontinenten zu finden. Durch die Überlagerung warmer Passat-Luftmassen auf kalte Meeresluft entsteht eine Inversionswetterlage, wodurch die atmosphärische Konvektion und daher die Bildung von Niederschlag verhindert wird. Hingegen kommt es an der entstehenden Dunstschicht an der Unterseite der Inversion zu Nebelbildung, da die Meeresluft sehr feucht ist. Im entsprechenden Küstenstreifen ist eine Küstenwüste dann als Nebelwüste ausgebildet. Weltweit gibt es drei gut entwickelte Fälle dieses Wüstentyps. Die Namib an der Küste von Südwestafrika, die Atacama, an der chilenischen und peruanischen Küste und die Wüste an der Pazifikküste von Niederkalifornien in Mexiko. Einige Grenzfälle existieren an der Nordwestküste von Afrika, auf der östlichsten der Kanarischen Inseln, an der Nordwestküste Australiens und möglicherweise an der Küste von Somalia. ( Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar)
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Regenschattenwüsten sind durch die Gestalt der Erdoberfläche bedingt und werden daher auch Reliefwüsten genannt. Sie treten im Inneren der Kontinente auf, vor allem an hohen Gebirgsketten oder in Beckenlagen. In solchen Regionen fällt nur geringer Niederschlag, weil sie im Regenschatten auf der windabgewandten Seite von Randgebirgen liegen. Die feuchten Luftmassen werden vor den Gebirgen zum Aufsteigen gezwungen. Oben auf der Gebirgskette ist die Luft kühler und kann daher weniger Wasser speichern: Die feuchten, kalten Luftmassen sind zum Abregnen gezwungen. Auf der anderen Seite der Gebirgskette erwärmt sich die Luft insgesamt (aufgrund der feuchtadia¬batischen Abkühlung und der trockenadiabatischen Erwärmung) und die warmen, trockenen Luftmassen sinken. Unten bilden sich aufgrund der Wärme und Trockenheit Wüsten. Typische Regenschattenwüsten sind die Wüsten Juda (Israel), Mojave (USA) und Chihuahua (USA/Mexico).
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Binnenwüsten befinden sich südlich der südlichen oder nördlich der nördlichen Wendekreise. Sie entstehen, wenn sie weit weg vom Meer liegen oder von Gebirgen umgeben sind. Der Regen erreicht die Wüste nicht, da dieser sich vorher abregnet. Kontinentale Binnenwüsten und Regenschattenwüsten werden von manchen Forschern als außertropische Wüsten zusammengefasst. Am bekanntesten sind die vom Meer weit entfernte, fast im Zentrum des eurasischen Kontinents liegende Taklamakan-Wüste, die Wüste Gobi in Chinasowie die Great Basin-Wüste. Das Great Basin (Großes Becken) besteht aus rund 100 Teilbecken oder Tälern, in denen sich zahlreiche Gebirgsinseln befinden. Es wird von steppenhaften Gebieten, Stein- und Sandwüsten, meist trocken liegenden Bach- und Flussläufen, Canyons, Salzseen und -pfannen und einigen kleinen und großen Seen (zum Beispiel Großer Salzsee, Utahsee und Pyramid Lake) geprägt. Im Norden des Großen Beckens verläuft der Humboldt River, der im Westen unter der Flanke der Sierra Nevada in kleinen abflusslosen Seen endet, in denen das Wasser in der Wüstenluft verdunstet.
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Die Polargebiete sind Wüsten. Sie erhalten nur sehr geringe Niederschläge und die Feuchtigkeit liegt meist in gefrorener Form vor, wodurch das Wasser für Pflanzen nicht zur Verfügung steht. Durch die herrschenden extrem niedrigen Temperaturen, ist der Boden gefroren und die Luft sehr trocken. Ein bekanntes Beispiel sind die hyperariden McMurdo – Trockentäler in der Antarktis, die zu den trockensten Gebieten der Erde zählen.
