Kammer-Pfeiler-Bau
engl.: Room & Pillar Mining
Ein Verfahren, bei dem Kohle, Erz, Salz, Gips oder Flussspat in weiträumigen Bauen hereingewonnen wird, zwischen denen Pfeiler aus dem zu gewinnenden Material stehen bleiben.
Bei dieser Abbautechnik wird -im Gegensatz zum Streb- auf ein Abstützen der Hohlräume durch Einbauten verzichtet. Es bleiben Pfeiler aus Gestein (bzw. Kohle) stehen, zwischen welchen durch das Herauslösen des Erzes (oder der Kohle) Hohlräume gebildet werden.
Bei diesem Abbauverfahren wird jeder Hohlraum ringsherum von Sicherheitspfeilern eingefasst. Diese Pfeiler dienen quasi als Wände, so dass einzelne Abbaukammern gebildet werden. Die Pfeiler müssen eine bestimmte Stärke haben, damit das Hangende nicht hereinbricht. Das Verfahren ist nur für Lagerstätten mit großer Mächtigkeit geeignet. Der Abbau der Lagerstätte mittels Kammerbau verhindert gefährliche Deformation vom abgebauten Gebirge, außerdem verhindert er Wasserdurchdringung in den abgebauten Hohlraum.
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- 1 Trapezförmiger Pfeiler
- 2 Trapezförmiger Decke eines Pfeilers
- 3 Trapezförmiger Boden eines Pfeilers
- 4 Grubenboden, ca. 80 cm
- 5 Kammerdecke mit Abstützungen aus Holz, ca. 1 m
- 6 Abbauwürdiger Gips
- 7 Stufenförmger Abbau der Gipsblöcke
- 8 Gipsführende Mergel
- 9 Sand
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Je nach Lagerstätte werden unterschiedliche Varianten des Kammerbaus angewendet. Dabei werden je nach Methode die nachgiebigen Pfeiler oder die Stützpfeiler nicht abgebaut. Es gibt auch eine Variante bei der sowohl die nachgiebigen Pfeiler als auch die Stützpfeiler nicht mit abgebaut werden. Eine spezielle Art des Kammerbaus ist der Stockwerksbau.
Der Abbau der Kammern
Der Verhieb kann auf zwei Arten erfolgen, von oben in strossenartiger Bauweise oder von unten in firstenbauartiger Bauweise.
Die strossenartige Bauweise hat den Vorteil, dass die Bergleute nicht unter überhängenden Teilen der Lagerstätte arbeiten müssen. Nachteilig ist jedoch, dass die Bergleute sich immer weiter vom Dach entfernen und somit eine Beobachtung des Gebirges sehr schwierig ist. Dies wirkt sich insbesondere dadurch negativ aus, dass bei fortschreitendem Abbau die Festigkeit bzw. Tragfähigkeit der Firste abnimmt. Der strossenartige Verhieb wird bei unregelmäßigen Gebirgsverhältnissen und steilem Einfallen angewendet, da bei diesem Verfahren die Höhe der Kammer beliebig sein kann. Sobald das Deckgebirge in einer Kammer nicht mehr genügend Tragfähigkeit besitzt, wird der Abbau in der entsprechenden Kammer eingestellt und eine neue Kammer mittels einer Schwebe in Angriff genommen.
Beim Firstenverhieb haben die Hauer stets die Lagerstätte über sich und stehen dabei auf dem hereingewonnenen Haufwerk. Durch das stete Herausarbeiten der Mineralmasse kann das Gebirge sich nicht zerklüften. Dadurch besitzt das Deckgebirge genügend Standfestigkeit und die Gefahren durch überhängende Stöße werden auf ein Minimum reduziert. Aus diesem Grund wird der Firstenverhieb beim Kammerbau bevorzugt.
Größe der Abbaukammer
Die Größe der Abbaukammern ist abhängig von der Größe der Lagerstätte und der Tragfähigkeit des Gebirges. Die größten Abbaukammern entstehen im Steinsalz und im Dachschieferbergbau. Im ungarischen Steinsalzbergbau erreichte eine Abbaukammer eine Höhe von 147 Meter und eine Breite von 47 Meter.
Literatur
- F. Heise, F. Herbst: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin 1908
Etwa die Hälfte der weltweiten Steinkohleförderung entfällt auf diese Technik. Weitere Anwendungen im Flußspatbergbau im Illinois-Revier (USA), im Bleierzbergbau in Marokko sowie die Gipsbergwerke des 18. und 19. Jh. im Pariser Becken.
Ein historisches Beispiel für frühen Kammer-Pfeiler-Bau sind die Schlossberghöhlen im Homburg (Saar), in welchen Sand untertage abgebaut wurde,
Quellangaben / Literatur
- DBT GmbH; 2004; Deutsche Bergbautechnik aus Lünen-eine Erfolgsstory; Handelsblatt (Beilage) v. 1.6.2004
- Heise, F. Herbst, F., 1908; Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus. Erster Band, Verlag von Julius Springer, Berlin
Verfasser
- 1 Trapezförmiger Pfeiler
- 2 Trapezförmiger Decke eines Pfeilers
- 3 Trapezförmiger Boden eines Pfeilers
- 4 Grubenboden, ca. 80 cm
- 5 Kammerdecke mit Abstützungen aus Holz, ca. 1 m
- 6 Abbauwürdiger Gips
- 7 Stufenförmger Abbau der Gipsblöcke
- 8 Gipsführende Mergel
- 9 Sand
Einordnung