Windwüste Subantarktischer Archipel Kerguelen Copyright: Mario Gonzalves; Contribution: Collector Image: 1484414301 License: Creative Commons - Attribution-Noncommercial-Share Alike (CC-BY-NC-SA) V.3.0 |
Windwüste |
Subantarktischer Archipel Kerguelen |
Mario Gonzalves |
Windwüsten findet man auf subantarktischen Inseln im Südatlantik, südlich des 50. Breitengrades südlicher Breite. In diesem Gebiet ständiger Weststürme, die das ganze Jahr über Nieselregen und Nebel begleiten, können mangels Windschutz keine Bäume gedeihen. Man trifft lediglich Moose, Farne und Flechten an.
Als charakteristisches Beispiel dient der Kerguelen-Archipel, eine subantarktische Inselgruppe im südlichen Indischen Ozean. Der Kerguelen-Archipel ist eine der ältesten Inselgruppen der Welt. Er bildete sich vor etwa 40 mio Jahren aufgrund vulkanischer Aktivität. Der vulkanische Ursprung des Archipels zeigt sich vor allem in den Basalttafeln, die etwa 85 Prozent des Archipels bedecken und teilweise eine Mächtigkeit von 1.000 m erreichen. Erosion durch Wind und Wasser hat hier vielerorts in den Tafelbergen tiefe Talzüge, pyramidenartige Bergkuppen oder Felsnadeln geschaffen.
Die auffälligste Wettererscheinung ist der ständig wehende Wind. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit beträgt ca. 35 km/h, bei Sturm werden Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h erreicht. An etwa 150 Tagen im Jahr herrscht Sturm und an 41 Tagen im Jahr ziehen Orkane über die Inseln.
Halbwüste Halbwueste Wadi Rum, Jordanien Copyright: Stefan Volk; Contribution: Collector Image: 1484414404 License: Creative Commons - Attribution-Noncommercial-Share Alike (CC-BY-NC-SA) V.3.0 |
Halbwüste |
Halbwueste Wadi Rum, Jordanien |
Stefan Volk |
Die Halbwüste stellt eine Landschaftszone dar, die geringfügig feuchter als die echte Wüste, aber immer noch trockener als die Dornsavanne ist. Sie befindet sich meist am Rand (in der Übergangszone) einer solchen „Vollwüste“ – siehe auch Sahelzone.
Edaphische Wüste Edaphische Wüste Islaendisches Hochland Copyright: Andreas Tille; Contribution: Collector Image: 1484414545 License: Creative Commons - Attribution-Noncommercial-Share Alike (CC-BY-NC-SA) V.3.0 |
Edaphische Wüste |
Edaphische Wüste Islaendisches Hochland |
Andreas Tille |
In edaphischen (bodenbedingten) Wüsten werden zugeführte Niederschläge im stark wasserdurchlässigen Boden sehr schnell abgeführt. Wasser kann sich nicht oder nur sehr schlecht im Boden speichern, es fehlt für pflanzliches Wachstum. So bilden die riesigen Schotterflure im Isländischen Hochland trotz erheblicher Niederschlags- und Schmelzwassermengen eine Wüstenlandschaft.
Rang |
Name |
Typ |
Fläche km2 |
Lokation |
1 |
Antarctica |
Eis-Polar |
14.000.000 |
Antarktis |
2 |
Arktis |
Eis-Polar |
13.985.000 |
Alaska, Canada, Grönland, Island, Norwegen, Schweden, Finnland, Russland |
3 |
Sahara |
Sand-Kies-Stein-Subtropisch |
12.300.000 |
Algerien, Chad, Ägypten, Erythrea, Lybien, Mali Niger, Mauretanien, Sudan Marokko, Tunesien, West-Sahara |
4 |
Arabische Wüste |
Sand-Kies-Stein-Subtropisch |
2.330.000 |
Kuwait, Oman, Quatar, Saud-Arabien, Emirate, Yemen |
5 |
Gobi |
Fels-Kies-Halbwüste |
1.000.000 |
Zentralasien (Mongolei und China) |
6 |
Kalahari |
Subtropisch-Halbwüste |
900.000 |
Süfafrika, Angola, Botswana, Namibia |
7 |
Great Victoria Desert |
Subtropisch |
647.000 |
Australien |
8 |
Patagonische Wüste |
Kies-Stein-Kälte |
620.000 |
Argentinien, Chile |
9 |
Syrische Wüste |
Sand-Kies-Subtropisch |
520.000 |
West-Asien (Jordanien, Irak, Syrien) |
10 |
Great Basin Desert |
Kies-Kälte |
492.000 |
USA |
11 |
Chihuahua-Wüste |
Subtropisch |
450.000 |
USA und Mexico |
12 |
Great Sandy Desert |
Sand-Subtropisch |
400.000 |
Australien |
13 |
Karakum |
Kälte-Kies-Stein |
350.000 |
Turkmenistan |
14 |
Colorado Plateau |
Kälte-Stein-Kies |
337.000 |
USA |
15 |
Sonora |
Subtropisch |
310.000 |
USA, Mexico |
16 |
Kyzylkum |
Kälte, Winter |
300.000 |
Zentral-Asien (Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan |
17 |
Taklamakan |
Kälte-Winter-Sand |
270.000 |
China |
18 |
Thar |
Sand-Kies-Subtropisch |
200.000 |
Indien, Pakistan |
19 |
Gibson |
Subtropisch |
156.000 |
Australien |
20 |
Dasht-e-Margo |
Kies-Subtropisch |
150.000 |
Afghanistan |
21 |
Registan |
Kies-Subtropisch |
146.000 |
Afghanistan |
22 |
Simpson |
Kies-Subtropisch |
145.000 |
Australien |
23 |
Atacama |
Küsten-Nebel |
140.000 |
Chile, Peru |
24 |
Mojave |
Subtropisch |
124.000 |
USA |
25 |
Namib |
Küste-Nebel |
81.000 |
Angola, Namibia |
26 |
Dasht-e-Kavir |
Sand-Kies-Subtropisch |
77.000 |
Iran |
27 |
Dasht-e-Lut |
Sand-Kies-Subtropisch |
52.000 |
Iran |
Alle Wüsten der Erde zusammengenommen bedecken etwa ein Fünftel der gesamten Landfläche der Erde, das sind fast 30 Millionen Quadratkilometer. Werden auch die Halbwüsten mit hinzugerechnet, so ergibt sich etwa ein Drittel der Landfläche, also etwas weniger als 50 Millionen Quadratkilometer. Insgesamt bedecken sie knapp 10 % der gesamten Erdoberfläche.
Bodenerosion durch Landwirtschaft Hier: Erosio in einem Kornfeld in den USA Copyright: US Department of Agriculture, Kack Dykingal; Contribution: Collector Image: 1265975059 License: Public Domain |
Bodenerosion durch Landwirtschaft |
Hier: Erosio in einem Kornfeld in den USA |
US Department of Agriculture, Kack Dykingal |
Desertifikation, fortschreitende Wüstenbildung, oder Sahel-Syndrom bezeichnet die Verschlechterung des Bodens in relativ trockenen (ariden, semiariden und trocken subhumiden) Gebieten, die durch unterschiedliche Faktoren einschließlich Klimawandel und menschliche Aktivitäten herbeigeführt wird. Diese Bodendegradation bewirkt die Entstehung bzw. Ausbreitung von Wüsten oder wüstenähnlichen Verhältnissen. Die meist vorgelagerte Entwicklungsstufe der Steppenbildung wird als Versteppung bezeichnet. Der Begriff stammt vom lateinischen desertum facere ab, was übersetzt „wüst machen“ oder auch „verwüsten“ bedeutet. Dabei steht der Begriff im Deutschen meist für die Wüstenbildung anthropogenen Ursprungs im Gegensatz zur natürlichen Wüstenbildung. Voraussetzung hierfür ist der Eingriff des Menschen in das jeweilige Ökosystem
Nach UN-Angaben leiden heute 1,5 Milliarden Menschen an Bodenverschlechterung und Wüstenbildung. Jedes Jahr verliert die Erde dadurch momentan etwa 12 Mio Hektar fruchtbaren Bodens (dies entspricht etwa der Ackerfläche Deutschlands), mit weiter steigender Tendenz. Auf dieser Fläche könnten nach Schätzungen der UN etwa 20 Mio t Getreide angebaut werden. (Quelle: http://www.unccd.int/Lists/SiteDocumentLibrary/WDCD/DLDD%20Facts.pdf)
Daneben spielen aber auch natürliche Schwankungen der Niederschlagsmengen eine Rolle, indem durch Dürreperioden ein Desertifikationsprozess ausgelöst oder verstärkt werden kann.
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Ursachen
Desertifikation kann durch Deflation (Windböen), Denudation (Wasser), Versalzung und Skelettierung fortschreiten. Die wesentlichen Ursachen der Desertifikation beruhen auf menschlichen Handlungen, die Desertifikation ist also anthropogen.
Bodenerosion
Bodenerosion ist durch Wasser und Wind ausgeführte und durch die Tätigkeit des Menschen verursachte übermäßige Abtragung von Böden, die zu Bodenverarmung (Bodendegradation) bis hin zu Bodenzerstörung (Bodendevastierung) führen kann. Im Gegensatz zum geologischen Verständnis der Erosion bezeichnet die Bodenerosion auch flächenhafte Abtragung.
Die Wirkung der Bodenerosion wird durch menschliche Einflüsse verstärkt. Mögliche Faktoren sind die Waldrodung, die Verringerung der bodenbindenden Vegetationsdecke, wie zum Beispiel durch die Flurbereinigung, die Veränderung der Grundwassergegebenheiten (Umweltschäden durch Industrie und Bergbau) und die Versiegelung des Oberbodens. In Hanglagen kann es in Folge zu Erdrutschen kommen, in Ebenen verringert sich die Dicke der fruchtbaren Humusschicht. Fortschreitende Erosion führt zur Versteppung und Desertifikation. Enorme Erosionsprobleme gibt es durch die großflächige Rodung tropischer Wälder in Brasilien, Madagaskar und in Kalimantan, sei es Holzwirtschaft oder die Schaffung von Weideflächen für die Rinderzucht. Fehlen die Wälder, kann der Wasserhaushalt regional empfindlich gestört werden. Verglichen mit den Böden intakter tropischer Regenwälder können die wurzelarmen Böden von Rodungsflächen nur wenig Feuchtigkeit speichern, sie trocknen aus und werden bei starken Regenfällen fortgespült. Es kommt zu Erosion durch oberflächlich abfließendes Wasser. Rodungen und Viehwirtschaft an Hanglagen sind heute für die meisten Erdrutsche verantwortlich.
Freigelegter und umgelagerter Oberboden kann von Wind fortgeweht oder von Regen weggespült werden. Die physikalische Struktur und biochemische Zusammensetzung des Bodens kann sich dadurch verschlechtern. Erosionsrinnen und -risse können entstehen und lebensnotwendige Pflanzennährstoffe von Wind oder Wasser davongetragen werden. Wenn der Grundwasserspiegel aufgrund unangemessener Drainage sowie mangelhafter Bewässerungspraktiken ansteigt, kann der Boden versumpfen oder versalzen. Wird der Boden zudem von Vieh zertrampelt und verdichtet, kann dies zur Folge haben, dass keine Pflanzen mehr wachsen und die Niederschläge nicht in den Boden eindringen können, sondern oberflächlich abfließen. Der Verlust der Vegetationsdecke ist dabei sowohl Folge als auch Ursache der Landdegradation. Bei lockerer Erde können Pflanzen durch Flugsand begraben oder ihre Wurzeln freigelegt werden. Wenn Weideland von zu vielen Tieren bzw. nicht angepassten Tierarten übermäßig beansprucht wird, können traditionelle Futterpflanzen durch übermäßigen Fraß verschwinden.
Verödetes Land kann zu Überschwemmungen, zu einer verringerten Wasserqualität, zu verstärkten Ablagerungen von Sedimenten in Flüssen und Seen sowie zur Verschlammung von Reservoiren und Fahrrinnen führen. Die verursachte vervielfachte Anzahl und Intensität von Sandstürmen führt unter anderem zu Schäden an Maschinen und zu psychischen und gesundheitlichen Belastungen (z.Bsp. Erkrankungen der Atemwege und Allergien). Ein weiterer Aspekt ist, dass die Produktion von Nahrungsmitteln beeinträchtigt wird. Wenn die Desertifikation nicht gestoppt und rückgängig gemacht wird, werden die Erträge an Nahrungsmitteln in vielen betroffenen Gebieten abnehmen
Waldrodung / Entwaldung
Ursachen der Desertifikation Brandrodung zur Gewinnung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen in Mexico Copyright: Jami Dwyer; Contribution: Collector Image: 1490020177 License: Public Domain |
Ursachen der Desertifikation |
Brandrodung zur Gewinnung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen in Mexico |
Jami Dwyer |
Die genauen Konsequenzen der Entwaldung sind abhängig von der nachfolgenden Landnutzungsform. Oft wird auf den entwaldeten Flächen intensive Landwirt- oder Forstwirtschaft in Plantagenform betrieben. In Frage kommt jedoch prinzipiell jede Form einer aus einzelbetrieblicher Sicht rentableren Landnutzung. Zurückbleiben können neben artenarmen anthropogenen Ökosystemen mittel- bis langfristig auch Kahlflächen, die anfällig für wüstenbildende Prozesse sind. Dies kann durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung erfolgen, und auch insbesondere dann, wenn eine nachfolgende Nutzung des Landes nicht geplant ist, also die Entwaldung primär durch die Nutzung des Holzes motiviert war oder, in selteneren Fällen, durch ein natürliches Katastrophenereignis herbeigeführt wurde. Die Wüstenbildung wird auf verbleibenden Kahlflächen durch Erosion eingeleitet.
Versalzung
Ursachen der Desertifikation Versalzung: Zerstörung der Bodenstruktur aufgrund erhöhten Salzgehaltes. Salpeterwüste in Chile, nahe Iquique Copyright: Peter Seroka; Contribution: Collector Image: 1490020312 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Ursachen der Desertifikation |
Versalzung: Zerstörung der Bodenstruktur aufgrund erhöhten Salzgehaltes. Salpeterwüste in Chile, nahe Iquique |
Peter Seroka |
Als Versalzung wird die Anreicherung von wasserlöslichen Salzen im Boden bezeichnet. Zu diesen Salzen zählen Kalium (K), Magnesium (Mg), Kalzium, Chlorid, Sulfat, Karbonat, Bikarbonat und Natrium . Die Anreicherung von Natrium wird auch als Sodifizierung bezeichnet. Salze sind wasserlöslich und werden durch das Wasser transportiert. Wenn das Wasser verdampft, bleiben die Salze zurück. Bei der primären Versalzung kommt es durch natürliche Prozesse zu einer Salzanreicherung, wenn der Salzgehalt im Ausgangsmaterial des Bodens oder im Grundwasser hoch ist. Die sekundäre Versalzung wird vom Menschen verursacht, zum Beispiel durch ungeeignete Bewässerungsverfahren, wie die Verwendung von stark salzhaltigem Wasser und/oder einen unzureichenden Wasserabfluss.
Die Versalzung bewirkt, dass tiefe Bodenschichten undurchlässiger werden und der Boden nicht mehr als Anbaufläche genutzt werden kann. Zu einer vermehrten Anreicherung von Salzen im Boden kann es durch natürliche oder vom Menschen verursachte Faktoren kommen.
Natürliche Faktoren, die sich auf die Versalzung des Bodens auswirken, sind das Klima, das Ausgangsmaterial des Bodens, Bodenbedeckung, Vegetationsart und Topografie sowie umweltbedingte (natürliche) Faktoren, die zu Versalzung oder Sodifizierung führen:
Vom Menschen (anthropogen) verursachte Faktoren, die zu Versalzung oder Sodifizierung führen können:
Die vom Menschen verursachten Faktoren mit dem größten Einfluss sind Bodennutzung, Landwirtschaftssysteme, Bodenbewirtschaftung und die Schädigung des Bodens. Ungeeignete Bewässerungsverfahren (wie die Verwendung von stark salzhaltigem Wasser für Bewässerungszwecke) und ein unzureichender Wasserabfluss führen zur Versalzun
(Quelle: Europäische Kommission Landwirtschaft und ländliche Entwicklung /Agrilife.jrc.ec.europa.eu/documents/DEFactSheet-04.pdf/
http://soco.jrc.ec.europa.eu)
Nach Schätzungen des Millennium Ecosystem Assessment der Vereinten Nationen sind weit über eine Milliarde Menschen und etwa ein Drittel aller landwirtschaftlich nutzbaren Flächen der Erde von Bodendegradation und damit potenziell auch von Desertifikation betroffen. Dies gilt insbesondere für weite Teile Nordafrikas im Bereich der Sahelzone, für Südafrika, Naher Osten und arabische Länder, China und Indien, Australien, Teile Nord- und Südamerikas sowie Südeuropa (besonders Spanien).
Desertifikation verringert die Verfügbarkeit von elementaren Ökosystem-Dienstleistungen und gefährdet die menschliche Sicherheit. Ebenfalls hat sich durch die Desertifikation die Anzahl und Intensität von Sandstürmen in den vergangenen Jahren vervielfacht. Sie stellt daher ein wichtiges Entwicklungshindernis dar, weshalb die Vereinten Nationen das Jahr 2006 zum Internationalen Jahr der Wüsten und Wüstenbildung proklamiert haben.
Der Aralsee war ein großer, abflussloser Salzsee in Zentralasien und zerfiel um die Jahrtausendwende wegen Austrocknung in mehrere Teile: Es bestehen heute der ehemalige Nordteil und der westliche Rest des ehemaligen Südteils sowie weiter südlich der schon früher abgetrennte Aibugirsee. Die seit etwa 1960 zunehmende Austrocknung des Sees stellt weltweit eine der größten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen dar. Mit ursprünglich rund 68.000 Quadratkilometern Ausdehnung war der Aralsee früher der viertgrößte Binnensee der Erde.
Desertifikation Ausgetrockneter und versalzter Aralsee in Kasachstan Copyright: Staecker; Contribution: Collector Image: 1489843599 License: Public Domain |
Desertifikation |
Ausgetrockneter und versalzter Aralsee in Kasachstan |
Staecker |
Die Hauptzuflüsse des Aralsees sind traditionell die Flüsse Amudarja und Syrdarja. Ihnen werden seit der Stalinära (1929–1953) große Wassermengen für die künstliche Bewässerung riesiger Anbauflächen für Baumwolle in Kasachstan und Usbekistan entnommen. Durch den geringeren Zufluss sank seitdem der Wasserspiegel des Sees kontinuierlich. Seit den 1960er Jahren bis 1997 sank der Wasserspiegel um 18 Meter von 53 Meter auf 35 Meter, und die Fläche des Sees ging um 44,3 Prozent zurück auf 29.630 km2. Das Wasservolumen reduzierte sich um 90 Prozent, gleichzeitig Gleichzeitig mit der Austrocknung vervierfachte sich der Salzgehalt des Wasser, was ein Fischsterben mit dem Niedergang von Fischerei nach sich zog. Der ursprüngliche Salzgehalt des Sees lag bei etwa neun Gramm je Liter ; 2003 wurde im Großen Aralsee im westlichen Becken eine durchschnittliche Salinität von mehr als 75 Gramm je Liter gemessen, im östlichen Becken über 150 Gramm pro Liter und war damit gut zweimal bzw. viermal so salzig wie das der Ozeane. Nach dem Rückzug der Wasserlinie bleibt eine Salz- und Staubwüste, die durch jahrzehntelange hohe Einträge an künstlichen Düngemitteln, Herbiziden, Pestiziden und anderen Schadstoffen zudem hoch gesundheitsgefährdend ist. Die Reste des einstigen Aralsees sind der Nördliche Aralsee, der Westliche Aralsee, der zwischen beiden liegende Barsakelmessee und die Wüste Aralkum. Sie liegen innerhalb der Aralo-Kaspischen Senke in einem Becken, dem Tiefland von Turan und gehören zu Kasachstan, zu Usbekistan sowie teils zu beiden Staaten. Aufgrund des kontinentalen Klimas herrschen Halbwüsten- und Wüstenklimate vor.
Sandstürme in China Sandsturm aus der Wüste Gobi über der Stadt Baicheng in Jilin, China Copyright: Ruiz; Contribution: Collector Image: 1490098731 License: Public Domain |
Sandstürme in China |
Sandsturm aus der Wüste Gobi über der Stadt Baicheng in Jilin, China |
Ruiz |
In Peking gibt es jedes Jahr mehrmals Alarm wegen drohender Atemprobleme, wenn ein Sandsturm aus dem Norden Wüstensand mitbringt. Dieses Problem betrifft hauptsächlich den Norden, wo die Grenzen zu den chinesischen Wüsten liegen. Durch die Desertifikation verliert die Volksrepublik jedes Jahr 2.500 km² Fläche (etwa die Fläche des Saarlands). 100 Millionen Menschen werden von der Desertifikation bedroht. Die Durchschnittstemperatur in Peking ist durch die Wüstenhitze bereits um einige Grad Celsius gestiegen. Auch Japan, Nordkorea und Südkorea leiden unter den Sandstürmen aus China, denn sie führen in jenen Ländern zu braunem Regen und zu verstopften Flüssen. Diese Sandstürme, die die Chinesen poetisch auch „gelbe Drachen“ nennen, sind so kräftig, dass bereits an der Westküste der USA Staub aus China gefunden wurde. Die stark steigende Landnutzung überfordert den Boden, da sie ihm Nährstoffe entzieht und das Bodengefüge verändert. Durch Überweidung und Abholzung nimmt der spärliche Pflanzenbewuchs ab, dabei verliert der Boden an Festigkeit bzw. liegt ohne die schützende Pflanzenschicht frei. Mit der Zeit trägt entweder der Niederschlag die oberste Bodenschicht (Humusschicht) ab, oder sie trocknet aus und wird vom Wind abgetragen (Deflation; siehe auch Erosion).Auch die Industrialisierung trägt eine Mitschuld. Bei der Gründung der Volksrepublik 1949 waren noch 8 % der Landesfläche bewaldet. Infolge der Industrialisierung stieg der Bedarf an Brennholz, der durch vermehrte Abholzung gedeckt wurde.Ein weiteres Problem ist der steigende Wasserverbrauch der Industrie, der Landwirtschaft und der wachsenden Bevölkerung.
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Aus dem Jordan wird zur Bewässerung in den großen landwirtschaftlichen Flächen Israels viel zu viel Wasser entnommen, so dass der Meeresspiegel im Toten Meer und im See Genezareth Jahr für Jahr weiter fällt. Die Sahelzone wird immer größer. Die verschiedenen Wüstenarten breiten sich aufgrund der extensiven Bodennutzung immer mehr aus. (http://desertifikation.com/)
Massive Entwaldung bewirkt auf Madagaskar der Organisation „Mongabay“ zufolge Desertifikation, Wasserkrisen und Bodendegradation, die auf etwa 94 % der produktiven Flächen des Landes bemerkbar seien. Die Versorgung mit Trinkwasser, Nahrungsmittel und Feuerholz kann mit dem Bevölkerungsanstieg nicht Schritt halten.
Komplexe Ursachenverflechtung
Die Bekämpfung der Desertifikation gestaltet sich komplex. Übernutzung und Klimavariationen können identische Auswirkungen haben und in Rückkopplungen verbunden sein, was es sehr schwierig macht, die Ursachen für ein Vorrücken der Wüste zu identifizieren, und geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen. Hier kommt der Erforschung der Vergangenheit (historische Desertifikation) eine besondere Rolle zu, da sie eine bessere Unterscheidung zwischen natürlichen und anthropogenen Faktoren ermöglicht
Weiter geht es in Teil 2 der Wüstenthemen